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Kapitel 2: 1 Nephi 1 bis 5


Kapitel 2

1 Nephi 1 bis 5

Einleitung

1995 verkündeten die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel, dass „im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht“. Sie verkündeten weiterhin: „Ein glückliches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind.“ („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Rückumschlag.) Nephi schrieb über die Familie seiner Eltern, Lehi und Saria. Diese „guten Eltern“ (1 Nephi 1:1) bemühten sich, ihre Kinder auch in schwierigen Zeiten anhand der Lehren des Herrn zu erziehen und zu führen. Einerseits wurden Vater Lehi himmlische Visionen zuteil, andererseits erlebte er, dass man ihm das Leben nehmen wollte. Seine Angehörigen flohen aus Jerusalem, um sich in Sicherheit zu bringen, nur um mit dem gefährlichen und schwierigen Auftrag zurückgeschickt zu werden, die Messingplatten zu holen. Die glaubenstreuen Söhne unterstützten ihre Eltern und folgten dem Herrn, während die anderen Söhne meuterten. Wenn Sie diese ersten Kapitel im Buch Mormon lesen, denken Sie darüber nach, wie die Familie sich bemühte, dem Herrn zu folgen und wie ihr Beispiel Sie dazu führen kann, es ihnen gleichzutun.

Kommentar

Das Erste Buch Nephi: Seine Herrschaft und sein geistliches Wirken

  • Die Einleitung zu 1 Nephi ist eine Zusammenfassung des Buches und Teil des ursprünglichen Textes. Alle Einleitungen im Buch Mormon gehören zur Originalfassung, die der Prophet Joseph Smith erhalten hat. Das gilt auch für die Einfügungen, die einzelnen Kapiteln vorausgehen (siehe zum Beispiel Mosia 9 und Alma 21). Die kurzen Zusammenfassungen am Anfang der Kapitel wurden später hinzugefügt, damit der Leser das Kapitel besser verstehen kann.

  • Mormon musste bei der Zusammenstellung des Buches Mormon die schwierige Entscheidung treffen, was er in die Kurzfassung des eigentlichen Berichts aufnehmen sollte. Seine Auswahl wurde von mindestens zwei Richtlinien bestimmt. Erstens sagte der Herr zu Mormon, er solle das schreiben, „was [ihm] vom Herrn geboten worden ist“ (3 Nephi 26:12). Zweitens sah Mormon unsere Zeit und die Zustände, die herrschen würden (siehe Mormon 8:34,35). Wir sehen also, dass Mormon sich in erster Linie von diesen beiden Faktoren leiten ließ, als er über den Inhalt des Berichts entschied.

    Es ist aufschlussreich, den Umfang der Bücher im Buch Mormon mit der Länge der Zeiträume zu vergleichen, die sie behandeln. Sehen Sie sich im Anhang (Seite 449) die Übersicht „Buch Mormon – Seiten und Zeiträume“ an.

1 Nephi 1:1. Trotz vieler Bedrängnisse wurde ihm viel Gunst erwiesen

  • Nephi schrieb von „vielen Bedrängnissen“, bestätigte aber auch, dass der Herr ihn sehr gesegnet hatte. Sein Bericht schildert zahllose Prüfungen, die er und andere Mitglieder seiner Familie ertrugen, während sie dem Herrn treu blieben und ihm dankbar waren. Nephi war der Ansicht, dass der Herr ihm viel Gunst erwiesen hatte, denn er hatte große Erkenntnis über die Geheimnisse Gottes erlangt (siehe 1 Nephi 2:16). Nephis Vertrauen in die Kraft des Herrn gab ihm Rückhalt (siehe 2 Nephi 4:19-26). Weil Nephi den Plan Gottes verstand, erhielten die Bedrängnisse, die er erduldete, einen Sinn. (Siehe Boyd K. Packer, „Ein Gespräch mit Lehrern“, Ein Abend mit Präsident Boyd K. Packer, 29. Februar 2008, Seite 7, www.ldsces.org.)

