Lektion 5
Neues Testament – Kontext und Überblick
Einleitung
In dieser Lektion lernen die Schüler mehr über den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund des Neuen Testaments. Unter anderem erfahren sie etwas über die Gründe, weshalb viele Juden Jesus nicht als Messias und Erlöser anerkannten. Außerdem lernen die Schüler etwas über den Aufbau des Neuen Testaments.
Anregungen für den Unterricht
Der Hintergrund des Neuen Testaments
Zeigen Sie einen Ausschnitt aus dem Bild „Stephanus sieht Jesus zur rechten Hand Gottes“ (Bildband zum Evangelium, Nr. 63, siehe auch LDS.org), decken Sie jedoch alles außer Stephanus (den Mann mit der blauen Kopfbedeckung) mit Papier oder anderswie ab.
Lassen Sie die Schüler beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Fragen Sie sie, warum der Mann wohl auf dem Boden sitzt und seine Hand ausstreckt. Wenn die Schüler geantwortet haben, zeigen Sie ihnen das ganze Bild.
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Inwiefern hilft es einem, wenn man das ganze Bild sieht?
Die Schüler sollen die Kapitelüberschriften zu Apostelgeschichte 7 überfliegen, damit sie verstehen, was auf dem Bild zu sehen ist: Stephanus, ein Jünger Christi, wird gesteinigt und sieht zuvor Jesus zur rechten Hand Gottes.
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Wie lässt sich das Aufdecken des Bildes mit dem Verstehen der Schriften vergleichen?
Erklären Sie, dass daraus hervorgeht, wie wichtig es ist, den Kontext einer Schriftstelle zu verstehen. Zum Kontext gehören die Umstände oder der Hintergrund einer Schriftstelle, eines Ereignisses oder einer Geschichte. Weisen Sie darauf hin, dass die Schüler das Neue Testament besser verstehen und seine Lehren besser anwenden können, wenn sie mit dessen geschichtlichen und kulturellem Hintergrund vertraut werden.
Religiöse Führer der Juden zur Zeit Christi
Bitten Sie einen Schüler, 2 Nephi 10:3-5 vorzulesen. Die Klasse soll mitlesen und auf Wörter und Formulierungen achten, mit denen der Prophet Jakob den geistigen Zustand so mancher Juden beschreibt, die zur Zeit des geistlichen Wirkens des Erlösers gelebt haben.
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Mit welchen Wörtern und Formulierungen beschreibt Jakob den geistigen Zustand einiger Juden? (Erklären Sie, dass sich das Wort Priesterlist in Vers 5 darauf bezieht, dass jemand predigt und „von der Welt Gewinn und Lob ernten“ möchte, statt nach dem Wohlergehen des Gottesvolkes zu trachten [2 Nephi 26:29]. Der Priesterlist schuldig machten sich vor allem schlechte religiöse Führungspersönlichkeiten unter den Juden, die andere in die Irre führten.)
Bitten Sie jemanden, Matthäus 23:16,24 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, wie der Erretter diese religiösen Führer der Juden beschreibt.
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Wie beschreibt der Erlöser diese religiösen Führer der Juden?
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Was deutet der Heiland an, als er sie „blinde Führer“ nennt?
Zusätze zum Gesetz des Mose und weitere falsche Ansichten
Damit die Schüler noch besser erkennen, wie die religiösen Führer andere in die Irre führten, zeichnen Sie einen Kreis an die Tafel und schreiben Sie Gesetz des Mose in die Mitte. Zeichnen Sie einen weiteren Kreis um den ersten Kreis und schreiben Sie Mündliches Gesetz hinein.
Erklären Sie: Da es damals keine Propheten gab, fügten die jüdischen Lehrer und Führer dem Gesetz ihre eigenen Regeln und Interpretationen bei. Diese zusätzlichen Regeln und Interpretationen, die mündliches Gesetz oder Überlieferung der Alten genannt wurden, sollten verhindern, dass das Gesetz Gottes übertreten werde. Zwei Schüler sollen nach vorne kommen, damit Sie eine dieser Regeln anschaulich vorzeigen können. Geben Sie jedem Schüler ein Seil mit einem Knoten darin. Bitten Sie einen von ihnen, den Knoten mit nur einer Hand zu lösen, und den anderen, den Knoten mit beiden Händen zu lösen. Nachdem die beiden es versucht haben, sollen sie sich wieder setzen.
