Seminar
Lektion 61: Das Zentrum Zions


Lektion 61

Das Zentrum Zions

Einleitung

Im Sommer 1831 machen sich einige Mitglieder, die sich zuvor in Ohio gesammelt haben, auf den Weg in den Kreis Jackson in Missouri. In einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith vom 20. Juli 1831 bezeichnet der Herr Independence in Missouri als „Zentrum“ Zions (LuB 57:3). Die Heiligen sollen dort in der Gegend Land kaufen und die Gebote des Herrn halten, um sich auf die Errichtung Zions vorzubereiten. Im Lauf der Zeit kommt es jedoch zwischen den Mitgliedern der Kirche und vielen Bürgern des Kreises Jackson in Missouri zu Auseinandersetzungen, die zu Übergriffen auf die Heiligen führen. Im November und Dezember 1833 sind die Mitglieder gezwungen, den Kreis Jackson zu verlassen.

Anregungen für den Unterricht

Der Herr legt Independence in Missouri als Zentrum Zions fest

Schreiben Sie vor dem Unterricht Kirtland, Ohio auf ein Schild und stellen Sie es auf einer Seite des Klassenzimmers auf. Stellen Sie auf der anderen Seite des Zimmers ein Schild mit der Aufschrift Independence, Missouri auf. Sie können stattdessen auch eine einfache Karte vom Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, auf der Kirtland und Independence deutlich markiert sind, an die Tafel zeichnen (siehe Anhang in der Dreifachkombination, Landkarten, Karte 6: „Der Zug der Kirche gen Westen“). Verweisen Sie während des Unterrichts darauf.

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Karte: Nordosten der USA

Bitten Sie die Schüler zunächst, sich vorzustellen, dass sie bei einem Zeltlager sind und merken, dass sich ein Sturm zusammenbraut.

  • Wo könntet ihr Unterschlupf vor dem Sturm finden? Inwiefern wäre es gut, ein Zelt zu haben?

Erklären Sie, dass der Prophet Jesaja Zion als ein großes Zelt beschrieben hat. Er hat gesagt: „Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. Mach die Stricke lang und die Pflöcke fest!“ (Jesaja 54:2.) In Erfüllung dieser Prophezeiung leitet der Herr die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel noch heute bei der Gründung von Zionspfählen in aller Welt.

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 64:41-43 vorzulesen. Bitten Sie die Klasse, mitzulesen und darauf zu achten, welche Segnungen der Herr den Rechtschaffenen verheißt, die sich in Zion sammeln.

  • Welche Segnungen verheißt der Herr hier den Mitgliedern, die sich in Zion sammeln?

Erklären Sie, dass der Herr im Juli 1831 verkündet hat, dass das Land in Missouri das verheißene Land Zion ist und dass Independence in Missouri das „Zentrum“ der Stadt Zion ist (siehe LuB 57:1-3).

Bitten Sie einen Schüler, sich neben das Schild Independence, Missouri zu stellen oder zu setzen. Bitten Sie einen Schüler, ein Zelt an die Tafel zu zeichnen. (Wenn im Klassenzimmer genug Platz ist, können Sie auch ein Zelt mitbringen. Ein oder zwei Schüler sollen es auf dem Boden ausbreiten als Symbol dafür, dass die Heiligen anfangen, sich einen Zufluchtsort zu bauen.)

  • Habt ihr schon einmal ein Zelt aufgebaut und dabei etwas falsch gemacht oder nicht alle Teile gehabt? Was ist passiert?

Die Schüler sollen Lehre und Bündnisse 105:5 still für sich lesen und darauf achten, wie das „Zelt“ Zion aufgebaut werden muss, damit der Herr es annimmt. Lassen Sie die Schüler berichten, was sie herausgefunden haben.

Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel: Zion muss nach den Grundsätzen des Gesetzes des celestialen Reiches aufgebaut werden. Erklären Sie, dass der Herr den Standort des Landes Zion im Jahr 1831 offenbart hat. Im Verlauf der darauf folgenden zwei Jahre gab er mehrere Offenbarungen, in denen er die Grundsätze darlegte, nach denen die Heiligen Zion aufbauen sollten.

