2009
Man muss in schweren Zeiten Kraft finden!
Mai 2009


Man muss in schweren Zeiten Kraft finden!

Die Fähigkeit, persönliche Inspiration zu erhalten, brauchen wir in kommenden Tagen.

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Elder Allan F. Packer

Elder Andersen, wir wünschen Ihnen für Ihre neue Berufung alles Gute und Gottes Segen, und wir werden Ihnen zur Seite stehen. Brüder und Schwestern, überall auf der Welt bereitet die derzeitige Lage den Menschen und ihren Familien Schwierigkeiten. Obwohl ich glaube, dass schwierige Aufgaben vor uns liegen, weiß ich auch, dass die Zeit, in der wir leben, wunderbar ist, vor allem für die Jugend. Ich sehe, wie meine Kinder und Enkel ein erfülltes, zufriedenes Leben führen, selbst wenn es gilt, Schwierigkeiten, Rückschläge und Hindernisse zu überwinden.

Dies ist die Zeit, in der sich Prophezeiungen erfüllen. Wir leben in der Evangeliumszeit der Fülle, der Zeit, in der wir uns auf die Wiederkehr des Erretters vorbereiten. Es ist auch die Zeit, in der wir unsere eigene Errettung erarbeiten.

Der Wind weht und der Regen fällt für alle gleich. Diejenigen, die ihre Grundlage auf Fels statt auf Sand gebaut haben, überstehen die Stürme.1 Man kann auf Fels bauen, indem man eine tiefe Bekehrung zum Evangelium Jesu Christi durchläuft und lernt, wie man Inspiration empfängt. Wir müssen Gewissheit haben – und wissen, dass wir sie haben. Wir müssen von allen weltlichen Geschöpfen geistig und zeitlich unabhängig sein.2 Wir müssen zunächst begreifen, dass Gottvater der Vater unseres Geistes ist und dass er uns liebt, dass Jesus Christus unser Erlöser ist und dass der Heilige Geist mit unserem Verstand und unserem Herzen kommunizieren kann.3 Auf diese Weise erhalten wir Inspiration. Wir müssen lernen, diese Eingebungen zu erkennen und danach zu handeln.

Als ich noch jung war und zur Highschool ging, spielte ich leidenschaftlich gern Football. Ich spielte in der Abwehr. Der Trainer verlangte uns einiges ab, als er uns die Grundlagen beibrachte. Wir trainierten, bis sie uns in Fleisch und Blut übergingen. Während eines Spiels gegen unseren größten Konkurrenten erlebte ich etwas, was mir seither immer geholfen hat. Die Gegner hatten den Ball, wir wehrten ab. Ich wusste, wer mir als Gegenspieler zugeteilt war. Im Laufe des Spiels wechselte er auf meine rechte Seite an die Verteidigungslinie. Die Spieler und die Fans machten eine Menge Lärm. Ich reagierte, wie es der Trainer uns beigebracht hatte, und folgte meinem Mann an die Linie, obwohl ich nicht wusste, ob er den Ball hatte. Zu meiner Überraschung fühlte ich den Ball mit meinen Händen. Ich zog daran, aber mein Gegner ließ ihn nicht los. Als wir den Ball hin- und herzogen, vernahm ich in all dem Lärm eine Stimme, die rief: „Packer, bring ihn zu Boden!“ Das genügte, um mich zu besinnen, und ich warf ihn sofort zu Boden.

Ich fragte mich, wie ich diese Stimme aus dem ganzen Lärm herausgehört hatte. Während des Trainings war mir die Stimme des Trainers vertraut geworden und ich hatte gelernt, auf sie zu hören. Ich wusste, was er uns beibrachte, funktionierte.

Wir müssen mit den Einflüsterungen des Heiligen Geistes vertraut sein und wir müssen Evangeliumslehren trainieren und anwenden, bis sie uns in Fleisch und Blut übergehen. Diese Einflüsterungen werden die Grundlage unseres Zeugnisses. Dann werden wir durch unser Zeugnis auch in schwierigen Zeiten glücklich und sicher sein.

