„Matthäus 1; Lukas 1“, Studienhilfen zum Neuen Testament, 2024
Studienhilfen
Matthäus 1; Lukas 1
Matthäus nennt die Abstammung Jesu Christi und zeigt auf, dass dieser ein Nachkomme Abrahams und Davids ist. Der Engel Gabriel erscheint Zacharias, um die bevorstehende Geburt und Mission Johannes des Täufers anzukündigen. Maria erfährt von Gabriel, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes wird. Maria besucht Elisabet. Beide preisen den Herrn. Johannes wird geboren. Zacharias prophezeit die Erlösung Israels.
Material
Hintergrund und Kontext
Was erfahren wir von Matthäus über die Abstammung Jesu?
Matthäus wollte dem Leser vermitteln, dass die alttestamentlichen Prophezeiungen über den Messias in Jesus erfüllt sind. In Prophezeiungen war verkündet worden, dass der Messias ein Nachkomme Abrahams sein und der ganzen Welt die Errettung bringen würde. Der Messias sollte auch ein Nachkomme König Davids sein. Aus dem Stammbaum in Matthäus geht hervor, dass Jesus ein Nachkomme Abrahams und König Davids war.
Als Matthäus festhielt, dass Jesus auch „Christus genannt wird“, machte er deutlich, dass Jesus die Erfüllung der Verheißung Gottes an König David ist, dass der Messias aus dessen Linie stammen würde. Gott hatte verheißen, Davids Thron für immer aufzurichten. Christus ist die griechische Form des aramäischen Wortes Messias, was „gesalbt“ oder „erwählt“ bedeutet.
In alter Zeit wurden israelitische Könige und Hohe Priester gesalbt. Die Betreffenden wurden dazu erwählt, diese Aufgaben zu erfüllen, und fungierten jeweils als „Messias“. Zur Zeit Jesu wurde der verheißene Sohn Davids, der der höchste zukünftige König sein würde, als der Messias angesehen. Jesus Christus ist der Messias und König, der für immer herrschen und walten und Gottes Verheißung an David erfüllen wird. Als Christus und Messias ist Jesus derjenige, den der himmlische Vater erwählt und gesalbt hat, ihn zu vertreten und seinen Kindern die Errettung zu bringen.
Warum wird in Matthäus und Lukas die Abstammung Jesu unterschiedlich angegeben?
(Vergleiche Lukas 3:23-38.)
Es gibt einige mögliche Erklärungen für die unterschiedlichen Abstammungslinien. Einige Forscher nehmen an, dass Matthäus den Stammbaum Josephs und Lukas den Stammbaum Marias wiedergibt. Dabei wird davon ausgegangen, dass der in Lukas 3:23 erwähnte Heli der Schwiegervater Josefs ist.
Eine andere mögliche Erklärung ist, dass Matthäus die königliche Erbfolge auf den Thron König Davids angibt. Bei Lukas findet sich ein personenbezogenerer und genauerer Stammbaum bis zurück zu Adam. Gemäß beiden Abstammungslinien ist Jesus der Sohn Davids und der rechtmäßige Thronerbe.
Den wichtigsten Aspekt der Abstammung Jesu Christi hat der Vater im Himmel verkündet: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Wer sind die Frauen, die im Stammbaum Jesu Christi erwähnt werden?
Im Stammbaum Jesu Christi in Matthäus werden fünf Frauen erwähnt. Wie zu erwarten, ist eine davon Maria, die Mutter Jesu. Überraschend mag sein, dass es in dem Stammbaum auch vier Frauen gibt, die entweder keine Israelitin waren, mit Nichtisraeliten in Verbindung standen oder einen fragwürdigen Ruf hatten.
Tamar hatte ein ungewöhnliches Erlebnis. Sie war mit dem ältesten Sohn Judas verheiratet, der aber starb. Juda gab ihr daraufhin seinen nächstältesten Sohn zum Mann. Dieser starb auch. Beide Männer waren schlecht, und Tamar hatte mit ihnen keine Kinder gehabt. Als Juda sein Versprechen nicht hielt, Tamar mit seinem jüngsten Sohn zu verheiraten, hatte sie weder einen Ehemann noch die Möglichkeit, Kinder zu bekommen. Da sie sich Kinder wünschte, gab sie sich als Hure aus, täuschte Juda und wurde mit Zwillingen schwanger – Perez und Serach. Perez war ein Vorfahr Jesu.