Schreiben Sie diese Schriftstellenangaben an die Tafel:

Lehre und Bündnisse 82:14-19

Lehre und Bündnisse 97:10-16

Lehre und Bündnisse 97:21,22,25-27

Lehre und Bündnisse 133:4-9

Teilen Sie die Klasse in vier Gruppen auf und geben Sie jeder Gruppe eine der Schriftstellenangaben, die an der Tafel stehen. Bitten Sie die Gruppen, ihre Schriftstellen zu lesen und auf Grundsätze der Rechtschaffenheit oder auf Gebote zu achten, an die sich die Heiligen halten mussten, um Zion aufbauen zu können.

Nachdem die Schüler ihre Schriftstellen gelesen haben, sollen sie erzählen, was sie herausgefunden haben. Bitten Sie einen Schüler, die Antworten an die Tafel zu schreiben. (Bei den Antworten sollte erwähnt werden: nach dem Gesetz der Weihung leben und auf das Wohl anderer bedacht sein [LuB 82:17-19]; einen Tempel bauen und dort Unterweisung empfangen [LuB 97:10-14]; im Herzen rein sein [LuB 97:16,21]; die Gebote halten [LuB 97:25,26]; uns heiligen und von „Babylon“ ausziehen, uns also von Weltlichem abwenden [LuB 133:4,5].)

  • Inwiefern war es wohl gut, dass die damaligen Mitglieder nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit lebten, während sie Zion aufbauten? Inwiefern waren sie dadurch vor geistigen Stürmen geschützt? Wie können uns die gleichen Grundsätze noch heute beschützen, wenn wir danach leben?

Sie können mehrere Schüler auffordern, sich mit ihren heiligen Schriften neben das Schild Kirtland, Ohio zu stellen oder zu setzen. Bitten Sie dann einen oder zwei dieser Schüler, zu dem Schild Independence, Missouri zu gehen und dort zu bleiben. Erklären Sie, was geschehen ist, nachdem der Herr im Juli 1831 den Standort für Zion kundgetan hatte. Viele Heilige legten die fast 1500 Kilometer nach Independence in Missouri zurück, um sich dort niederzulassen und Zion aufzubauen. Andere blieben in Kirtland und in anderen Gebieten im Osten des Landes. Der erste Pfahl in Kirtland wurde erst am 17. Februar 1834 gegründet.

Zeigen Sie auf das Bild des Zeltes (oder auf das Zelt, das Sie mitgebracht haben). Erklären Sie, dass die schützenden Segnungen Zions auf alle Heiligen ausgegossen wurden, die am Aufbau Zions mitwirkten, und nicht nur auf diejenigen, die in Independence wohnten. Gemeinsam arbeiteten die Heiligen daran, Geld und andere Güter aufzubringen, um die Gründung der Stadt Zion zu ermöglichen. Bitten Sie die Schüler, sich vorzustellen, wie das Zelt Zion erweitert wird, damit es auch für die Mitglieder in Kirtland reicht.

Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen den Heiligen und anderen Bürgern Missouris

Damit die Schüler besser verstehen können, was sich von 1831 bis 1833 in Ohio und Missouri abgespielt hat, lassen Sie einen Schüler, der beim Schild „Kirtland“ steht, diese Erklärung vorlesen. Darin wird erläutert, wie die Mitglieder im Zionspfahl Kirtland den Aufbau des Mittelpunktes Zions in Missouri unterstützt haben. Die Klasse soll darauf achten, auf welche Weise die Heiligen in Kirtland geholfen haben, Zion aufzurichten.

