Generalkonferenz
Dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
Herbst-Generalkonferenz 2022


Dich, den einzigen wahren Gott, erkennen

(Johannes 17:3)

Mein aufrichtiger Wunsch ist, dass Sie Jesus unter seinen vielen Namen kennenlernen und wie er werden

Vor ein paar Jahren machte ich bei einer Abendmahlsversammlung unserer Heimatgemeinde in Arizona eine Erfahrung, die mein Leben verändert hat. Als wir in den Abendmahlsgebeten unsere Bereitschaft bekundeten, „den Namen [Jesu Christi] auf [uns] zu nehmen“1, erinnerte mich der Heilige Geist daran, dass Jesus viele Namen trägt. Da drängte sich mir die Frage auf, welche Namen Jesu ich denn diese Woche auf mich nehmen solle.

Drei Namen kamen mir in den Sinn, und ich schrieb sie auf. Jeder dieser drei Namen spiegelte Eigenschaften Christi wider, die ich weiterentwickeln wollte. In der folgenden Woche konzentrierte ich mich auf diese drei Namen und bemühte mich, an den mit ihnen verbundenen Eigenschaften und Wesenszügen zu arbeiten. Seitdem stelle ich mir diese Frage im Rahmen meiner persönlichen Gottesverehrung immer wieder: Welche Namen Jesu soll ich diese Woche auf mich nehmen? Die Antworten darauf und das Streben, die damit verbundenen christlichen Eigenschaften heranzubilden, waren und sind ein Segen für mich.

In seinem wunderbaren Abschiedsgebet formulierte Jesus eine wichtige Wahrheit: „Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus.“2 Heute möchte ich zu Ihnen über die Segnungen und die Kraft sprechen, die uns zufließen, wenn wir Jesus Christus unter seinen vielen Namen kennen.

Eine einfache Art, jemanden kennenzulernen, ist, sich seinen Namen zu merken. Man sagt, für jeden Menschen sei sein Name das schönste und bedeutungsvollste Wort in seinem Wortschatz.3 Haben Sie schon einmal jemanden mit dem falschen Namen angeredet oder seinen Namen vergessen? Meine Frau Alexis und ich haben gelegentlich eines unserer Kinder „Lola“ gerufen. Lola ist jedoch, wie Sie vielleicht erraten haben, unser Hund! Ganz gleich, welche Folgen es hat – wenn Sie einen Namen vergessen, vermittelt das dem Betreffenden den Eindruck, dass Sie ihn wohl nicht sonderlich gut kennen.

Jesus kannte die Menschen und nannte sie beim Namen. Zum alten Israel sprach der Herr: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!“4 Am Ostermorgen bestätigte sich für Maria das Zeugnis, dass der Messias auferstanden war, als Jesus sie mit ihrem Namen ansprach.5 Ebenso sprach Gott Joseph Smith mit Namen an, als er sein Gebet des Glaubens beantwortete.6

Manchmal gab Jesus seinen Jüngern neue Namen, die auf ihr Wesen, ihre Fähigkeiten und ihr Potenzial hinwiesen. Jehova gab Jakob den neuen Namen Israel, was so viel bedeutet wie „Gottesstreiter“ oder „Gott siegen lassen“.7 Jesus gab Jakobus und Johannes den Beinamen Boanerges, was „Donnersöhne“8 bedeutet. Simon erhielt von Jesus – in Vorwegnahme seiner zukünftigen Führungsrolle – den Namen Kephas oder Petrus, was Fels bedeutet.9

So wie Jesus jeden von uns mit Namen kennt, können wir Jesus unter anderem dadurch besser kennenlernen, dass wir uns mit seinen vielen Namen befassen. Wie Israel und Petrus sind auch viele der Namen Jesu Titel, die uns helfen, seine Mission, seine Absicht, seinen Charakter und seine Eigenschaften zu verstehen. Wenn wir die vielen Namen Jesu kennenlernen, verstehen wir seinen göttlichen Auftrag und seinen selbstlosen Charakter besser. Die Kenntnis seiner vielen Namen inspiriert uns auch, mehr wie er zu werden – wir bilden christliche Eigenschaften heran, die unserem Leben Freude und Sinn verleihen.

