„Matthäus 13; Lukas 8 und 13“, Studienhilfen zum Neuen Testament, 2024
Studienhilfen
Matthäus 13; Lukas 8 und 13
Als Jesus im zweiten Jahr seines geistlichen Wirkens durch Galiläa reist, lehrt er oft in Gleichnissen. Er erzählt das Gleichnis vom Sämann, vom Unkraut unter dem Weizen, vom Senfkorn, vom Sauerteig, vom Schatz, der im Acker vergraben ist, von der wertvollen Perle und vom Netz, das ins Meer geworfen wird. Der Erretter vollbringt auch weiterhin viele mächtige Wunder, indem er beispielsweise einen Sturm stillt, eine Legion von Dämonen austreibt und eine Frau am Sabbat heilt. Er sagt seinen Tod und seine Auferstehung voraus.
Material
Hintergrund und Kontext
Weshalb lehrte der Erretter in Gleichnissen?
„Das Wort Gleichnis stammt von dem griechischen Wort paraballo, was so viel wie ‚nebeneinanderstellen‘ oder ‚vergleichend gegenüberstellen‘ bedeutet. Ein Gleichnis ist also eine einfache Geschichte, anhand der der Erzähler die alltäglichen Erfahrungen seiner Zuhörer einer göttlichen Wahrheit gegenüberstellt.“
Auf die Frage, warum er in Gleichnissen lehre, antwortete Jesus: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben.“ Durch ein Gleichnis werden Wahrheiten also je nach der persönlichen Vorbereitung offengelegt. Elder David A. Bednar hat festgestellt: „Die beabsichtigte Bedeutung oder Botschaft eines Gleichnisses wird in der Regel nicht explizit zum Ausdruck gebracht. Vielmehr vermittelt die Geschichte einem Empfänger lediglich eine göttliche Wahrheit, die auf seinen Glauben an Gott, seine persönliche geistige Vorbereitung und seine Lernbereitschaft abgestimmt ist. Man muss daher seine sittliche Entscheidungsfreiheit ausüben und aktiv bitten, suchen und anklopfen [siehe Matthäus 7:7,8; Lukas 11:9,10], um die Wahrheiten entdecken zu können, die in einem Gleichnis stecken.”
Wie können wir Gleichnisse verstehen?
Überlege, wie dir die folgenden Anregungen dabei helfen können, Gleichnisse zu verstehen und eine persönliche Bedeutung darin zu finden.
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Den Kontext berücksichtigen. Was ist der Hintergrund des Gleichnisses? Welches Ereignis oder welche Fragen gingen ihm voraus?
Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Ich habe einen Schlüssel, mit dem ich die heiligen Schriften verstehen kann. Ich frage immer: Welche Frage hat diese Antwort ausgelöst oder Jesus veranlasst, das Gleichnis zu erzählen? … Wenn wir erfahren wollen, was ein Gleichnis bedeutet, müssen wir an die Wurzel gehen und herausfinden, was die Aussage Jesu ausgelöst hat.“
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Wichtige Einzelheiten herausschreiben, um sich einen Überblick über das Gleichnis zu verschaffen. Dazu können die vorkommenden Gegenstände oder Personen, Handlungen und die Ergebnisse von Handlungen gehören.
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Auf die Bedeutung von Gegenständen oder Personen in dem Gleichnis achten. Diese finden sich im Text, in den Fußnoten, in den Querverweisen oder bei der Betrachtung der Situation oder Frage, die dem Gleichnis vorausging.
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Vergleiche dazu anstellen, wie Personen und Gegenstände in dem Gleichnis zueinander in Beziehung stehen.
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Darüber nachdenken, was Jesus Christus und seine Propheten über dieses Gleichnis gesagt haben.
Was können wir aus den Gleichnissen zum Thema Sammlung lernen?
In den sieben Gleichnisse in Matthäus 13 geht es um das Thema Sammlung – das „Himmelreich“ wird dabei Gegenständen gegenübergestellt. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Die Worte des Erretters im 13. Kapitel des Matthäusevangeliums verdeutlichen … meiner Meinung nach das wichtige Thema der Sammlung mehr als alle sonstigen Bibelpassagen.“
In der folgenden Übersicht findet sich ein Zusammenfassung einiger Aussagen des Propheten Joseph Smith zu den Gleichnissen zum Thema Sammlung in Matthäus 13. Diese Aussagen umfassen Themen wie die Sammlung Israels und das Wachstum und die Bestimmung der Kirche von der Zeit Jesu Christi bis zum Millennium.
