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Kapitel 37: Helaman 10 bis 12


Kapitel 37

Helaman 10 bis 12

Einleitung

Es ist eine große Ehre, wenn Gott uns vollkommen vertraut. In den Lectures on Faith (Vorlesungen über den Glauben) heißt es, dass es für unseren Glauben wichtig ist, dass wir uns der Zustimmung Gottes bewusst sind: „Tatsächlich zu wissen, dass der eingeschlagene Lebensweg dem Willen Gottes entspricht, ist für jedermann ganz wesentlich und wichtig, damit er jenes Vertrauen in Gott setzen kann, ohne das niemand das ewige Leben erlangen kann.“ (1985, Seite 7.)

Das Vertrauen und die Zustimmung erlangt man durch den Gehorsam gegenüber allen Geboten Gottes. In den Kapiteln 10 bis 12 des Buches Helaman geht es darum, wie wichtig es ist, auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu hören. Nur wenn wir das tun, können wir sicher sein, dass wir nach Gottes Willen leben. In diesen Kapiteln wird auch betont, wie wichtig es ist, das zu wollen, was Gott will. Der Herr wusste, dass Nephi „nichts erbitten [würde], was gegen [Gottes] Willen ist“ (Helaman 10:5). Wenn wir uns in kleinen Aufgaben als treu erweisen, wird der Herr uns mit größeren Aufgaben betrauen.

Kommentar

Helaman 10:1-3. Nachsinnen

  • Nachsinnen bedeutet, „ernsthaft und tief nach[zu]denken, häufig über die heiligen Schriften oder andere Dinge Gottes. In Verbindung mit Beten kann das Nachsinnen … Offenbarung und Verständnis bewirken.“ (Schriftenführer, „Nachsinnen“.) Nephi und andere Propheten haben Offenbarungen empfangen, als sie intensiv nachdachten. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Uns allen würde es wohl guttun, hin und wieder nachzudenken und zu meditieren. In den stillen Augenblicken der inneren Einkehr kann der Geist uns viel lehren.“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 6.)

  • Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apos-tel sagte, dass ein ruhiger Ort dem Nachsinnen förderlich sei: „Suchen Sie sich einen ruhigen und friedlichen Platz, an dem Sie regelmäßig nachdenken können, und lassen Sie den Herrn die Richtung bestimmen, die Ihr Leben nimmt.“ (Liahona, Juli 2001, Seite 9.)

  • Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über den Nutzen von tiefem Nachdenken gesprochen: „Wenn Sie über Grundsätze und Lehren nachsinnen und beten, spricht der Heilige Geist zu Ihrem Verstand und Ihrem Herzen [siehe LuB 8:2]. Durch die Ereignisse, die in den heiligen Schriften geschildert werden, gewinnen Sie neue Einsichten, und Grundsätze, die sich auf Ihre Situation beziehen lassen, werden Ihnen aufs Herz träufeln.“ (Liahona, Januar 2001, Seite 21.)

Helaman 10:4,5. „Du wirst nichts erbitten, was gegen meinen Willen ist“

  • Wenn wir wie Nephi lernen, „im Geist“ (Helaman 10:17) und gemäß dem Willen Gottes zu bitten, dann „geschieht es so, wie“ wir bitten (LuB 46:30; siehe auch 50:29,30). Präsident Marion G. Romney (1897–1988) von der Ersten Präsidentschaft hat einige Voraussetzungen dafür genannt, auf die rechte Weise zu bitten:

    „Wenn wir im Namen Jesu um konkrete persönliche Anliegen zum Vater beten, sollten wir im Innersten spüren, dass wir gewillt sind, den Gegenstand unserer Bitten dem Willen unseres Vaters im Himmel unterzuordnen. …

    Die Zeit wird kommen, wenn wir den Willen Gottes kennen werden, bevor wir bitten. Dann wird alles, worum wir beten, ‚ratsam‘ sein. Alles, worum wir bitten, wird ‚recht‘ sein. Das wird dann geschehen, wenn wir aufgrund eines rechtschaffenen Lebens den Heiligen Geist in solch einem Maße bei uns haben werden, dass er uns diktiert, worum wir bitten sollen.“ (Herbst-Generalkonferenz 1944.)

