Geschichte der Kirche
Lucy Mack Smith


„Lucy Mack Smith“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Lucy Mack Smith“

Lucy Mack Smith

Lucy Mack wurde 1775 geboren. Sie wuchs in einem tiefreligiösen Elternhaus auf. Bei ihrer Suche nach Errettung befasste sich Lucy mit der Bibel, betete, tauschte sich mit anderen über Träume und Visionen aus und besuchte Gottesdienste und Erweckungstreffen verschiedener Glaubensrichtungen. 1796 heirateten sie und Joseph Smith Sr. Sie war die Mutter von Joseph Smith Jr. und zehn weiteren Kindern. Lucy Smith nahm die Bibel zu Hilfe, um ihren Kindern das Lesen beizubringen. Auch kniete sie mit ihnen zum Familiengebet nieder. Sie war kurzzeitig Mitglied bei den Presbyterianern in Palmyra, nahm aber bereitwillig das wiederhergestellte Evangelium an und ließ sich taufen, kurz nachdem die Kirche am 6. April 1830 gegründet worden war.

Bild
Porträt von Lucy Mack Smith

Lucy Mack Smith in Nauvoo, Gemälde von Sutcliffe Maudsley

Lucy Mack Smith war in der Anfangszeit der Kirche eine überzeugende Verteidigerin der Wahrheit. Sie war Augenzeugin der Geschehnisse rund um die Übersetzung des Buches Mormon und bezeugte, dass sie die Platten hochgehoben und den Urim und Tummim in den Händen gehalten hatte.1 1831 führte sie eine Gruppe Heiliger der Letzten Tage von Fayette in New York nach Kirtland in Ohio.2 Noch im selben Jahr begleitete sie ihren Sohn Hyrum auf einer Missionsreise nach Detroit und gab freimütig Zeugnis für das Buch Mormon.3 In Kirtland trug sie maßgeblich dazu bei, Geld für den Bau einer Schule zu sammeln.4 Am 24. März 1842 schloss sie sich im Alter von 66 Jahren der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo an und sagte den versammelten Frauen, dass sie „hoffte, der Herr werde der Vereinigung seinen Segen geben und ihr dabei helfen, die Hungrigen zu speisen und die Nackten zu kleiden“5. Die Heiligen hatten die Mutter des Propheten sehr gern. Sie ehrten sie, hörten auf ihren Rat und nannten sie liebevoll „Mutter Smith“6.

1844, einige Monate nach dem Tod von Joseph, Hyrum und Samuel Smith, machte sich Lucy Mack Smith daran, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Martha und Howard Coray dienten dabei als Schreiber. Obwohl das Alter ihr zusetzte und es ihr gesundheitlich schlechtging, empfand sie „es als Vorzug und meine Pflicht, … (als mein letztes Zeugnis an eine Welt, die ich bald verlassen muss) einen Bericht zu geben“7. Lucy Smiths Manuskript wurde im Oktober 1845 fertiggestellt und sie gab das Projekt bei der Generalkonferenz öffentlich bekannt.8 Als nach 1846 die Mehrheit der Mitglieder der Kirche westwärts in Richtung Großes Becken zog, verschlechterte sich Lucy Smiths Gesundheitszustand. Sie beschloss, bei ihrer Familie in Illinois zu bleiben. Sie verbrachte ihre verbleibenden Lebensjahre mit ihrer Tochter Lucy Millikin, ihrer Schwiegertochter Emma und ihren Enkelsöhnen. Lucy Mack Smith verstarb 1856.

Der Apostel Orson Pratt veröffentlichte Lucy Smiths Lebensgeschichte erstmals 1853. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts übte Präsident Brigham Young an Lucy Smiths Lebensgeschichte öffentlich Kritik. Er wies auf Fehler bei den Datumsangaben und der zeitlichen Abfolge hin und beharrte darauf, dass Lucy Smiths Erinnerungsvermögen beeinträchtigt gewesen war. Präsident Young bat seinen Ratgeber George A. Smith (Lucys Neffen), die Fehler zu berichtigen und dann die Geschichte in aller Welt zu veröffentlichen.9 Im Zuge der Berichtigungen wurden weniger als zwei Prozent des Texts geändert.