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Gleichnis in Matthäus 13 |
Die Sammlung |
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Gleichnis in Matthäus 13 Sämann (Vers 3-9,18-23) | Die Sammlung „Dieses Gleichnis [vom Sämann] wurde erzählt, um die Wirkung zu zeigen, die entsteht, wenn das Wort gepredigt wird; und wir glauben, dass es einen direkten Hinweis auf den Beginn oder die Errichtung des Reiches in jener Zeit [der Zeit des Neuen Testaments] enthält.“ |
Gleichnis in Matthäus 13 Weizen und Unkraut (Vers 24-30,36-43) | Die Sammlung „Aus diesem Gleichnis [vom Weizen und dem Unkraut] lernen wir nicht nur von der Errichtung des Reiches in den Tagen des Erretters, dargestellt durch den guten Samen, der Frucht bringt, sondern auch von den Verfälschungen in der Kirche, dargestellt durch das Unkraut, das der Feind säte; seine Jünger wollten es gerne ausreißen oder die Kirche gesäubert haben, wenn sich der Erretter ihren Ansichten zugeneigt hätte. Er aber, der alles weiß, sagt: So nicht! Womit er sagen will: Eure Ansichten sind nicht richtig, die Kirche ist noch im Kindesalter, und wenn ihr diesen übereilten Schritt tut, werdet ihr den Weizen, oder die Kirche, zusammen mit dem Unkraut vernichten. Darum ist es besser, sie miteinander wachsen zu lassen bis zur Ernte oder bis zum Ende der Welt, womit die Vernichtung der Schlechten gemeint ist, die noch nicht eingetreten ist.“ |
Gleichnis in Matthäus 13 Senfkorn (Vers 31,32) | Die Sammlung „‚Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn.‘ [Matthäus 13:31.] … Dieses Symbol [soll] die Kirche darstellen …, die in den Letzten Tagen hervorkommt. … Nehmen wir das Buch Mormon, das ein Mann in seinem Acker verbarg; er sicherte es durch seinen Glauben, damit es in den Letzten Tagen – oder zur rechten Zeit – hervorkomme. Betrachten wir, wie es aus der Erde hervorkommt, und es wird wirklich als das kleinste unter allen Samenkörnern angesehen; aber siehe, es treibt aus, wächst hoch empor mit erhabenen Zweigen und göttlicher Würde, bis es, wie das Senfkorn, größer ist als die anderen Gewächse. … Gott sendet seine Mächte, Gaben und Engel hernieder, dass sie in seinen Zweigen nisten.“ |
Gleichnis in Matthäus 13 Sauerteig (Vers 33) | Die Sammlung „Man möge zur Kenntnis nehmen, dass die Kirche der Heiligen der Letzten Tage ihren Anfang genommen hat mit ein wenig Sauerteig, der in drei Zeugen getan wurde. Siehe, wie sehr gleicht dies doch dem Gleichnis! Schnell durchsäuert es die Masse, sodass sie bald ganz durchsäuert sein wird. … Um ein Werk nach diesem Beispiel zu sehen, betrachte man das Buch Mormon, das aus dem reichen Vorrat des Herzens gekommen ist. Ebenso die Bündnisse, die den Heiligen der Letzten Tage gegeben sind [das Buch Lehre und Bündnisse], auch die Übersetzung der Bibel – auf diese Weise aus dem Herzen Neues und Altes hervorholend, auf diese Weise dem großen Trog Mehl entsprechend, der durch eine Offenbarung von Jesus Christus … geläutert wird, … [die] dem Sauerteig entspricht, der dann das Ganze durchsäuert.“ |
Gleichnis in Matthäus 13 Vergrabener Schatz und wertvolle Perle (Vers 44-46) | Die Sammlung „Um Arbeit nach diesem Muster zu sehen, schauen Sie sich die Heiligen der Letzten Tage an: Sie verkaufen alles, was sie haben, und sammeln sich an einem Ort, den sie als Erbteil erwerben können, damit sie zusammen sein und am Tag des Unheils einer des anderen Bedrängnis tragen können. … Schauen Sie sich an, wie Menschen Reisen unternehmen, um einen Ort für Zion und dessen Pfähle oder kleinere Gruppen von Heiligen zu finden, und dann, wenn sie den Ort für Zion, oder die köstliche Perle, gefunden haben, sofort verkaufen, was sie haben, und die Perle kaufen.“ Hinweis: In der Anfangszeit der Kirche wurden die Mitglieder aufgefordert, sich an einem gemeinsamen geografischen Ort wie Nauvoo oder Salt Lake City zu sammeln. Heute haben uns die Führer der Kirche aufgefordert, die Kirche dort aufzubauen, wo wir leben. |
