Geschichte der Kirche
Harold B. Lee


Harold B. Lee

Harold B. Lee war der 11. Präsident der Kirche und war von Juli 1972 bis zu seinem Tod im Dezember 1973 im Amt. Er kam 1899 als Sohn von Louisa Emeline Lee, geb. Bingham, und Samuel Marion Lee zur Welt und wuchs auf einer Farm in Clifton im US-Bundesstaat Idaho auf. Er wurde früh eingeschult und erwarb an der Albion State Normal School mit 17 Jahren eine Lehrgenehmigung. Nur ein Jahr darauf leitete er bereits die Bezirksschule in Oxford in Idaho. Im Alter von 21 Jahren erfüllte er im Westen der Vereinigten Staaten eine Mission und schrieb sich nach seiner Rückkehr an der University of Utah ein, um seine pädagogische Ausbildung fortzusetzen. Harold Lee heiratete 1923 Fern Lucinda Tanner. Im Jahr 1924 wurde ihre erste Tochter Maurine geboren, ein Jahr darauf ihre zweite Tochter Helen.1

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Präsident Harold B. Lee und seine Frau Fern

Elder Harold B. Lee spielt Klavier, seine Frau Fern sieht ihm zu

Harold B. Lee wurde 1930 zum Präsidenten des Pfahls Pioneer in Salt Lake City berufen. Zu dieser Zeit führte die Weltwirtschaftskrise zu einer wirtschaftlichen Katastrophe und zu Massenarbeitslosigkeit. Über die Hälfte der 7.500 Mitglieder seines Pfahls war arbeitslos. Also führte er Programme ein, um Familien, die in Schwierigkeiten waren, bei der Jobsuche zu helfen und die Lagerbestände in den Vorratshäusern des Bischofs aufzustocken. Die Erste Präsidentschaft ersuchte Lee, ein Komitee zu leiten, das einen Wohlfahrtsplan für die gesamte Kirche aufstellen sollte. Das 1936 ins Leben gerufene sogenannte Sicherheitsprogramm der Kirche zeigte Pfählen auf, wie in Notfällen besser Hilfe geleistet werden konnte, und führte neue Arbeitsprojekte für Arbeitslose ein. Lee diente von 1936 bis 1941 als Geschäftsführer des Programms.2

Im Jahr 1941 wurde Lee im Alter von 42 Jahren von Präsident Heber J. Grant zum Apostel ordiniert. Er stand aber weiterhin dem Wohlfahrtsprogramm der Kirche vor und bereiste Missionen in aller Welt. Sein Wirken als Apostel war geprägt von der durch den Zweiten Weltkrieg verursachten weltweiten Instabilität und der in der Nachkriegszeit entstehenden neuen Weltordnung. Die Zahl der Mitglieder und der internationale Einflussbereich der Kirche wuchsen in den Nachkriegsjahren schneller als in den Jahrzehnten zuvor. Das erschwerte die einheitliche Umsetzung der Programme der Kirche. Präsident David O. McKay trug Elder Lee auf, die Vereinheitlichung des laufenden Betriebs der Kirche anzuleiten und sämtliche Organisationen und Programme unter die Aufsicht der Priestertumsführung zu stellen. Unter Elder Lees Führung beschleunigten sich die Korrelationsbemühungen. Schon bald konnte er sich darüber freuen, dass die Priestertumskollegien das Werk des Evangeliums unmittelbarer lenkten und dass die Mitglieder der Kirche in aller Welt dieselben Lektionen lernten und an den gleichen Aktivitäten teilnahmen.3

1962 hatte Elder Lee drei Jahre hinter sich, die er als die „traurigste Erfahrung“ seines Lebens bezeichnete. In dieser Zeit verlor er sowohl seine Frau Fern als auch seine Tochter Maurine wegen plötzlich auftretender gesundheitlicher Probleme. 1963 heiratete er Freda Joan Jensen im Salt-Lake-Tempel. Beide waren, wenn Elder Lee in seinen verbleibenden Jahren als Apostel und später als Präsident der Kirche im Auftrag der Kirche reisen musste, oft gemeinsam unterwegs.4

1970 berief Joseph Fielding Smith als neu ordinierter Präsident der Kirche Harold B. Lee als Ratgeber in die Erste Präsidentschaft, zusätzlich zu Elder Lees neuer Aufgabe als Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel. Als Präsident Smith nur 30 Monate später verstarb, wurde Präsident Lee zum Präsidenten der Kirche ordiniert. Doch bereits kurz darauf litt er unter akuten Schmerzen aufgrund von Thrombosen. Während der gesamten Dauer seiner Präsidentschaft befand er sich fast ständig in ärztlicher Behandlung. Dennoch reiste er nach Mexiko-Stadt zur zweiten Gebietskonferenz in der Geschichte der Kirche – die bis dato größte Versammlung von Mitgliedern der Kirche bei einer General- oder Gebietskonferenz. Als erster Präsident der Kirche reiste er auch ins Heilige Land. In Israel besichtigte er historische Stätten, die mit dem Wirken Jesu Christi in Verbindung stehen, hielt spontane Andachten ab und gründete in Jerusalem den ersten Zweig der Kirche.5

Am Morgen nach dem ersten Weihnachtsfeiertag 1973 wurde Präsident Lee wegen Erschöpfung und Lungenproblemen in ein Krankenhaus eingeliefert. Er starb unerwartet noch am selben Tag. „Präsident Lee war ein großer Freund der Unterdrückten und Bedrängten“, schrieb Spencer W. Kimball, der ihm als Präsident der Kirche folgte. „Obwohl er ein hervorragender Verwalter und unermüdlicher Arbeiter war, fand er oft Zeit, Kranke zu besuchen und denjenigen Trost zu spenden, die schweren Herzens waren. Wenn Präsident Lee betete, unterhielt er sich wahrhaftig mit seinem Vater im Himmel.“6

Näheres über das Leben von Harold B. Lee findet sich in der Videoreihe „Propheten der Wiederherstellung“ auf history.ChurchofJesusChrist.org oder in der App Archiv Kirchenliteratur.

Verwandte Themen: Korrelation, Wohlfahrtsprogramme, Weltwirtschaftskrise

  1. L. Brent Goates, „Harold B. Lee: Prophet and Seer“, Bookcraft, Salt Lake City 1985, Seite 37, 45, 48, 60, 84ff.

  2. Goates, „Harold B. Lee“, Seite 86ff., 93–96; siehe Themen: Weltwirtschaftskrise, Wohlfahrtsprogramme. Das Sicherheitsprogramm der Kirche wurde 1938 in Wohlfahrtsprogramm der Kirche umbenannt.

  3. Siehe Themen: Korrelation, Zweiter Weltkrieg, Zweige für Militärangehörige; Goates, Harold B. Lee, Seite 367–373

  4. Goates, Harold B. Lee, Seite 345, 351f., 356, 360ff.

  5. Goates, Harold B. Lee, Seite 458f., 472, 474, 484f.

  6. Goates, Harold B. Lee, Seite 575, 584f.