    Im Gegensatz dazu sehen wir auch, dass Laman und Lemuel, wie viele andere im Buch Mormon, häufig durch Bedrängnisse an die Segnungen des Herrn erinnert werden mussten. Betrübt bestätigt der Prophet Mormon diesen Grundsatz: „Und so sehen wir: Wenn der Herr sein Volk nicht mit vielen Bedrängnissen züchtigt, ja, wenn er sie nicht mit Tod und mit Schrecken und mit Hungersnot und mit allerart Seuche heimsucht, so erinnern sie sich seiner nicht.“ (Helaman 12:3.)

1 Nephi 1:2. „Die Sprache der Ägypter“

  • Vers 2 in 1 Nephi 1 besagt, dass Lehi und Nephi ihre Geschichte auf den Goldplatten in „der Sprache der Ägypter“ aufzeichneten. 470 Jahre danach brachte König Benjamin seinen Söhnen die „Sprache der Ägypter“ bei, in der nicht nur die Goldplatten sondern auch die Messingplatten beschrieben worden waren (siehe Mosia 1:1-4). Der Begriff „reformiertes Ägyptisch“ kommt im Buch Mormon nur in Mormon 9:32 vor. Der Begriff „reformiertes Ägyptisch“ scheint auf Veränderungen der von Lehi und Nephi verwendeten Sprache hinzuweisen. Moroni gibt in Mormon 9:32,33 zu verstehen, dass sich sowohl das Ägyptische als auch das Hebräische im Verlauf von etwa tausend Jahren (seit der Zeit Nephis und Lehis) verändert hatten und nicht mehr genau mit den Sprachen identisch waren, die diese Propheten verwendet hatten.

1 Nephi 1:4. Propheten warnen das Volk

  • Das babylonisches Weltreich übernahm um 605  v. Chr. die Macht im Königreich Juda, als Jojachin dort König war. Jojachin wagte einen Aufstand gegen Babylon. Die babylonischen Streitkräfte belagerten Jerusalem. Jojachin wurde entweder getötet oder gefangen genommen. Zidkija, Jojachins Onkel, wurde von Babylon als König eingesetzt. Unter dem Volk Juda herrschte zu dieser Zeit große Schlechtigkeit; Unsittlichkeit und Korruption griffen um sich. Das war die Situation in den Tagen Lehis. Kurz nachdem Lehi die Gegend verlassen hatte, versuchte Zidkija, sich noch einmal gegen Babylon aufzulehnen, was um 587 v. Chr. zu einer weit größeren Zerstörung Jerusalems führte. Viele Menschen wurden getötet, und die meisten der überlebenden Juden wurden gefangen genommen und für die nächsten 70 Jahre nach Babylon verschleppt. Auf diese Weise erfüllte sich Lehis Prophezeiung, dass Juda vernichtet würde, wenn es nicht umkehrte.

  • Nephi erklärte, dass dem Volk „viele Propheten“ geschickt wurden. Wir wissen, dass Jeremia, Obadja, Nahum, Habakuk und Zefanja zu jener Zeit als Propheten im Königreich Juda Zeugnis gaben. Auch Jeremia 35:15 erwähnt zahlreiche Propheten, die vom Herrn gesandt wurden, um das Volk zu warnen (siehe auch 2 Chronik 36:15,16).

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    Lehi preaching in Jerusalem

1 Nephi 1:16,17. Zwei Berichte

  • Nephi verfasste seinen Bericht etwa 30 Jahre nachdem Lehis Familie Jerusalem verlassen hatte und in das verheißene Land gezogen war (siehe 1 Nephi 19:1-5; 2 Nephi 5:28-31). Am Anfang steht die Kurzfassung des Berichtes, den sein Vater geschrieben hatte. Diese Zusammenfassung besteht aus 1 Nephi 1-8. Die verlorenen 116 Manuskriptseiten enthielten den von Mormon zusammengestellten Auszug aus dem Bericht Lehis. Es handelte sich um die Übersetzung eines Teiles der Platten, die das „Buch Lehi“ genannt wurden (siehe LuB 10, Einleitung; 10:38, Fußnote  a; Kommentar zu 1 Nephi 19:1-6 auf Seite 42).