Wie in allen Quellen, bei denen es sich um Schilderungen aus dem Gedächtnis handelt, gibt es auch in Lucy Mack Smiths Bericht Fehler, Übertreibungen und Tatsachenverzerrungen. Historiker, die sich mit ihrem Bericht gründlich befasst haben, kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass es in ihrer Lebensgeschichte nur „verhältnismäßig geringfügige und wenige“ Fehler gibt. Von den 200 Namen in ihrer Lebensgeschichte werden über 190 durch andere Quellen bestätigt.10 Zudem gibt es keinen Beleg dafür, dass Lucy Smiths Verstand beeinträchtigt war. 1855 sprach ein Besucher Nauvoos mit ihr und hob hervor, dass sie „noch in bemerkenswert guter geistiger Verfassung war“11. Lucy Smiths Schilderungen geben einen Einblick in ihre Persönlichkeit, ihre Glaubensansichten und ihr Verständnis von Joseph Smiths Berufung. Sie enthalten auch Berichte über bedeutsame Ereignisse in der Familie Smith und in der Geschichte der Kirche, für die es keine anderen Quellen gibt. Ihre Lebensgeschichte wird im Buch Heilige vor allem wegen der Beschreibung solcher Ereignisse und der Gespräche, die Lucy Smith aus dem Gedächtnis wiedergegeben hat, angeführt.

Verwandte Themen: Female Relief Society of Nauvoo (Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo), Joseph Sr. and Lucy Mack Smith Family (Familie von Joseph Smith Sr. und Lucy Mack), Departure from Nauvoo (Auszug aus Nauvoo)

Anmerkungen

  1. Brief von Sarah Bradford Parker an John Kempton, 26. August 1838, in: Janiece L. Johnson, „‚The Scriptures Is a Fulfilling‘: Sally Parker’s Weave“, BYU Studies, 44. Jahrgang, Nr. 2, 2005, Seite 116; Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 5, Seite 7f., josephsmithpapers.org

  2. Jennifer Reeder und Kate Holbrook, Hg., At the Pulpit: 185 Years of Discourses by Latter-day Saint Women, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2017, Seite 3ff.

  3. Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 12, Seite 8f.

  4. Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 13, Seite 10f.

  5. Nauvoo Relief Society Minute Book, 24. März 1842 und 19. April 1842, in: Jill Mulvay Derr, Carol Cornwall Madsen, Kate Holbrook und Matthew J. Grow, Hg., The First Fifty Years of Relief Society: Key Documents in Latter-day Saint Women’s History, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2016, Seite 38, 50

  6. Siehe zum Beispiel Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 11, Seite 2f., 8ff.; Tagebuch von Wilford Woodruff, 23. August 1844, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City; Tagebuch von Hosea Stout, 23. Februar 1845, maschinengeschriebenes Manuskript, L. Tom Perry Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham-Young-Universität, Provo, Utah

  7. Lucy Mack Smith, „Lucy Mack Smith, History, 1844–1845“, Buch 1, Seite 1; siehe auch Howard Coray, „Journal of Howard Coray“, Seite 19, L. Tom Perry Special Collections, Harold B. Lee Library, Brigham-Young-Universität, Provo, Utah

  8. Lucy Mack Smith, Generalkonferenz, 8. Oktober 1845, Nauvoo, Illinois, Büro des Geschichtsschreibers, General Church Minutes, 1839–1877, Seite 7–13, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City; siehe auch „Appendix: Latter-day Saint Women Speakers in General Conference“, in: Derr, Madsen, Holbrook und Grow, First Fifty Years, Seite 345–351

  9. Siehe Tagebuch von Wilford Woodruff, 22. April 1866

  10. Lavina Fielding Anderson, Hg., Lucy’s Book: A Critical Edition of Lucy Mack Smith’s Family Memoir, Signature Books, Salt Lake City 2001, Seite 122ff.

  11. Frederick Piercy, Route from Liverpool to Great Salt Lake Valley, Hg. James Linforth, Franklin D. Richards, Liverpool 1855, Seite 64