Geschichte der Kirche
Zionslager (Lager Israel)


„Zionslager (Lager Israel)“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Zionslager (Lager Israel)“

Zionslager (Lager Israel)

Von Mai bis Juni 1834 marschierten etwa 230 Männer, Frauen und Kinder nach Missouri, um den Heiligen zu helfen, die im Jahr zuvor aus dem Kreis Jackson vertrieben worden waren. Diese Expedition, heute als Zionslager bekannt, wurde damals das Lager Israel genannt. Es wurde formiert, nachdem Joseph Smith im Februar 1834 eine Offenbarung erhalten hatte, dass er die „Stärke des Hauses des Herrn“ zusammenrufen sollte, um Zion von seinen Feinden zu befreien.1 In der Offenbarung wurden die Führer der Kirche angewiesen, mindestens 100, vorzugsweise aber 500 Männer zu rekrutieren, die nach Missouri gehen sollten. Im März reiste Joseph Smith mit einigen anderen quer durch den Bundesstaat New York, um Freiwillige zu finden und Spenden für die Expedition zu sammeln.

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Stich einer Gruppe Männer, die an Blockhütten vorbeimarschieren, aus denen ihnen zugeschaut wird

Darstellung des Lagers Israel bei der Ankunft in Missouri

Joseph führte eine Gruppe aus Kirtland in Ohio nach Missouri. Gleichzeitig brachen Hyrum Smith und Lyman Wight mit einer etwa 20 Mann starken Gruppe aus Pontiac im Territorium Michigan auf. Auf dem Weg rekrutierten sie weiter. Die beiden Gruppen trafen sich im Juni in der Siedlung Salt River in Missouri. Von dort zogen sie gemeinsam weiter in den Kreis Clay. Unterwegs litten die Teilnehmer ab und zu darunter, dass es nicht genug Nahrung und Wasser gab. Da die Gruppe um die 65 Kilometer am Tag zurücklegte, hatten einige auch Blasen oder blutige Schwielen an den Füßen. Einige Expeditionsteilnehmer beschwerten sich über diese Bedingungen, was den anderen die Reise nur noch unangenehmer machte.

In der Offenbarung vom Februar 1834 wurde das Lager zwar als Militäreinsatz beschrieben, aber Joseph Smith und weitere Führer der Kirche betrachteten es ausschließlich als Mittel zur Verteidigung. In der Annahme, der Gouverneur von Missouri, Daniel Dunklin, sei bereit, die Staatsmiliz einzuberufen, um den Heiligen ihr Land zurückzugeben, wollte Joseph mit dem Lager Israel nach Missouri marschieren und von Dunklin die Einberufung der Miliz verlangen. Nachdem die Miliz die Heiligen in den Kreis Jackson zurückgeführt hätte, sollte das Lager Israel dort bleiben, damit die Mitglieder der Kirche nicht wieder vertrieben würden.

Die Einwohner im Westen von Missouri waren durch das herannahende Lager jedoch beunruhigt, und einige rüsteten sich zum Kampf. So kamen zum Beispiel am 19. Juni 1834 fünf bewaffnete Männer zum Lager am Fishing River und schworen, dass eine Gruppe von 400 Männern dem Lager Israel „vor dem nächsten Morgen die Hölle heiß machen“ würde.2 In der Nacht wütete jedoch ein heftiges Gewitter mit gewaltigen Hagelkörnern, wodurch der Fishing River auf etwa 12 Meter anschwoll. Das verhinderte den Angriff. „Es schien, als hätte Gott, der unsere Schlachten schlägt, den Ruf zur Vergeltung erschallen lassen, um seine Diener vor der Vernichtung durch ihre Feinde zu schützen“, ist abschließend in Joseph Smiths Schilderung zu lesen.3

Angesichts des Widerstands gegen das Lager und nachdem er gehört hatte, dass Dunklin seine Zusage, die Miliz einzuberufen, zurückgenommen hatte, bat Joseph Smith den Herrn erneut um Führung. Am 22. Juni 1834 erhielt er eine Offenbarung, in der es hieß, es werde nicht länger vom Lager verlangt, Zion zu befreien. Weiter wurde darin erklärt, bevor es zu dieser Befreiung kommen könne, müssten die Ältesten der Kirche im Haus des Herrn in Kirtland, das sich damals gerade im Bau befand, mit Macht ausgerüstet werden. Ende Juni löste sich das Lager langsam auf. Diese Auflösung wurde noch dadurch beschleunigt, dass unter den Mitgliedern des Lagers eine Cholera-Epidemie ausbrach, der schließlich 13 Teilnehmer und zwei Mitglieder der Kirche aus Missouri zum Opfer fielen. Im Juli 1834 kehrten viele Mitglieder des Lagers nach Kirtland zurück.

Obwohl den Heiligen ihr Land im Kreis Jackson nicht zurückgegeben wurde, sahen die meisten, die mit dem Lager Israel gezogen waren, die Expedition nicht als gescheitert an. Einige, wie etwa Brigham Young, betrachteten es als Vorzug, mit Joseph Smith marschieren und von ihm Grundsätze der Führung lernen zu können. Andere hatten gespürt, wie sie während der gesamten Reise durch die Hand Gottes gesegnet wurden. Die Expedition hatte auch späteren Führern der Kirche eine Gelegenheit geboten, sich zu beweisen. Als im Februar 1835 das Kollegium der Zwölf Apostel gebildet wurde, waren acht der zwölf Männer dieses ersten Kollegiums mit dem Lager Israel marschiert. Auch alle Männer, die im Februar 1835 als die ersten Siebziger berufen wurden, waren Mitglieder des Lagers gewesen.

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