1 Nephi 1:20. „Die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn“

  • Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat „die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn“ beschrieben:

    „Ich bezeuge, dass es die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn wirklich gibt und dass sie nicht wahllos oder zufällig auftritt. Oft hilft uns der vom Herrn für seine liebevolle, große Barmherzigkeit gewählte Zeitpunkt, sie zu erkennen und anzuerkennen. …

    Die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn [besteht] aus ganz persönlichen, individuellen Segnungen, Stärke, Schutz, Bestätigungen, Führung, liebevoller Güte, Trost, Unterstützung und geistigen Gaben …, die wir von, aufgrund und durch den Herrn Jesus Christus erhalten. Der Herr passt wahrhaftig ,seine große Barmherzigkeit den Umständen der Menschenkinder‘ an (LuB 46:15). …

     Eine Art, wie der Heiland zu jedem von uns kommen kann, [besteht] in seiner überreichen, liebevollen, großen Barmherzigkeit. … Wenn Sie und ich beispielsweise vor Herausforderungen oder Prüfungen stehen, sind die Gabe des Glaubens und ein angemessenes Selbstvertrauen, das über unser eigenes Leistungsvermögen hinausreicht, Beispiele für die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn. Umkehr, Sündenvergebung und ein ruhiges Gewissen sind Beispiele für die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn. Auch die Ausdauer und seelische Kraft, die es uns ermöglichen, trotz körperlicher Einschränkungen und geistiger Schwierigkeiten frohen Mutes vorwärts zu streben, sind ein Beispiel für die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn.“ (Liahona, Mai 2005, Seite 99f.)

    Aus 1 Nephi 1:20 geht hervor, dass Nephi uns mit seinen übrigen Schriften zeigen will, wie der Herr die Rechtschaffenen errettet. Beachten Sie, wie sich dieses Thema im ganzen Buch 1 Nephi wiederholt.

1 Nephi 2:5-10. Lehi zog von Jerusalem an die Küste des Roten Meeres

  • Die Wegstrecke von Jerusalem bis zum Roten Meer beträgt etwa 290 Kilometer und führt durch heißes, unwirtliches Land, das in alter Zeit von vielen Plünderern heimgesucht wurde. Lehi und seine Familie zogen drei Tagesreisen über diesen Punkt hinaus (siehe 1 Nephi 2:5,6). Das bedeutet, dass sie für die Strecke von Jerusalem bis zu ihrem einstweiligen Wohnsitz im Tal Lemuel mindestens 12 bis 14 Tage gebraucht hatten. (Schauen Sie sich im Anhang auf Seite 448 die Karte „Mögliche Reiseroute der Familie Lehis“ an.)

1 Nephi 2:6-10. Dem Herrn Dankbarkeit erweisen

  • Lehis Dankbarkeit für die Führung und den Schutz des Herrn zeigt sich darin, was er als Erstes tat, nachdem er sein Zelt aufgeschlagen hatte: „Er baute einen Altar aus Steinen und brachte dem Herrn ein Opfer dar und dankte dem Herrn, unserem Gott.“ (1 Nephi 2:7.) Das ist das erste von mehreren Beispielen aus dem Buch Mormon, wo glaubenstreue Nachfolger Christi Opfer und Brandopfer darbrachten, um Gott zu danken (siehe 1 Nephi 7:22; Mosia 2:3,4).

    Nach dem Opfer belehrte Lehi seine Söhne darüber, wie wichtig es ist, beständig die Gebote des Herrn zu halten. Es ist für alle Kinder des himmlischen Vaters unumgänglich, ihm aufrichtige Dankbarkeit und Gehorsam entgegenzubringen, wenn sie ihm Freude bereiten wollen. Der Herr hat gesagt: „Und in nichts beleidigt der Mensch Gott, oder gegen niemanden entflammt sein Grimm, ausgenommen diejenigen, die nicht seine Hand in allem anerkennen und nicht seinen Geboten gehorchen.“ (LuB 59:21.)

    Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat uns geraten, darauf zu achten, dass unsere Gebete von Demut und Dankbarkeit erfüllt sind: „Ich höre oft, dass jemand erklärt, dies oder das habe er ‚dem Herrn gesagt‘. Seien Sie darauf bedacht, dass Sie dem Vater im Himmel nichts sagen‘, sondern ihn demütig suchen und um Führung bitten. Unser Beten soll sehnsüchtig sein und voller Dankbarkeit.“ („Be Strong in the Lord, and in the Power of His Might“, CES-Fireside für junge Erwachsene, 3. März 2002, Seite 3, www.ldsces.org.)