Gleichnis in Matthäus 13 Fischnetz (Vers 47-50) | Die Sammlung „Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen.‘ [Matthäus 13:47.] … Um Arbeit nach diesem Muster zu sehen, betrachte man die Nachkommen Josefs, die das Evangelium wie ein Netz über die Erde werfen und alle Arten fangen, damit die Guten in die Körbe errettet werden können, die zu diesem Zweck bereitet worden sind, und die Engel werden sich um die Schlechten kümmern.“ |
Was können wir aus den verschiedenen Bodenarten im Gleichnis vom Sämann lernen?
(Vergleiche Markus 4:1-9,14-20; Lukas 8:4-8,11-15.)
Im Gleichnis vom Sämann (das auch als Gleichnis von den Böden bezeichnet werden könnte) steht das Feld für die Welt, die Sämänner stehen für die Diener des Herrn. Die verschiedenen Bodenarten stellen den Zustand des Herzens unterschiedlicher Menschen dar:
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Der Weg war ein Pfad oder eine Straße um oder durch Felder. Er wurde hart, weil auf ihm regelmäßig Bauern und Reisende unterwegs waren. Weil der Weg so hart war, konnten Samenkörner, die darauf fielen, nicht in den Erdboden eindringen und keine Wurzeln schlagen. Daher konnten die Vögel sie leicht sehen und fressen.
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Der felsige Boden war von einer dünnen Schicht fruchtbarer Erde bedeckt. Zwar konnte der Same flache Wurzeln bilden, jedoch verhinderte der felsige Untergrund, dass sie tiefer ins Erdreich drangen. Ohne tiefe Wurzeln konnte die Pflanze der sengenden Hitze des Tages nicht standhalten.
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Der Erdboden, auf dem die Dornen wuchsen, war zwar fruchtbar, doch wurde er von Dornen und anderem Unkraut überwuchert, das nutzbringendere Pflanzen verdrängte und ihnen Wasser und Nährstoffe entzog.
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Der gute Boden war fruchtbarer Erdboden, tief genug, sodass der Samen Wurzeln schlagen konnte und die Pflanze wachsen und Frucht hervorbringen konnte.
Was ist Unkraut?
Das hier erwähnte Unkraut ist ein schädliches Gewächs, das auch als Schwindelweizen bekannt ist. „Ein giftiger Pilz kann die Samen der Pflanze befallen, sodass Mehl aus damit verunreinigtem Getreide giftig wird. Der Verzehr des verunreinigten Mehls kann Berichten zufolge einen Zustand der Trunkenheit, Blindheit oder sogar den Tod verursachen.“
Bevor es reift und Samenstände bildet, sieht das Unkraut dem Weizen sehr ähnlich. Aber sobald sie reif sind, sind Weizen und Unkraut leicht zu unterscheiden. Die einzige Möglichkeit, den Weizen sicher vom Unkraut zu trennen, besteht also darin, bis zur Ernte zu warten.
Was ist ein Senfkorn?
(Vergleiche Markus 4:30-32; Lukas 13:18,19.)
Höchstwahrscheinlich bezieht sich dieses Gleichnis auf das schwarze Senfkorn. Diese Pflanze war zur Zeit des Erretters in Galiläa weit verbreitet. Obwohl die Samen sehr klein sind, kann die ausgewachsene Pflanze Berichten zufolge bis zu drei Meter hoch werden und erreicht in der Regel eine Höhe von ein bis zwei Metern. In seinen Zweigen können kleine Vögel nach Samen suchen und Unterschlupf finden. Der Erretter verwendete das Gleichnis vom Senfkorn, um zu veranschaulichen, dass seine Kirche klein beginnen, aber wachsen und ein Ort der Zuflucht und des Schutzes für sein Volk werden würde.