Erklären Sie, dass es nach dem mündlichen Gesetz untersagt war, am Sabbat einen Knoten mit beiden Händen zu lösen. Dies wurde als Arbeit und somit als Übertretung des Gesetzes der Sabbatheiligung angesehen. Einen Knoten mit nur einer Hand zu lösen, war jedoch erlaubt.
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Welche Gefahr könnte darin bestehen, wenn den Geboten Gottes noch Gesetze von Menschen hinzugefügt werden?
Bitten Sie einen Schüler, diese Aussage von Elder Bruce R. McConkie vom Kollegium der Zwölf Apostel über manche religiöse Führer der Juden vorzulesen:
„Sie nahmen das Kleine und Einfache des wahren Glaubens und fügten dem unzählige eigene Interpretationen hinzu, schmückten sie mit zusätzlichen Riten und Zeremonien aus und machten aus beglückender, freudevoller Gottesverehrung ein einschränkendes, unterdrückendes System von Ritualen. Der lebendige Geist des Gesetzes des Herrn wurde in ihren Händen zum toten Buchstaben jüdischer Rituale.“ (The Mortal Messiah, 4 Bände, 1979–1981, 1:238.)
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Was machten die religiösen Führer der Juden Elder McConkie zufolge mit dem Gesetz Gottes, als sie ihre eigenen Interpretationen hinzufügten?
Erklären Sie, dass sich die Juden zur Zeit Jesu in einem Zustand des Abfalls vom Glauben befanden. Sie hatten zwar noch die Vollmacht und die Verordnungen des Aaronischen Priestertums, aber viele Juden übten ihre Religion nicht mehr so aus, wie Gott sie Mose offenbart hatte (siehe LuB 84:25-28). Der reine Glaube und das geschriebene Wort Gottes waren den Überlieferungen der Ältesten gewichen.
Lassen Sie einen Schüler Matthäus 12:14 vorlesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was die Pharisäer Jesus antun wollten, weil er ihre Vollmacht und einige ihrer mündlichen Überlieferungen missachtet hatte.
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Was wollten diese religiösen Führer Jesus antun?
Erklären Sie, dass abgesehen von den falschen jüdischen Überlieferungen noch weitere falsche Ansichten dazu geführt hatten, dass das Volk den Erretter nach dessen Auferstehung verwarf. Die Verbreitung griechischen Gedankenguts führte beispielsweise dazu, dass viele Menschen nicht an eine körperliche Auferstehung glaubten (siehe 1 Korinther 15:12). Daher verwarfen sie das Zeugnis der Apostel, dass der Erlöser nach seiner Kreuzigung tatsächlich auferstanden war.
Israel unter Fremdherrschaft – die Erwartung, ein Messias werde sie befreien
Schreiben Sie diese Begriffe an die Tafel: Babylon, Persien, Mazedonien (Griechenland) und Rom.
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Was hatten diese Reiche aus alter Zeit mit den Juden zu tun? (Sie alle hatten die Juden besiegt und beherrscht.)
Teilen Sie die Schüler in Gruppen auf und geben Sie jeder Gruppe eine Kopie dieses Arbeitsblatts.
Die Schüler sollen das Arbeitsblatt lesen und in der Gruppe diese Fragen besprechen (schreiben Sie die Fragen gegebenenfalls an die Tafel):
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Was sollte der künftige Messias laut Erwartungen vieler Juden bewerkstelligen?
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Warum hat diese falsche Erwartungshaltung viele wohl dazu gebracht, dass sie Jesus als den Messias verwarfen?
Erklären Sie, dass manche Juden zwar Christus ablehnten, dass andere jedoch, die demütig und geistig empfänglich waren, in ihm den Messias und Heiland erkannten.
Lassen Sie einige Schüler reihum Lukas 2:25-33 vorlesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was ein rechtschaffener Mann namens Simeon tat und sagte, als Josef und Maria den kleinen Jesus zum Tempel brachten.
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Wozu war Jesus laut Vers 30 bis 32 zur Erde gesandt worden? (Unabhängig von der genauen Wortwahl sollen die Schüler diesen Grundsatz nennen: Jesus Christus war gesandt worden, um allen Menschen Errettung zu bringen.)
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Was tat Jesus Christus, um allen Menschen Errettung zu bringen?
