Seminar
Lektion 124: Lehre und Bündnisse 117 und 118


Lektion 124

Lehre und Bündnisse 117 und 118

Einleitung

Am Sonntag, dem 8. Juli 1838, empfängt Joseph Smith in Far West die vier Offenbarungen, die heute in Lehre und Bündnisse 117 bis 120 stehen. In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 117 gebietet der Herr Newel K. Whitney und William Marks, ihre Geschäfte in Kirtland schnell abzuschließen und sich mit den treuen Mitgliedern zu vereinigen, die sich in Far West sammeln. Der Herr sagt auch, dass Oliver Granger als Beauftragter der Ersten Präsidentschaft Besitztümer der Kirche verkaufen und Joseph Smiths geschäftliche Angelegenheiten regeln soll. In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 118 beruft der Herr Apostel, die den Platz derer einnehmen sollen, die abgefallen sind, und er beruft alle Mitglieder des Kollegiums der Zwölf auf Mission nach Großbritannien.

Anregungen für den Unterricht

Lehre und Bündnisse 117:1-11

Der Herr gebietet William Marks und Newel K. Whitney, ihre Geschäfte rasch abzuwickeln und Kirtland zu verlassen

Lassen Sie die Schüler darüber nachdenken, aus welchen Gründen jemand einem Gebot des Herrn vielleicht nicht gleich gehorcht. Schreiben Sie die Antworten an die Tafel.

Die Schüler sollen Lehre und Bündnisse 117:1 überfliegen und herausfinden, für wen diese Offenbarung bestimmt war. Erklären Sie, dass Newel K. Whitney in Kirtland Bischof war. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der einen großen Teil seines Eigentums der Kirche weihte. William Marks wurde am 17. September 1837 als Bevollmächtigter zur Unterstützung von Bischof Whitney berufen. Ihm gehörte ein Buchladen.

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 117:1-3 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was der Herr diesen Männern geboten hat. Vielleicht möchten Sie erklären, dass das Wort verweilen bedeutet, dass man sich an einem Ort für einige Zeit aufhält.

  • Was gebot der Herr Newel K. Whitney und William Marks? (Er gebot ihnen, ihre Geschäfte schnell zu verkaufen und Kirtland zu verlassen. Sie sollten die Reise antreten, bevor der Herr es dort wieder schneien lassen werde. Das bedeutete, dass sie innerhalb von vier Monaten aufbrechen mussten.)

Erinnern Sie die Schüler daran, dass der Herr die Mitglieder am 26. April 1838 angewiesen hatte, sich in Far West und anderen Orten zu sammeln (siehe LuB 115:17,18). Am 6. Juli 1838 brach eine Gruppe von über 500 Mitgliedern, die sich „Kirtland-Lager“ nannten, nach Missouri auf (siehe Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Teilnehmer, Seite 173ff.).

Weisen Sie darauf hin, dass wir beim Lesen der Worte des Herrn in Lehre und Bündnisse 117:4,5 sehen, dass Bischof Whitney und William Marks sich zu sehr um den Besitz der Kirche in Kirtland sorgten. Aufgrund ihrer Berufung als Bischof und Bevollmächtigter des Bischofs waren sie Treuhänder über diese Besitztümer. Bitten Sie einen Schüler, Vers 4 vorzulesen, und fordern Sie die Klasse auf, dabei auf die Frage des Herrn zu achten.

Schreiben Sie an die Tafel: Was bedeutet mir Besitztum?

  • Was verstehen wir darunter?

Damit die Schüler die Bedeutung dieser Frage in Vers 4 verstehen, bitten Sie einige, reihum Lehre und Bündnisse 117:5-8 vorzulesen. Fragen Sie, aus welchem Grund der Herr wohl sagen sollte: „Was bedeutet mir Besitztum?“ (Sie können erklären, dass mit dem Ausdruck „Ebene von Olaha Schineha“ das Gebiet rings um Adam-ondi-Ahman gemeint ist.)