Vor einigen Jahren beschäftigte sich Präsident Russell M. Nelson eingehend mit allen Schriftstellen über Jesus Christus im Schriftenführer.10 Anschließend forderte er die jungen Erwachsenen dazu auf, dieselben Schriftstellen zu studieren. Über die zahlreichen Namen Jesu sagte Präsident Nelson: „Erschließt euch alles, was Jesus Christus ist, indem ihr euch gebeterfüllt und eifrig darum bemüht, zu verstehen, was jeder einzelne seiner verschiedenen Titel und Namen euch persönlich bedeutet.“11

Der Anregung Präsident Nelsons folgend begann ich, meine eigene Liste mit den vielen Namen Jesu zu erstellen. Diese umfasst inzwischen über 300 Namen – und ich bin sicher, dass es viele weitere gibt, die ich noch nicht entdeckt habe.

Einige Namen sind ausschließlich Jesus vorbehalten,12 aber ich möchte fünf Namen und Titel aufgreifen, die für jeden von uns gelten können. Ich schlage vor, dass Sie Ihre eigene Liste erstellen, wenn Sie Jesus unter seinen vielen Namen kennenlernen möchten. Dabei werden Sie feststellen, dass es noch andere Namen – mit entsprechenden christlichen Eigenschaften – gibt, die Sie vielleicht als Jünger Jesu, der Bündnisse geschlossen hat, auf sich nehmen wollen.13

Zuallererst ist Jesus der gute Hirt.14 Als solcher kennt Jesus seine Schafe,15 „er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen“16 und hat als das Lamm Gottes sein Leben für seine Schafe gegeben.17 Jesus möchte, dass auch wir gute Hirten sind, insbesondere in unserer Familie und als betreuende Brüder und Schwestern. Eine Möglichkeit, unsere Liebe zu Jesus zu zeigen, besteht darin, seine Schafe zu weiden.18 Wenn sich ein Schaf verirrt hat, geht ein guter Hirt in die Wüste, um es zu finden, und bleibt bei ihm, bis es wieder in Sicherheit ist.19 Als gute Hirten sollten wir versuchen – soweit es die örtlichen Gegebenheiten zulassen –, mehr Zeit darauf zu verwenden, andere in ihrem Zuhause zu betreuen. Technische Möglichkeiten wie Textnachrichten sollten dabei genutzt werden, um den persönlichen Kontakt zu verbessern, nicht um ihn zu ersetzen.20

Zweitens: Jesus ist der Hohepriester der künftigen Güter.21 Im Bewusstsein, dass es nur noch wenige Stunden bis zu seiner Kreuzigung waren, sagte Jesus: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“22 In der heutigen Zeit, in unserer häufig polarisierten, gespaltenen Welt, ist es sehr wichtig, dass wir eine positive Einstellung, Optimismus und Hoffnung predigen und praktizieren. Trotz aller Schwierigkeiten in unserer Vergangenheit weist der Glaube immer in die Zukunft.23 Er gibt uns Hoffnung, sodass wir der Aufforderung Jesu nachkommen können, zuversichtlich zu sein.24 Wenn wir mit Freude nach dem Evangelium leben, können wir zu Jüngern der künftigen Güter werden.