1 Nephi 2:11-15. Murren

  • Ein Grund, warum der Satan uns zum Murren verführen möchte, ist, dass er uns davon abhalten will, den lebenden Propheten, inspirierten Führern der Kirche und den Eltern zu folgen. Elder H. Ross Workman von den Siebzigern hat erläutert: „Murren [geht] in drei Schritten vor sich, wobei ein Schritt zum anderen führt und das alles seinen Weg hinab zum Ungehorsam nimmt.“ Erstens: Menschen die murren, stellen die Anweisungen des Herrn infrage. Zuerst machen sie sich nur ihre eigenen Gedanken, dann „[säen] sie bei den anderen ebenfalls Zweifel“. Zweitens beginnen jene, die murren, „sich zu rechtfertigen und nach Ausreden zu suchen, warum sie das, wozu sie angehalten worden waren, nicht ausführten. … So [entschuldigen] sie ihren Ungehorsam.“ Ihre Ausreden führen zum dritten Schritt: „Man wird träge und befolgt das Gebot des Herrn nicht. …

    Der Herr hat sich auch in unserer Zeit gegen diese Haltung ausgesprochen: ‚Wer aber gar nichts tut, bis es ihm geboten wird, und ein Gebot mit zweifelndem Herzen empfängt und es auf träge Weise hält, der ist verdammt.‘ (LuB 58:29.) …

    Ich lade Sie ein, sich auf das Gebot unserer lebenden Propheten zu konzentrieren, das Sie am meisten stört. Stellen Sie infrage, ob das Gebot für Sie gilt? Finden Sie leicht Ausreden, warum Sie dieses Gebot derzeit nicht befolgen können? Ärgern Sie sich, oder geht es Ihnen auf die Nerven, wenn Sie an dieses Gebot erinnert werden? Sind Sie träge im Halten dieses Gebots? Hüten Sie sich vor der Täuschung durch den Widersacher! Hüten Sie sich davor, zu murren.“ (Siehe Liahona, Januar 2002, Seite 98ff.)

1 Nephi 2:20. Haltet die Gebote und es wird euch wohl ergehen

  • Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt, dass in den heiligen Schriften 34-mal verheißen wird, „dass es einem Volk … nur dann gut geht, wenn es die Gebote Gottes befolgt“ (Der Stern, Frühjahrsgeneralkonferenz 1985, Seite 13). In den heiligen Schriften ist mit wohlergehen nicht nur finanzieller Reichtum gemeint. Außerdem bedeutet es nicht, dass das Leben ohne Prüfungen verläuft. Lehi und die glaubenstreuen Mitglieder seiner Familie hielten die Gebote, hatten aber dennoch viel zu leiden (siehe 1 Nephi 15:5; 18:15-17; 2 Nephi 2:1,2).

    Präsident Joseph F. Smith (1838–1918) hat gelehrt, dass Gott jemanden, der die Gebote hält, annimmt und es ihm wohlergehen lässt: „Der Mensch, der sich an das Reich Gottes hält, der diesem Volk treu ist, der sich rein und von der Welt unbefleckt hält, das ist der Mensch, den Gott annimmt, den Gott trägt und dem er es im Land wohlergehen lässt, ob er in Freiheit lebt oder in einer Gefängniszelle sitzt, es kommt nicht darauf an, wo er ist, es wird alles gut ausgehen.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 105.)

1 Nephi 3:7. „Ich will hingehen und … tun“

  • In einer Erläuterung zu 1 Nephi 3:7 hat Elder Russell M. Nelson erklärt: „Ich habe gelernt, keine Frage-, sondern Ausrufungszeichen zu setzen, wenn eine Berufung auf dem inspirierten Weg über das Priestertum an mich herangetragen wird.“ (Der Stern, Oktober 1984, Seite 113.)