    Präsident Romney hatte einmal ein Erlebnis, bei dem der Herr ihm eine Verheißung ähnlich der machte, die Nephi bekommen hatte. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber berichtet:

    „Im Jahr 1967 erlitt Schwester Ida Romney einen schweren Schlaganfall. Die Ärzte teilten dem damaligen Elder Romney mit, dass die Blutung schwerwiegende Schädigungen hervorgerufen habe. Sie boten an, Ida Romney künstlich am Leben zu erhalten, rieten aber nicht dazu. Die Familie machte sich auf das Schlimmste gefasst. Bruder Romney vertraute denen, die ihm am nächsten standen, an, dass es ihm am allerwichtigsten sei, ‚den Willen des Herrn geschehen zu lassen und alles ohne Jammern anzunehmen, was er annehmen müsse‘, obwohl er Angst hatte und sich danach sehnte, Ida wieder gesund werden zu sehen und sie weiterhin an seiner Seite zu haben.

    Die Tage vergingen und Schwester Romney war immer schlechter ansprechbar. Natürlich hatte sie einen Segen bekommen, doch Elder Romney ‚zögerte, dem Herrn in dieser Angelegenheit einen Rat zu erteilen‘. Aus seinen früheren Erfahrungen heraus, als er und Ida erfolglos darum gebetet hatten, Kinder haben zu können, wusste er, dass er niemals im Gebet um etwas bitten konnte, was nicht mit dem Willen des Herrn im Einklang war. Er fastete, um zu erfahren, wie er dem Herrn zeigen konnte, dass er Glauben hatte und den Willen Gottes für ihrer beider Leben annehmen wollte. Er wollte sicher sein, dass er alles getan hatte, was ihm möglich war. Doch es ging ihr immer schlechter.

    Eines Abends, als er besonders niedergeschlagen war und Ida weder sprechen noch ihn erkennen konnte, ging Bruder Romney nach Hause und nahm, wie er es immer getan hatte, die heiligen Schriften zur Hand, um vielleicht eine Antwort vom Herrn zu bekommen. Er ergriff das Buch Mormon und las dort weiter, wo er am Abend zuvor aufgehört hatte. Er hatte im Buch Helaman über den Propheten Nephi gelesen, der fälschlich und ungerechtfertigt wegen Auflehnung angeklagt worden war. Nachdem Nephi seinen Anklägern auf wundersame Weise entkommen war, ging er nach Hause und dachte über die Dinge nach, die ihm widerfahren waren. Als er das tat, hörte er eine Stimme.

    Obwohl Marion Romney diese Begebenheit zuvor schon viele Male gelesen hatte, hatte er an diesem Abend plötzlich den Eindruck, sie sei eine Offenbarung an ihn persönlich. Die Worte der Schriftstelle berührten sein Herz dermaßen, dass er seit Wochen das erste Mal wirklichen Frieden empfand. Der Herr schien direkt zu ihm zu sprechen. Die Schriftstelle lautete: ‚Gesegnet bist du, … um deswillen, was du getan hast; … du warst nicht auf dein eigenes Leben bedacht, sondern warst auf meinen Willen bedacht und dass du meine Gebote hältst. Und nun, weil du dies so unermüdlich getan hast, siehe, so werde ich dich segnen immerdar; und ich werde dich mächtig machen im Wort und im Tun, im Glauben und in Werken; ja, selbst so, dass dir alles gemäß deinem Wort geschehe, denn du wirst nichts erbitten, was gegen meinen Willen ist.‘ (Helaman 10:4,5.)