Kirtland in Ohio: Während mehrerer Konferenzen im November 1831 trugen Joseph Smith und andere Führer der Kirche die Offenbarungen, die bis zu diesem Zeitpunkt gegeben worden waren, zusammen, um diese als Buch drucken zu lassen. Oliver Cowdery und John Whitmer erhielten den Auftrag, die Offenbarungen nach Missouri zu bringen, damit William W. Phelps sie als das Buch der Gebote drucken könne. 1831 und 1832 erhielt Joseph weiterhin Offenbarungen und arbeitete weiter an der Übersetzung der Bibel. Im Frühling 1832 unternahm Joseph eine Reise nach Missouri, um die Heiligen in Zion zu besuchen und sie davor zu warnen, dass der Satan versuchte, „ihr Herz von der Wahrheit abzuwenden“ (LuB 78:10), und um die Verwaltung der Vorratshäuser des Bischofs in Kirtland und Independence zu ordnen. Manche Mitglieder der Kirche in Ohio spendeten Geld, um den Kauf von Land und Gütern in Missouri zu ermöglichen. Viele der Heiligen zogen auch weiterhin nach Zion. Ende 1832 lebte etwa ein Drittel der Mitglieder der Kirche im Kreis Jackson.

  • Wie halfen Joseph Smith und andere Mitglieder in Kirtland den Heiligen in Missouri, mit dem Aufbau Zions zu beginnen?

Lassen Sie einen Schüler vorlesen, wie die Heiligen die Stadt Zion aufzubauen versuchten. Die anderen sollen darauf achten, was die Mitglieder dabei richtig und was sie falsch machten.

Independence, Missouri: Parley P. Pratt hat die Ansiedlung der Heiligen in Zion wie folgt beschrieben: „Ihre Bemühungen wurden durch Ruhe und Überfluss gekrönt, und die Wildnis wurde zu einem fruchtbaren Feld.“ (Autobiography of Parley P. Pratt, Hg. Parley P. Pratt, 1938, Seite 93.) Die Führer der Kirche in Missouri bemühten sich nach besten Kräften, den Bedürfnissen der ankommenden Heiligen gerecht zu werden. Unter anderem erwarben sie Land und richteten einen Laden und eine Druckerei ein. Im Juli 1833 war die Zahl der dort ansässigen Mitglieder auf fast 1200 Menschen gestiegen. Doch die Führer der Kirche und die Heiligen blieben von Problemen nicht verschont. Einige Mitglieder ließen sich aufgrund ihres Eigennutzes und ihrer Habgier davon abbringen, nach dem Gesetz der Weihung zu leben.

Zu den Problemen, die durch den Ungehorsam der Heiligen entstanden, kam noch hinzu, dass es Reibereien mit den ursprünglichen Siedlern der Gegend gab. Die Einwohner Missouris waren aufgrund der raschen Zunahme an „Mormonen“ und deren Einfluss auf die örtliche Wirtschaft und Politik beunruhigt. Die Geistlichen vor Ort stimmten den Glaubensansichten der Heiligen nicht zu. Ein Geistlicher verbreitete Lügen über die Mitglieder und rief die Bürger zu Gewaltakten gegen sie auf. Im Juli 1833 veröffentliche W. W. Phelps einen Artikel mit dem Titel „Free People of Color“ („Freie farbige Menschen“), in dem er davon abriet, unter Sklaven zu missionieren. Die Bewohner von Missouri waren Befürworter der Sklavenhaltung und kamen zu dem irrigen Schluss, dass die Mitglieder befreite Sklaven nach Missouri bringen wollten. Dadurch wurde die ohnehin schon angespannte Situation noch mehr belastet. Am 20. Juli 1833 warf eine wütende Menge die Druckerpresse auf die Straße, machte die Druckerei dem Erdboden gleich, vernichtete die meisten der ungebundenen Blätter des Buches der Gebote, teerte und federte Bischof Partridge und den Bekehrten Charles Allen und terrorisierte die Stadt. Die Feindseligkeiten dauerten an, und somit waren die Heiligen gezwungen, den Kreis Jackson im November und Dezember desselben Jahres zu verlassen.

  • Wie hättet ihr euch gefühlt, wenn ihr eines der rechtschaffenen Mitglieder gewesen wärt und auf den Schutz des Herrn gehofft hättet, jedoch aus dem Kreis Jackson vertrieben worden wärt?