Elder Dallin H. Oaks definierte ein Zeugnis so: „Ein Zeugnis vom Evangelium ist die persönliche Erkenntnis, die der Heilige Geist uns ins Herz gibt, dass bestimmte Tatsachen, die für die Ewigkeit Bedeutung haben, wahr sind, und die Überzeugung, dass sie wahr sind.“4 Ein anderes Mal sagte Elder Oaks: „Ein Zeugnis bedeutet, etwas zu wissen und zu fühlen; Bekehrung bedeutet, zu handeln und sich zu entwickeln.“5

Wir können einiges tun, um uns wirklich zu bekehren und zu lernen, wie wir göttliche Inspiration empfangen. Als Erstes müssen wir den Wunsch entwickeln. Alma sagte: „Denn ich weiß, dass er den Menschen gemäß ihrem Wunsch gewährt, sei er zum Tod oder zum Leben; … gemäß ihrem Wollen.“6

Als Nächstes fordert uns Alma auf, das Wort zu erproben: „Nun wollen wir das Wort mit einem Samenkorn vergleichen. Wenn ihr nun Raum gebt, dass ein Samenkorn in euer Herz gepflanzt werden kann, siehe, wenn es ein wahres Samenkorn oder ein gutes Samenkorn ist, wenn ihr es nicht durch euren Unglauben ausstoßt, sodass ihr dem Geist des Herrn Widerstand leistet, siehe, so wird es anfangen, in eurer Brust zu schwellen; und wenn ihr dieses Schwellen spürt, so werdet ihr anfangen, in euch zu sagen: Es muss notwendigerweise so sein, dass dies ein gutes Samenkorn ist oder dass das Wort gut ist, denn es fängt an, meine Seele zu erweitern; ja, es fängt an, mein Verständnis zu erleuchten; ja, es fängt an, mir köstlich zu sein.“7

Der nächste Schritt ist das Studieren und Lernen. Dies schließt das Nachdenken mit ein, was unser Zeugnis erweitert und vertieft. „Aber siehe, ich sage dir: Du musst es mit deinem Verstand durcharbeiten; dann musst du mich fragen, ob es recht ist.“8

Wir können lernen, wie wir Antworten in Form von Inspiration erhalten. Sie kommen als Gedanken und Gefühle in unseren Verstand und unser Herz.9 Gelegentlich können Antworten durch ein Brennen in der Brust kommen. Elija erklärte, dass sich Antworten als ein „sanftes, leises Säuseln“ einstellen.10 Der Herr hat gesagt: „Und wenn es recht ist, werde ich machen, dass dein Herz in dir brennt; darum wirst du fühlen, dass es recht ist.“11

Joseph Smith ermahnte uns, auf Antworten zu achten, indem wir die Gedanken und Gefühle beachten, die uns in den Sinn kommen. Mit der Zeit werden wir lernen, sie als Eingebungen zu erkennen.

Er sagte: „Man kann daraus Nutzen ziehen, dass man auf die ersten Anzeichen des Geistes der Offenbarung achtet; zum Beispiel: Wenn jemand spürt, dass reine Intelligenz in ihn einströmt, taucht vielleicht plötzlich ein Gedanke in ihm auf, und wenn er diesen beachtet, wird er ihn noch am gleichen Tag oder bald darauf verwirklicht sehen; das nämlich, was der Geist Gottes ihm vorgelegt hat, wird eintreffen. Und wenn man auf diese Weise den Geist Gottes kennen und verstehen lernt, kann man in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen, bis man vollkommen wird in Christus Jesus.“12

Wenn wir uns diese Fähigkeit aneignen, hilft sie uns, ein Zeugnis zu erlangen, und wir können durch sie in der Zukunft weitere Inspiration erhalten.

Auch wenn man ein Zeugnis durch eine außergewöhnliche Kundgebung erlangen kann, ist dies normalerweise nicht der Fall. Manchmal meint jemand, er müsse so etwas wie Joseph Smith mit seiner Vision erleben, um ein Zeugnis zu erlangen. Wenn unsere Erwartungen, wie, wann und wo eine Antwort kommt, unrealistisch sind, riskieren wir, die Antworten zu verpassen, die zumeist im Anschluss an unser Gebet als sanfte, bestätigende Gefühle und Gedanken zu uns kommen, während wir anderweitig beschäftigt sind. Diese Antworten können genauso überzeugend und machtvoll sein.

