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Zuhören


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Zuhören

Zuhören ist ein Ausdruck von Liebe. Mitunter erfordert es Opfer. Wer wirklich zuhört, verzichtet oft zugunsten eines anderen darauf, selbst etwas zu sagen.

Wie aufmerksames Zuhören den Schülern helfen kann

Ein Lehrer, der zuhört, kann viel Gutes bewirken. Durch Ihr Zuhören konzentrieren Sie Ihre Unterweisung auf das, was der Einzelne braucht und was ihn betrifft. Sie zeigen Achtung vor seinen Gedanken, Meinungen und Erfahrungen. Sie zeigen Anteilnahme. Ein Teilnehmer, der weiß, dass Ihnen an seinen Einsichten liegt, kann besser Folgendes tun:

  • Er ist aufnahmebereit und begeistert.

  • Er ist eher bereit, über seine Gedanken und Erfahrungen zu sprechen.

  • Er ist eher bereit, eifrig zu lernen.

  • Er ist eher bereit, das anzuwenden, was er lernt.

Manch einer meint vielleicht, er benachteilige die anderen und schade ihnen, wenn er einem einzigen aufmerksam zuhört. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Sie dem einen aufmerksam zuhören, zeigen Sie damit auch allen anderen, dass ihnen an jedem Einzelnen etwas liegt. Sie geben dadurch in der Familie oder im Unterricht ein gutes Beispiel.

Wie aufmerksames Zuhören Ihnen selbst hilft

Ihnen selbst hilft es, wenn Sie einem anderen aufmerksam zuhören. Wer den Beiträgen der Schüler liebevoll und achtungsvoll zuhört, kann Folgendes tun:

  • Er stellt fest, wie aktiv sich die Lernenden am Lernprozess beteiligen.

  • Er findet heraus, wie viel sie lernen.

  • Er versteht besser, was sie brauchen.

  • Er erkennt und beseitigt das, was dem Lernen im Weg steht, etwa Entmutigung oder Beschäftigung mit etwas anderem.

  • Er versteht die Fragen besser, die die Teilnehmer bewegen, und kann zu Antworten hinführen.

  • Er bemerkt, wenn er noch bei einem Thema bleiben muss, das die Teilnehmer beschäftigt.

  • Er bemerkt, wenn jemand etwas sagen muss.

  • Er stellt fest, ob ein bestimmter Grundsatz noch ergänzt oder wiederholt werden muss.

  • Er weiß, wann es angebracht ist, den Unterrichtsverlauf zu ändern.

Durch Zuhören lernen auch Sie viel. Wer seinen Schülern zuhört, kommt darauf, wie viel er von ihnen lernen kann.

Anregungen für besseres Zuhören

Woran erkennt derjenige, den Sie unterweisen, dass Sie ihm zuhören? Sie zeigen es durch Ihre aufmerksame Haltung. Sie zeigen es dadurch, dass Sie denjenigen anschauen, der spricht, statt in den Leitfaden zu blicken oder im Zimmer herumzuschauen. Sie zeigen es, wenn Sie dem Sprecher Mut machen, seine Gedanken zu äußern, ohne ihn zu unterbrechen. Sie zeigen es, wenn Sie nicht voreilig mit einem Rat oder einem Urteil bei der Hand sind. Sobald Sie verstehen, worum es geht, können Sie etwas Passendes sagen. Wenn Sie nicht verstehen, was gemeint ist, stellen Sie entsprechende Fragen.

Die folgenden Gedanken können dazu beitragen, dass Sie ein besserer Zuhörer werden:

Fragen stellen

Durch die folgenden und ähnliche Fragen machen Sie deutlich, dass Ihnen die Gedanken und Empfindungen Ihres Gegenübers wichtig sind:

  • Können Sie mir mehr darüber sagen?

  • Wie hast du dich damals gefühlt?

  • Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe. Meinen Sie, dass …?

