„Matthäus 9 und 10; Markus 5; Lukas 9“, Studienhilfen zum Neuen Testament, 2024
Studienhilfen
Matthäus 9 und 10; Markus 5; Lukas 9
Jesus Christus treibt Dämonen aus und lässt sie in eine Schweineherde fahren. Jesus heilt einen Gelähmten und eine Frau, die an Blutungen leidet, und erweckt die Tochter des Jaïrus wieder zum Leben. Er beruft Matthäus als seinen Jünger. Als Jesus zur Last gelegt wird, dass er Umgang mit Zöllnern und Sündern pflegt, erwidert der Heiland, er sei gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen. Der Erretter beruft die Zwölf Apostel, unterweist sie und sendet sie aus, zu predigen und zu heilen. Er warnt die Apostel vor dem Widerstand, auf den sie stoßen werden, und rät ihnen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen. Er erklärt, dass diejenigen, die seine Apostel aufnehmen, ihn aufnehmen. Er speist fünftausend Menschen und wird später auf einem Berg verklärt. Auf dem Weg nach Jerusalem wird er von den Samaritern abgewiesen.
Material
Hintergrund und Kontext
Was bedeutet es, dass niemand „ein Stück neuen Stoff auf ein altes Gewand“ setzt und „jungen Wein in alte Schläuche“ füllt?
(Vergleiche Lukas 5:37-39.)
Der neue Stoff, von dem in Matthäus 9:16 die Rede ist, bezieht sich auf Stoffe, die noch nicht nass geworden und eingelaufen sind. Wenn also ein Stück neuer Stoff als Flicken auf alter Kleidung verwendet wird, kann er die alte Kleidung zerreißen, nachdem er nass geworden, getrocknet und eingelaufen ist.
Bei den in Matthäus 9:17 erwähnten Schläuchen handelte es sich um Weinbehälter aus Ziegen- oder Schafsleder. Diese Behälter wurden auch Weinschläuche genannt. Neue Lederschläuche waren weich und elastisch. Sie dehnten sich durch die bei der Gärung des neuen Weins entstehenden Gase problemlos aus. Mit der Zeit dehnten sich die Weinschläuche jedoch immer weiter aus und wurden brüchig. Wenn also neuer Wein in alte Weinschläuche gefüllt wurde, konnten die Gase, die der neue Wein entstehen ließ, alte Weinschläuche platzen lassen.
Ein Weinschlauch an einer Steinmauer. Foto von James Jeffery.
In diesem Zusammenhang bedeutet die Formulierung, dass die alten religiösen und kulturellen Bräuche die neuen Lehren Jesu nicht fassen konnten. In der Joseph-Smith-Übersetzung heißt es darüber hinaus: „Denn wenn das, was neu ist, gekommen ist, ist das Alte so weit, hinweggetan zu werden.“
Was war „Blutfluss“?
(Vergleiche Markus 5:25,26; Lukas 8:43.)
Der Blutfluss der Frau bedeutete, dass sie seit zwölf Jahren Blutungen hatte. Die Ursache für ihren Zustand ist nicht bekannt. Da sie aufgrund dieses Leidens als unrein galt, wurde sie gesellschaftlich gemieden und von der Synagoge und dem Tempel ausgeschlossen. Die Tatsache, dass sie „ihr ganzes Vermögen“ für die Suche nach einem Heilmittel bei den Ärzten ausgegeben hat, zeigt, wie schwierig ihre Situation war.
Wen berief Jesus Christus als seine Apostel?
(Vergleiche Markus 3:13-19; Lukas 6:12-16.)
In Matthäus 10 lesen wir, wie der Herr seine Zwölf Apostel beruft und ihnen Anweisungen gibt. „Im Griechischen bedeutet Apostel ‚Gesandter‘. Das war der Titel, den Jesus den Zwölfen gab, die er dazu erwählte und ordinierte, seine vertrautesten Jünger und Helfer während seines geistlichen Wirkens auf der Erde zu sein (Lukas 6:13; Johannes 15:16).“
Die nachstehende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die ersten Zwölf Apostel des Heilands.
Was bedeutete es, ohne Gürtel oder Vorratstasche zu reisen?
Im Gürtel wurde üblicherweise Geld aufbewahrt. Eine Vorratstasche war eine Reisetasche, in der Lebensmittel und sonstige Vorräte mitgeführt werden konnten. Der Erretter wies seine Apostel an, sich nicht wegen Essens, Kleidung, Unterkunft und anderer zeitlicher Bedürfnisse Sorgen zu machen. Sie sollten auf den Herrn und die Barmherzigkeit anderer vertrauen. Die damals herrschende Sitte und die obligate Gastfreundschaft legten ein solches Verhalten nahe. Später, in Lukas 22:35,36, widerruft Jesus dieses Gebot, sich auf die Gastfreundschaft anderer zu verlassen. Das mag daran liegen, dass die Apostel das Evangelium kurz darauf zu den heidnischen Völkern tragen sollten, die nicht dieselben Gepflogenheiten der Gastfreundschaft kannten. Vielleicht lag es auch daran, dass die Apostel auf ihrem Weg in die Welt bei vielen Menschen auf Widerstand stoßen würden.