  • Elder Donald L. Staheli von den Siebzigern hat Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) zitiert, um zu verdeutlichen, welche Kraft mit dem Gehorsam einhergeht: „Ganz gleich, wie alt wir sind oder in welcher Lebenslage wir uns gerade befinden: Nur wenn wir jeden Tag die Grundsätze des Evangeliums befolgen, garantiert uns das ewiges Glücklichsein. Präsident Ezra Taft Benson hat das sehr treffend wie folgt ausgedrückt: ‚Wenn wir Gehorsam nicht mehr als störend empfinden, sondern für uns als Auftrag sehen – in dem Augenblick stattet Gott uns mit Kraft aus.‘“ (Der Stern, Juli 1998, Seite 94.)

  • Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat bestätigt, dass Gebet und Glauben erforderlich sind, um die Gebote des Herrn zu befolgen:

    „Wer wir auch sind, wie schwierig unsere Umstände auch sein mögen, wir können wissen, dass das, was unser Vater gebietet, wenn wir für die Segnungen des ewigen Lebens würdig sein wollen, unsere Fähigkeiten nicht übersteigt. …

    Wir müssen vielleicht voll Glauben beten, um zu erkennen, was wir tun sollen, und wir müssen mit dem festen Vorsatz beten, gehorsam zu sein. Aber wir können wissen, was wir tun sollen, und sicher sein, dass der Herr uns den Weg bereitet.“ („The Family“, CES-Fireside für junge Erwachsene, 5. November 1995, Seite 1; www.ldsces.org.)

1 Nephi 3:15. „So wahr der Herr lebt“

  • Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Nephi [machte] Gott zu seinem Partner. Wenn Nephi nicht imstande war, die Platten zu erlangen, so hieß das, dass Gott nicht imstande war. Weil aber Gott niemals versagt, oblag es nun Nephi, die Platten zu erlangen oder bei dem Versuch sein Leben zu lassen.“ (Der Stern, Oktober 1982, Seite 68).

1 Nephi 4:6. „Vom Geist geführt“

  • Manchmal braucht man Mut, um sich vom Geist führen zu lassen. Es wird Zeiten geben, in denen die Logik und die Argumente der Welt dazu raten, dass man sich nicht so verhält, wie es der Herr möchte. Elder John H. Groberg von den Siebzigern hat uns aufgefordert:

    „Seien Sie bereit, angemessene Risiken einzugehen. Wir leben in einer Zeit der Vernunft, Logik, Fakten und Zahlen. Alle diese Elemente können nützlich sein, wenn man sie dem Glauben an den Herrn Jesus Christus unterordnet. Sollten Sie jedoch jemals Vorrang vor dem Glauben an ihn haben, sind sie nicht mehr nützlich, sondern sehr gefährlich. In meinem Leben habe ich festgestellt, dass die meisten guten Entscheidungen, die ich getroffen habe, möglicherweise nicht getroffen worden wären, hätte ich mich dabei nur auf Logik oder Vernunft verlassen. …

    Nephi war fest entschlossen, das zu tun, was Gott von ihm wollte, selbst wenn es im Gegensatz zu aller Logik stand. In 1 Nephi 4:6 lesen wir, dass er voranging, ohne im Voraus zu wissen, was er tun sollte, aber in dem Bewusstsein, dass er Gott gehorchen und die Platten holen musste. …

    Hätte er nur auf die Vernunft gehört, würden Nephi und seine Brüder vermutlich heute noch vor der Stadtmauer Jerusalems warten. Manchmal frage ich mich, ob wir nicht durch übermäßige Beachtung der Vernunft und Logik, und weil wir Gott nicht genug vertrauen, vor der Mauer seiner heiligen Stadt warten.“ („Trust in the Lord“, CES-Fireside für junge Erwachsene, 1. Mai 1994, Seite 3, www.ldsces.org.)

