Geschichte der Kirche
Kinderhook-Platten


„Kinderhook-Platten“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Kinderhook-Platten“

Kinderhook-Platten

1843 gruben ein paar Männer sechs glockenförmige, etwa siebeneinhalb Zentimeter lange Messingplatten aus einem indianischen Grabhügel in der Nähe von Kinderhook in Illinois aus. Die Platten enthielten Symbole, die einer alten Schrift ähnelten, und einer der Männer hielt die Artefakte für gut geeignet, um sie von Joseph Smith übersetzen zu lassen. Berichte deuten darauf hin, dass Joseph Smith und andere Heilige der Letzten Tage in Illinois von der Entdeckung fasziniert waren, aber aus dieser kurzlebigen Begeisterung resultierte kein übersetzter Text.

Einer derjenigen, die beim Ausgraben der Platten dabei waren, berichtete später, er habe erfahren, dass die ganze Begebenheit ein Streich war. Wilbur Fugate gab zu, dass er, Robert Wiley und ein örtlicher Schmied die Platten geschmiedet und in der Nacht vor der Entdeckung im Grabhügel vergraben hatten. Die chemische und metallurgische Analyse der einzigen noch erhaltenen Platte bestätigt, dass das Artefakt nicht in alter Zeit hergestellt wurde. Außerdem entsprechen die Zeichen auf den Platten keiner bekannten Sprache und wurden wahrscheinlich von Fugate und Wiley erfunden.1

In zeitgenössischen Quellen erfährt man nur sehr wenig über Joseph Smiths Umgang mit den Kinderhook-Platten im Jahr 1843. Sie beschäftigten ihn nur wenige Tage. Offenbar untersuchte Joseph die Platten und äußerte seinem Sekretär William Clayton gegenüber, dass sie „die Lebensgeschichte … eines Abkömmlings des Ham durch die Lenden des Pharao, des Königs von Ägypten“, enthielten.2 Offensichtlich versuchte Joseph nicht, so wie er es bei den Platten des Buches Mormon getan hatte, eine offenbarte Übersetzung anzufertigen. Stattdessen verglich er anscheinend die Symbole auf den Kinderhook-Platten mit anderen Artefakten aus alter Zeit, die sich in seinem Besitz befanden. Ein Symbol auf den Platten stimmt in hohem Maße mit einer Glyphe auf den ägyptischen Papyri überein, die Joseph in Kirtland in Ohio übersetzt hatte. In Josephs vorheriger Übersetzung dieser Glyphe wird ein Abkömmling des Ham durch die Abstammungslinie der Pharaonen erwähnt.3

Aus den zeitgenössischen Berichten ist nicht erkenntlich, ob Joseph den Verdacht hegte, dass es sich um eine Fälschung handelte, ob er überlegte, sich an eine offenbarte Übersetzung zu wagen, dann jedoch eine „Gedankenstarre“4 erlebte, oder ob er bloß ein wissenschaftliches Interesse an den angeblich alten Schriften hatte (wie andere Laiensprachforscher jener Zeit auch). Was auch immer er von den Platten hielt, er verlor schnell das Interesse an ihnen.