Was bedeutet es, „den Staub von euren Füßen“ zu schütteln?
In biblischen Zeiten war das Abschütteln des Staubs von den Füßen eine „starke Geste der Ablehnung“. Jesus wies seine Apostel an, „den Staub von [ihren] Füßen“ abzuschütteln als Zeugnis gegen diejenigen, die die Botschaft des Evangeliums nicht annehmen wollten. Aus den Lehren Jesu geht klar hervor, dass diejenigen, die die Apostel und ihre Botschaft ablehnen, auch denjenigen ablehnen, der sie gesandt hat – den Erretter. Der einzige Bericht im Neuen Testament, in dem von diesem Vorgehen berichtet wird, betrifft Paulus und Barnabas, nachdem sie aus Antiochia vertrieben worden waren.
In unserer Evangeliumszeit hat der Herr dieses Vorgehen bei mehreren Gelegenheiten gebilligt, wie im Buch Lehre und Bündnisse festgehalten. Wenn sie auf „besonders heftige Ablehnung“ stießen, gingen die Missionare in der Anfangszeit der Kirche so vor, „als Zeichen dafür, dass sie Zeugnis gegeben hatten, … und zogen weiter“. Diese Vorgehensweise wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert fortgesetzt.
In den letzten Jahren haben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel nicht öffentlich über diese Vorgehensweise gesprochen. Darüber hinaus wird im Allgemeinen Handbuch: Wie man in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage dient und in dem Leitfaden Verkündet mein Evangelium! – eine Anleitung zur Verbreitung des Evangeliums Jesu Christi nicht darauf eingegangen.
Was bedeutet es, „klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ zu sein?
In der Bibel werden Schlangen manchmal als listig, verschlagen und raffiniert angesehen. Sie gelten als „klug, … weil sie leise und gefährlich sind oder aufgrund der Art, wie sie sich bewegen“. Die Verfasser der Bibel sahen Tauben wegen ihres „friedlichen, unschuldigen“ Verhaltens als harmlos an. Somit sind sie „Symbole für Wahrheit, Unschuld, Zuneigung und Scheu“.
In unserer Evangeliumszeit sagte der Erretter zu seinen Jüngern: „Seid klug wie die Schlangen und doch ohne Sünde.“ Sowohl dieser Vers als auch der Bericht in der Bibel weisen darauf hin, dass die Jünger des Erretters Weisheit mit Unschuld und Reinheit verbinden sollen. In der Joseph Smith Translation des biblischen Berichts heißt es: „Seid daher kluge Diener und arglos wie die Tauben.“
In welchem Zusammenhang stehen die Dämonen, die in eine Schweineherde fuhren?
(Vergleiche Matthäus 8:28-34; Lukas 8:26-39.)
Die große Schweineherde befand sich am „andere[n] Ufer des Sees“, womit wahrscheinlich das Ostufer des Sees Gennesaret gemeint ist. Dieses Gebiet war von Heiden bewohnt, die Schwein aßen (Juden taten dies nicht).
In den Berichten von Markus und Lukas nennt sich der unreine Geist Legion. In der Zeit des Neuen Testaments war eine Legion eine Abteilung römischer Soldaten, die aus 6.000 Mann bestand. Der Name Legion bedeutete, dass der Mann von vielen bösen Geistern besessen war.
Welche Aufgaben hatten die Synagogenvorsteher?
Zur Zeit Jesu stand einer Synagoge ein Ältestenrat vor, über den ein führender Ältester den Vorsitz führte. Ein Vorsteher war ein Laie, der die Aufgabe hatte, sich um das Gebäude zu kümmern und die Gottesdienste zu beaufsichtigen.
Auf welche Weise ging „eine Kraft“ vom Erretter aus?
(Vergleiche Lukas 8:46.)
(Das mit „Kraft“ übersetzte griechische Wort dynamai hat auch die Bedeutung „Macht“.) Jesus sagt in diesem Bericht, „dass er weiß, dass eine Kraft von ihm ausgeströmt ist (siehe Lukas 8:46). Joseph Smith hat erklärt, dass ‚die Kraft, auf die hier Bezug genommen wird, der Geist des Lebens ist‘ und dass wir manchmal geschwächt werden, wenn wir Segen spenden (siehe „History Draft [1 March–31 December 1843]“, Seite 5, josephsmithpapers.org). … Diese Ausführungen von Jesus und Joseph Smith lassen darauf schließen, dass bei einem solchen Dienst eine Übertragung von Kraft stattfindet.“
Wer waren die Trauernden im Haus des Jaïrus, die „heftig weinten und klagten“?
