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Gericht, urteilen


„Gericht, urteilen“, Themen und Fragen, 2023

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Eine Frau genießt die Sonnenstrahlen

Anleitung zum Evangeliumsstudium

Gericht, urteilen

Sich darauf vorbereiten, Gott zu begegnen

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, inwiefern das Wissen um den Sinn des Lebens und der Glaube an ein Leben nach dem Tod unsere Entscheidungen und unser Verhalten beeinflussen? Wie wirkt es sich auf Ihr Leben aus, dass Sie den Plan des Vaters im Himmel kennen? In der vorirdischen Welt erklärte Jehova, wir sollten auf die Erde kommen, um geprüft zu werden und uns zu bewähren. Es soll sich zeigen, ob wir alles tun werden, was auch immer der Herr, unser Gott, uns gebietet (siehe Abraham 3:25). Doch niemand gehorcht den Geboten Gottes stets genau. Aus diesem Grund hat der Vater im Himmel seinen Sohn gesandt, damit er für uns leide und sterbe. Wenn wir Glauben an Jesus Christus ausüben und von unseren Sünden umkehren, können wir von Gott Barmherzigkeit, Gnade und Vergebung empfangen. Die Botschaft des Evangeliums Jesu Christi lautet, dass wir aufgrund der Liebe Christi und seines Sühnopfers erlöst und geheiligt werden und für würdig befunden werden können, am Tag des Gerichts voller Zuversicht vor Gott zu stehen.

Was ist unter dem Gericht zu verstehen?

Wenn unser Geist nach der Auferstehung mit unserem unsterblichen Körper vereint ist, kommen wir vor den Richterstuhl Gottes. Das ist der Zeitpunkt, da uns der Herr unseren Lohn für die Ewigkeit zumisst, der sich nach unseren Taten, unseren Lebensumständen und den Wünschen unseres Herzens richtet. Gott ist zwar der oberste Richter über alle Menschen, doch der Heilige Geist kann uns anleiten, uns ein eigenes Urteil über Ideen, Umstände und die Rolle, die unsere Mitmenschen in unserem Leben spielen sollen, zu bilden (siehe Lehre und Bündnisse 11:12). Wir werden mehr wie Jesus Christus, wenn wir unseren Nächsten lieben, anstatt ihn zu verurteilen.

Überblick: Urteil über andere

Verwandte Anleitungen zum Evangeliumsstudium: Erlösungsplan, Auferstehung, Ewiges Leben, Entscheidungsfreiheit, Gehorsam, Vergebung

Abschnitt 1

Eines Tages stehen wir vor Gott und werden von ihm gerichtet

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Jesus Christus spricht mit einer Frau am Wegesrand

Die heiligen Schriften bestätigen, dass nach der Auferstehung jedes Kind Gottes am Tag des Gerichts vor dem Herrn stehen wird (siehe 2 Nephi 9:12,13,15,20-22). Wenn an jenem Tag Bücher aufgeschlagen werden (siehe Offenbarung 20:12,13; Lehre und Bündnisse 128:6,7), wird ein Bericht über unser Leben vorgelegt. Wir müssen für unsere Gedanken, Worte und Taten Rechenschaft ablegen (siehe Mosia 4:30; Alma 12:14). Gott kennt die vielen schwierigen Lebensumstände, denen jeder Mensch in diesem Leben ausgesetzt ist. Daher sorgt er dafür, dass seine Kinder sowohl nach ihren Werken als auch „gemäß den Wünschen ihres Herzens“ gerichtet werden (Lehre und Bündnisse 137:9). Beim Jüngsten Gericht wird entschieden, für welches Reich der Herrlichkeit wir uns in der Ewigkeit aufgrund unserer Entscheidungen bereitgemacht haben, um es zu ererben – das celestiale, das terrestriale oder das telestiale Reich (siehe Lehre und Bündnisse 88:20-32).

Durch seinen Sohn Jesus Christus wird der Vater im Himmel göttliches Recht sprechen (siehe Johannes 5:21-30). Der Herr hat auch erklärt, dass einige seiner Diener ihm als Richter über die Kinder Gottes zur Seite stehen werden (siehe Matthäus 19:28; 1 Nephi 12:9,10; Mormon 3:18-20).