  • Was bedeutet es wohl, das zu „begehren …, was nur ein Tropfen ist, und dabei das Wichtigere [zu vernachlässigen]“? (LuB 117:8.) Inwiefern waren die Besitztümer in Kirtland ein „Tropfen“ im Vergleich zu den Segnungen, die der Herr Bischof Whitney und Präsident Marks geben konnte? (Wenn die Schüler die Fragen besprochen haben, schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel: Das Begehren von zeitlichem Besitz kann dazu führen, dass man Wichtigeres vernachlässigt.)

Die Schüler sollen darüber nachdenken, wie sie sich mehr mit dem, was für sie am wichtigsten ist, befassen können.

Fassen Sie Lehre und Bündnisse 117:10 zusammen und erklären Sie, dass der Herr William Marks dazu berufen hat, auch nach seiner Ankunft in Far West als Führer der Kirche zu dienen. Der Herr sagte auch, dass Präsident Marks, wenn er „über wenigem treu“ sei, schließlich „Herrscher … über vieles“ sein werde (siehe auch Matthäus 25:23).

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 117:11 vorzulesen. Die Klasse soll auf die Zurechtweisung achten, die der Herr hier Newel K. Whitney erteilt hat. Erklären Sie anschließend, dass die Nikolaiten eine alte religiöse Sekte waren. Sie bezeichneten sich als Christen, wichen aber von den Grundsätzen des Evangeliums ab, um weiterhin auf die Weise der Welt leben zu können (siehe Lehre und Bündnisse, Leitfaden für den Studenten, 1986, Seite 302.)

  • Hätte Newel K. Whitney sich mehr auf die Besitztümer in Kirtland konzentriert als darauf, sich mit den Mitgliedern zu sammeln, inwiefern gliche dann das, was er tat, dem, was auch die Nikolaiten taten?

Erklären Sie, dass William Marks und Newel K. Whitney sich wegen ihres verspäteten Aufbruchs von Kirtland und der Verfolgung in Missouri nicht mit den Mitgliedern in Far West sammeln konnten. Sie folgten jedoch dem Rat des Herrn, blieben treu im Glauben und sammelten sich später mit den Mitgliedern der Kirche in Nauvoo, wo William Marks als Pfahlpräsident diente und Newel K. Whitney als Bischof.

Lehre und Bündnisse 117:12-16

Der Herr beauftragt Oliver Granger, die Erste Präsidentschaft in Kirtland in geschäftlichen Angelegenheiten zu vertreten

Fordern Sie die Schüler auf, verschiedene Berufungen oder Aufgaben, die man in der Kirche haben kann, an die Tafel zu schreiben.

Erklären Sie, dass der Herr einem Mann namens Oliver Granger gebot, Far West zu verlassen und nach Kirtland zurückzukehren. Dort sollte er „ernstlich für die Erlösung der Ersten Präsidentschaft [seiner] Kirche kämpfen“ (LuB 117:13). Zu dieser Aufgabe gehörte, dass er Besitztümer der Kirche verkaufte und Joseph Smiths geschäftliche Angelegenheiten regelte. Oliver Granger, der fast blind war, musste dafür Opfer bringen. Bitten Sie die Schüler, still für sich Lehre und Bündnisse 117:12-15 zu lesen und auf die Segnungen zu achten, die Oliver Granger den Worten des Herrn zufolge empfangen sollte, wenn er diesen Auftrag erfüllte.

  • Welche Segnungen sollte Oliver Granger empfangen?

  • Wie dachte der Herr über die Opfer, die Oliver Granger bringen sollte? (Sie können erklären, dass die Worte „sein Opfer wird mir heiliger sein als sein Zuwachs“ darauf hinweisen, dass dem Herrn Olivers Opfer wichtiger waren als das Geld, das er bei der Erfüllung seiner Aufgabe erwirtschaften konnte. Schreiben Sie an die Tafel: Die Opfer, die wir im Dienst des Herrn bringen, sind ihm heilig.)

