„Johannes 1“, Studienhilfen zum Neuen Testament, 2024
Studienhilfen
Johannes 1
Am Anfang war Jesus Christus beim Vater. Einer der Titel Jesu ist „das Wort“. Er ist das Leben und das Licht von allem Bestehenden. Durch ihn wurden die Welt und alles Bestehende erschaffen. Die Errettung kommt allein durch Christus zustande. Johannes der Täufer tauft Jesus Christus und andere. Einige glauben an Jesus Christus und geben Zeugnis für ihn.
Material
Hintergrund und Kontext
Warum wird Jesus Christus als „das Wort“ bezeichnet?
Der Apostel Johannes bezeichnete Jesus Christus im Neuen Testament mehrmals als „das Wort“. „Wort“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes logos. Logos steht für gesprochene Wörter und die Vorstellungen hinter diesen Wörtern. Logos ist „das Mittel, mit dem jemand seine Gedanken jemand anderem mitteilt oder seine Vorstellungen in die Tat umsetzt“.
Präsident Russell M. Nelson hat geschrieben: „[‚Das Wort‘] war ein weiterer Name für den Herrn. Diese Wortwahl mag eigenartig anmuten, hat aber ihre Berechtigung. Denn durch das Wort tritt man mit anderen in Kontakt. Also war Jesus das Wort bzw. der Ausdruck, durch den sich der Vater der Welt kundtat.“
Im Johannesevangelium wird betont, dass Jesus Christus der Bote des Vaters für die Welt ist. Er verkündet die Worte des Vaters. In neuzeitlicher Offenbarung heißt es: „Im Anfang [war] das Wort, denn er war das Wort, nämlich der Bote der Errettung.“
Warum ist es von Bedeutung, dass Jesus Christus im Anfang bei Gott war?
Von den vier Evangelien spricht nur das Johannesevangelium über das vorirdische Leben Jesu Christi. Die neuzeitlichen heiligen Schriften bestätigen das vorirdische Dasein Jesu. Der Erretter hat dem Propheten Joseph Smith offenbart: „Ich war im Anfang beim Vater und bin der Erstgeborene.“ Im Buch Abraham wird Christus als einer „wie Gott“ beschrieben. Aus dem Buch Mose geht hervor, dass Jesus Christus der geliebte Sohn des himmlischen Vaters war, sein „Geliebter und Erwählter von Anfang an“.
Was bedeutet es, dass alles „durch das Wort geworden“ ist?
In der Erklärung „Der lebendige Christus – das Zeugnis der Apostel“ erfahren wir, dass Jesus „der große Jehova des Alten Testaments und der Messias des Neuen Testaments [war]. Auf Weisung seines Vaters erschuf er die Erde.“ Aus dem Buch Mose erfahren wir, dass Jesus Christus „Welten ohne Zahl“ erschaffen hat, sogar „Millionen Erden gleich dieser“.
Was bedeutet es, dass Jesus Christus „voll Gnade und Wahrheit“ war?
Das griechische Wort für „Gnade“ ist charis, was auch liebevolle Güte, Wohlwollen oder Gunst bedeuten kann. Gnade ist „göttliche Hilfe oder Kraft“, die „durch die Barmherzigkeit und Liebe Gottes gegeben“ wird.
Das griechische Wort für „Wahrheit“ ist alētheia, was Zuverlässigkeit und Rechtschaffenheit im Denken und Handeln bedeutet. Der Herr definiert Wahrheit als „Kenntnis von etwas, wie es ist und wie es war und wie es kommen wird“. Wahrheit ist absolut und wird nicht von Umständen beeinflusst. Die Wahrheit ändert sich nicht, so wie sich auch der Herr nicht ändert.
Die folgenden Schriftstellen können uns ein besseres Verständnis dafür vermitteln, inwiefern der Erretter „voll von Gnade und Wahrheit“ ist: 2 Nephi 2:6-10; Alma 9:26,27 und Lehre und Bündnisse 93:8-17.
