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Religionsfreiheit


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Studium der Lehre

Religionsfreiheit

Religionsfreiheit ist ein unverzichtbarer Grundsatz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und ein grundlegendes Menschenrecht. Entscheidungsfreiheit, nämlich die Fähigkeit, zwischen richtig und falsch zu entscheiden und selbständig zu handeln, ist im Plan des himmlischen Vaters von zentraler Bedeutung. Religionsfreiheit gewährleistet, dass sich jeder in Glaubenssachen selbst festlegen kann.

Überblick

Im elften Glaubensartikel der Kirche heißt es: „Wir beanspruchen das Recht, den allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“ Zur Religionsfreiheit gehört nicht nur das Recht, Gott ungehindert verehren zu dürfen, sondern auch, sich auf Grundlage seiner Glaubensansichten äußern und entsprechend handeln zu dürfen. Der Herr hat in einer neuzeitlichen Offenbarung festgelegt, dass gerechte Grundsätze „für die Rechte und zum Schutz allen Fleisches … aufrechterhalten werden sollen, damit jedermann … gemäß der sittlichen Entscheidungsfreiheit handeln kann, die [Gott] ihm gegeben [hat], damit jedermann am Tag des Gerichts für seine Sünden selbst verantwortlich sei“ (Lehre und Bündnisse 101:77,78). „Keine Regierung [kann] friedlich bestehen …, ohne dass solche Gesetze erlassen werden und unangetastet bleiben, die jedem Einzelnen die Wahrnehmung seiner Gewissensfreiheit … gewährleisten.“ (Lehre und Bündnisse 134:2.) Die Regierung ist daher verpflichtet, „Gesetze anzuwenden, die alle Bürger bei der freien Ausübung ihres religiösen Glaubens schützen“ (Lehre und Bündnisse 134:7).

Religionsfreiheit garantiert das Recht aller Menschen, eigene Glaubensansichten zu hegen und diese offen zum Ausdruck bringen zu dürfen ohne Angst vor Verfolgung oder ohne Aberkennung ihrer Gleichberechtigung als Bürger. Religionsfreiheit gewährleistet, dass jedermann seine Religion frei wählen oder wechseln kann, seine Kinder in seinem Glauben erziehen, religiöse Materialien erhalten und verbreiten darf, sich mit anderem zum Gottesdienst versammeln und an den Riten und Bräuchen seines Glaubens teilnehmen darf. Sie schützt den Einzelnen vor religiöser Diskriminierung am Arbeitsplatz, bei der Wohnungsvergabe und weiteren grundlegenden Diensten und verhindert, dass jemandem aufgrund seiner Religion das Recht vorenthalten wird, ein Unternehmen zu gründen, einen Beruf auszuüben oder eine Berufserlaubnis erteilt zu bekommen.

Religionsfreiheit schützt nicht nur den Einzelnen, sondern auch die kirchlichen Organisationen, die ein auf Glauben beruhendes Leben als Gemeinschaft erst möglich machen. Zur Religionsfreiheit gehört auch das Recht, Kirchen und sonstige religiöse Institutionen zu gründen, etwa kirchliche Schulen und Hilfswerke. Diesen Institutionen wird die Freiheit zugebilligt, ihre eigenen Lehren und Bräuche bei der Gottesverehrung festzulegen, ihre kirchlichen Angelegenheiten selbst zu regeln, die Bedingungen für Mitgliedschaft, kirchliche Ämter und Arbeitsverhältnisse selbst festzulegen, Eigentum zu besitzen und Stätten der Gottesverehrung zu errichten. „Wir glauben nicht, dass menschliches Gesetz das Recht hat, sich einzumischen und Regeln für die Gottesverehrung vorzuschreiben“ oder „Formen öffentlicher oder privater Gottesverehrung zu diktieren.“ (Lehre und Bündnisse 134:4.)

Viele dieser Grundsätze sind im ersten Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verankert, der dem Kongress „die Einführung von Gesetzen, die eine Staatsreligion festlegen oder die freie Religionsausübung behindern“, verbietet. Auch in internationalen Menschenrechtsverträgen wird die Allgemeingültigkeit der Religions- und Glaubensfreiheit anerkannt. In der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen lesen wir in Artikel 18: „Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.“

Religionsfreiheit gilt nicht uneingeschränkt. Grenzen bei der Religionsausübung sind dort angemessen, wo zwingende Interessen wie Schutz auf Leben, Eigentum, Gesundheit oder Sicherheit anderer gewährleistet werden müssen. Solche Grenzen müssen allerdings tatsächlich notwendig sein und dürfen keinen Vorwand für eine Schmälerung der Religionsfreiheit darstellen. Wo die Religionsfreiheit gesetzlich eingeschränkt ist, glauben die Heiligen der Letzten Tage daran, dass es recht ist, dem Gesetz zu gehorchen, gleichzeitig jedoch durch legale Mittel, wie sie im jeweiligen Land oder unter dem jeweiligen Rechtssystem vorgesehen sind, den Schutz ihrer grundlegenden Rechte zu erwirken.

Die Heiligen der Letzten Tage glauben daran, dass sie für die Religionsfreiheit eines anderen ebenso bereitwillig eintreten müssen wie für die eigene. Der Prophet Joseph Smith hat erklärt, „dass ich ebenso bereit bin, zur Wahrung der Rechte eines Presbyterianers, eines Baptisten oder sonst eines guten Menschen einer anderen Glaubensgemeinschaft zu sterben, denn das gleiche Prinzip, das die Rechte eines Heiligen der Letzten Tage mit Füßen tritt, das tritt auch die Rechte eines Katholiken oder sonst eines Glaubensbekenners mit Füßen, der unbeliebt und zu schwach ist, für sich selbst einzutreten“ (History of the Church, Seite 498f. [Rede Joseph Smiths am 9. Juli 1843 in Nauvoo in Illinois; Niederschrift von Willard Richards]).

Die Heiligen der Letzten Tage aus der Anfangszeit der Kirche haben diese Geisteshaltung in der Charta der Stadt Nauvoo, die allen Religionen Toleranz zugesteht, gesetzlich verankert: „Durch den Stadtrat der Stadt Nauvoo wird hiermit festgelegt, dass Katholiken, Presbyterianer, Methodisten, Baptisten, Heilige der Letzten Tage, Quäker, Anhänger der Episkopalkirchen, Universalisten, Unitarier, Mohammedaner [Muslime] sowie jedwede andere religiöse Gruppierung oder Glaubensrichtung in dieser Stadt frei geduldet werden und die gleichen Rechte genießen.“ (Dekret in Bezug auf Religionsgemeinschaften der Stadt Nauvoo in Illinois, Hauptsitz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1. März 1841.)

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„Preserving Religious Freedom“

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Verschiedenes Material

„Religious Freedom“, ChurchofJesusChrist.org

„Religious Freedom“, The Joseph Smith Papers

Zeitschriften der Kirche

Eva Walburger, „Für Glaube und Freiheit auf der Flucht“, Liahona, Dezember 2016

„In Favor of Religious Freedom“, Ensign, Juli 2016

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