Geschichte der Kirche
Organisationen für Junge Männer


„Organisationen für Junge Männer“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Organisationen für Junge Männer“

Organisationen für Junge Männer

Als Elder Heber C. Kimball 1843 in Nauvoo mit einigen jungen Leuten zusammenkam, schlug er ihnen die Gründung einer Gruppe vor, in der sie geistig Anleitung erhielten. Joseph Smith empfahl daraufhin, sich zu einer Hilfsvereinigung zusammenzutun, „um den Armen Linderung zu verschaffen“. Die Gruppe nahm sich Joseph Smiths Vorschlag zu Herzen und gründete die „Young Gentlemen’s and Ladies’ Relief Society of Nauvoo“ (Hilfsvereinigung Junger Männer und Junger Damen von Nauvoo) für alleinstehende Männer und Frauen unter dreißig Jahren.1 Die Vereinigung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn der Tod von Joseph Smith im Jahre 1844 und der Aufbruch aus Nauvoo zwei Jahre später erforderten die volle Aufmerksamkeit der Heiligen.

Fast zehn Jahre später rief Heber C. Kimball in Salt Lake City alle jungen Männer aus den umliegenden Siedlungen zu besonderen Zeugnisversammlungen zusammen. Es entstanden weitere unabhängige Gruppen mit ähnlicher Zielsetzung. Die jungen Männer sollten zusammenkommen, debattieren, etwas Unterhaltung haben und sich auf die Aufgaben im Priestertum und eine Mission vorbereiten. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts riefen viele Gemeinden ähnliche Gruppen ins Leben, die wie die Mäßigungsvereinigungen für die Jungen Damen die Entwicklung der Jugend der Kirche fördern sollten.2 1875 erhielt Junius F. Wells von Brigham Young die Anweisung, die sogenannte Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Männer zu gründen und zu beaufsichtigen. „In der ganzen Kirche sollen die jungen Männer in dieser Organisation eingetragen werden“, lauteten Brigham Youngs Instruktionen an Junius F. Wells. „Auf diese Weise können wir sie uns jederzeit zu Hilfe holen, wenn Not am Mann ist.“3 Das war vor allem deshalb notwendig, weil damals die meisten jungen Männer nicht zu einem Amt im Aaronischen Priestertum ordiniert wurden. Junius F. Wells und die übrigen Führer legten Wert auf die moralische Entwicklung der jungen Leute. Sie sollten einander helfen, gesellschaftliche Laster und Müßiggang zu überwinden, indem sie Evangeliumswahrheiten erkannten und zu gemeinsamen Aktivitäten zusammenkamen.

Ab 1877 trugen die Führer der Kirche den Bischöfen auf, die meisten jungen Männer der Kirche zu einem Amt im Aaronischen Priestertum zu ordinieren. Da jedoch die Kollegien des Aaronischen Priestertums üblicherweise aus Erwachsenen bestanden, die die Pflichten des Priestertums ausführten, konnten sich die meisten jungen Männer im Kollegium nicht einbringen. Die Führer der Kirche waren besorgt, dass die Sonntagsschulen und die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Männer „die Arbeit der Kollegien übernahmen“. 1908 berief die Erste Präsidentschaft ein Komitee mit dem Auftrag, der Arbeit in den Priestertumskollegien neues Leben einzuhauchen. Das Komitee schlug mehrere Änderungen vor. So sollte zum Beispiel ein Junge ab einem bestimmten Alter von einem Amt zum nächsten aufsteigen und jede Altersgruppe einen geeigneten Lehrplan erhalten. Die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Männer bestand davon unabhängig weiter.4

1913 wurde die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Männer als eine Gruppierung der Boy Scouts of America anerkannt. Die Zusammenarbeit mit den Boy Scouts inspirierte die Leiter der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung, die Programme für die Jugend nach Altersgruppen aufzuteilen: Jungen von 12 bis 16 Jahren waren fortan Junior- oder „MIA“-Scouts, von 17 bis 21 Jahren Senior-Scouts (manchmal auch „M Men“ genannt) und ab 22 fortgeschrittene Senior-Scouts. Im Laufe der Zeit veränderten sich diese Altersgruppen. Später glich man sie an die des Aaronischen Priestertums an, und die Gruppennamen wichen schließlich den Namen der Ämter im Priestertum. Mit dem Scoutprogramm bot sich den Mitgliedern der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung ein breites Spektrum an Aktivitäten. Außerdem gab es jährliche Konferenzen und gemeinsame Aktivitäten mit der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Damen.

Um die Beteiligung der jungen Männer am Kirchenleben zu erhöhen, gaben die Generalautoritäten 1931 den Korrelationsplan für das Aaronische Priestertum bekannt, mit dem die Zusammenarbeit zwischen den Kollegien, der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung, den Boy Scouts und dem Seminar verbessert werden sollte. Dies war der Startschuss für das langfristige Vorhaben, die Programme der jungen Männer der Kirche mit dem Priestertum zu verknüpfen.5

In den 70er Jahren nahmen Präsident Harold B. Lee und dann Präsident Spencer W. Kimball einige Anpassungen vor, um die Programme der jungen Männer der Kirche zu optimieren und sie „unter die Schirmherrschaft des Priestertums zu bringen“6. Der Hauptausschuss, der Pfahl-Ausschuss und die Gemeinde-Leitungen der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Männer wurden aufgelöst, und das Programm für junge Männer über 18 Jahren wurde von dem Programm für Jugendliche getrennt. Eine Zeit lang war die Präsidierende Bischofschaft für die neu benannte GFV-Organisation des Aaronischen Priestertums zuständig, in der die Programme für die Jungen Männer und die Jungen Damen zusammengefasst waren. 1974 löste man sich von dem Namen „Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung“, verzahnte 1977 die Programme noch enger miteinander, benannte sie in „Junge Männer“ und „Junge Damen“ um und setzte erneut Präsidentschaften und Hauptausschüsse ein.

Viele Jahre lang blieb die Kirche in den Vereinigten Staaten mit den Boy Scouts of America verbunden und bot in anderen Ländern Alternativen an. 2018 gab die Kirche bekannt, dass sie sich aus dem Scout-Programm zurückziehen und 2020 ein neues Programm für Jugendliche einführen werde.7

Verwandte Themen: Mäßigung, Organisationen für Junge Damen, Adjustments to Priesthood Organization (Anpassungen bei der Organisation des Priestertums)

Anmerkungen

  1. J. M. Monroe, „A Short Sketch of the Rise of the Young Gentlemen and Ladies Relief Society of Nauvoo“, Times and Seasons, 4. Jahrgang, Nr. 10, 1. April 1843, Seite 154–157

  2. Siehe Themen: Mäßigung, Organisationen für Junge Damen

  3. Junius F. Wells, „Historic Sketch of the Y.M.M.I.A.“, Improvement Era, 28. Jahrgang, Nr. 8, Juni 1925, Seite 715

  4. William G. Hartley, My Fellow Servants: Essays on the History of the Priesthood, BYU Studies, Provo/Utah 2010, Seite 50–55, 58–64; siehe Thema: Adjustments to Priesthood Organization (Anpassungen bei der Organisation des Priestertums)

  5. William G. Hartley, My Fellow Servants, Seite 67

  6. Victor L. Brown, in: „Priesthood MIA Era Opens“, Church News, 43. Jahrgang, Nr. 25, 23. Juni 1973, Seite 3

  7. „A Joint Statement from The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints and the Boy Scouts of America“, 8. Mai 2018, newsroom.ChurchofJesusChrist.org