1 Nephi 4:10. Nephi wird geboten, Laban zu töten

  • Welche Rechtfertigung gibt es für einen rechtschaffenen Mann wie Nephi, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen? Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat deutlich gemacht, dass der Herr den Maßstab dafür setzt, was recht und unrecht ist: „Gott hat gesagt: ‚Du sollst nicht töten!‘, aber ein andermal hat er gesagt: ‚Du darfst nichts, was Atem hat, am Leben lassen.‘ Die Regierung des Himmels hält sich an dieses Prinzip: Offenbarung, die den Umständen angepasst ist, worin sich die Kinder des Reiches befinden. Alles, was Gott fordert, ist recht, ganz gleich, was es ist, auch wenn wir den Grund dafür erst lange, nachdem es geschehen ist, erfahren. Wenn es uns zuerst um das Reich Gottes geht, wird uns alles, was gut ist, dazugegeben werden. So war es mit Salomo: Zuerst bat er um Weisheit, und Gott schenkte sie ihm, und mit ihr gewährte er ihm jeden Herzenswunsch, selbst das, was jemand, der die Ordnung des Himmels nur teilweise versteht, als Gräuel ansehen könnte, was aber in Wirklichkeit recht war, weil Gott es eingab und mittels besonderer Offenbarung guthieß.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, 1983, Seite 260f.)

  • Manch einer hatte irrtümlich das Gefühl, der Geist des Herrn habe ihm eingegeben, etwas im Gegensatz zu dem zu tun, was der Herr bereits geboten hat, weil das bei Nephi der Fall war. Heute müssen wir uns keine Sorgen machen, dass der Herr uns eingeben könnte, etwas zu tun, was im Gegensatz zu den geltenden Geboten steht. Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat uns gesagt, wem der Herr so etwas eingeben wird: „Sollte es irgendeine Abweichung zu dem geben, was der Herr uns bereits gesagt hat, wird er es seinen Propheten offenbaren und sonst niemandem.“ (Stand Ye in Holy Places, 1974, Seite 159.)

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    Nephi with sword of Laban
  • Wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass der Herr Laban mindestens zweimal die Gelegenheit gab, sich von den Messingplatten zu trennen, ohne dass es ihn das Leben gekostet hätte. Laban war ein Lügner, ein Räuber und hatte mindestens zweimal versucht, zu morden. Sowohl Diebstahl als auch die Absicht zu töten konnten mit dem Tode bestraft werden (siehe Exodus 21:14; 22:1; Deuteronomium 24:7). Der Herr wollte, dass Lehi und seine Nachkommen den Bericht erhielten, selbst wenn dafür „ein Mensch zugrunde“ gehen musste (1 Nephi 4:13). Die Messingplatten gereichten nicht nur den Nephiten und Mulekiten zum Segen, auf ihnen beruhen auch einige Abschnitte der Goldplatten (wie zum Beispiel die Zitate aus Jesaja und das Gleichnis des Zenos). Durch das Buch Mormon wurden bereits Millionen Menschen gesegnet, und weitere Millionen werden noch dadurch gesegnet werden. Im Grunde stand all dies auf dem Spiel, als Nephi über Laban stand und der Stimme des Geistes folgte.

1 Nephi 4:30-37. Redlich sein in dem, was man sagt

  • Als Zoram erkannte, dass er mit Nephi und nicht mit seinem Herrn Laban unterwegs war, „fing er an zu zittern und wollte … fliehen“ (1 Nephi 4:30). Die Furcht des Dieners ließ jedoch nach, als Nephi ihm zusicherte, dass man ihm nichts antun werde und er ein freier Mann sein konnte, wenn er mit Lehis Söhnen in die Wildnis ging. Als Zoram mit einem Eid versprach, dass er bei Nephi und seinen Brüdern bleiben werde, „verließ [sie] die Furcht seinetwegen“ (Vers 37). An Zoram und Nephi wird deutlich, welche Macht in der Redlichkeit eines Menschen liegen kann.

  • Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt, dass das Bedürfnis nach Redlichkeit die Grundlage geistiger Stärke ist: „Die feste Grundlage des Charakters ist Redlichkeit. Ein würdiger Charakter erhöht Ihre Fähigkeit, gehorsam zu sein, wenn der Geist Ihnen etwas eingibt. So entwickeln Sie einen rechtschaffenen Charakter. Das ist wichtiger als das, was Sie besitzen, was Sie gelernt und welche Ziele Sie erreicht haben. Man kann Ihnen vertrauen. Ein rechtschaffener Charakter ist die Grundlage geistiger Stärke. Dann können Sie, wenn Sie geprüft werden, auch schwierige, äußerst wichtige Entscheidungen auf die rechte Weise treffen, selbst wenn sie Ihnen überwältigend vorkommen.“ (Liahona, Mai 2003, Seite 77.)