    Das war die Antwort. Er hatte nur den Willen des Herrn erfahren und ihm gehorsam sein wollen, und nun hatte der Herr gesprochen. Er fiel auf die Knie und schüttete sein Herz aus, und als er sein Gebet mit den Worten ‚Dein Wille geschehe‘ beendete, spürte oder hörte er eine Stimme, die sagte: ‚Es ist nicht gegen meinen Willen, dass Ida geheilt wird.‘

    Bruder Romney stand rasch auf. Es war nach zwei Uhr morgens, doch er wusste, was er tun musste. Schnell band er sich die Krawatte um und zog den Mantel an und ging dann in die Nacht hinaus, um Ida im Krankenhaus zu besuchen. Er kam kurz vor drei Uhr morgens an. Seiner Frau ging es unverändert schlecht. Sie regte sich nicht, als er seine Hände auf ihre blasse Stirn legte. Mit unerschütterlichem Glauben erflehte er die Macht des Priestertums zu ihrer Genesung. Er gab ihr einen einfachen Segen und sprach dann die unglaubliche Verheißung aus, dass sie ihre Gesundheit und ihre geistigen Kräfte wiedererlangen und auf der Erde noch ‚eine große Mission‘ erfüllen werde.

    Obwohl er keinen Zweifel hegte, war Elder Romney erstaunt, als er sah, wie Ida die Augen öffnete, nachdem er mit dem Segen zu Ende gekommen war. Etwas benommen von allem, was sich ereignet hatte, setzte er sich auf ihren Bettrand, und da hörte er tatsächlich seit Monaten zum ersten Mal die noch schwache Stimme seiner Frau. Sie sagte: ‚Meine Güte, Marion, was machst du denn hier?‘ Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er fragte sie: ‚Ida, wie geht es dir?‘ Mit dem für die beiden so charakteristischen Humor antwortete sie: ‚Gemessen woran, Marion? Gemessen woran?‘

    In diesem Moment begann Ida Romneys Genesung. Bald darauf konnte sie aus dem Krankenhaus entlassen werden und erlebte, wie ihr Mann als Mitglied der Ersten Präsidentschaft der Kirche bestätigt wurde, was wahrlich ‚eine große Mission auf Erden‘ ist. (F. Burton Howard,Marion G. Romney: His Life and Faith, Salt Lake City: Bookcraft, 1988, Seite 137–142.)“ (Jeffrey R. Holland and Patricia T. Holland, On Earth As It Is in Heaven, 1989, Seite 133ff.)

Helaman 10:7. Die Siegelungsvollmacht

  • Nephi diente mit solchem Eifer, dass der Herr ihm große Macht verlieh. Ihm wurde Macht über die Menschen und über die Naturgewalten gegeben. Ihm wurde auch die heilige Siegelungsmacht gewährt, die gleiche Macht, die der Prophet Elija innehatte. „Die Macht Elijas ist die Siegelungsmacht des Priestertums, mit der etwas, was auf Erden gebunden oder gelöst ist, im Himmel gebunden oder gelöst ist (LuB 128:8-18).“ (Schriftenführer, „Elija“.)

  • Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat über die Siegelungsvollmacht gesprochen, die verschiedene Propheten innehatten:

    „Der Herr übertrug einigen seiner auserwählten Knech-te Vollmacht und außergewöhnliche Kräfte. … So erhielt Elija die Schlüssel der Priestertumsmacht, um Tote zum Leben zu erwecken, die Kranken zu heilen und die Himmel zu verschließen, damit es nicht regnete, außer auf sein Wort hin. Über drei Jahre lang gab es dann keinen Regen, und darüber hinaus hatte er die Macht, Feuer vom Himmel herabzurufen, um die Feinde der Kirche zu vernichten. …

    Der Herr gab Nephi, dem Sohn Helamans, die gleiche Macht. Er hatte ebenso die Macht, nur kraft seines Glaubens und aufgrund des Gebotes des Herrn die Himmel zu verschließen und andere mächtige Taten zu vollbringen [siehe Helaman 10:7]. Diese wunderbare Macht ist bis heute nur wenigen Knechten des Herrn verliehen worden.“ (Answers to Gospel Questions, Hg. Joseph Fielding Smith Jr., 5 Bände, 1957–1966, 4:95.)

