Handbücher und Berufungen
DIE ELTERN ALS PARTNER BEIM UNTERWEISEN DER KINDER


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DIE ELTERN ALS PARTNER BEIM UNTERWEISEN DER KINDER

In „Die Familie: eine Proklamation an die Welt“ erklären die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf, dass „Vater und Mutter … einander in dieser heiligen Aufgaben als gleichwertige Partner zur Seite stehen“ müssen. (Der Stern, Januar 1996, Seite 93.) Diese Partnerschaft ist ganz besonders dort notwendig, wo sich die Eltern gemeinsam der heiligen Aufgabe widmen, ihre Kinder zu unterweisen.

Auf einer Generalkonferenz las Präsident Boyd K. Packer Lehre und Bündnisse 27:15,17 vor: „“Hebt das Herz empor und freut euch, gürtet euch die Lenden und legt meine Waffenrüstung an, damit ihr dem bösen Tag widerstehen könnt … Ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile der Schlechten auslöschen könnt.“ Danach erklärte Präsident Packer, wie wichtig es ist, dass Mutter und Vater gemeinsam daran arbeiten, jedem Kind zu helfen, den „Schild des Glaubens“ zu ergreifen.

„Der Schild des Glaubens wird nicht in einer Fabrik geschmiedet, sondern zu Hause, in Heimarbeit. …

[Es] ist … im Plan des Vaters vorgesehen, dass der Schild des Glaubens – genau wie das neue Leben – in der Familie geschaffen und angepasst wird. Es gibt keine zwei, die sich genau gleichen. Jeder Schild wird von Hand nach Maß gefertigt.

Im Plan des Herrn ist vorgesehen, dass Mann und Frau gemeinsam daran arbeiten, jedem Kind einen individuellen Schild des Glaubens anzupassen, der so fest ist, dass er nicht weggerissen oder von den feurigen Pfeilen durchdrungen werden kann.

Es bedarf der steten Kraft des Vaters, das Metall des Schildes zu hämmern, und der sanften Hand der Mutter, um den Schild zu polieren und anzupassen. Manchmal muss ein Elternteil das ganz allein tun. Es ist schwer, doch es kann getan werden.

In der Kirche können wir lehren, woraus so ein Schild des Glaubens gemacht wird: Andacht, Mut, Keuschheit, Umkehr, Verge- bung, Mitgefühl. In der Kirche können wir lernen, wie der Schild zusammengebaut und angepasst wird. Die eigentliche Herstellung und Anpassung des Schildes des Glaubens muss jedoch im Kreis der Familie stattfinden. Andernfalls könnte er sich lockern und in einer Krise versagen.“ (Der Stern, Juli 1995, Seite 7f.)

Die folgenden Anregungen können Vater und Mutter helfen, bessere Partner bei der Unterweisen ihrer Kinder zu werden.

Nehmen Sie sich Zeit, gemeinsam zu planen

Sie, die Eltern, müssen eine Zeit festsetzen, wann Sie darüber sprechen, was die Kinder brauchen und wie Sie ihnen geben können, was sie brauchen. Ein vielbeschäftigtes Ehepaar fand heraus, dass wöchentliche Planungssitzungen mit zum Wertvollsten gehörten, das sie als Eltern unternahmen. Sie sagten:

„Es hat zwar beinahe ein Jahr gedauert, bis wir uns die wöchentlichen Planungssitzungen zur Gewohnheit gemacht haben, doch jetzt fragen wir uns, wie wir jemals ohne sie auskommen konnten. Wir interessieren uns dadurch mehr für das, was der andere tut. Wir erkennen, wie wichtig wir einander sind und wie wichtig wir für unsere Kinder sind. Wir können sehen, wo wir stehen und wo unsere Kinder stehen, und wir können festlegen, was wir tun wollen, um unsere Probleme zu lösen. Wir planen dabei auch Zeit für uns selbst, Zeit mit jedem Kind, ebenso den Familienabend und die Sonntagsbeschäftigung. Für gewöhnlich brauchen wir etwa 30 Minuten – manchmal auch länger, wenn wir über ein großes Ereignis oder ein außergewöhnliches Problem sprechen müssen.“

Wenn Sie die Unterweisung Ihrer Kinder planen, bedenken Sie bitte mit einem Gebet im Herzen die folgenden Fragen:

  • Was wollen wir vermitteln, und wie soll es sich auf das Leben unseres Kindes auswirken?