Zeigen Sie nochmals das Bild von Stephanus, das Sie am Anfang dieser Lektion gezeigt haben. Fordern Sie die Schüler auf, beim Studium des Neuen Testaments an den kulturellen und geschichtlichen Hintergrund zu denken, den Sie besprochen haben. Dadurch lassen sich die Lehren des Erlösers und seiner Apostel besser verstehen. (Zusätzliche Informationen über den geschichtlichen und kulturellen Kontext des Neuen Testaments finden Sie unter „The Intertestamental Period“ und „The New Testament Setting“ im New Testament Student Manual, CES-Leitfaden, 2014, Seite 1ff. Dort gibt es auch eine kurze Erläuterung der Gruppierungen Samariter, Pharisäer, Sadduzäer, Sanhedrin und Schriftgelehrte.)
Ein kurzer Überblick über das Neue Testament
Erklären Sie den Schülern, dass Sie ihnen zehn Sekunden lang ein Bild zeigen und sie dann bitten werden, ganz genau aufzuschreiben, was sie gesehen haben. Zeigen Sie den Schülern das Bild „Christus heilt die Kranken am Teich von Betesda“ (Bildband zum Evangelium, Nr. 42; siehe auch LDS.org). Nach zehn Sekunden legen Sie das Bild weg und bitten Sie die Schüler, ihre Schilderung aufzuschreiben. Bitten Sie nach einer Weile ein paar Schüler, ihre Beschreibung vorzulesen.
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Warum sind eure Beschreibungen verschieden, obwohl ihr alle dasselbe Bild gesehen habt?
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Warum ist es hilfreich, wenn es für ein Ereignis mehr als einen einzigen Zeugen gibt?
Schreiben Sie die Namen der Verfasser der vier Evangelien an die Tafel. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Erklären Sie, dass jeder dieser Jünger Jesu Ereignisse und Lehren aus dem Leben des Erretters aufgezeichnet hat. Diese Aufzeichnungen werden Evangelien genannt. Das Wort Evangelium bedeutet „frohe Nachricht“. Weisen Sie darauf hin, dass die Überschrift eines jeden Evangeliums in der Joseph-Smith-Übersetzung in Zeugnis abgeändert wurde, also „Das Zeugnis nach Matthäus“.
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Warum ist es nützlich, wenn man mehr als ein Evangelium oder Zeugnis vom Leben und von den Lehren Jesu Christi hat?
Erklären Sie, dass sich die vier Evangelien zwar in einigen Einzelheiten und Schwerpunkten unterscheiden, dass sie aber alle vom Leben des Erlösers und von seinem irdischen Wirken unter den Juden berichten. In allen vier Evangelien wird bezeugt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes und der Erretter dieser Welt ist (siehe Bible Dictionary, „Gospels“).
Händigen Sie den Schülern am Ende dieser Lektion gegebenenfalls eine Kopie der Kurzfassung von „Das irdische Leben Jesu Christi – Überblick“ aus. Diese Übersicht finden Sie in voller Länge im Anhang zu diesem Leitfaden. Die Schüler sollen nun anhand der Übersicht einige wichtige Ereignisse aus dem irdischen Wirken des Erretters herausarbeiten.
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Wie lange dauerte das irdische Wirken des Erlösers?
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Wo wirkte er hauptsächlich?
Die Schüler sollen beim Studium des Neuen Testaments auf diese Übersicht zurückgreifen und sich so den Hintergrund zu den vier Evangelien besser einprägen.
Bitten Sie sie, das Inhaltsverzeichnis der Bibel aufzuschlagen. Erklären Sie, dass die Evangelien einen Bericht vom geistlichen Wirken des Erretters enthalten und die Bücher Apostelgeschichte bis Offenbarung einen Bericht über den geistlichen Dienst der ersten Apostel nach der Kreuzigung, der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi. Diese Apostel reisten durch ganz Israel und durch das römische Reich, predigten das Evangelium und gründeten Zweige der Kirche. Wenn wir uns mit dem befassen, was diese Apostel getan und geschrieben haben, wird unser Glaube an den Heiland gestärkt und wir lernen, wie wir die Segnungen seines Sühnopfers erlangen können. Wir merken dann auch, wie sehr die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage der Urkirche Jesu Christi ähnelt.
Legen Sie gegebenenfalls für Grundsätze Zeugnis ab, die Sie durch das Studium des Neuen Testaments entdeckt haben. Ermuntern Sie die Schüler, dieses Jahr bei ihrem Studium des Neuen Testaments auf Grundsätze zu achten, die ihnen zugutekommen.