Helaman 10:13-15. „Ungeachtet der großen Wundertat“

  • Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, dass „Wunder die Früchte des Glaubens sind“ (History of the Church, 5:355). Manche Menschen trachten nach Wundern, um dadurch Glauben zu erlangen; das widerspricht jedoch der Ordnung des Himmels. Glaube geht dem Wunder voraus – er folgt nicht darauf. Nur infolge seines Glaubens konnte der Prophet Nephi auf wunderbare Weise Seantum als den Mörder des obersten Richters entlarven. Bedauerlicherweise besaß der Großteil der Menschen, die dieses Wunder miterlebten, keinen Glauben. Das Wunder konnte sie nicht bekehren, denn „der Glaube kommt nicht durch Zeichen [oder Wunder], sondern Zeichen folgen denen, die da glauben“ (LuB 63:9). Die notwendige Wandlung in ihrem Leben musste mit dem „Glauben zur Umkehr“ beginnen (Alma 34:15-17). Leider verhärteten diese Menschen, die Zeugen eines großen Wunders geworden waren, weiterhin ihr Herz und kehrten nicht um, sondern verfolgten Nephi.

Helaman 11:1-16. Propheten beten für das Volk

  • Das Gebet, das Nephi für sein Volk sprach, zeigt, wie sehr sich ein Prophet um die Menschen sorgt. So wie Propheten Gott gegenüber den Menschen vertreten, treten sie auch von Zeit zu Zeit beim Herrn für ihr Volk ein. Als die Kinder Israel von giftigen Schlangen geplagt wurden, gingen sie zu Mose und baten ihn: „Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit. Da betete Mose für das Volk.“ (Numeri 21:7.)

    Auf dem amerikanischen Kontinent schrieb Nephi, der Sohn Lehis: „Ich bete beständig für sie bei Tag, und ihretwegen benetzen meine Augen mein Kissen bei Nacht; und ich rufe meinen Gott im Glauben an.“ (2 Nephi 33:3.)

  • Unsere derzeitigen Propheten beten ebenfalls für uns. Bei der Generalkonferenz nach dem schrecklichen Terroranschlag vom 11. September 2001 sprach Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) dieses Gebet:

    „O Gott, unser ewiger Vater, … dessen Kinder wir sind: Wir blicken in dieser finsteren, ernsten Zeit glaubensvoll zu dir auf. Bitte, lieber Vater, segne uns mit Glauben. Segne uns mit Liebe. Segne uns mit Nächstenliebe im Herzen. Segne uns mit dem Geist der Ausdauer, damit wir die schrecklichen Übel in der Welt ausmerzen können. Beschütze und führe diejenigen, die aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt sind. Segne sie, bewahre ihr Leben, schütze sie, dass sie nicht Schaden nehmen und kein Übel sie befällt. Erhöre die Gebete ihrer Angehörigen, die um ihre Sicherheit beten. …

    O Vater, blick in diesen Zeiten der Not gnädig auf dieses unser Land und auf seine Freunde. Verschone uns und hilf uns, dass wir immer im Glauben an dich und immer im Glauben an deinen geliebten Sohn wandeln, auf dessen Barmherzigkeit wir vertrauen und den wir als unseren Erretter und unseren Herrn ansehen. Segne die Sache des Friedens und bring uns bald wieder Frieden. Das erflehen wir demütig von dir, und wir bitten dich, dass du uns unsere Fehler vergibst, dass du uns unsere Sünden nicht vorhältst und gnädig und gütig zu uns bist und machst, dass unser Herz sich dir in Liebe zuwendet. Wir sagen dies demütig und im Namen dessen, der uns alle liebt, nämlich im Namen des Herrn Jesus Christus, der unser Erlöser und Erretter ist. Amen.“ (Liahona, Januar 2002, Seite 105.)

Helaman 11:4,5. Der Herr bedient sich manchmal der Natur, um seine Kinder zurechtzuweisen

  • Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt, dass „der Herr manchmal das Wetter dazu benutzt, um sein Volk wegen des Übertretens seiner Gebote zu züchtigen“ (Herbst-Generalkonferenz 1977; siehe auch LuB 43:21-25).