Weisen Sie auf die Berufungen und Aufgaben hin, die an der Tafel stehen. Fragen Sie die Schüler, welche Opfer diese Berufungen und Aufgaben möglicherweise erfordern.

  • Warum ist es wichtig, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um eine Aufgabe oder eine Berufung zu erfüllen?

Erklären Sie, dass Oliver Granger am 25. August 1841 in Kirtland starb. Damals war er immer noch als Bevollmächtigter für die geschäftlichen Angelegenheiten der Ersten Präsidentschaft tätig. Es gelang ihm zwar nicht, die Geschäfte der Kirche ganz zu regeln, aber er bemühte sich, die Kirche nicht in Verruf geraten zu lassen und für ihren guten Namen einzutreten. Er war dem Herrn und dem Propheten Joseph Smith treu.

Lassen Sie einen Schüler die Aussage von Präsident Boyd K. Packer vom Kollegium der Zwölf Apostel vorlesen:

Bild
Präsident Boyd K. Packer

„Was hat Oliver Granger getan, dass sein Name in heiligem Andenken gehalten werden soll? Eigentlich nicht viel. Es ging weniger um das, was er getan hat, sondern um das, was er gewesen ist. …

Der Herr erwartete gar nicht, dass Oliver vollkommen sei, vielleicht nicht einmal, dass er es schaffte, seinen Auftrag auszuführen. …

Wir können nicht immer erwarten, dass wir alles schaffen, aber wir müssen unser Bestes geben.“ („Einer der Geringsten“, Liahona, November 2004, Seite 86.)

  • Warum sind unsere Opfer dem Herrn wohl heilig, auch wenn wir meinen, dass unsere Bemühungen nicht gänzlich von Erfolg gekrönt sind?

Lehre und Bündnisse 118

Der Herr ernennt neue Apostel und beruft alle Apostel auf Vollzeitmission

Erklären Sie, dass der Herr am 8. Juli 1838 vier neue Apostel berief, um Luke Johnson, Lyman E. Johnson, William E. McLellin und John F. Boynton zu ersetzen, die abgefallen waren. Die Schüler sollen Lehre und Bündnisse 118:3 für sich lesen und herausfinden, was die Apostel tun sollten.

  • Was hat der Herr den Aposteln geboten?

  • Mit welchen Worten in Vers 3 beschreibt der Herr, wie die Apostel das Evangelium verkünden sollten?

Schreiben Sie an die Tafel: Wenn wir das Evangelium auf die Weise des Herrn verkünden, …

  • Was sind Vers 3 zufolge zwei Möglichkeiten, wie wir diesen Satz ergänzen können? (Die Schüler drücken sich vielleicht anders aus, sie sollen aber diesen Grundsatz erkannt haben: Wenn wir das Evangelium auf die Weise des Herrn verkünden, sorgt er für unsere Familie. Wenn wir das Evangelium auf die Weise des Herrn verkünden, macht er andere bereit, seine Botschaft zu empfangen.)

Die Schüler können erzählen, was ihnen der Missionsdienst eines Bruders, einer Schwester oder sonst eines Angehörigen gebracht hat.

Fassen Sie Lehre und Bündnisse 118:4,5 zusammen und erklären Sie, dass der Herr die Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel berufen hat, „sich über die großen Wasser [zu] begeben“ (über den Atlantik), um sein Evangelium zu verkünden. Sie sollten ihre Mission am Tempelgrundstück in Far West beginnen und dann in Großbritannien missionieren.

  • Wann sollten die Apostel laut Vers 5 zu ihrer Mission aufbrechen? Von wo sollten sie abreisen?