Links: Senfkörner, ihre Größe im Verhältnis zu einer Senfhülse und einer Nadel; rechts: eine Senfpflanze
Was ist der vergrabene Schatz und die wertvolle Perle?
Das Gleichnis vom vergrabenen Schatz und das von der wertvollen Perle haben einige Einzelheiten gemeinsam. In beiden Gleichnissen verkauft ein Mann alles, was er hat, um ein wertvolles Gut zu erwerben – den Schatz oder die Perle. In beiden Fällen steht das wertvolle Gut für das Evangelium Jesu Christi. Beide Gleichnisse gemeinsam genommen verdeutlichen, wie wertvoll das Evangelium Jesu Christi ist.
Die zwei Gleichnisse unterscheiden sich jedoch durch die Art und Weise, wie das wertvolle Gut gefunden wird. In dem einen Gleichnis scheint der Mann nur versehentlich einen Schatz auf dem Feld gefunden zu haben. In dem anderen Gleichnis suchte der Kaufmann aktiv nach Perlen. Dies zeigt: Wie wir das Evangelium Jesu Christi auch ausfindig machen, ob scheinbar durch Zufall oder aber durch aktive Recherche, es zu erlangen ist es wert, dafür alles zu opfern, was wir haben.
Was wissen wir über die Frauen, die mit dem Erretter unterwegs waren?
Maria aus Magdala war eine treue Jüngerin Jesu Christi. Ihre Hingabe an den Erretter nahm wahrscheinlich ihren Anfang, nachdem er sieben Dämonen aus ihr ausgetrieben hatte. Sie war Zeugin der Kreuzigung des Erretters und war anwesend, als sein Leichnam ins Grab gelegt wurde. Maria war die Erste, die den auferstandenen Christus sah.
Johanna befand sich bei Maria aus Magdala und anderen Frauen, die Balsam und Salben für die Grablegung zubereiteten, um den Leichnam Jesu nach seiner Kreuzigung zu salben. Johanna sah das leere Grab und lief mit anderen Frauen los, um den Aposteln davon zu berichten.
Auch eine Frau namens Susanna begleitete Jesus auf seinen Reisen, wie auch andere Frauen, die vom Erretter geheilt worden waren. Diese glaubenstreuen Frauen unterstützten den Erretter durch ihren Dienst und in finanzieller Hinsicht.
Ist körperliches Leid eine Folge von Sünde?
Zur Zeit Jesu war man im Allgemeinen der Ansicht, dass körperliches Leid diejenigen Menschen ereilte, die sich einer schwerwiegenden Sünde schuldig gemacht hatten. Jesus benutzte eine Geschichte über Galiläer, die von Pilatus getötet wurden, und eine Geschichte über andere Galiläer, die von einem einstürzenden Turm erschlagen wurden, um diese Ansicht in Frage zu stellen. Jesus lehrte auch, dass zwar nicht Sünde zum Tod dieser Galiläer geführt hat, dass wir aber alle geistig zugrunde gehen werden, wenn wir nicht umkehren.
Mehr dazu
Die Gleichnisse des Erretters in Matthäus 13
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Neil L. Andersen, „Dem Erretter näherkommen“, Liahona, November 2022, Seite 73–76
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Dallin H. Oaks, „Das Gleichnis vom Sämann“, Liahona, Mai 2015, Seite 32–35
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Frank F. Judd Jr., „Parables of Jesus: The Priceless Parables“, Ensign, Januar 2003, Seite 59ff.
Frauen, die Jesus nachfolgten
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Lani und John Hilton, „Die Frauen, die Jesus aus Galiläa nachfolgten“, Liahona, März 2022, Seite 14–17
Medien
Videos
„Das Gleichnis vom Sämann“ (4:35)
„The Sower“ (12:10; in englischer Sprache)
„Jesus Declares the Parables of the Wheat and Tares, Mustard Seed, and Leaven“ (2:21; in englischer Sprache)
Bilder
Der Sämann, Darstellung von George Soper