Helaman 11:18 bis 12:6. Der Kreislauf von Rechtschaffenheit und Schlechtigkeit

  • Mehrere Male haben die Menschen im Buch Mormon einen Kreislauf vollzogen, in dem auf Rechtschaffenheit Wohlstand, Reichtum, Stolz, Schlechtigkeit, Zerstörung, Demut und erneute Rechtschaffenheit folgen. Näheres dazu sowie ein Diagramm zum Kreislauf des Stolzes finden Sie im Anhang unter „Der Kreislauf von Rechtschaffenheit und Schlechtigkeit“ (Seite 452).

    Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Apostel hat bedauert, dass es der Menschheit nicht gelingt, aus einem negativen Kreislauf auszubrechen: „Ich glaube, es gehört wohl zu den größten Geheimnissen des Lebens, warum die Menschen aus der Geschichte nicht lernen.“ (Der Stern, Januar 1993, Seite 13.) Sicherlich hat der Herr diese deutlich erkennbaren Verhaltensmuster in den heiligen Schriften zu unserem Nutzen erwähnt, damit wir es leichter haben, dieselben Probleme in unserem Leben zu vermeiden (siehe LuB 52:14-19).

Helaman 11:22,23. „Punkte der Lehre“

  • Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, woraus die wahre Lehre von Christus besteht: „Die wahre Lehre von Christus lautet: Alle Menschen müssen zu ihm kommen, Glauben erlangen und umkehren, sie müssen getauft werden, den Heiligen Geist empfangen und im Glauben bis ans Ende ausharren, um errettet zu werden. (2 Nephi 31:17-21; 3 Nephi 11:29-41; LuB 10:67; 68:25.)“ (Mormon Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 204.)

  • Präsident Boyd K. Packer, Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat über die Macht der wahren Lehre gesagt:

    „Wenn wahre Lehre verstanden wird, ändern sich die Einstellung und das Verhalten.

    Wenn man sich mit den Lehren des Evangeliums auseinandersetzt, verbessert sich das Verhalten schneller, als wenn man sich mit dem Verhalten befasst. … Darum legen wir so viel Wert auf das Studium der Lehren des Evangeliums.“ (Ensign, November 1986, Seite 17.)

Helaman 11:21-38. Schlechtigkeit breitete sich erneut aus

  • Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, dass „der Teufel immer genau zur selben Zeit sein Reich aufrichtet, um sich Gott entgegenzustellen“ (History of the Church, 6:364). Wann immer die Kirche des Herrn aufgerichtet oder gestärkt wird, bemüht sich der Widersacher in der einen oder anderen Weise um Widerstand, um den Fortschritt der Heiligen Gottes zu bekämpfen. Wir sehen in Helaman 11 ein Beispiel dafür, wie der Widerstand des Satans sich entwickelt. Die Gadiantonräuber waren aus dem Land vertrieben worden. Die rechtschaffenen Mitglieder der Kirche unter den Nephiten und Lamaniten erlebten eine sehr friedliche Zeit (siehe Helaman 11:21). Es vergingen jedoch nur wenige Jahre, bis die Menschen sich durch den Einfluss des Satans wieder der Schlechtigkeit zuwandten und den Gadiantonräubern erneut zur Macht verhalfen.

Helaman 12:1-3. Die Wankelmütigkeit der Menschen

  • Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat einige mögliche Gründe für geistige Wankelmütigkeit angesprochen:

    „Ist es einfach unabsichtliche Vergesslichkeit? Oder fehlt der intellektuelle Anstand, weil wir uns weigern, über Segnungen in der Vergangenheit nachzudenken und dafür dankbar zu sein? Oder mangelt es uns an Sanftmut, sodass wir solch strenge Lektionen erneut benötigen, weil wir sanftere, leisere Signale überhören, wenn sie uns mahnen, an den Herrn zu denken? …

     Wir brauchen den Heiligen Geist täglich, damit er uns täglich hilft, uns zu erinnern. Sonst wird uns die Erinnerung genau dann im Stich lassen, wenn wir am anfälligsten sind. Für den natürlichen Menschen ist es vor allem dann nicht natürlich, dankbar an die gestrigen Segnungen zu denken, wenn die heutigen Bedürfnisse des Fleisches ihm beständig zusetzen.“ (Lord, Increase Our Faith, 1994, Seite 101f.)

  • Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat sich ebenfalls zum Thema Unbeständigkeit geäußert: „Man verlässt sich gern auf Gott, bis das Gebet erhört worden ist. Und wenn die Not vergeht, lässt auch das Beten nach. Im Buch Mormon wiederholt sich diese traurige Geschichte immer wieder.“ (Liahona, Januar 2002, Seite 16.)

Helaman 12:2. Wenn Gott sein Volk gedeihen lässt, vergisst es ihn

  • Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat die Probleme beschrieben, die mit Wohlergehen und Wohlstand einhergehen können: „Diese Prüfung scheint härter zu sein als alle anderen, denn das Böse arbeitet hier subtiler und raffinierter. Alles wirkt hier weniger bedrohlich und ist schwieriger auszumachen. Jede Prüfung rechtschaffenen Verhaltens ist normalerweise anstrengend. Diese Prüfung aber scheint gar keine zu sein, denn man muss sich nicht anstrengen; daher könnte sie die trügerischste Prüfung überhaupt sein. Wissen Sie, was Frieden und Wohlstand einem Volk antun können? Sie können es in den Schlaf versetzen!“ (Larry E. Dahl, „Fit for the Kingdom“, aus: Studies in Scripture, Volume Five: The Gospels, Hg. Kent P. Jackson und Robert L. Millet, 1986, 5:369.)

  • Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat die Prüfung, die mit einem Leben in Luxus einhergeht, mit anderen Prüfungen verglichen: „Wir werden versucht und geprüft. Vielleicht erkennen wir die Ernsthaftigkeit mancher Prüfungen, die wir durchlaufen, gar nicht. Als die Kirche noch sehr jung war, wurden Menschen ermordet und vom Pöbel verfolgt. Die Heiligen wurden hinaus in die Wildnis vertrieben. Sie hungerten, sie waren nackt und sie froren. Wir sind die Erben dessen, was sie uns hinterließen. Doch wie gehen wir damit um? Heute schwelgen wir in einem Luxus, wie man ihn niemals zuvor in der Weltgeschichte erlebt hat. Das ist wahrscheinlich die schwierigste Prüfung, die wir jemals in der Geschichte dieser Kirche erlebt haben.“ (Dahl, „Fit for the Kingdom“, aus: Studies in Scripture, 5:369.)

Helaman 12:4. Setzen ihr Herz auf die Nichtigkeiten der Welt

  • Mormon hat betont, wie töricht diejenigen sind, die ihr Herz auf die nutzlosen, wertlosen, leeren Dinge der Welt setzen. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dazu gesagt: „Zu den ‚Nichtigkeiten dieser Welt‘ gehört jegliche Kombination aus dem weltlichen Quartett Besitz, Stolz, prominente Stellung und Macht. Bezüglich dieser Dinge sagen uns die heiligen Schriften: ‚Siehe, du kannst sie nicht mitnehmen.‘ (Alma 39:14.) Wir sollten auf den Erwerb jener Schätze bedacht sein, die die heiligen Schriften den Glaubenstreuen verheißen: ‚Große Schätze der Erkenntnis, … selbst verborgene Schätze.‘ (LuB 89:19.)“ (Liahona, Juli 2001, Seite 101.)

Helaman 12:5,6. „Schnell, im Stolz überheblich zu werden“

  • Präsident Ezra Taft Benson hat in seiner bedeutenden Ansprache über den Stolz dessen viele Facetten beschrieben:

    „Der Stolz führt im Wesentlichen zum Wetteifern. Wir messen unseren Willen mit Gottes Willen. Wenn wir unseren Stolz gegen Gott richten, sagen wir damit: ‚Mein Wille, nicht deiner geschehe.‘ …

    Der Stolze kann nicht akzeptieren, dass die Vollmacht Gottes ihm im Leben Weisung gibt (siehe Helaman 12:6). Er bietet seine Auffassung von der Wahrheit gegen Gottes große Erkenntnis von der Wahrheit auf, seine Fähigkeiten gegen Gottes Priestertum, seine Leistung gegen Gottes mächtige Werke. …