  • Welche Evangeliumsgrundsätze müssen wir konkret lehren, um das zu bewirken?

  • Wie sollen diese Grundsätze gelehrt werden?

Weitere Anregungen dazu, wie sich diese Fragen verwenden lassen, finden Sie unter „Den Unterricht vorbereiten“, Seite 98–99, und „Aus Konferenzansprachen und sonstigen Quellen eine Lektion erarbeiten“, Seite 100–101.

Es ist wichtig, dass Sie bei der Unterweisung der Kinder einig sind

Wenn sich Vater und Mutter die Zeit nehmen, miteinander zu sprechen, sind sie eher einig beim Unterweisen der Kinder, selbst wenn im Alltag plötzlich ein unerwarteter Lehrmoment eintritt. Diese Einigkeit ist wichtig, denn kaum etwas verwirrt ein Kind mehr, als wenn es von den beiden Menschen, die es am meisten liebt und achtet, einander widersprechende Signale bekommt.

Ein Ehepaar berichtet von einem Erlebnis mit einem Sohn:

Der sechsjährige Mike hatte sich den Sommer über sehr bemüht, zu Hause und für die Nachbarn mit der einen oder anderen Arbeit Geld für den Urlaub zu verdienen. Die Familie hatte eine große Reise geplant, und seine Mutter hatte ihm gesagt, dass er alle Süßigkeiten oder Andenken von seinem eigenen Geld kaufen müsse. Sie sagte ihm beinahe jeden Tag, er solle doch sein Geld sicher aufbewahren, doch es gefiel Mike, Geld in der Tasche zu haben, und so trug er es ständig bei sich. Mehrmals am Tag nahm er es heraus und zählte es oder zeigte es seinen Freunden.

Am Tag vor dem Urlaubsantritt bemerkte Mike, dass ihm das Geld aus der Hosentasche gefallen war. Er ging weinend zu seiner Mutter. Sie hatte Mitleid und half Mike, überall zu suchen, wo sie sich vorstellen konnte, dass er das Geld verloren habe, doch sie fanden es nicht. „Es tut mir sehr leid“, sagte sie, „aber das Geld ist wohl weg.“ Sie erwähnte nicht, dass sie ihm schon oft gesagt hatte, er solle doch besser aufpassen, und sie widerstand auch der Versuchung, jetzt für ihn alles wieder in Ordnung zu bringen. Schließlich hat er es ja so gewollt, dachte sie bei sich, und ich habe ihn ja gewarnt.

Mike saß verzweifelt vor der Haustür, als sein Vater nach Hause kam. Als dieser die traurige Geschichte gehört hatte, holte er aus seiner Geldbörse genau den Betrag, den Mike verloren hatte, und gab ihn Mike. Auf den überraschten Blick seiner Frau sagte er: „Das bisschen Geld – soll er es doch haben.“

Jetzt können wir uns natürlich fragen, welcher Elternteil recht gehabt hat. Aber vielleicht ist das gar nicht die beste Frage. Vielleicht sollen wir uns besser fragen, wie Mikes Eltern in ihrem Umgang mit dem Kind einiger hätten sein können. Sie hätten miteinander reden und überlegen können, was Mike jetzt braucht.

Sie hätten sich fragen können: „Wie soll sich das auf sein Leben auswirken? Muss er lernen, besser aufzupassen? Oder muss er vielmehr die Erfahrung machen, dass seine Eltern immer für ihn da sind und ihn verstehen? Muss er lernen, nicht vor Freunden anzugeben? Muss er lernen, sich an Familienregeln zu halten?“ Auf diese Weise hätten die Eltern leichter festlegen können, was sie ihren Sohn lehren wollen und wie.

Wenn sich Mikes Eltern die Zeit genommen hätten, um in dieser Situation einig zu sein, dann hätten sie wohl eine gute Weise gefunden, entweder das Geld zu ersetzen oder nicht. Statt dessen haben sie einander widersprechende Signale gegeben.

Sie als Eltern können so zusammenarbeiten, dass Sie bei der Unterweisung Ihrer Kinder im Evangelium Jesu Christi einig sind.