Erklären Sie, dass in den Monaten, die dieser Offenbarung folgten, die Verfolgung in Missouri zunahm. Schließlich wurden die Mitglieder aus diesem Staat vertrieben. Diese Verhältnisse machten es für die Zwölf gefährlich, das Gebot des Herrn zu erfüllen und sich in Far West zu versammeln. Viele der dort Ansässigen prahlten öffentlich damit, sie würden die Erfüllung dieser Offenbarung vereiteln. Die Zwölf waren aber fest entschlossen, dem Gebot des Herrn zu gehorchen. Am Morgen des 26. April 1839 gingen Brigham Young, Heber C. Kimball und Orson Pratt in Begleitung von John E. Page und John Taylor, die kurz zuvor als Apostel ordiniert worden waren (siehe LuB 118:6), zum Tempelgrundstück in Far West. (Nicht allen treuen Mitgliedern des Kollegiums war es möglich, dort zu sein. Elder Parley P. Pratt war zum Beispiel unter falschen Anschuldigungen gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen worden.) Sie begannen noch einmal, das Fundament des Tempels zu legen (siehe LuB 115:11), indem sie einen großen Stein in die südöstliche Ecke des Grundstücks rollten. Außerdem wurden Wilford Woodruff (siehe LuB 118:6) und George A. Smith zum Apostel ordiniert, um die freien Plätze im Kollegium der Zwölf einzunehmen. Nachdem sie die Anweisungen des Herrn ausgeführt hatten, machten sie sich, unbemerkt von denjenigen, die geplant hatten, sie aufzuhalten, auf den Weg. Willard Richards, der in Lehre und Bündnisse 118:6 erwähnt wird, wurde ein Jahr später, am 14. April 1840, zum Apostel ordiniert. (Einen ausführlichen Bericht über dieses Ereignis finden Sie in Lehren der Präsidenten der Kirche: Wilford Woodruff, Seite 151–154.)

Geben Sie zum Schluss Zeugnis für die Grundsätze, die Sie in dieser Lektion besprochen haben.

Kommentar und Hintergrundinformationen

Lehre und Bündnisse 117:11. Die Bande der Nikolaiten

Das Wort Nikolaiten steht in Offenbarung 2:6,15. Einige Gelehrte sind der Ansicht, die Nikolaiten hätten versucht, götzendienerische Praktiken in die Urkirche einzuführen. Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Zwölf Apostel hat geschrieben: „Die Nikolaiten waren Mitglieder der Kirche, die versuchten, ihren Stand in der Kirche zu bewahren und doch weiter auf die Weise der Welt zu leben. … Was auch immer sie konkret getan und gelehrt haben – jedenfalls wird diese Bezeichnung für jemanden gebraucht, der zwar seinen Namen in den Büchern der Kirche verzeichnet haben möchte, sich aber nicht mit voller Herzensabsicht der Sache des Evangeliums widmen will.“ (Doctrinal New Testament Commentary, 3 Bände, 1966–1973, 3:446; siehe auch Lehre und Bündnisse, Leitfaden für den Studenten, 1986, Seite 302.)

Lehre und Bündnisse 117:16. Geldwechsler

Bevor Joseph Smith Kirtland verließ, hatte eine Gruppe abgefallener Mitglieder den Tempel in ihre Gewalt gebracht. Der Herr nannte diese Männer „Geldwechsler“, wie diejenigen, die den Tempel in Jerusalem verunreinigt hatten (siehe Matthäus 21:12,13). Selbst nach diesem Ereignis wollte der Herr, dass seine „Knechte im Land Kirtland“ der Heiligkeit des Hauses des Herrn gedachten.

Lehre und Bündnisse 118. Erfüllung des Gebots, dass die Missionare von Far West aus aufbrechen

„In den frühen Morgenstunden [des 26. April 1839, nachdem das Kollegium der Zwölf Apostel sich am Tempelgrundstück in Far West versammelt hatte,] besuchte Theodore Turley, eines der Mitglieder, die sich mit den Zwölf in Far West versammelt hatten, den abtrünnigen Isaac Russell, um sich von ihm zu verabschieden. Russell war verblüfft, dass sein Freund mit einigen der Zwölf in Far West war, und er war sprachlos, als er erfuhr, dass sich die Prophezeiung erfüllt hatte.“ (Siehe Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Teilnehmer, Seite 222.)