     Der Stolze wünscht, Gott möge mit ihm übereinstimmen. Er ist nicht daran interessiert, seine Ansichten Gott anzupassen. …

    Der Stolz führt zu geheimen Verbindungen, die errichtet werden, um ‚Gewinn und Ansehen der Welt‘ zu erlangen (siehe Helaman 7:5; Ether 8:9,16,22,23; Mose 5:31). Die Frucht der Sünde des Stolzes, nämlich geheime Verbindungen, brachte die Jarediten und die Nephiten zu Fall und war die Ursache für den Fall vieler Völker und wird es immer bleiben (siehe Ether 8:18-25).“ (Der Stern, Juli 1989, Seite 3, 5.)

  • Elder Joe J. Christensen von den Siebzigern hat darüber gesprochen, dass der Stolz unredliche Vergleiche hervorruft und dass er auch unseren Untergang herbeiführen kann:

    „Stolz führt dazu, dass wir uns übermäßig sorgen, während wir unsere vermeintliche Klugheit, die Marke unserer Jeans oder sonstigen Kleidung mit der anderer vergleichen – das ‚kostbare Gewand‘, das wir tragen, welchen Vereinen wir angehören, in welchem Stadtviertel wir leben, wie viel Geld wir besitzen, welcher Rasse oder Nationalität wir angehören, welche Automarke wir fahren, selbst welcher Kirche wir angehören, welchen Ausbildungsgrad wir erwerben und wie viel Bildung wir uns aneignen konnten und so weiter und so fort.

    In den heiligen Schriften gibt es viele Hinweise darauf, dass es der Stolz ist, der den Einzelnen, ganze Nationen und in manchen Fällen sogar die Kirche selbst zerstören kann. …

    Man hat berechnet, dass im Buch Mormon die Perioden, in denen Wohlstand und Frieden herrschten, nicht weniger als dreißig Mal gewaltsam endeten, und zwar hauptsächlich als Folge des Stolzes der Menschen.“ (One Step at a Time: Building a Better Marriage, Family, and You, 1996, Seite 138f.) (Siehe Diagramm „Der Kreislauf von Rechtschaffenheit und Schlechtigkeit“ im Anhang nach Seite 452.)

Helaman 12:7-19. Die Nichtigkeit der Menschen

  • Präsident Joseph Fielding Smith hat deutlich gemacht, dass die Formulierung „die Nichtigkeit der Menschenkinder“ (Helaman 12:7) sich nicht auf den Wert eines Menschen bezieht: „Dieser Prophet wollte damit nicht etwa ausdrücken, dass dem Herrn der Staub der Erde wichtiger ist und er ihn mehr liebt als uns, seine Kinder. … Die Betonung liegt darauf, dass der Staub der Erde ihm gehorcht. Er bewegt sich auf das Gebot des Herrn hierhin und dorthin. Alles steht im Einklang mit seinen Gesetzen. So weit ich weiß, gehorcht alles im Universum dem Gesetz, dem es untersteht. Nur der Mensch tut das nicht. Überall, wohin man schaut, sieht man Gesetz und Ordnung, und die Elemente gehorchen gemäß der ihnen zugewiesenen Funktion dem Gesetz, das ihnen gegeben ist. Doch der Mensch lehnt sich auf, und in dieser Hinsicht ist er geringer als der Staub der Erde, weil er den Rat des Herrn ablehnt.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1929.)

Helaman 12:15. Kenntnisse in der Astronomie

  • Aus Helaman 12:14,15 geht hervor, dass Mormon die grundlegenden physikalischen Gesetze des Universums kannte und verstand: „Hier wird Bezug genommen auf den biblischen Bericht, in dem Josua der Sonne und dem Mond befahl stillzustehen, damit seine Armee die Amoriter endgültig in die Flucht schlagen konnte (siehe Josua 10:12-14). Hier wird diesem Bericht, bei dem davon ausgegangen wurde, dass die Erde um eine feststehende Erde kreist, eine Korrektur beigefügt. (Siehe auch Jesaja 38:7,8; 2 Könige 20:8-11). Aus diesen Versen geht auf subtile und doch unmissverständliche Weise hervor, dass der Prophet und Buchherausgeber Mormon, wie viele der geistigen Führer in alter Zeit, alles andere als primitiv war, was seine Erkenntnis von Gott, dem Menschen und dem Universum anbelangt.“ (Joseph Fielding McConkie und Robert L. Millet, Doctrinal Commentary on the Book of Mormon, 4 Bände, 1987–1991, 3:397.)

