Geschichte der Kirche
Erste Präsidentschaft


„Erste Präsidentschaft“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Erste Präsidentschaft“

Erste Präsidentschaft

Als Joseph Smith im April 1830 die Kirche gründete, wurde er in einer Offenbarung dazu bestimmt, ein „Seher genannt [zu] werden, ein Übersetzer, ein Prophet, ein Apostel Jesu Christi, ein Ältester der Kirche“.1 Daher bestätigten die Mitglieder der Kirche Joseph als ersten Ältesten und Oliver Cowdery als zweiten Ältesten – die beiden ersten Titel der Führer der Kirche. Im November 1831 wurde in einer weiteren Offenbarung an Joseph Smith sein Amt als „Präsident des Hohen Priestertums“ festgelegt. Der Präsident sollte „so wie Mose“ sein, „ein Seher, ein Offenbarer, ein Übersetzer und ein Prophet …, der alle die Gaben Gottes besitzt, die dieser dem Haupt der Kirche zuteilwerden lässt“.2 Bei einer Konferenz am 25. Januar 1832 wurde Joseph Smith zum Präsidenten des Hohen Priestertums ernannt.3

Etwa sechs Wochen nach der Ernennung bestimmte Joseph Smith zwei Männer – Jesse Gause und Sidney Rigdon – zu seinen Ratgebern im „geistlichen Wirken der Präsidentschaft des Hohen Priestertums“.4 Gause war bis zum Dezember 1832 als Ratgeber tätig, als er aus nicht genannten Gründen aus der Kirche ausgeschlossen wurde.5 Im Januar 1833 ersetzte Frederick G. Williams Gause in der Präsidentschaft.

Zwei Monate nach Williams Berufung empfing Joseph Smith eine Offenbarung, in der es hieß, Rigdon und Williams seien ihm „gleichwertig[,] die Schlüssel dieses letzten Reiches innezuhaben“.6 Demzufolge ordinierte Joseph Smith Ridgon und Williams am 18. März 1833 in Kirtland in Ohio bei einer Ratssitzung einiger Hoher Priester dazu, „ihm gleichwertig die Schlüssel des Reiches und das Amt in der Präsidentschaft des Hohen Priestertums innezuhaben“.7 Die drei Männer wurden als Präsidentschaft des Hohen Priestertums bezeichnet und handelten auf Weisung von Joseph Smith. In einer weiteren Offenbarung erfuhren sie, als Präsidentschaft werde ihnen „die Vollmacht, über alle Angelegenheiten der Kirche zu präsidieren“, zuteil.8

Als Joseph Smith in Kirtland in Ohio und im Kreis Clay in Missouri 1834 jeweils einen Hoherat gründete, hatten beide Hoheräte eine Präsidentschaft. Die Präsidentschaft in Kirtland bestand aus Joseph Smith, Sidney Rigdon und Frederick G. Williams, die ja auch die Präsidentschaft des Hohen Priestertums bildeten. Die Präsidentschaft in Missouri bestand aus David Whitmer, William W. Phelps und John Whitmer. Damit man zwischen diesen beiden Präsidentschaften unterscheiden konnte, begannen die Führer und die Mitglieder der Kirche, die Präsidentschaft des Hohen Priestertums als „Erste Präsidentschaft“ zu bezeichnen. Schriftlich erwähnt wurde das Gremium der Ersten Präsidentschaft zum ersten Mal in einer Offenbarung, die in der Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse von 1835 veröffentlicht wurde.9

Zwar erklärte Joseph Smith 1835 in Bezug auf das Priestertum, dass „drei präsidierende Hohe Priester ein Kollegium der Präsidentschaft der Kirche“ bilden, doch es ist schon vorgekommen, dass die Erste Präsidentschaft aus mehr als drei Mitgliedern bestand.10 Beispielsweise wurde Oliver Cowdery im Dezember 1834 „zum Amt des stellvertretenden Präsidenten des Hohen und Heiligen Priestertums“ ordiniert, und am nächsten Tag wurden Hyrum Smith und Joseph Smith Sr. zum „Amt der Präsidentschaft des Hohen Priestertums“ ordiniert.11 Auch Brigham Young, David O. McKay und Spencer W. Kimball hatten während ihrer Amtszeit mehr als zwei Ratgeber zur gleichen Zeit.

Nach dem Märtyrertod von Joseph Smith im Juni 1844 wurde die Erste Präsidentschaft aufgelöst und das Kollegium der Zwölf Apostel mit Brigham Young als dessen Präsident übernahm die Führung der Kirche.12 Am 27. Dezember 1847, über zwei Jahre nach dem Tod von Joseph Smith, organisierte Brigham Young die Erste Präsidentschaft neu und berief Heber C. Kimball und Willard Richards als seine Ratgeber. Ebenso warteten auch Präsident John Taylor und Präsident Wilford Woodruff nach dem Tod ihres Vorgängers jeweils über zwei Jahre, ehe sie die Erste Präsidentschaft neu organisierten, und führten in der Zwischenzeit die Kirche als Präsident des Kollegiums der Zwölf. Seit dem Amtsantritt von Lorenzo Snow im Jahr 1898 haben die neuen Präsidenten der Kirche die Erste Präsidentschaft normalerweise kurz nach dem Tod des vorigen Propheten neu organisiert.