„Matthäus 18; Lukas 10, Hilfen für das Schriftstudium: Neues Testament, 2024
Hilfen für das Schriftstudium
Matthäus 18; Lukas 10
Jesus Christus legt dar, dass die einzige Möglichkeit, in das Himmelreich zu gelangen, darin besteht, sich zu bekehren und so demütig wie ein kleines Kind zu werden. Er vermittelt seinen Jüngern Grundsätze zur Leitung der Kirche. Alle Zwölf Apostel erhalten die Schlüssel des Himmelreichs. Als Petrus fragt, wie oft er vergeben soll, erzählt Jesus das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht. Der Erretter beruft die Siebziger und gibt ihnen Anweisungen. Sie predigen, heilen und kehren zurück, um von ihrer Arbeit zu berichten. Der Erretter erzählt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Er erklärt Maria und Marta, wie wichtig es ist, dem, was von Gott ist, Priorität einzuräumen.
Material
Hinweis: Wird eine Quelle zitiert, die nicht von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage herausgegeben wurde, bedeutet dies nicht, dass diese Quelle oder ihr Verfasser von der Kirche unterstützt wird oder den offiziellen Standpunkt der Kirche vertritt.
Hintergrund und Kontext
Was empfindet der Erretter in Bezug auf diejenigen, die seinen „Kleinen … Ärgernis“ geben?
Was bedeutet es, anderen „bis zu siebzigmal siebenmal“ zu vergeben?
In der Bibel symbolisiert die Zahl 7 Vollständigkeit, die Fülle oder Ganzheit. Die Zahl 490 (oder „siebzigmal sieben“) symbolisiert Vollkommenheit. Jesus verwendete die Zahlen 7 und 490 als „Symbol für vollkommene Vergebung“.
Elder Lynn G. Robbins hat erklärt: „Der Herr hat die Rechnung siebzigmal siebenmal als Metapher für sein unbegrenztes Sühnopfer, seine unermessliche Liebe und seine unendliche Gnade verwendet. ‚Ja, und sooft mein Volk umkehrt, werde ich ihnen ihre Verfehlungen gegen mich vergeben.‘ [Mosia 26:30; Hervorhebung hinzugefügt.]“ Auch wir sollten dem Beispiel des Erretters nacheifern und anderen vergeben.
Was ist der Unterschied zwischen 10.000 Talenten und 100 Denaren?
In diesem Gleichnis steht der König für den Herrn und der Knecht, der 10.000 Talente schuldig ist, steht für einen jeden von uns. Der Erretter machte mit diesem Gleichnis deutlich, wie wichtig es ist, anderen zu vergeben.
In dem Gleichnis werden „zehntausend Talente“ (Vers 24) und „hundert Denare“ (Vers 28) erwähnt. Diese waren Arten von Währungen zur Zeit Jesu. Die 100 Denare, die der Mitknecht schuldete, sind unbedeutend im Vergleich zu 10.000 Talenten.
„Schätzungen zufolge haben im ersten Jahrhundert nach Christus zehntausend Talente hundert Millionen Denaren entsprochen. Ein Denar war der damals übliche Tageslohn für einen ungelernten Arbeiter. Wenn dieser Arbeiter nun dreihundert Tage im Jahr arbeiten würde, würde es etwa dreiunddreißig Jahre dauern, ehe er ein Talent erwerben könnte. Es würde also über dreihunderttausend Jahre dauern, um zehntausend Talente, also die Summe der Schulden des Knechts, zu verdienen.“
Präsident Jeffrey R. Holland hat erklärt: „Unter Fachleuten ist man sich nicht ganz einig, wie viel die hier genannten Beträge wert waren. Nehmen wir der Einfachheit halber an, die 100 Denare, die nicht erlassen wurden, wären heute 100 Dollar wert …, dann entsprächen die 10.000 Talente, die so großzügig erlassen wurden, etwa einer Milliarde Dollar – oder mehr!
Für Privatschulden ist das ein astronomischer Betrag, völlig jenseits unseres Vorstellungsvermögens. … Aber bei diesem Gleichnis soll der Betrag ja unvorstellbar sein; er soll jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegen – von unserer Fähigkeit, ihn zurückzuzahlen, ganz zu schweigen. Das liegt daran, dass … die Geschichte [von uns] handelt …, der gefallenen Menschheit: Wir alle sind sterbliche Schuldner, Übertreter und Gefangene. …
Jesus nennt hier einen unermesslichen Betrag, weil sein Sühnopfer ein unermessliches Geschenk ist, das für einen unvorstellbaren Preis erkauft wurde.“
Wer waren die Siebziger?
Lukas ist der einzige Verfasser eines Evangeliums, der berichtet, dass Jesus Christus Siebziger, zweiundsiebzig Jünger, berief. Zusammen mit den Zwölf Aposteln sollten die Siebziger das Evangelium verkünden und dem Erretter den Weg bereiten. Die Berufung der Siebziger und die Anweisungen an sie ähneln der Berufung und den Anweisungen, die er seinen zwölf Aposteln gab. Heute sind Generalautorität-Siebziger Führer der Kirche, die von der Ersten Präsidentschaft der Kirche berufen werden. Sie sind „besondere Zeugen“, die die Zwölf Aposteln dabei unterstützen, in aller Welt „die Kirche aufzubauen und alle Angelegenheiten … zu ordnen“ und sich dem „ Predigen und Vollziehen des Evangeliums“ zu widmen.