  • Was würdet ihr antworten, wenn euch jemand fragt, warum es den Heiligen damals nicht gelungen ist, die Stadt Zion aufzubauen? (Die Schüler können diese Schriftstellen lesen, um eine Antwort auf diese Frage zu finden: Lehre und Bündnisse 101:6,7; 103:2-4; LuB 105:3,4,9.)

Wenn Sie die Schüler noch nicht gebeten haben, sich wieder auf ihren Platz zu setzen, dann tun Sie es bitte jetzt.

Wie sieht die Zukunft von Zion aus?

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 97:21 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, wie der Herr Zion beschreibt. Schlagen Sie den Schülern vor, die Wörter zu markieren, aus denen dieser Grundsatz hervorgeht: Zion ist die im Herzen Reinen. Zeigen Sie auf die Liste der Grundsätze und Verhaltensweisen an der Tafel und stellen Sie diese Fragen:

  • Inwiefern können diese Grundsätze der Rechtschaffenheit uns helfen, im Herzen rein zu werden?

  • Welche Aufgabe ist uns heute beim Aufbau Zions zugedacht? (Wir können rechtschaffen leben und andere dazu motivieren, ebenfalls rechtschaffen zu leben. Wenn wir das Evangelium leben und anderen davon erzählen, werden die Grenzen Zions erweitert, die Pfähle gestärkt und die Mitglieder der Kirche von Gott beschützt.)

Bitten Sie die Schüler, über die Grundsätze der Rechtschaffenheit an der Tafel nachzudenken. Fordern Sie sie auf, sich in ihrem Studientagebuch ein Ziel zu setzen, wie sie einen dieser Grundsätze genauer befolgen wollen.

Kommentar und Hintergrundinformationen

Zion muss auf den Grundsätzen der Rechtschaffenheit aufgebaut werden

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die Notwendigkeit gesprochen, Zion auf den Grundsätzen des Gesetzes des celestialen Reiches aufzubauen:

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Elder D. Todd Christofferson

„Ein Großteil der für die Errichtung Zions erforderlichen Arbeit besteht in unseren individuellen Bemühungen, reinen Herzens zu werden (siehe LuB 97:21). ‚Zion kann nicht anders aufgebaut werden als nur nach den Grundsätzen des Gesetzes des celestialen Reiches‘, so die Worte des Herrn, ‚andernfalls kann ich es nicht zu mir nehmen.‘ (LuB 105:5.) Das Gesetz des celestialen Reiches ist natürlich das Evangeliumsgesetz mit den Bündnissen, wozu gehört, dass wir immer an den Erretter denken und Gehorsam, Opferbereitschaft, Hingabe und Treue geloben.

Der Erlöser wies einige der ersten Mitglieder wegen ihrer ‚lüsternen Wünsche‘ zurecht (siehe LuB 101:6; siehe auch LuB 88:121). Das waren Menschen, die in einer Welt ohne Fernsehen, Kino, Internet und iPod lebten. Sind wir in unserer heutigen Welt, die überschwemmt ist von sexualisierten Bildern und Liedern, frei von lüsternen Wünschen und den damit verbundenen Übeln? Wir dürfen keinesfalls die Grenzen anständiger Kleidung ausweiten oder uns der Pornografie, die ja nichts anderes ist als Unsittlichkeit aus zweiter Hand, hingeben – ganz im Gegenteil, wir müssen nach Rechtschaffenheit hungern und dürsten. Um nach Zion zu kommen, genügt es nicht, dass Sie und ich nicht ganz so schlecht sind wie andere. Wir müssen nicht nur gute, sondern heilige Männer und Frauen werden. Richten wir, wie Elder Neal A. Maxwell es einmal ausgedrückt hat, unseren festen Wohnsitz ein für alle Mal in Zion ein und verzichten wir auf unser Ferienhäuschen in Babylon (siehe Neal A. Maxwell, A Wonderful Flood of Light, 1990, Seite 47).“ („Kommt nach Zion!“, Liahona, November 2008, Seite 39.)