Rahab lebte in Jericho, bevor es von den Israeliten eingenommen wurde. Sie zeigte Mitleid mit den israelitischen Kundschaftern und half, sie zu verstecken. Trotz ihrer Vergangenheit als Hure aus Kanaan wurde sie von den frühen Christen für ihren Glauben gelobt.
Rut war Moabiterin. Nach dem Tod ihres Mannes beschloss sie, ihr Land und ihr Volk zu verlassen, um sich um ihre Schwiegermutter zu kümmern.
Batseba war mit Urija verheiratet, einem ausländischen Soldaten im Heer König Davids. Sie und David hatten eine Affäre und begangen damit Ehebruch. Später wurde sie eine Frau König Davids und war die Mutter König Salomos.
Daraus, dass in Matthäus auch diese Frauen im Stammbaum des Erretters zu finden sind, können wir unter anderem lernen, dass Gott durch alle Menschen und auf unerwartete Weise wirken kann. Es ist auch ein Beispiel dafür, dass nicht vom Verhalten unserer Vorfahren abhängt, wer wir werden. Dass Frauen im Stammbaum des Erretters vorkommen, spiegelt auch wider, was für eine wichtige Rolle die Frauen dabei spielen, das Werk Gottes zu vollbringen.
Was bedeutete es damals, verlobt zu sein?
Zur Zeit des Neuen Testaments wurde eine Eheschließung oft von den Familienoberhäuptern arrangiert – in der Regel von den Vätern. Nachdem sich die Familien auf die Eheschließung geeinigt hatten, wurde das Paar miteinander verlobt. Dies galt als Eheversprechen. Das Paar war rechtlich aneinander gebunden, lebte aber noch nicht als Mann und Frau zusammen. Im Zeitraum zwischen Verlobung und Hochzeitszeremonie war man streng zur Keuschheit verpflichtet.
Welche Möglichkeiten hatte Josef, als er erfuhr, dass Maria schwanger war?
Als Josef von Marias Schwangerschaft erfuhr, wusste er, dass er nicht der Vater ihres Kindes war. Nach jüdischem Gesetz hatte er folgende Möglichkeiten:
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Er hätte sich öffentlich von Maria scheiden und sie bestrafen lassen können. Die Menschen hätten angenommen, dass Maria sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte – ein Verbrechen, für das man nach dem Gesetz des Mose mit dem Tod bestraft wurde.
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Er hätte seine Verlobung mit Maria in aller Stille vor zwei Zeugen auflösen können.
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Er konnte die Ehe fortführen.
Josef war geneigt, Maria gegenüber Barmherzigkeit walten zu lassen. Er hatte vor, die Verlobung im Stillen aufzulösen. Das würde Maria öffentliche Demütigung und die Möglichkeit einer Bestrafung ersparen. Als ihm jedoch ein Engel versicherte, dass Maria tugendhaft geblieben war und ihr Kind der Sohn Gottes war, beschloss Josef, die Ehe weiterzuführen. Ein Wissenschaftler hat angemerkt: „Aufgrund der außergewöhnliche Empfängnis Jesu wurde die Annahme, dass er ein uneheliches Kind war, von unzureichend informierten Quellen aufrechterhalten, woran Marias und Jesu Ruf (und wahrscheinlich auch der von Josef) ihr Leben lang litt.“
Was wissen wir über die Empfängnis Jesu Christi?
Siehe „Lukas 1:34,35: ‚Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?‘“
Was bedeutet der Name Jesus?
Der Name Jesus stammt von Iēsous, einer griechischen Form des hebräischen Namens Yeshua. Yeshua bedeutet „Jehova errettet“. Die Langeform dieses Namens, nämlich Yehoshua, bedeutet „Jehova ist Errettung“. Beide Formen des Namens geben Zeugnis für die Identität und Mission Jesu Christi. Jesus war im vorirdischen Leben Jehova. Matthäus beschreibt die errettende Mission des Heilands so: „Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“
Was bedeutet der Name Immanuel?