Was wissen wir über die Straße von Jerusalem nach Jericho?
Die Straße, die „von Jerusalem nach Jericho hinab“ führte, hat einen Höhenunterschied von rund 1000 Metern. Möglicherweise folgte sie trockenen Flussbetten, wie auf dem Bild dargestellt. Die Straße war etwa 20 Kilometer lang und führte durch eine einsame, hügelige Landschaft, in der sich oft Räuber versteckten und vorbeiziehende Reisende überfielen.
Welche Bedeutung haben der Priester, der Levit und der Samariter im Gleichnis vom barmherzigen Samariter?
Nach dem Gesetz des Mose hatten Priester und Leviten die Aufgabe, das Gesetz Gottes zu lehren und Gott und ihren Mitmenschen zu dienen. Sie waren sich des Gebots „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ voll bewusst. Gott hatte den Israeliten, einschließlich der Priester und Leviten, sogar geboten, nicht tatenlos zuzusehen, wenn das Leben seines Nächsten in Gefahr war.
Im Gleichnis des Erretters übertraten der Priester und der Levit diese Gebote. Anstatt das Gesetz des Mose zu befolgen, befolgten sie möglicherweise die Überlieferung der Alten oder das mündlich überlieferte Gesetz. Diese mündliche Überlieferung besagte, dass Juden nicht verpflichtet waren, Nichtjuden oder Menschen unbekannter Herkunft vor dem Tod zu bewahren. So jemand wurde nicht als der Nächste angesehen.
Paradoxerweise erfüllte der Samariter die Aufgabe, die laut dem Gesetz des Mose dem Priester und dem Leviten zufiel. Präsident M. Russell Ballard hat gesagt: „Haben Sie sich je gefragt, warum der Erretter einen Samariter zum Helden seiner Geschichte machte? Zu Christi Lebzeiten herrschte zwischen den Juden und den Samaritern eine tiefe Abneigung. Für gewöhnlich mieden die beiden Gruppen jeglichen Umgang miteinander. Das Gleichnis wäre immer noch brauchbar und lehrreich gewesen, wenn der von Räubern überfallene Mann von einem jüdischen Bruder gerettet worden wäre.
Die absichtliche Gegenüberstellung von Juden und Samaritern soll uns ganz klar machen, dass wir alle der Nächste des anderen sind, dass wir einander lieben und achten, ehren und dienen sollen, auch wenn wir noch so verschieden sind – auch in religiöser, politischer oder kultureller Hinsicht.“
Warum verwendet der Samariter Öl und Wein, um die Wunden des Mannes zu versorgen?
Der Samariter behandelt die Verletzungen des Verwundeten mit Öl und Wein, die beide von medizinischem Wert sind. Öl wurde damals zur Linderung und Wein zur Desinfektion von Wunden verwendet. Öl und Wein stehen außerdem symbolisch für das Sühnopfer Christi. Wie der barmherzige Samariter empfindet auch Jesus Christus Mitgefühl. Er heilt unsere durch Sünde entstandenen geistigen Wunden und errettet uns vom Tod. Er bringt uns in Sicherheit und schickt auch andere, die uns beistehen sollen. Jesus Christus selbst hat durch sein Sühnopfer den Preis für unsere Genesung gezahlt.
Was wurde zur Zeit des Neuen Testaments von einer Gastgeberin erwartet?
„Gastfreundschaft hatte in der jüdischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert, und die Ehre und der gute Ruf einer Frau hingen zum Teil davon ab, wie gut sie die in sie gesetzten Erwartungen als Gastgeberin erfüllte.“ Aufgrund dieser gesellschaftlichen Gepflogenheiten hätte Martas Klage, ihre Schwester Maria ließe sie die Arbeit allein erledigen, für berechtigt gehalten werden können. Die Antwort des Erretters auf Martas Anliegen verdeutlicht, dass das, was von Gott ist, einen höheren Stellenwert hat als gesellschaftliche Gepflogenheiten, und zwar auch dann, wenn diese gut sind.
Mehr dazu
Lernen, einander zu lieben
-
Bonnie D. Parkin, „Das Bessere wählen: Nächstenliebe“, Liahona, November 2003, Seite 104ff.
Unsere Hingabe an Christus durch den Dienst am Nächsten zum Ausdruck bringen
-
Camille Fronk Olson, „Marta und Maria“, Liahona, Juni 2019, Seite 26f.
Vergebung und zweite Chancen
-
Lynn G. Robbins, „Bis zu siebzigmal siebenmal“, Liahona, Mai 2018, Seite 21ff.
Symbole in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter
-
John W. Welch, „Der barmherzige Samariter: Vergessene Symbole“, Liahona, Februar 2007, Seite 26–33
Medien
Videos
„Forgive Every One Their Trespasses: The Parable of the Unmerciful Servant” (6:05)
„Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“ (4:55)
„The Good Samaritan” (12:23)
Bilder
Der barmherzige Samariter, Darstellung von Walter Rane
Maria hörte seinen Worten zu, Darstellung von Walter Rane