2010
Der Durchblick bei Widrigkeiten
Juni 2010


Bis aufs Wiedersehen

Der Durchblick bei Widrigkeiten

Als ich einmal bei einer Busfahrt eine Biene beobachtete, wurde mir bewusst, dass es immer einen Ausweg gibt – aber oft müssen wir auf jemanden vertrauen, der klarer sieht als wir.

Als ich eines Morgens mit dem Bus zur Arbeit fuhr, setzte ich mich auf einen Fensterplatz. Bald wurde ich auf eine Biene aufmerksam, die versuchte, sich aus einer misslichen Lage zu befreien. Sie war zwischen den beiden Scheiben des Fensters gefangen und fand keinen Weg hinaus, so sehr sie sich auch abmühte. In ihrem gläsernen Gefängnis konnte sie zwar sehen, wo die Freiheit war, aber den Fluchtweg fand sie nicht. Sie war wohl verängstigt, denn sie schlug wie wild mit den Flügeln und warf sich immer wieder gegen die Scheibe.

Ich konnte noch nie mit ansehen, wie sich ein Lebewesen verletzt. Deshalb machte ich, nachdem ich der Biene eine Weile zugeschaut hatte, den Versuch, sie zu befreien. Natürlich wusste sie nicht, dass ich ihr helfen wollte, und nutzte die Hilfe nicht, die ich ihr anbot. Sie warf sich nur weiterhin gegen die Scheibe. Schließlich ärgerte ich mich ein wenig.

Aber dann musste ich daran denken, dass wir Menschen manchmal in einer ähnlichen Situation sind. Wir stecken – nicht unbedingt aus eigener Schuld – in einer misslichen Lage. Wir machen auch Fehler, sogar schwerwiegende. Wie die Biene fühlen wir uns manchmal darin gefangen. Leider wenden wir uns in unserer Not oft nicht an den Herrn – oder diejenigen, die er berufen hat, uns zu führen –, obwohl der Herr doch weiß, wie wir uns aus unseren Schwierigkeiten befreien können. Wir achten nicht auf die Einflüsterungen des Geistes, sondern versuchen, mit unseren Problemen selbst fertig zu werden, anstatt auf die zu vertrauen, die klarer sehen als wir.

Als Heilige der Letzten Tage wissen wir, wie man Widrigkeiten überwindet: Wir haben die heiligen Schriften, das Gebet und den Heiligen Geist als Begleiter. Die Führer in der Kirche sind vom Herrn berufen worden und sind bereit, uns zu helfen.

Ehe ich aussteigen musste, gelang es der armen kleinen Biene, die schwer gelitten hatte, sich zu befreien. Das machte mir bewusst, dass auch wir Prüfungen überwinden können – und weniger leiden müssen, wenn wir uns an den Vater im Himmel und seinen Sohn Jesus Christus wenden und ihnen vertrauen. Denn sie haben bei allen Widrigkeiten den Durchblick.

Illustration von Jorge Cocco