Zum Nachdenken

  • Jesus Christus fungiert nicht nur als Richter, sondern ist auch unser Fürsprecher bei Gottvater. Lesen Sie Lehre und Bündnisse 45:3-5 und behalten Sie dabei im Auge, dass ein Fürsprecher jemand ist, der sich für die Sache eines Dritten einsetzt (siehe Schriftenführer, Stichwort „Fürsprecher“). Was versetzt Jesus Christus in die Lage, sich als unser Fürsprecher beim Vater für uns einzusetzen? Inwiefern trägt diese Schriftstelle dazu bei, dass wir Jesus Christus mehr schätzen?

  • Der Gedanke an das Jüngste Gericht kann dazu führen, dass wir uns ängstigen oder mutlos werden. Lesen Sie Enos 1:27 und Moroni 10:34 und überlegen Sie, warum manche an jenem Tag Frieden und Freude verspüren. Elder Gerrit W. Gong hat uns in Erinnerung gerufen: „Aufgrund göttlicher Liebe und göttlichen Gesetzes sind wir verantwortlich für unsere Entscheidungen und deren Folgen. Die sühnende Liebe unseres Heilands ist unbegrenzt und ewig. Wenn wir zur Heimkehr bereit sind, ist Gott sogar ‚von Weitem‘ schon gewillt, uns mitfühlend willkommen zu heißen, und bietet uns voller Freude das Beste an, was er hat.“1 Inwiefern kann es uns bei der Vorbereitung auf das Jüngste Gericht helfen, vor allem an die Liebe und das Mitgefühl des Herrn zu denken? Warum ist es auch wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass man für seine eigenen Entscheidungen und deren Folgen verantwortlich ist? (Siehe Lehre und Bündnisse 101:78.)

Gemeinsame Lernübung

  • Jesus Christus ist der große Mittler für alle Kinder Gottes (siehe 2 Nephi 2:26-28). Schauen Sie gemeinsam das Video „Der Mittler“ (10:44) an. Dieses Video bezieht sich auf eine Ansprache von Präsident Boyd K. Packer.2 Besprechen Sie, was wir aus Präsident Packers Gleichnis über Jesus Christus und seinen Auftrag lernen, sowohl die Forderungen der Gerechtigkeit als auch die der Barmherzigkeit zu erfüllen. Inwiefern hilft uns diese Botschaft, die Rolle Jesu Christi als unser Richter (siehe Moroni 10:34) und Fürsprecher (siehe Lehre und Bündnisse 29:5) besser zu verstehen?

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Abschnitt 2

Das Evangelium Jesu Christi bereitet uns darauf vor, Gott zu begegnen

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Anwesende in der Abendmahlsversammlung

Am Tag des Gerichts werden wir ein Erbteil in einem der Reiche der Herrlichkeit ererben. Präsident Dallin H. Oaks hat gesagt: „Welches Reich der Herrlichkeit wir beim Letzten Gericht empfangen, ist durch die Gesetze festgelegt, die zu befolgen wir uns entscheiden und die zum liebevollen Plan des himmlischen Vaters gehören [siehe Lehre und Bündnisse 88:22-24]. In diesem Plan gibt es mehrere Reiche, sodass alle seine Kinder einem Reich zugewiesen werden, in dem sie leben können.“3

Das Evangelium Jesu Christi in seiner Fülle umfasst jedes Gesetz, das wir in diesem Leben befolgen müssen, um das celestiale Reich zu ererben. Wenn wir uns dafür entscheiden, Jesus Christus nachzufolgen und nach seinem Evangelium zu leben, bereiten wir uns darauf vor, makellos vor dem Richterstuhl Gottes zu stehen (siehe 2 Nephi 9:13-15; 3 Nephi 27:20,21).

Zum Nachdenken

  • Die Umkehr ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Vorbereitung auf das Jüngste Gericht. Lesen Sie Alma 34:31-35. Warum ist es wichtig, die Umkehr nicht aufzuschieben? Was könnte Ihnen helfen, sich darauf vorzubereiten, Gott zu begegnen?

  • Der Herr hat Maßstäbe festgelegt, anhand derer sich feststellen lässt, ob jemand die geistige Bereitschaft besitzt, getauft zu werden, zum Priestertum ordiniert zu werden, in einer Berufung zu dienen oder an den heiligen Handlungen des Tempels teilzunehmen. Hat ein Gespräch mit einem Priestertumsführer Sie schon motiviert, sich noch mehr anzustrengen, das Evangelium Jesu Christi zu leben? Warum ist es sinnvoll, in jedem Tag einen Tag des Gerichts zu sehen?