Bischof Keith B. McMullin von der Präsidierenden Bischofschaft hat einige der Grundsätze genannt, auf denen Zion aufgebaut werden muss:

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Bischof Keith B. McMullin

„Der Bund der Weihung, zu dem es gehört, Opfer zu bringen, begreift die Prinzipien Liebe, Arbeit und Selbständigkeit in sich und ist grundlegend für die Errichtung des Gottesreiches. ‚Zion kann nicht anders erbaut werden‘, sagt der Herr, ‚als nur nach den Grundsätzen des Gesetzes des celestialen Reiches.‘ [LuB 105:5.] Der Bund der Weihung ist das Kernstück dieses Gesetzes. Eines Tages werden wir ihn in seiner Fülle anwenden. Der Bund schließt ein, dass man ‚seine Zeit, seine Fähigkeiten und seine Mittel für den Aufbau des Gottesreiches und die Hilfsbedürftigen einsetzt, unabhängig davon, ob sie geistige oder zeitliche Hilfe brauchen [siehe Der Stern, Dezember 1984, Seite 6f.].

Die Prinzipien Liebe, Arbeit, Selbständigkeit und Weihung stammen von Gott. Diejenigen, die sie annehmen und sich danach ausrichten, werden im Herzen rein. Rechtschaffene Einigkeit ist das Kennzeichen ihrer Gemeinschaft. Ihr Friede und ihre Harmonie werden zum Zeichen für die Völker. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt:

‚Die Errichtung Zions ist eine Sache, die dem Gottesvolk zu allen Zeiten am Herzen gelegen hat, ein Gegenstand, von dem Propheten, Priester und Könige mit besonderer Freude gesprochen haben. … Wir dürfen die Herrlichkeit der Letzten Tage [Zions] erblicken, daran teilhaben und sie herbeiführen helfen, … ein Werk, … das dazu bestimmt ist, den Untergang der finsteren Mächte ebenso herbeizuführen wie die Erneuerung der Erde, die Herrlichkeit Gottes und die Errettung der Menschheit.‘ [Vgl. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 570; Hervorhebung hinzugefügt.]“ („Kommt nach Zion! Kommt nach Zion!“, Liahona, November 2002, Seite 96.)

Warum schafften es die frühen Mitglieder der Kirche nicht, die heilige Stadt zu erbauen?

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

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Elder D. Todd Christofferson

„Unter der Leitung des Propheten Joseph Smith versuchten die ersten Mitglieder der Kirche, den Mittelpunkt Zions in Missouri zu errichten, aber sie erfüllten nicht die Voraussetzungen, um diese heilige Stadt zu erbauen. Der Herr erklärt einen der Gründe für ihr Scheitern:

‚Sie haben nicht gelernt, dem zu gehorchen, was ich von ihrer Hand gefordert habe, sondern sind voll von allerart Bösem und teilen nicht von ihrer Habe, wie es Heiligen geziemt, mit den Armen und Bedrängten unter ihnen

und sind sich nicht einig, gemäß jener Einigkeit, die das Gesetz des celestialen Reiches erfordert.‘ (LuB 105:3,4.)

‚Es hat Misstöne und Streitigkeiten und Neid und Hader und lüsterne und habgierige Wünsche unter ihnen gegeben; und damit haben sie ihre Erbteile verunreinigt.‘ (LuB 101:6.)

Anstatt aber zu streng über die ersten Mitglieder zu urteilen, sollten wir uns lieber selbst prüfen, ob wir auch nur im Geringsten besser sind.