1 Nephi 4:33. Einen Eid ablegen

  • Im Buch Mormon finden wir einige Fälle, in denen ein Eid abgelegt wurde. Ein Eid wurde zur Zeit Nephis und in seiner Kultur sehr ernst genommen. „Übrigens wurde der Grundsatz, nach dem ein Eid verbindlich ist, in [Hebräer 6:16] festgelegt, und zwar als höchste Berufung auf göttliche Autorität zur Bekräftigung einer Aussage. Dabei geht man davon aus, dass der Allmächtige gegenwärtig ist, wenn man etwas mit einem Eid bestätigt oder ablehnt; das heißt, man tut es in entschiedenster und feierlichster Weise. Nach demselben Grundsatz wurde ein Eid, sowohl in Bezug auf Einzelne als auch auf die Gesellschaft, immer als äußerst verbindlich angesehen, weil man sich dabei auf die höchste Autorität berief. Diesem Grundsatz zufolge gilt es in den heiligen Schriften als Prüfung der Loyalität, ob man den Namen Gottes anruft oder heidnische Gottheiten.“ (William Smith, Hg., A Dictionary of the Bible, „Oath“, Seite 467; siehe auch Kommentar zu 1 Nephi 4:30-37 auf Seite 16.)

  • Ein Gelehrter hat erklärt, welche Macht darin lag, wenn man im Altertum einen Eid ablegte:

    „Der westliche Leser ist erstaunt über die wundersame Wirkung, die Nephis Eid auf Zoram hat, der sich umgehend fügt, als er die althergebrachten Worte hört, derweil die Brüder, sobald Zoram ,den Eid geschworen hatte‘ die Furcht verlieren, die sie seinetwegen gehegt hatten. (Siehe 1 Nephi 4:35,37.)

    Das Verhalten beider Seiten leuchtet einem ein, wenn man sich bewusst macht, dass ein Eid für die Wüsten-bewohner und ihre Nachkommen äußerst heilig und unantastbar ist. ‚Ein Araber wird seinen Eid kaum brechen, selbst wenn sein Leben in Gefahr ist‘, denn ‚nichts ist stärker und nichts ist heiliger als der Eid unter den Nomaden‘. Das gilt sogar für die Araber, die in Städten leben, wenn der Eid unter besonderen Umständen gefordert wird. ‚Das Ablegen eines Eides ist bei den Beduinen eine heilige Angelegenheit‘, sagt ein Experte. ‚Weh dem, der einen falschen Eid ablegt. Seine soziale Stellung nimmt Schaden und sein Ruf ist ruiniert. Niemand wird seinen Aussagen glauben, und er muss eine Geldstrafe bezahlen.‘

    Aber nicht jeder Eid ist derart rechtsverbindlich. Damit ein Eid absolut bindend und heilig ist, muss er beim Leben irgendeines Geschöpfes erfolgen, selbst wenn es nur ein Grashalm ist. Der einzige Eid, der ehrfurchtgebietender ist als ‚bei meinem Leben‘ oder (weniger gebräuchlich) ‚beim Leben meines Hauptes‘ ist das wa hayat Allah ,beim Leben Gottes‘, oder ‚so wahr der Herr lebt‘, die genaue arabische Entsprechung des alten hebräischen hai Elohim. Heutzutage wird dieser Ausdruck gedankenlos vom Gesindel in der Stadt eingesetzt, doch in alter Zeit war er Ehrfurcht gebietend, wie er es unter den Wüstenbewohnern noch immer ist. [Charles M.] Doughty erklärt: ‚Ich bestätigte meine Antwort auf die Weise der Beduinen. Bei seinem Leben … sagte er … „Nun, schwöre beim Leben Allahs“ (Gottes)! … Ich antwortete und auf diese Weise tun es selbst die Nomaden bei wichtigen Anlässen. Aber bei geringeren Anlässen sagen sie bei deinem Leben.‘ Sowohl unter Arabern wie auch unter Juden, erläutert [Samuel] Rosenblatt, ‚ist ein Eid ohne die Anrufung Gottes kein Eid‘, derweil ‚in jüdischen und muslimischen Gesellschaften häufig Eide beim „Leben Gottes“ abgelegt werden.‘

    Wir sehen also, dass die einzige Möglichkeit für Nephi, den sich wehrenden Zoram augenblicklich zu beschwichtigen, darin bestand, den Eid auszusprechen, den kein Mensch jemals brechen würde und der der heiligste Schwur für alle Angehörigen der semitischen Völker war: ‚So wahr der Herr lebt und ich lebe‘ (1 Ne. 4:32).“ (Hugh Nibley, An Approach to the Book of Mormon, 2. Auflage, 1964, Seite 104f.)