  • Kannst Du mir das erklären?

Kurz innehalten

Fürchten Sie sich nicht vor einer kurzen Pause. Die Teilnehmer brauchen oft Zeit, um über eine Frage nachzudenken, sich eine Antwort zurechtzulegen oder ihre Gefühle auszudrücken. Halten Sie kurz inne, nachdem Sie eine Frage gestellt haben oder wenn von einem geistigen Erlebnis die Rede war oder wenn jemand nach Worten sucht. Sie müssen dem Sprecher Zeit genug lassen, seine Gedanken zu formulieren. Erst dann dürfen Sie antworten. Natürlich dürfen Sie nicht allzu lange abwarten, besonders dann nicht, wenn es peinlich wirkt oder jemand das Gefühl bekommt, er sei jetzt verpflichtet, etwas zu sagen.

Auf das achten, was der Sprecher sagt

Manchmal hören wir nicht richtig zu, sondern überlegen schon, was wir sagen werden, während der andere noch spricht. Geben Sie Acht, dass Sie sich wirklich auf das konzentrieren, was gesagt wird, statt bereits in Gedanken Ihre Antwort zu formulieren.

Auf das achten, was ungesagt bleibt

Oft drückt man durch die Art, wie man sitzt, durch den Gesichtsausdruck, durch Gestik, durch den Tonfall oder die Augenbewegungen aus, was in einem vorgeht. Diese nonverbalen Botschaften können Ihnen helfen, die Gefühle des Betreffenden zu verstehen.

Mit anderen Worten wiederholen, was gesagt wurde

Nachdem Sie wahrgenommen haben, was mit und auch ohne Worte ausgedrückt wurde, können Sie wiederholen, was Sie verstanden haben. Fassen Sie das Gesagte mit eigenen Worten zusammen, denn auf diese Weise erkennen Sie, ob Sie es richtig verstanden haben. Sie können den Betreffenden auch fragen: „Haben Sie das gemeint?“ Oder „Sollen wir darauf noch näher eingehen?“ Achten Sie jedoch darauf, dass Sie nicht herablassend sprechen.

Die Lernenden lehren, einander zuzuhören

Machen Sie den Lernenden klar, dass durch Zuhören Liebe ausgedrückt wird. Die folgenden Anregungen können Ihnen vielleicht helfen, die Lernenden dazu zu bringen, dass sie einander zuhören:

  • Wenn jemand eine Frage beantwortet oder über eine Einsicht gesprochen hat, bitten Sie die anderen um ihre Meinung dazu.

  • Wird eine Frage gestellt, leiten Sie sie weiter, statt sie selbst zu beantworten. Sie können beispielsweise fragen: „Möchte jemand diese Frage beantworten?“

  • Bitten Sie schon im Voraus einen oder mehrere Teilnehmer, die Gedanken, die im Unterrichtsgespräch zum Ausdruck kommen, anschließend zusammenzufassen.

Der Erretter hat diejenigen, die er belehrte, ständig beobachtet und ihnen zugehört, so dass er seine Unterweisung dem anpassen konnte, was er als die Bedürfnisse seiner Zuhörer ansah. Nachdem er etwa die Nephiten belehrt hatte, sagte er zu ihnen: „Geht nach Hause und denkt über das nach, was ich gesagt habe.“ (3 Nephi 17:3.) Doch als er gerade gehen wollte, „ließ er die Augen abermals rings über die Menge gehen und sah, dass ihnen die Tränen herabflossen, und sie blickten ihn unverwandt an, als wollten sie ihn bitten, noch ein wenig länger zu verweilen.“ (3 Nephi 17:5.) Er erkannte, was gebraucht wurde, und blieb länger, um den Nephiten zu dienen und sie zu unterweisen. In dem Maß, wie Sie gut zuhören und entsprechend reagieren, können Sie dazu beitragen, dass jeder das bekommt, was er beim Evangeliumslernen braucht.