Erst durch den Charakter, die Eigenschaften und die Treue seiner Bewohner wird Zion zu Zion. Denken Sie daran, dass der Herr sein Volk Zion nannte, ‚weil sie eines Herzens und eines Sinnes waren und in Rechtschaffenheit lebten; und es gab keine Armen unter ihnen‘ (Mose 7:18). Wenn wir Zion in unseren Familien, Zweigen, Gemeinden und Pfählen aufrichten wollen, müssen auch wir diesem Anspruch genügen. Wir müssen 1.) einig werden – eines Herzens und eines Sinnes – und 2.) ein heiliges Volk – jeder für sich und alle gemeinsam – und 3.) so gut für die Armen und Bedürftigen sorgen, dass wir die Armut unter uns ausmerzen. Wir können damit nicht warten, bis Zion kommt, denn Zion kommt erst, wenn dies alles geschieht.“ („Kommt nach Zion!“, Liahona, November 2008, Seite 38.)

Die Gründung von Pfählen ist wie die Gründung von Zionsstädten

Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass die Pfähle die Sammelplätze für die Heiligen in aller Welt sind:

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Elder Bruce R. McConkie

„Ein Pfahl umfasst ein geographisch begrenztes Gebiet. Die Gründung eines Pfahles ist wie die Gründung einer heiligen Stadt. Jeder Pfahl auf der Erde ist der Sammlungsort für die verlorenen Schafe Israels, die in seinem Einzugsgebiet leben. …

Jeder Einzelne von uns kann Zion in seinem eigenen Leben aufbauen, indem er ein reines Herz hat. Uns ist verheißen: ‚Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.‘ (Matthäus 5:8.) Jeder von uns kann die Grenzen von Zion erweitern, indem er seine Freunde und Nachbarn zur Herde Israels führt.“ („Come: Let Israel Build Zion“, Ensign, Mai 1977, Seite 118.)

Joseph Smiths Rückkehr von Missouri nach Kirtland

Joseph Smith hat über seine Heimreise nach Kirtland geschrieben, nachdem er die Mitglieder in Missouri besucht hatte:

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Der Prophet Joseph Smith

„Am 6. Mai [1832] verabschiedete ich mich von den Brüdern in Independence und trat in Begleitung von Bruder Rigdon und Bruder Whitney die Heimreise nach Kirtland an. Wir nahmen die Postkutsche nach St. Louis, dann nach Vincennes in Indiana, und von dort nach New Albany, das in der Nähe der Wasserfälle des Ohio liegt. Bevor wir jedoch New Albany erreichten, scheuten die Pferde, und während wir in voller Fahrt waren, versuchte Bischof Whitney, aus der Kutsche zu springen. Seine Jacke verhakte sich aber und er verfing sich mit dem Fuß in einem der Räder, sodass er sich das Bein und den Fuß an mehreren Stellen brach. Ich dagegen sprang unversehrt aus dem Wagen. Wir blieben vier Wochen lang in Mr. Porters Gasthaus in Greenville, während Elder Rigdon unverzüglich weiter nach Kirtland reiste. Während der gesamten Zeit verpasste Bruder Whitney keine einzige Mahlzeit und fand auch nachts immer seinen Schlaf. Dr. Porter, der ein Bruder unseres Gastwirts war und nach Bruder Whitney sah, merkte an, wie schade es sei, dass wir keinen ‚Mormonen‘ dort hätten; diese seien nämlich in der Lage, gebrochene Knochen zu richten und andere Wunder zu tun. Ich blieb bei Bruder Whitney und nahm mich seiner an, bis er in andere Räumlichkeiten gebracht werden konnte. In dieser Zeit ging ich oft im Wald spazieren, wo ich etliche frische Gräber sah. Eines Tages, als ich mich gerade vom Abendessen erhoben hatte, ging ich geradewegs zur Tür und fing an, mich heftig zu übergeben. Ich spie Blut und Gift in großen Mengen aus, und meine Muskeln verkrampften sich derartig, dass ich mir innerhalb weniger Augenblicke den Kiefer ausrenkte. Ich schaffte es, ihn mir eigenhändig wieder einzurenken, und suchte Bruder Whitney (der auf seinem Bett lag) auf, so schnell ich konnte. Er legte mir die Hände auf und gab mir im Namen des Herrn einen Krankensegen. Ich war augenblicklich geheilt, doch die Wirkung des Gifts war so stark, dass mir viele Haare ausfielen. Dank sei meinem Vater im Himmel für seine Hilfe in diesem entscheidenden Augenblick. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Bruder Whitney hatte seit fast vier Wochen das Bett nicht verlassen. Nach einem Spaziergang im Wald kam ich in sein Zimmer. Ich sagte ihm, wenn er damit einverstanden sei, am nächsten Morgen aufzubrechen, dann würden wir die sechs Kilometer bis zum Fluss mit dem Wagen zurücklegen; dort werde eine Fähre auf uns warten, die uns schnell über den Fluss bringen werde, wo wir einen Wagen vorfinden würden, der uns direkt zum Steg bringen würde, wo ein Boot wartete. Dann wären wir schon vor zehn Uhr auf dem Fluss und könnten glücklich nach Hause reisen. Er fasste Mut und antwortete, dass er gehen würde. Wir brachen am nächsten Morgen auf und fanden alles so, wie ich es ihm gesagt hatte, und schon vor zehn Uhr waren wir in voller Fahrt flussaufwärts. Wir gingen in Wellsville an Land, nahmen die Postkutsche nach Chardon und von dort einen Wagen nach Kirtland, wo wir im Juni ankamen.“ (History of the Church, 1:271f.; vgl. auch Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Teilnehmer, Seite 112.)

