„Die Evangelien“, Hilfen für das Schriftstudium: Neues Testament, 2024
Die Evangelien
Material
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Was sind die Evangelien?
Die Bücher Matthäus, Markus, Lukas und Johannes werden die Evangelien genannt. Jedes ist nach seinem Verfasser benannt. „Das Wort Evangelium bedeutet ‚gute Nachricht‘.“ Auch wenn sich die vier Evangelien in den Einzelheiten und Schwerpunkten unterscheiden, berichten sie doch alle vom Leben des Erretters und von seinem irdischen Wirken. In allen vier Evangelien wird bezeugt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes und der Erretter der Welt ist.
Die Berichte von Matthäus, Markus und Lukas ähneln sich. Sie werden auch als die synoptischen Evangelien bezeichnet, was so viel wie „eine gemeinsame Sicht haben“ bedeutet. Trotzdem enthält jedes von ihnen einzigartige Elemente. „Der Bericht des Johannes unterscheidet sich eindeutig von den drei anderen, was Wortwahl, Ausdrucksweise und Schilderung der Ereignisse anbelangt.“
Hinweis: In dieser Studienhilfe werden die Lehren des Erretters, wie sie in Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu finden sind, harmonisiert.
Das Evangelium nach Matthäus
Wer war Matthäus und wann verfasste er sein Evangelium?
Matthäus war einer der Zwölf Apostel des Erretters und Augenzeuge vieler der von ihm beschrieben Ereignisse. Vor seiner Berufung als Jünger war Matthäus Zöllner, also Steuereintreiber. Er war auch als Levi, der Sohn des Alphäus, bekannt.
Einige Wissenschaftler und frühe Quellen gehen davon aus, dass Matthäus sein Evangelium zwischen 50 und 60 n. Chr. verfasst hat. Andere datieren dies auf die Zeit zwischen 80 und 90 n. Chr., also auf einen Zeitraum nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer.
Was wissen wir über das Matthäusevangelium?
Matthäus ging es darum, die Juden davon zu überzeugen, dass Jesus der verheißene Messias ist. Er verwendet oft die Formulierung „denn es sollte sich erfüllen“, auf die dann eine im Alten Testament zu findende Prophezeiung über den Messias folgt. Er nennt Jesus den Sohn Davids, um den jüdischen Lesern zu verdeutlichen, dass Jesus ihr Messias und rechtmäßiger König ist. Er verfolgt die königliche Abstammungslinie des Erretters über David, Juda und Abraham zurück und weist so nach, dass Jesus das Recht hatte, über Israel zu herrschen.
Matthäus berichtet auch von bedeutenden Ereignissen und Lehren, die die Anderen (Heiden) betreffen. Vielleicht hat er sie in sein Evangelium aufgenommen, um den jüdischen Lesern ans Herz zu legen, die Missionsarbeit unter den Anderen zu akzeptieren.
Im Folgenden sind weitere Themenbereiche und Besonderheiten des Matthäusevangeliums aufgeführt:
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Jesus Christus kam, um sein Reich aufzurichten. Matthäus erwähnt das „Himmelreich“ etliche Male, und seines ist das einzige Evangelium, in dem Jesus beim Unterweisen den Begriff „Kirche“ oder „Gemeinde“ erwähnt.
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Das Wirken des Mose und das Wirken Jesu Christi weisen viele Parallelen auf. Durch die Anordnung seines Evangelium hat Mose den jüdischen Lesern offenbar helfen wollen, zu erkennen, dass Jesus Christus diese Prophezeiung des Mose erfüllt hat: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr … erstehen lassen.“
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Gott lässt sein Volk nie im Stich. Das Matthäusevangelium ist das einzige, in dem Jesus als Immanuel bezeichnet wird, was „Gott mit uns“ bedeutet. Die Taten, Lehren und Wunder des Erretters, über die in Matthäus berichtet wird, veranschaulichen, dass Gott immer bei uns ist.
Das Evangelium nach Markus
Wer war Markus und wann verfasste er sein Evangelium?
In der Regel wird angenommen, dass es sich bei Markus um Johannes Markus, den Sohn Marias, handelt. Ihr Haus in Jerusalem diente den Jüngern Jesu Christi als Versammlungsort. Später begleitete Markus den Apostel Paulus auf dessen Missionsreisen. Frühen christlichen Quellen zufolge begleitete Markus außerdem den Apostel Petrus nach Rom. Dort verfasste er auf der Grundlage der Erinnerungen des Petrus sein Evangelium.
Frühe Quellen datieren die Aufzeichnungen des Markus auf kurz nach dem Märtyrertod des Petrus, wahrscheinlich zwischen 65 und 70 n. Chr. Sein Evangelium wurde wahrscheinlich als erstes der vier niedergeschrieben.