Der Name Immanuel ist von hebräischen Wörtern abgeleitet, die „Gott mit uns“ bedeuten. Im letzten Vers des Matthäusevangeliums verheißt der Erretter seinen Jüngern: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Die einander entsprechenden Erklärungen am Anfang und am Ende des Matthäusevangeliums vermitteln die Botschaft, dass Gott uns nicht vergessen wird. Er ist immer bei uns.
In welchem Jahr wurde der Erretter geboren?
Die Kirche hat keine offizielle Erklärung dazu abgegeben, in welchem Jahr der Erretter geboren wurde. Der Kalender, der derzeit in den meisten Erdteilen verwendet wird, wurde erst viele Jahrhunderte nach dem Erdenleben Jesu Christi erstellt. Unter Wissenschaftlern herrscht keine Einigkeit darüber, wie sich das Geburtsjahr Jesu anhand vorhandener historischer Informationen feststellen lässt. Auch wenn wir keine genauen Daten haben, so haben wir doch Aufzeichnungen über viele Ereignisse im Leben und Wirken Jesu Christi.
Was ist die „Abteilung des Abija“?
Im Alten Testament teilte König David die Priester Israels in 24 Familien auf (sogenannte „Abteilungen“). Jede Familie, oder Abteilung, wurde zweimal im Jahr berufen, eine Woche lang im Tempel zu dienen. In Lukas 1:5 steht, dass Zacharias zu der „Abteilung“, oder Priesterfamilie, des Abija gehörte. In der Joseph-Smith-Übersetzung von Lukas 1:8 steht anstelle des Wortes Abteilung das Wort Priestertum.
Die Priester bestimmten durch Losentscheid, wer von ihnen die Ehre erhalten sollte, im Tempel Weihrauch zu verbrennen. Aufgrund der großen Anzahl von Priestern war es ein seltener Vorzug, Weihrauch verbrennen zu können. Das stellte für Zacharias wohl einen Höhepunkt in seinem Dienst als Priester dar.
Wie standen die Menschen zur Zeit des Neuen Testaments zur Unfruchtbarkeit?
Im alten Israel wurde die Unfruchtbarkeit eines Ehepaares als schweres Unglück angesehen. Einige glaubten sogar fälschlicherweise, es sei eine Strafe für Sünde. Zacharias hatte darum gebetet, dass er und Elisabet Kinder haben würden. Zacharias hatte keine Nachkommen, die seine Priestertumslinie weiterführen konnten. Als Elisabet erfuhr, dass sie schwanger war, wies sie darauf hin, dass ein Kind sie von der „Schmach“ befreien würde, „mit der [sie] unter den Menschen beladen war“.
Trotz ihrer Prüfung waren Zacharias und Elisabet dem Herrn treu geblieben. Dies ist das erste von vielen Beispielen im Lukasevangelium, das zeigt, dass sich der Herr derer erbarmt, die bedrängt oder entmutigt sind.
Was bedeutet „mit dem Geist und mit der Kraft des Elija“?
In den heiligen Schriften wird der Name oder Titel Elias (die griechische Form des hebräischen Elija) auf verschiedene Weise verwendet. In diesem Fall scheint der Hinweis auf Elias (bzw. Elija) auf einen Vorläufer hinzudeuten. In alter Zeit lief ein Vorläufer „vor dem Wagen des Königs her und räumte Gestein oder sonstige Hindernisse aus dem Weg. Er verkündete laut das Kommen des Herrschers. … Als Vorläufer kündigte Johannes Jesus an. Er war der von Gott bestimmte Bote.
Der Engel Gabriel sagte Zacharias, Johannes werde dem Erretter „mit dem Geist und mit der Kraft des Elija“ (Elias) vorausgehen.
Wer war Gabriel?