Feindseligkeiten im Kreis Jackson

„Noch im April [1833] setzte die Verfolgung ein. Zunächst erklärten die Einheimischen den Heiligen, der Zuzug so vieler Heiliger der Letzten Tage werde nicht gern gesehen, denn man befürchte, dass die Heiligen bei den Wahlen bald die Mehrheit bekommen würden. Die Heiligen stammten hauptsächlich aus den Nordstaaten und waren mehrheitlich gegen die Versklavung der Schwarzen. Die Sklaverei war in Missouri damals noch gesetzlich erlaubt. …

Von den Gegnern der Kirche wurde ein Rundbrief, der auch als Geheimverfassung bezeichnet wurde, in Umlauf gebracht. Durch diesen Brief versuchte man Unterschriften von denjenigen zu bekommen, die bereit waren, die ‚Mormonengeißel‘ auszumerzen. Am 20. Juli 1833 erreichten die Feindseligkeiten ihren Höhepunkt, als über 400 Männer am Amtsgebäude in Independence zusammenkamen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Den Kirchenführern wurden Schreiben vorgelegt, in denen verlangt wurde, dass die Heiligen den Kreis Jackson verlassen sollten; die Heiligen sollten ihre Zeitung, The Evening and Morning Star, nicht mehr drucken dürfen, und weiteren Mitgliedern sei der Zuzug in den Kreis Jackson zu verwehren. Als sich die Kirchenführer diesen ungesetzlichen Forderungen nicht beugen wollten, griffen die Männer das Büro der Zeitung an, das zum Wohnhaus von William W. Phelps gehörte. Die Angreifer stahlen die Druckerpresse und zerstörten das Gebäude. …

Der Mob kehrte am 23. Juli [1833] zurück. Die Führer der Kirche boten sich als Geiseln an, wenn dadurch die Mitglieder verschont blieben. Aber die Männer drohten, die ganze Kirche zu vernichten, und sie zwangen den Brüdern die Zusage ab, dass alle Heiligen der Letzten Tage die Gegend verließen. Weil der Mob gegen das Gesetz und die Verfassung der Vereinigten Staaten und des Staates Missouri verstieß, suchten die Kirchenführer Unterstützung beim Gouverneur des Staates Missouri, Daniel Dunklin. Er klärte die Brüder über ihre Bürgerrechte auf und empfahl ihnen, rechtlichen Beistand zu suchen. …

Die Mehrzahl der Heiligen überquerte Ende 1833 den Missouri nordwärts, um in den Kreis Clay zu gelangen, wo sie vorübergehend Zuflucht fanden.“ (Unsere Geschichte – Ein Überblick über die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Seite 40, 42f.)