In biblischen Zeiten war es ein jüdischer Brauch, den Tod eines Menschen mit lautem Wehklagen zu betrauern. Wohlhabende und angesehene Familien engagierten oft Leute, die mit ihnen klagten. Bei denjenigen, die Jesus im Haus des Jaïrus verächtlich auslachten, handelte es sich vermutlich um eine Gruppe von professionellen Trauernden. Er warf sie hinaus, um Ehrfurcht zu gewährleisten, während durch ein Wunder die Heilung stattfand.
Wer war der Tetrarch Herodes?
Der Tetrarch Herodes war Antipas, der Sohn von Herodes dem Großen. Das Wort Tetrarch bedeutet „Herrscher über den vierten Teil eines Landes“. Herodes herrschte über Galiläa und Peräa. Er ließ Johannes den Täufer ins Gefängnis werfen und dann umbringen. Als Herodes von Jesus hörte, dachte er, es sei Johannes und dieser sei von den Toten auferstanden. Während der Gerichtsverhandlung des Erretters schickte Pilatus ihn zu Herodes, der unbedingt sehen wollte, wie Jesus ein Wunder vollbrachte. Als Jesus schweigend vor Herodes stand, behandelten die Soldaten den Erretter mit Verachtung.
Was meinte Jesus, als er sagte, „Lass die Toten ihre Toten begraben“?
Links: ein Ossarium – ein Steinkasten, in den die Gebeine des Verstorbenen gelegt werden; rechts: eine Nische in einer steinernen Begräbnisstätte, in die das Ossarium als allerletzte Ruhestätte gestellt wird
Die Achtung vor den Eltern war in der jüdischen Kultur sehr wichtig. Dazu gehörte auch die Pflicht, nach ihrem Tod für eine angemessene Bestattung zu sorgen. Nachdem die Familienmitglieder einen Leichnam für die Bestattung vorbereitet und in ein Grab gelegt hatten, kehrten sie in der Regel ein Jahr später zurück, um die Gebeine in einen Steinkasten zu legen, der Ossarium genannt wird.
Der Jünger in diesem Bericht sagte zum Erretter: „Lass mich zuerst … meinen Vater begraben!“ Die Antwort des Erretters scheint zu vermitteln, dass es an der Zeit war, dass der Mann eine Mission erfüllte. Diese Antwort bedeutet nicht, dass es falsch wäre, um den Verlust eines geliebten Menschen zu trauern oder ihm beim Begräbnis die letzte Ehre zu erweisen. Vielmehr erinnern uns die Worte des Erretters daran, dass „wir gelobt haben, der Sache Christi die Treue zu halten, und dass wir in unserem Leben diesem Ziel alles unterordnen müssen“.
Was ist falsch daran, „die Hand an den Pflug“ zu legen „und nochmals zurück[zublicken]“?
Präsident Howard W. Hunter hat diese Metapher so erklärt: „Wenn der Pflüger eine gerade Furche ziehen will, muss er seinen Blick auf einen Zielpunkt weiter vorn richten. Das hält ihn auf gerader Bahn. Wenn er jedoch zurückblickt, um zu sehen, wo er gewesen ist, kann es sein, dass er von der geraden Linie abweicht, und das Ergebnis sind krumme, unregelmäßige Furchen. Wir fordern Sie, die neuen Mitglieder, auf, Ihre Aufmerksamkeit auf das neue Ziel zu richten und nie mehr auf Ihre früheren Probleme oder Übertretungen zurückzublicken, außer wenn es zu dem Zweck geschieht, sich an Ihren Fortschritt und Ihren Wert und Gottes Segnungen zu erinnern. Wenn wir uns nicht auf das konzentrieren, was hinter uns liegt, sondern auf das, was vor uns liegt – auf das ewige Leben und die Freude der Errettung –, werden wir sie gewiss erlangen.“
Mehr dazu
Apostel
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„Kollegium der Zwölf Apostel“, ChurchofJesusChrist.org
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Boyd K. Packer, „Die Zwölf Apostel“, Liahona, September 2005, Seite 26–30
Jesus heilt die Frau, die an Blutfluss leidet
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Russell M. Nelson, „Wie wir die Macht Jesu Christi in unser Leben bringen“, Liahona, Mai 2017, Seite 39–42
Jesus Christus nachfolgen
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Jeffrey R. Holland, „Das höchste Gut“, Liahona, November 2021, Seite 8ff.
Jesus heilt die Tochter des Jaïrus
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Bonnie H. Cordon, „Die Kraft, jemanden aufzurichten“, Liahona, März 2023, Seite 40–43
Medien
Videos
„Jesus beruft zwölf Apostel, anderen Menschen zu predigen und sie zu segnen“ (1:38)
„Jesus weckt die Tochter des Jaïrus von den Toten auf“ (3:30)
Bilder
Diese Zwölf sandte Jesus aus, Darstellung von Walter Rane
Christus ordiniert die Zwölf Apostel, Darstellung von Harry Anderson