2010
Der Geist schafft Einigkeit in der Mannschaft und im Kollegium
Juni 2010


Der Geist schafft Einigkeit in der Mannschaft und im Kollegium

Eine der spannenden Geschichten, die wir diesen Sommer aus Afrika hören werden, hat mit Fußball zu tun. Es geht dabei allerdings nicht um die Fußballweltmeisterschaft.

Die besten Fußballmannschaften der Welt treten diesen Monat in Südafrika in der Hoffnung an, den Pokal zu erringen. Die Mannschaftskameraden sind aufeinander, auf den Trainer und auf ihre Fans angewiesen, um es bis ins Finale zu schaffen. Der Mannschaftsgeist, der Spieler und Fans der einzelnen Länder verbindet, liegt deutlich spürbar in der Luft.

Aber keine Mannschaft erweist sich selbst, ihrem Trainer und ihren Fans mehr Treue als das Priesterkollegium der Gemeinde Kagiso im Pfahl Soweto in Südafrika, auch wenn es nicht bei der Weltmeisterschaft mitspielt. Vor etwas mehr als einem Jahr lernten fünf von ihnen die Kirche durch ihren Trainer kennen, der sich selbst erst vor kurzem bekehrt hatte. Jetzt bilden sie den Kern einer anderen „Mannschaft“ – ihres Priesterkollegiums – und arbeiten mit einem anderen „Trainer“ – ihrem Bischof – zusammen, indem sie Tag für Tag nach dem Evangelium leben und sich auf eine Vollzeitmission vorbereiten.

Solomon, der weise Trainer

Wie viele andere in Südafrika ist der 29-jährige Solomon Eliya Tumane ausgesprochen fußballbegeistert. Unermüdlich verbringt er jede Woche viele Stunden damit, den Fußballverein Hurricanes zu trainieren. Ihm liegen seine Spieler sehr am Herzen, und er freut sich über ihre Erfolge. Sie wiederum mögen und achten ihn sehr. Als der Trainer sich eines Tages der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anschloss, wurden seine Spieler natürlich neugierig.

„Er kam von seiner Institutsklasse direkt zum Training“, erinnert sich der 17-jährige Siyabulela Manyakanyaka, der von allen McDonald genannt wird. „Wir konnten in seiner Tasche die heiligen Schriften und Zeitschriften der Kirche sehen, und so begannen wir, Fragen zu stellen – und als Antwort las er uns dann vor“, erklärt der 17-jährige Thapelo Benjamin Sesinyi.

„Ich wollte den Jungs unbedingt davon erzählen, weil sie mir so viel bedeuten“, berichtet Solomon. „Ich möchte, dass sie auf dem rechten Pfad bleiben. Einem von ihnen habe ich gesagt: ,In den Schriften zu lesen würde dir echt helfen‘, also fingen sie alle an, in den Schriften zu lesen. Das hat ihnen gefallen, darum brachte ich ihnen als Nächstes bei, was es mit dem Beten auf sich hat. Eines Tages überraschten sie mich. Ich kam zu früh zum Training und machte gerade ein Nickerchen, da weckten sie mich auf und erklärten mir: ,Trainer, wir wollen unbedingt mal in deine Kirche gehen.‘ Diesen Tag werde ich nie vergessen, denn da wusste ich, dass sie auf dem richtigen Weg waren.“

Mit Einverständnis

Doch mehr unternahm der Trainer nicht ohne das Einverständnis der Eltern. Er ging zu jedem einzelnen Spieler nach Hause und fragte nach, ob er die Spieler zur Kirche einladen dürfe. Die Eltern waren einverstanden. „Drei Wochen hintereinander sind wir zur Kirche mitgekommen“, erinnert sich Thapelo. „Wir wollten immer mehr erfahren.“ Also bat der Trainer erneut die Eltern um ihr Einverständnis, diesmal, damit die Spieler sich mit den Vollzeitmissionaren treffen konnten. Wieder willigten die Eltern ein.

„Die Missionare haben jedem von uns ein Buch Mormon gegeben“, erzählt McDonald. „Sie trugen uns auf, es zu lesen und darüber zu beten, weil es wahr ist. Und das haben wir gemacht. Ich habe gebetet und gelesen und habe erkannt, dass das Buch Mormon wahr ist.“ So war es auch bei den anderen Spielern, die daraufhin getauft und konfirmiert wurden. Fünf Mannschaftsmitglieder sind nun Heilige der Letzten Tage.

Evangeliumsziele

Die meisten Mannschaften setzen sich Ziele für eine siegreiche Saison, diese fünf jungen „Hurricanes“ haben allerdings für die nahe Zukunft noch ein ganz anderes Ziel ins Auge gefasst. Unter der Leitung von Bischof Bongani Mahlubi, einem Mann, den sie als ihren geistigen Trainer betrachten, machen sie sich für eine Vollzeitmission bereit.

„Sie sind eine große Unterstützung für unsere Gemeinde“, berichtet der Bischof. „Und sie sind Teil der großen Mannschaft von Trägern des Aaronischen und Melchisedekischen Priestertums auf der ganzen Welt. Diese jungen Männer machen alles gemeinsam – sie gehen gemeinsam zur Schule, spielen gemeinsam Fußball, gehen gemeinsam zum Seminar und dienen gemeinsam im Priestertum. Wenn ich einen jungen Mann rufe und ihn um Hilfe bitte, dann kommen gleich alle fünf zu mir.“ McDonald sagt, dass das Priesterkollegium sich auch regelmäßig mit der Anleitung Verkündet mein Evangelium! befasst, und Thapelo erklärt, dass die Mitglieder des Kollegiums nicht nur Freunde zur Kirche einladen, sondern auch diejenigen aufsuchen, die nicht mehr kommen. „In vielerlei Hinsicht lernen wir schon jetzt, Missionar zu sein“, sagt er.

„Oft hören wir von diesen jungen Männern in der Zeugnisversammlung“, berichtet der Bischof. „Oft versprechen sie Solomon, dem Trainer, dass sie auf Mission gehen werden.“ Und nichts würde ihren Fußballtrainer glücklicher machen. „Ich kann es kaum erwarten, sie auf Mission zu sehen“, meint Solomon.

Einigkeit, Evangeliumswissen und die Ausrichtung auf das Dienen – all das gehört zum soliden Trainingsprogramm für zukünftige Missionare. Darüber hinaus haben diese jungen Männer bereits den starken Wunsch entwickelt, zusammen zu arbeiten und Gutes zu tun. Genau wie eine Fußballmannschaft, die um den Weltmeistertitel kämpft, sind sie aufeinander, auf ihren Trainer und ihre Fans angewiesen (dazu gehören auch die Mitglieder ihrer Gemeinde, ihre Familie und ihre Freunde), damit sie ihren „Meistertitel“ erlangen. Mit einem derartigen Mannschaftsgeist erreichen sie sicher ihr Ziel.

Siyabulela „McDonald“ Manyakanyaka, Thapelo Sesinyi, Emmanuel Pebe und Lawrence Tsetse sind dem Beispiel ihres Trainers, Solomon Tumane (Mitte), gefolgt und haben sich der Kirche angeschlossen.

Fotos von Richard M. Romney