1 Nephi 5:10-22. Die Platten aus Messing

  • Die Platten aus Messing waren eine Sammlung antiker heiliger Schriften. Für Lehis Familie und die künftigen Einwohner Amerikas waren sie ebenso wertvoll, wie für uns die Bibel und neuzeitliche heilige Schriften. Elder Bruce R. McConkie hat anhand von Schriftstellen aus dem Buch Mormon die Messingplatten beschrieben und dargelegt, wie wichtig sie waren. Er erklärte, dass die Messingplatten die „‚Aufzeichnungen der Juden‘ waren (1 Nephi 3:3), ein Bericht, der viele Prophezeiungen von den Anfängen bis zur Zeit Jeremias enthielt und auch etliche Aussagen dieses Propheten wiedergab. Sie enthielten das Gesetz des Mose, die fünf Bücher Mose und eine Ahnenreihe der Vorväter der Nephiten. (1 Nephi 3:3,20; 4:15,16; 5:11-14.)

    Sie enthielten mehr als das, woraus heute das Alte Testament besteht. (1 Nephi 13:23.) Die Prophezeiungen Zenochs, Nehums, Zenos’, Josefs, des Sohnes Jakobs, und vermutlich vieler anderer Propheten wurden auf ihnen bewahrt. Viele dieser heiligen Schriften sagten Dinge voraus, die die Nephiten betrafen. (1 Nephi 19:10,21; 2 Nephi 4:2,15; 3 Nephi 10:17.)

    Der Wert, den die Messingplatten für die Nephiten hatten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit ihrer Hilfe konnten sie die Sprache (1 Nephi 3:19), einen großen Teil ihrer Kultur und die religiösen Erkenntnisse ihrer Vorfahren bewahren. (1 Nephi 22:30.) Im Gegensatz dazu fielen die Mulekiten, die elf Jahre nachdem Lehi die Stadt verlassen hatte, aus Jerusalem geführt wurden und keinen Bericht wie den auf den Messingplatten hatten, sehr bald von der Wahrheit ab und verloren ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Religion. (Omni 14 bis 18.)

    Die Nephiten gaben die Messingplatten von Prophet zu Prophet und von Generation zu Generation weiter und bewahrten sie. (Mosia 1:16; 28:20; 3 Nephi 1:2.) Der Herr hat verheißen, die Platten eines Tages hervorzubringen. Sie würden im Laufe der Zeit nicht matt werden und ihren ursprünglichen Glanz behalten, und die Berichte, die auf ihnen verzeichnet sind, würden ‚zu jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gelangen‘ (Alma 37:3-5; 1 Nephi 5:18-19).“ (Mormon Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 103.)

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    Nephi handing plates to Jacob

Zum Nachdenken

  • Warum haben Laman und Lemuel Ihrer Meinung nach gemurrt? (Siehe 1 Nephi 2:11-13.) Warum hat Nephi seinen Vater unterstützt? (Siehe Vers 16,19.) Wovon hängt es ab, ob Sie murren oder die Diener des Herrn unterstützen?

  • Welche Anhaltspunkte gibt es dafür, dass Nephi großen Glauben hatte? Wie hat er wohl solchen Glauben erlangt?

Vorschläge für Aufgaben

  • Überlegen Sie, welche Opfer Lehis Familie brachte, um die Platten aus Messing zu erlangen. Vergleichen Sie diese mit den Opfern, die erforderlich waren, um das Buch Mormon in unserer Zeit hervorzubringen (siehe LuB 135:6). Sprechen Sie mit einem Freund oder Familienmitglied über den Wert der heiligen Schriften und darüber, was Sie tun wollen, um sich diese kostbaren Berichte zunutze zu machen.