Gemeinsame Lernübung

  • Eine wichtige Möglichkeit, sich auf das Jüngste Gericht vorzubereiten, besteht darin, sein eigenes Leben auf den Prüfstand zu stellen. Lassen Sie die Gruppe aus Alma 5:14-26 Fragen herausarbeiten, die helfen können, unseren geistigen Stand vor Gott einzuschätzen. Besprechen Sie, wodurch Alma sein Volk aufgefordert hat, sich darauf vorzubereiten, Gott zu begegnen. Wie hilft der Erretter uns bei unserer Vorbereitung darauf, Gott zu begegnen?

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Abschnitt 3

Der Erretter weist uns an, dass wir gerecht richten sollen

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Männer reden miteinander

Tag für Tag treffen wir nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen. Um zwischen richtig und falsch oder Gut und Böse entscheiden zu können, brauchen wir die Führung des Heiligen Geistes (siehe Lehre und Bündnisse 11:12). Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die mit unseren Mitmenschen und der Rolle zu tun haben, die sie in unserem Leben spielen – zum Beispiel, wenn wir Freunde oder unseren Ehepartner wählen. Denken wir in einem solchen Fall daran, dass der Erretter uns anweist: „Richtet nicht unrecht, damit ihr nicht gerichtet werdet; sondern richtet rechtschaffenes Gericht.“ (Joseph-Smith-Übersetzung von Matthäus 7:2 in den Studienhilfen.)

Vorwürfe, grobe Worte und unfreundliche Gedanken sind niemals angebracht. „Sieh zu, … dass du zu deinen Brüdern barmherzig bist; handle gerecht, richte rechtschaffen und tue beständig Gutes.“ (Alma 41:14.) Seien wir – wenn wir im Umgang mit unseren Mitmenschen urteilen müssen – bestrebt, unsere Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten zu zeigen (siehe Matthäus 22:37-39).

Zum Nachdenken

  • Präsident Dallin H. Oaks hat erklärt: „Es gibt zwei Arten des Richtens: das endgültige Urteil, das uns nicht zusteht, und das vorläufige Urteil, das wir fällen sollen, allerdings auf der Basis rechtschaffener Grundsätze.“4 Welche „rechtschaffenen Grundsätze“, die uns helfen, unsere Mitmenschen nicht falsch zu beurteilen oder ungerecht über sie zu richten, könnten hiermit wohl gemeint sein?

Gemeinsame Lernübung

  • Lesen Sie folgendes Zitat des Propheten Joseph Smith vor oder zeigen Sie es:

    „Wir [hoffen, dass] unsere Brüder auf die Gefühle des anderen Rücksicht nehmen und in Liebe wandeln, einander mehr ehren als sich selbst, wie der Herr es verlangt. …

    Wenn ihr jegliche üble Nachrede, jegliches Verleumden und alle unfreundlichen Gedanken und Gefühle aus eurer Mitte verbannt, euch demütigt und jeglichen Grundsatz der Tugend und Liebe pflegt, dann werden die Segnungen Jehovas auf euch ruhen und ihr werdet noch gute und herrliche Zeiten erleben; Frieden wird herrschen in euren Städten und Wohlstand in euren Ländern.“5

    Besprechen Sie, inwiefern unsere Bemühungen, kein ungerechtes Urteil zu fällen und unsere Mitmenschen nicht zu verurteilen, Frieden fördern und Segnungen mit sich bringen. Überlegen Sie, in welchen Situationen Sie sich schon gesegnet gefühlt haben, weil Sie bestrebt waren, gerecht zu richten.

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Anmerkungen

  1. Gerrit W. Gong, „Wieder Vertrauen fassen“, Liahona, November 2021, Seite 99

  2. Boyd K. Packer, „Der Mittler“, Der Stern, Oktober 1977, Seite 54ff.

  3. Dallin H. Oaks, „Göttliche Liebe im Plan des Vaters“, Liahona, Mai 2022, Seite 102

  4. Dallin H. Oaks, „,Judge Not‘ and Judging“, Ensign, August 1999, Seite 7

  5. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 381f.