Was wissen wir über das Markusevangelium?
In seinem Evangelium erklärt Markus seinen Lesern jüdische Bräuche, Geografie und Sprache. Dies ist einer der Gründe, weshalb einige Wissenschaftler zu dem Schluss kommen, dass er für christliche Bekehrte schrieb, die keine Juden waren, insbesondere für Römer.
Es scheint, dass Markus seinen Bericht in einer Zeit niederschrieb, in der im gesamten römischen Reich viele Mitglieder der Kirche schwere Glaubensprüfungen durchlebten. Ein Drittel des Markusevangeliums berichtet von den Lehren und Taten des Erretters in dessen letzter Lebenswoche. Markus gibt Zeugnis, dass der leidende Sohn Gottes letztlich über das Böse und über Sünde und Tod triumphiert. Möglicherweise verfasste Markus sein Evangelium, um die Gläubigen anzuleiten und ihren Glauben angesichts schrecklicher Verfolgung zu stärken.
Im Folgenden sind weitere Themen und Besonderheiten des Markusevangeliums aufgeführt:
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Das Markusevangelium ist das kürzeste Evangelium und hebt die Taten Jesu hervor. Markus beginnt mit einer Schilderung der Taufe und des irdischen Wirkens des Erretters. Er behält ein zügiges Tempo bei und berichtet von den Ereignissen in schneller Folge. Markus verwendet häufig Wörter wie gleich, sogleich oder sofort, wodurch ein zeitraffender Eindruck entsteht.
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Jesus wurde missverstanden und verworfen. Zu den wichtigen Themen im Markusevangelium gehört die Frage, wer Jesus war und wer verstand, wer er war. Jesus wurde missverstanden, verworfen und getötet, aber er überwand alles, selbst den Tod. Obwohl Jesus mächtige Wunder wirkte und mit Macht lehrte, wurde er von seinen jüdischen Mitbürgern verworfen, auch von jenen in seiner Heimatstadt und von Mitgliedern seiner Familie. Selbst seine eigenen Jünger begriffen seine göttliche Mission nicht vollständig.
Das Evangelium nach Lukas
Wer war Lukas und wann verfasste er sein Evangelium?
Traditionell gilt Lukas als der „geliebte Arzt“, den der Apostel Paulus erwähnt. Die Qualität der griechischen Sprache in seinem Evangelium deutet darauf hin, dass er sehr gebildet war. Möglicherweise war er kein Jude. Nach seiner Bekehrung begleitete Lukas den Paulus auf dessen Missionsreisen.
Es ist nicht genau bekannt, wann Lukas sein Evangelium verfasste. Gelehrte schätzen, dass es zwischen 80 und 90 n. Chr. war. Die Quellen des Lukas waren diejenigen, die „von Anfang an Augenzeugen“ des Lebens und Wirkens des Erretters waren.
Was wissen wir über das Lukasevangelium?
Lukas richtet sein Evangelium an Theophilus, der möglicherweise ein Grieche von einigem gesellschaftlichen Ansehen war. „Theophilus könnte entweder ein Förderer des Lukas oder ein Freund und ein Gläubiger gewesen sein, dessen Glauben an Jesus Christus Lukas stärken wollte.“
Da Theophilus „Freund Gottes“ bedeutet, könnte er auch für jeden stehen, der an Christus glaubt. Wenn dem so ist, war das Werk des Lukas wahrscheinlich für die Mitglieder der Kirche gedacht, insbesondere für Bekehrte, die keine Juden waren. Er möchte, dass sich alle, die sein Zeugnis lesen, „von der Zuverlässigkeit …überzeugen“ – von der Zuverlässigkeit des Gottessohnes, seines Mitgefühls, seines Sühnopfers und seiner Auferstehung.
Das Lukasevangelium ist das längste der vier Evangelien und enthält unter den synoptischen Evangelien die meisten Elemente, die es nirgendwo sonst gibt. Im Folgenden sind einige Themen und Besonderheiten des Lukasevangeliums aufgeführt:
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Jesus ist der Erretter aller Menschen. Lukas betont das Mitgefühl des Erretters für die Leidenden und seine Sorge um diejenigen, die als Ausgestoßene und Sünder angesehen werden. Das Lukasevangelium ist das einzige Evangelium, in dem die Anweisung des Erretters an die Siebziger aufgezeichnet ist, allen Menschen das Evangelium zu verkünden.
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Der Tempel ist das Haus Gottes. Das Lukasevangelium beginnt und endet mit Berichten über Menschen am Tempel, wodurch dem Tempel eine besondere Bedeutung als primäre Stätte des Umgangs Gottes mit seinem Volk eingeräumt wird.