Mit der Zeit werden wir Antworten erhalten und lernen, wie Inspiration erfolgt. Das ist eine Erfahrung, die jeder für sich selbst machen muss.

Wenn wir als Nächstes um ein Zeugnis von der Wahrheit bitten, öffnet dies das Fenster der Inspiration. Das Gebet ist die alltäglichste und machtvollste Art, sich für Inspiration bereitzumachen. Selbst wenn wir nur in Gedanken eine Frage stellen,13 wird sich dadurch das Fenster allmählich öffnen. In den Schriften steht: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“14

Jesus trug uns auch auf, folgende Worte auf die Probe zu stellen: „Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.“15

Wir werden mit der Zeit unser eigenes Zeugnis erhalten und Gewissheit haben – und wissen, dass wir sie haben. Dann werden wir von allem Weltlichen unabhängig sein, denn „durch die Macht des Heiligen Geistes [können wir] von allem wissen, ob es wahr ist“16 – wenn es „recht“17 und „ratsam“18 für uns ist. Wir werden Kraft, Trost und Hilfe erhalten, um in schwierigen Zeiten gute Entscheidungen zu treffen und voller Zuversicht zu handeln.19

Diese Bestätigung beschränkt sich nicht auf die Führer der Kirche, sondern alle Männer, Frauen, Jugendliche und selbst kleine Kinder können sie haben. Die Fähigkeit, persönliche Inspiration zu erhalten, brauchen wir in kommenden Tagen.

Als Jugendlicher erkannte ich, dass mein Zeugnis wachsen kann, wenn ich meine Pflichten im Priestertum erfülle. Ich hatte den Wunsch, Gewissheit zu haben. Ich las und dachte nach; ich betete um Antworten. Eines Tages, als ich als Priester am Abendmahlstisch saß, fühlte ich es und ich hatte Gewissheit.

Wir leben in einer wunderbaren Zeit! Der Herr braucht jeden von uns. Dies ist unser Tag, es ist unsere Zeit! In einem der Lieder im Gesangbuch heißt es:

Erhebt euch, Männer [und ich füge hinzu: Frauen] des Herrn!

Was niedrig ist, das sei euch fern.

Mit Seele und Herz und Sinn und Kraft

dient eurem König und Herrn!20

Ich gebe Zeugnis von unserem himmlischen Vater, dem Vater unseres Geistes, von Jesus Christus, unserem Erlöser, und vom Heiligen Geist, durch den wir göttliche Führung erhalten. Ich gebe Zeugnis, dass wir persönlich Inspiration erhalten können. Mögen wir die Stimme erkennen, durch die diese Inspiration kommt. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.

ANMERKUNGEN

  1. Siehe Matthäus 7:24-27

  2. Siehe LuB 78:14

  3. LuB 8:2,3

  4. Dallin H. Oaks, „Ein Zeugnis“, Liahona, Mai 2008, Seite 26

  5. Dallin H. Oaks, zitiert in „Coming to Know for Ourselves“ von Elder Kenneth Johnson, Ensign, Juli 2008, Seite 29

  6. Alma 29:4

  7. Alma 32:28

  8. LuB 9:8

  9. Siehe LuB 8:2,3

  10. 1 Könige 19:12

  11. LuB 9:8

  12. History of the Church, 3:381

  13. Siehe Richard G. Scott, „To Learn and to Teach More Effectively“, in Brigham Young University 2007-2008 Speeches, 2008, Seite 7

  14. Lukas 11:9; siehe auch Matthäus 7:7; 3 Nephi 14:7; LuB 88:63-65

  15. Johannes 7:17

  16. Moroni 10:5

  17. 3 Nephi 18:20

  18. Siehe LuB 88:64

  19. Siehe Alma 48:15,16

  20. „Rise Up, O Men of God“, Hymns, Nr. 323