Geschichte der Kirche
Matthias F. Cowley


„Matthias F. Cowley“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche (2022)

„Matthias F. Cowley“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

Matthias F. Cowley

Matthias Foss Cowley (1858–1940) wurde kurz nach der Rückkehr seiner Eltern nach Salt Lake City geboren. Sie waren vor der drohenden Gewalt während des Utah-Krieges geflohen.1 Er wuchs im Gebiet der Gemeinde Salt Lake City 14 auf. Dort war er einer der Lehrer der Familie von Apostel John Taylor. Mit Elder Taylors Sohn John W. Taylor verband ihn eine lebenslange Freundschaft.2 Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1864 half Cowley seinem Stiefvater bei den Vermessungsarbeiten für die Southern Utah Railroad. Im Winter besuchte er die Universität von Deseret und befasste sich eifrig mit der Bibel. Im Alter von 19 Jahren trat er die erste von zwei Missionen im Süden der Vereinigten Staaten an. Vor seiner zweiten Mission beaufsichtigte Cowley die Werbemaßnahmen für die Zeitschrift der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Damen und Junger Männer, The Contributor, die ihn in viele Gemeinden und Pfähle im gesamten Utah-Territorium führte. Am ersten Tag, an dem der Logan-Utah-Tempel 1884 für heilige Handlungen geöffnet war, heiratete er Abigail Hyde. Cowley wurde 1897 zum Apostel berufen und ordiniert, ein Jahr nachdem Utah als Staat anerkannt worden war. Die Kirche bereitete sich damals schon auf das neue Jahrhundert vor.3

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Elder Matthias F. Cowley

Elder Matthias F. Cowley 1898

Cowley erlebte, wie die Kirche wegen der Mehrehe heftigen Anfeindungen ausgesetzt war. Im Jahr 1889 heiratete er Luella Smart Parkinson, seine zweite Ehefrau. Sie heirateten zu einer Zeit, als Bundesbeamte mit allen Mitteln die Gesetze gegen die Polygamie durchsetzten, die darauf abzielten, Familien der Heiligen der Letzten Tage zu entzweien und die Kirche zu entrechten.4 Ein Jahr nach Cowleys Heirat mit Luella gab Präsident Wilford Woodruff das Manifest heraus – eine inspirierte Erklärung, die die Heiligen der Letzten Tage anwies, keine Mehrehe einzugehen. Zwischen den 80er Jahren des ausgehenden Jahrhunderts und dem frühen 20. Jahrhundert bemühten sich die Präsidenten der Kirche Wilford Woodruff, Lorenzo Snow und Joseph F. Smith um die Anerkennung des Staates Utah, um bessere Beziehungen zur Regierung der Vereinigten Staaten und um die Abschaffung der Mehrehe.5 1899 heiratete Cowley seine dritte Ehefrau, Harriet Bennion.6 Einige Führer der Kirche hielten das Manifest für einen Versuch, die Regierung zu besänftigen, und waren der Ansicht, dass der neue und immerwährende Bund der Ehe (siehe Lehre und Bündnisse 131:2) für die Gläubigen weiterhin gültig sei. Cowley setzte sich insgeheim weiterhin für die Mehrehe ein und vollzog neue Mehrehen.7 Während der landesweiten Kampagne, mit der Apostel Reed Smoot ein Mandat im Senat der Vereinigten Staaten verweigert werden sollte, wurden Cowley und andere aufgefordert, über ihr Verhältnis zur Polygamie auszusagen. Er beantragte die Freistellung von der Aussage.