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Frauen spielten im Leben Jesu eine wichtige Rolle. Lukas beginnt mit den Berichten über zwei treue Frauen, die Gott erwählt hat: Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, und Maria, die Mutter Jesu. Er führt weitere gläubige Frauen an, die Jesus nachfolgten und ihn unterstützten. Er wies auch darauf hin, dass es eine Gruppe gläubiger Frauen gewesen sei, die als Erste verkündeten, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.
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Jesus hat einen auferstandenen Körper aus Fleisch und Knochen. Manche Einzelheiten in seinem Evangelium könnten auf die Erfahrungen des Lukas als Arzt zurückgehen. Zum Beispiel ist das Lukasevangelium das einzige Evangelium, in dem erwähnt wird, dass der Erretter in Getsemani aus jeder Pore blutete und einen auferstandenen Körper aus „Fleisch und Knochen“ hat.
Das Evangelium nach Johannes
Wer war Johannes und wann verfasste er sein Evangelium?
Der Verfasser des Evangeliums des Johannes tritt nie unter seinem eigenen Namen in Erscheinung, doch er wird als Jünger, „den Jesus liebte“, bezeichnet. Neuzeitliche Offenbarung bestätigt, dass der „Jünger, den Jesus liebte“, Johannes war und dass der Erretter ihn in die Lage versetzt hat, bis zum Zweiten Kommen auf der Erde zu verweilen und hier zu wirken.
Frühe christliche Autoren stellten die Vermutung auf, dass Johannes dieses Buch in Ephesus verfasst hat, das in Kleinasien (der heutigen Türkei) lag. Gelehrte gehen davon aus, dass Johannes sein Evangelium zwischen 90 und 110 n. Chr. verfasst haben könnte.
Was wissen wir über das Johannesevangelium?
Der Bericht des Johannes wird als ein Evangelium beschrieben, das für Mitglieder der Kirche geschrieben wurde, die bereits einiges über Jesus Christus wussten. Und doch forderte Johannes in seinem Evangelium alle Menschen auf, daran zu glauben, „dass Jesus der Christus ist“. Diese Aufforderung richtet sich sowohl an diejenigen, die noch nicht an Christus glauben, als auch an diejenigen, die ihren Glauben an ihn stärken möchten.
Etwa 92 Prozent des Inhalts des Johannesevangeliums kommen in den anderen Evangelien nicht vor. So sind fünf der sieben Wunder, die Johannes beschreibt, in keinem anderen Evangelium enthalten. Während Matthäus, Markus und Lukas umfassende Informationen zum Wirken Jesu in Galiläa geben, schreibt Johannes zahlreiche Ereignisse auf, die in Judäa stattgefunden haben.
Das Johannesevangelium enthält wesentliche Evangeliumslehren. Zu den wichtigsten gehören: Jesus Christus ist der Sohn Gottes und somit göttlich, das Sühnopfer des Erretters, das ewige Leben, der Heilige Geist und was es bedeutet und wie wichtig es ist, Glauben zu haben.
Im Folgenden sind einige Themen und Besonderheiten des Johannesevangeliums aufgeführt:
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Johannes führt viele Namen und Titel für Jesus Christus auf. Johannes verwendet mehrere Titel für Jesus, die in den anderen Evangelien nicht vorkommen. Johannes bezeichnet Jesus beispielsweise als das Wort, das Lamm Gottes, das Licht der Welt und den guten Hirten.
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Jesus ist der Bote des himmlischen Vaters für die Welt. Mehr als die anderen Verfasser der Evangelien hebt Johannes hervor, dass Jesus der Sohn Gottes und somit göttlich ist. Johannes schrieb das Zeugnis Jesu für seine Göttlichkeit und seine Identität als Jehova des Alten Testaments nieder. Johannes hielt viele Begebenheiten fest, bei denen Jesus sich an seinen Vater wendete. Im Johannesevangelium wird betont, dass Jesus vom Vater gesandt wurde und dass wir nur durch ihn zum Vater zurückkehren können.
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Der Erretter sprach das Abschiedsgebet. Einer der wichtigsten Beiträge des Johannes besteht darin, dass er die Lehren festhält, die der Erretter seinen Jüngern in den Stunden vor seinem Tod verkündet hat. Dazu zählt auch das Abschiedsgebet Jesu.
Mehr dazu
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„Synopse der Evangelien“, Archiv Kirchenliteratur
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Gaye Strathearn und Frank F. Judd Jr., „Die Evangelien: Vier Zeugnisse für den Erretter“, Online-Artikel, Liahona, Januar 2023, Archiv Kirchenliteratur
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Gaye Strathearn und Frank F. Judd Jr., „The Distinctive Testimonies of the Four Gospels“, Religious Educator, 8. Jahrgang, Nr. 2, 2007, Seite 59–85