Der Prophet Joseph Smith hat über die Identität des Engels Gabriel gesagt: „Noach [ist] Gabriel; er steht Adam in der Vollmacht des Priestertums am nächsten; er wurde von Gott zu seinem Amt berufen, und er war der Vater aller Lebenden seiner Tage.
Inwiefern war Maria eine „Begnadete“ bzw. vom Herrn begnadet?
Schon lange vor Marias Geburt wussten die Propheten von ihrer heiligen Aufgabe als Mutter Jesu Christi. Einige Propheten nannten ihren Namen. Im Buch Mormon wird offenbart, dass sie als „kostbares und erwähltes Gefäß … einen Sohn zur Welt bringen [würde], ja, selbst den Sohn Gottes“.
Elder Bruce R. McConkie hat erklärt: „So wie es nur einen Christus gibt, gibt es auch nur eine Maria. Und da der Vater den edelsten und rechtschaffensten all seiner Geistsöhne dazu auserwählt hat, als sein Einziggezeugter im Fleisch auf die Erde zu kommen, können wir zuversichtlich daraus schließen, dass er die würdigste und in geistiger Hinsicht fähigste all seiner Geisttöchter als irdische Mutter seines ewigen Sohnes erwählt hat.“
Warum musste Jesus eine sterbliche Mutter und einen unsterblichen Vater haben?
Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Jesus kam als Sohn eines unsterblichen Vaters und einer sterblichen Mutter zur Welt. Von seinem unsterblichen Vater erbte Jesus die Macht, für alle Ewigkeit zu leben. Von seiner sterblichen Mutter erbte er das Schicksal, sterben zu müssen.
Diese einzigartigen Eigenschaften brauchte er für seine Mission, nämlich für die Sünden aller Menschen zu sühnen. So gesehen kam der Messias zur Welt, um zu sterben (siehe 3 Nephi 27:13-15). Er starb, damit wir leben können. Er wurde geboren, damit die ganze Menschheit über das Grab hinaus Bestand haben kann.“
„Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“
Maria fragte den Engel Gabriel, wie sie die Mutter Jesu werden könne, „da ich keinen Mann erkenne“, oder, mit anderen Worten, wenn sie doch Jungfrau war. Gabriel sagte ihr: „Der Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Er fügte hinzu, dass ihr Kind der Sohn Gottes sein würde. Aus anderen Schriftstellen, die sich auf die Empfängnis Jesu Christi beziehen, geht ebenfalls hervor, dass er der Sohn Gottes ist. Aus diesen Schriftstellen wird jedoch nicht ersichtlich, wie sich dieses Wunder zugetragen hat. Die Führer der Kirche haben uns davor gewarnt, darüber zu spekulieren, wie die Empfängnis des Erretters erfolgt ist.
Was bedeutet die Formulierung „einen starken Retter erweckt“?
Nach der Geburt des Johannes lobte Zacharias Gott und prophezeite die Mission des Johannes. In Lukas 1:69 erwähnt Zacharias, dass Gott „einen starken Retter erweckt“ habe (Hervorhebung hinzugefügt). Dies ist ein messianischer Titel, der sich auf Jesus Christus bezieht.
Mehr dazu
Die Geburt Jesu Christi
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Dallin H. Oaks, „Prophetische Ankündigungen der Geburt Christi“, Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft, 4. Dezember 2016, Archiv Kirchenliteratur
Maria, die Mutter des Sohnes Gottes
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Becky Craven, „Following Mary’s Example“, New Era, Dezember 2018, Seite 24–27 (in englischer Sprache)
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Gaye Strathearn, „Maria, die Mutter Jesu“, Liahona, Januar 2019, Seite 12–17
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Margot Hovley, „Mary, Mother of the Savior“, Ensign, Dezember 2019, Seite 22f. (in englischer Sprache)
Medien
Videos
„Maria wird von einem Engel die Geburt Christi verheißen“ (4:18)
„Maria, die Mutter Jesu“ (2:11)
Bilder
Der Engel Gabriel erscheint Zacharias, Darstellung von Michael Malm
Die Verkündigung, Darstellung von John Scott
Elisabet und Maria, Darstellung von James L. Johnson