Warum heißt es in diesem Vers „Niemand hat Gott je gesehen“?
In der Joseph-Smith-Übersetzung heißt es: „Und niemand hat Gott jemals gesehen, außer er habe Zeugnis vom Sohn gegeben; denn außer durch ihn kann kein Mensch errettet werden.“ Aus dieser wichtigen Ergänzung geht hervor, dass der Vater zu seinen Kindern auf Erden spricht, um für seinen Sohn Jesus Christus Zeugnis zu geben. In den heiligen Schriften ist von mehreren Anlässen die Rede, als der Vater Jesus Christus vorgestellt hat.
Was bedeutet der Begriff „Juden“ in diesem und anderen Versen im Johannesevangelium?
Johannes verwendet den Begriff „Juden“ in seinem Evangelium 71 Mal. Bei jeder Erwähnung sollten wir die Bedeutung des Begriffs in seinem konkreten Zusammenhang deuten. Beispielsweise sind in Johannes 2:6 mit „Juden“ die Juden als Volk gemeint. In Johannes 1:19; 5:10, 9:22 und 18:12 sind mit „Juden“ die jüdischen Machthaber gemeint, darunter die Hohen Priester, Schriftgelehrten und Ältesten. In Johannes 9:18 sind mit „Juden“ Ungläubige gemeint.
Wer war Elias?
In Johannes 1:19-28 fragen die Machthaber unter den Juden Johannes den Täufer, ob er Elias sei. Elias ist die griechische Form des hebräischen Namens Elija, der Name eines Propheten, über den prophezeit wurde, er werde eines Tages zurückkehren.
Johannes der Täufer verstand, anders als offenbar die Priester und Leviten, dass der Name oder Titel Elias unterschiedliche Bedeutungen hat. Johannes der Täufer war ein Elias, was ein Vorläufer bedeutet, und er wurde gesandt, um dem Messias den Weg zu bereiten.
Aus der Joseph-Smith-Übersetzung geht hervor, dass Johannes der Täufer gekommen ist, um Jesus Christus den Weg zu bereiten. Dort heißt es, Johannes „leugnete nicht, dass er Elias sei, aber bekannte, nämlich: Ich bin nicht der Christus“.
Warum wird Jesus Christus als „das Lamm Gottes“ bezeichnet?
Der Apostel Johannes ist der einzige Verfasser des Neuen Testaments, der als Titel für den Erretter unter anderem „das Lamm“ oder „das Lamm Gottes“ verwendet. Auch der Prophet Nephi aus dem Buch Mormon bezeichnete den Erretter immer wieder als „das Lamm Gottes“.
Präsident Russell M. Nelson hat erklärt, dass Jesus Christus als das Lamm Gottes durch sein Sühnopfer das Gesetz des Opferns erfüllt hat: „Im Alten Testament gibt es viele Hinweise auf [ein Sühnopfer, das] ein Tieropfer [verlangt]. Aber nicht jedes Tier war geeignet. Es musste unter anderem folgende Merkmale aufweisen:
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es musste eine Erstgeburt und fehlerlos sein [siehe Levitikus 5:18; 27:26],
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das Tier wurde geopfert, indem Blut vergossen wurde [siehe Levitikus 9:18],
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das Tier wurde getötet, ohne dass ihm ein Knochen gebrochen wurde [siehe Exodus 12:46; Numeri 9:12],
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ein Tier durfte stellvertretend für jemand anderen geopfert werden [siehe Levitikus 16:10].
Das Sühnopfer Christi erfüllte diese Symbolik aus dem Alten Testament. Er war der Erstgeborene, das Lamm Gottes und fehlerfrei. Sein Opfer wurde durch Blutvergießen vollbracht. Kein Knochen wurde ihm gebrochen – beachten Sie, dass den beiden Übeltätern, die zusammen mit Christus gekreuzigt wurden, beide Beine gebrochen wurden [siehe Johannes 19:31-33]. Und sein Opfer war ein stellvertretendes Opfer für andere.“
Wusste Johannes der Täufer nicht, dass Jesus der Messias war?