1904 verkündete Joseph F. Smith das so genannte Zweite Manifest, wie er es während der Anhörungen im Fall Smoot versprochen hatte. Diese Richtlinie besagte, dass jeder, der neue Mehrehen einging, sich damit gegen die Kirche stelle und exkommuniziert werden müsse.8 Die Erste Präsidentschaft verbot daraufhin Siegelungen außerhalb von Tempeln und unterstellte die Eheschließungen im Tempel der Aufsicht von Tempelpräsidenten und erfahrenen Führern der Kirche. Die Apostel Cowley und John W. Taylor widersetzten sich der neuen Richtlinie. Im Jahr 1905 heiratete Cowley in Kanada seine vierte Ehefrau, Lenora Mary Taylor.9 Kurz darauf forderte der Rest des Kollegiums der Zwölf Elder Cowley und Elder Taylor auf, vom Kollegium zurückzutreten, weil sie „mit den Zwölf nicht im Einklang stehen, wenn sie weitere Ehefrauen heiraten und andere darin bestärken, Mehrehen zu schließen“. Nachdem Cowley und Taylor zurückgetreten waren, befürworteten beide weiterhin die Mehrehe. In den Jahren 1910 und 1911 ging das Kollegium der Zwölf Berichten nach, wonach verschiedene Männer in kirchlichen Führungsämtern weiterhin zusätzliche Ehefrauen heirateten. Als die Apostel erfuhren, dass Cowley nach wie vor Mehrehen befürwortete und vollzog, stimmten sie dafür, ihm das Recht und die Vollmacht zu entziehen, noch irgendwelche Aufgaben des Priestertums zu erfüllen.10

Obwohl Cowley von Anfang an anderer Meinung war, was die Mehrehe betraf, sprach er weiterhin in der Öffentlichkeit, verkündete das Evangelium und schrieb Bücher, die für die Kirche vorteilhaft waren. In der Hoffnung, seinen Namen reinzuwaschen, schrieb er 1936 an die Erste Präsidentschaft und bekannte: „Ich bin getäuscht worden“ und „wann immer ich Ratschläge gegeben oder Maßnahmen ergriffen habe, die den Grundsätzen, Regeln und Vorschriften der Kirche zuwiderliefen, … lag ich völlig falsch.“11 Er wurde wieder in die Gemeinschaft aufgenommen und schon bald auf eine Mission nach Europa berufen, wo er das Evangelium an verschiedenen historischen Stätten verkündete, für die Zeitschrift Millennial Star schrieb und mit seiner Frau Luella und seiner Tochter Laura genealogische Daten sammelte.12 Als er vier Jahre später an Altersschwäche starb, wurde Cowley für seine eifrige Arbeit als Prediger, Schriftsteller und Missionar gewürdigt.13

Verwandte Themen: Mehrehe nach dem Manifest, Gesetze gegen die Polygamie, Anhörungen von Reed Smoot, Utah

  1. Siehe Thema: Utah-Krieg

  2. Matthias F. Cowley, „Reminiscences of Prest. John Taylor“, 1925, MS 157, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City

  3. Edward H. Anderson, „Matthias Foss Cowley“, Andrew Jenson, Hg., Latter-day Saint Biographical Encyclopedia: A Compilation of Biographical Sketches of Prominent Men and Women in the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 4 Bände, Andrew Jenson History, Salt Lake City 1901–1936, 1:168–172

  4. Siehe Thema: Gesetze gegen die Polygamie

  5. Siehe Themen: Manifest, Utah; siehe auch: „Das Manifest und das Ende der Mehrehe“, Abhandlungen zu Evangeliumsthemen https://www.churchofjesuschrist.org/study/manual/gospel-topics-essays/the-manifesto-and-the-end-of-plural-marriage

  6. Victor W. Jorgenson und B. Carmon Hardy, „The Taylor-Cowley Affair and the Watershed of Mormon History“, Utah Historical Quarterly, Jahrgang 48, Nr. 1 (Winter 1980), Seite 14

  7. Jorgenson und Hardy, „Taylor-Cowley Affair“, Seite 21; siehe Thema: Anhörungen von Reed Smoot

  8. Siehe „Das Manifest und das Ende der Mehrehe“

  9. Jorgenson und Hardy, „Taylor-Cowley Affair“, Seite 12ff.

  10. Jorgenson und Hardy, „Taylor-Cowley Affair“, Seite 28–33; Francis M. Lyman, Tagebuch, 11. Mai 1911, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City

  11. „Reconciliation: Letters Passing between the First Presidency and Elder Matthias F. Cowley“, Deseret News, 3. April 1936, Seite 3

  12. Eleanor Knowles, Remembering Laura: A Biography of Laura Cowley Brossard (1978), Seite 66f.

  13. „Cowley Rites Will Be Friday: Illness Claims Aged Church Leader“, Deseret News, 17. Juni 1940, Seite 9, 16