Helaman 12:23,24. Umkehr führt uns zur Gnade Christi hin

  • Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat sich dazu geäußert, dass die Gnade Gottes eine Macht ist:

    „Dem englischen Bibelwörterbuch zufolge bezeichnet das Wort Gnadein den heiligen Schriften oft eine Macht, die Kraft oder Fähigkeiten verleiht:

    ‚Die Grundidee hinter diesem Ausdruck ist göttliche Hilfe oder Stärkung, die der überreichen Barmherzigkeit und Liebe Jesu Christi entspringt. …

     So kann der Einzelne auch durch die Gnade des Herrn, durch Glauben an das Sühnopfer Jesu Christi und durch Umkehr von seinen Sünden Kraft und Hilfe bekommen, um gute Werke zu tun, die er andernfalls aus eigener Kraft nicht vollbringen könnte. Diese Gnade ist eine Macht, die den Menschen dazu befähigt, das ewige Leben und die Erhöhung zu erlangen, nachdem er sein Bestes getan hat.‘ (Seite 697.)

    Folglich hilft uns der im Sühnopfer enthaltene Aspekt, dass wir befähigt werden und Kraft bekommen, auf eine Weise zu sehen, zu handeln und gut zu werden, die wir mit unseren begrenzten irdischen Fähigkeiten nie erfassen oder erreichen könnten. Ich bezeuge, dass im Sühnopfer des Erlösers wirklich eine Macht steckt, die uns Fähigkeiten verleiht.“ (Liahona, November 2004, Seite 76f.; siehe auch LuB 93:20,27,28.)

  • Elder Gene R. Cook von den Siebzigern hat darüber gesprochen, dass die Gnade des Heilands persönlicher Natur ist:

    „Die Gnade des Herrn, die uns durch das Sühnopfer zuteil wird, kann uns von Sünde befreien und uns außerdem helfen, durch unsere Prüfungen, Krankheiten und sogar Charakterschwächen vollkommener zu werden. … Christus kann unsere Fehler und Schwächen beheben, die anderweitig nicht zu beheben sind (siehe Genesis 18:14; Markus 9:23,24).

    Diese wunderbare Wahrheit sollte uns alle mit Hoffnung erfüllen, sofern wir immer wieder daran denken, dass die Gnade sich nur dann auf uns auswirkt, wenn wir von unseren Sünden umkehren. …

    Wir brauchen unbedingt ein umkehrwilliges Herz und gute Werke, damit uns erneut Gnade zuteil werden kann. Wenn jemand im Gebet inständig um eine Antwort fleht, kann diese weit mehr davon abhängen, wie bereitwillig er von seinen Sünden umkehrt, als von irgendetwas anderem (siehe LuB 101:7,8; Mosia 11:23,24).

    Wir müssen nicht vollkommen sein, um Gnade zu erlangen, aber wir müssen uns wirklich bemühen, die Gebote so gut zu halten, wie wir nur können. Dann wird der Herr uns diese Kraft empfangen lassen.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1993.)

Zum Nachdenken

  • Was tun Sie, damit Sie nicht selbst in den Kreislauf des Stolzes geraten?

  • Wann haben Sie die Macht des Priestertums bereits in Ihrem Leben wirken sehen?

  • Wie können Sie dahin gelangen, dass Sie im Gebet um nichts bitten, was nicht dem Willen des Herrn entspricht?

Vorschläge für Aufgaben

  • Erzählen Sie bei einem Familienabend, was Sie aus Helaman 12 bis 14 darüber gelernt haben, wie und warum der Herr seine Kinder züchtigt.

  • Schreiben Sie in Ihr Tagebuch, wie Sie in Ihrem Leben mit dem Kreislauf des Stolzes umgehen.