Die Aussage „ich kannte ihn nicht“ in Johannes 1:31 hat so manchen zu der Frage veranlasst, ob Johannes denn nicht wusste, dass Jesus der Messias ist. In der Joseph-Smith-Übersetzung wird diese Aussage („ich kannte ihn nicht“) zweimal korrigiert. In Johannes 1:30 wurde das Wort nicht entfernt und der Vers lautet: „Ich kannte ihn und wusste, dass er Israel kundgetan werden sollte.“ In Johannes 1:32 wurde das Wort nicht ebenfalls entfernt, sodass es heißt: „Ich erkannte ihn.“
Diese Korrekturen bestätigen, dass Johannes der Täufer wusste, dass Jesus der Messias war. Das ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass Johannes der Täufer ja gerade erst unmissverständlich Zeugnis für Jesus abgelegt hatte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! … Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, denn er war vor mir.“
Was bedeutet „du sollst Kephas heißen“?
Als der Erretter Petrus als seinen Jünger berief, gab er Petrus einen weiteren Namen: Kephas. Kephas bedeutet „Seher“ oder „Stein“. Als Jesus Petrus als Seher bezeichnete, spielte er darauf an, dass Petrus die Siegelungsschlüssel und die Vollmacht empfangen sollte, die Kirche nach seiner Himmelfahrt zu leiten.
Gleichermaßen nannte Jesus Christus Joseph Smith an dem Tag, als er seine Kirche erneut auf der Erde gründete, einen Seher. In Worten, die an den Empfang der Siegelungsschlüssel durch Petrus erinnern, wurde Joseph und der Kirche gesagt, welche Segnungen es mit sich bringen würde, dem Seher des Herrn zu folgen.
Woher wusste Philippus, dass Jesus der Messias ist?
Als Philippus dem Natanaël von Jesus erzählte, sagte er, er habe „den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben“. Das Gesetz umfasste die ersten fünf Bücher Mose. Die Propheten waren Bücher wie etwa Jesaja, Micha, Jeremia und Sacharja. Philippus und weitere Jünger konnten in Jesus den Messias erkennen, weil sie in den Schriften nach Zeichen für ihn geforscht hatten.
Warum fragte Natanaël, ob aus Nazaret etwas Gutes kommen könne?
Nazaret war ein kleines Dorf mit etwa 200 bis 400 Einwohnern. Im Alten Testament wird es nicht erwähnt. Zu Lebzeiten des Erretters hielten viele Menschen Nazaret aller Wahrscheinlichkeit nach für unbedeutend. Aus diesem Grund fragte sich Natanaël, ob etwas Gutes aus Nazaret kommen könne. Später im Neuen Testament wurde Nazareth als der Ort bekannt, an dem Jesus aufgewachsen ist.
Was bedeutet es, ein Mensch zu sein, „an dem kein Falsch ist“?
Der Erretter sagte, Natanaël sei ein Mensch, „an dem kein Falsch“ sei. Das griechische Wort, das hier mit „Falsch“ übersetzt wird, bedeutet Falschheit, Hinterlist oder Täuschung. Dem Erretter zufolge war Natanaël ein Mensch mit reinen Beweggründen.
Mehr dazu
Titel Jesu Christi
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M. Russell Ballard, „Das Licht des Lebens“, Liahona, Januar 2023, Seite 4–7
-
Jeffrey R. Holland, „Seht, das Lamm Gottes“, Liahona, Mai 2019, Seite 44ff.
Das Evangelium verbreiten
-
David A. Bednar, „Kommt und seht!“, Liahona, November 2014, Seite 107–110
Medien
Video
„Die Taufe Jesu“ (3:10)
Bilder
Der große Rat, Darstellung von Robert T. Barrett
Christus der Schöpfer, Darstellung von Robert T. Barrett
Johannes der Täufer predigt in der Wüste, Darstellung von Robert T. Barrett
Johannes der Täufer tauft Jesus, Darstellung von Greg K. Olsen