Ein weiterer Titel Jesu ist, dass er derselbe gestern und heute und in Ewigkeit ist.25 Beständigkeit ist eine christliche Eigenschaft. Jesus handelte immer nach dem Willen seines Vaters.26 Sein Arm ist jederzeit ausgestreckt, um uns zu retten, uns zu helfen und uns zu heilen.27 Je konsequenter wir nach dem Evangelium leben, desto mehr werden wir so wie Jesus.28 Auch wenn das Pendel der Popularität in der Welt stark ausschlägt und die Menschen „ein Spiel der Wellen [sind], geschaukelt und getrieben von jedem Widerstreit der Lehrmeinungen“29, hilft uns ein beständiges Leben nach dem Evangelium, in den weltlichen Stürmen standhaft und unverrückbar zu sein.30 Wir können auch Beständigkeit zeigen, indem wir dem Aufruf von Präsident Nelson nachkommen, uns „Zeit für den Herrn“31 zu nehmen. Große geistige Kraft entsteht aus Kleinem und Einfachem,32 indem wir etwa „heilige Gewohnheiten und rechtschaffene Handlungsabläufe“33 entwickeln. Dazu zählen das tägliche Gebet, Umkehr, Schriftstudium und Dienst am Nächsten.

Viertens: Jesus ist der Heilige Israels.34 Das Leben Jesu war ein Muster an Heiligkeit. Wenn wir Jesus folgen, können wir Heilige in Israel werden.35 Wir werden heiliger, wenn wir regelmäßig den Tempel besuchen, wo über jedem Eingang „Heilig dem Herrn“ steht. Jedes Mal wenn wir Gott im Tempel dienen, vergrößert dies unsere Fähigkeit, unser Zuhause zu einer Stätte der Heiligkeit zu machen.36 Alle, die derzeit keinen Tempelschein haben, bitte ich, mit ihrem Bischof zusammenzukommen und sich darauf vorzubereiten, diese heilige Stätte erstmalig oder erneut zu betreten. Die Zeit im Tempel vermehrt die Heiligkeit in unserem Leben.

Der Name Jesu, den ich hier als letzten erwähnen möchte, ist der Treue und Wahrhaftige.37 Jesus war immer treu und wahrhaftig – und es ist sein aufrichtiger Wunsch, dass auch wir diese Eigenschaften aufweisen. Gerät unser Glaube ins Wanken, können wir wie Petrus, als er im sturmgepeitschten See von Gennesaret zu versinken drohte, Jesus zurufen: „Herr, rette mich!“38 Da streckte Jesus die Hand aus, um den ertrinkenden Jünger zu retten. Genau dies hat er auch für mich getan, und er wird es auch für Sie tun. Geben Sie Jesus niemals auf – denn er wird Sie niemals aufgeben!

Wenn wir treu und wahrhaftig sind, folgen wir der Aufforderung Jesu: „Bleibt in mir“39, was auch „bleibt bei mir“ bedeuten kann. Wenn man uns Fragen an den Kopf wirft, wenn man uns für unseren Glauben verspottet, wenn die Menschen in den großen und geräumigen Gebäuden der Welt verächtlich mit dem Finger auf uns zeigen, dann bleiben wir treu und wahrhaftig. In diesen Momenten erinnern wir uns an den Appell Jesu: „Blickt in jedem Gedanken auf mich; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.“40 Wenn wir dies tun, gibt er uns den nötigen Glauben, die Hoffnung und die Kraft, für immer bei ihm zu bleiben.41

Liebe Brüder und Schwestern, Jesus möchte, dass wir ihn kennen, denn sein Name ist der Einzige unter dem Himmel, wodurch wir errettet werden können.42 Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kann zum Vater zurückkehren außer durch ihn.43 Jesus ist der einzige Weg! Deshalb lädt uns Jesus ein: „Kommt zu mir“44, „folgt mir nach“45, „geht mit mir“46 und „lernt von mir“47.

Von ganzem Herzen lege ich Zeugnis ab für Jesus Christus – er lebt, er liebt Sie und er kennt Ihren Namen. Er ist der Sohn Gottes,48 der einziggezeugte Sohn des Vaters.49 Er ist unser Fels, unsere Burg, unser Schild, unsere Zuflucht und unser Befreier.50 Er ist „das Licht, das in der Finsternis leuchtet“51. Er ist unser Retter52 und unser Erlöser.53 Er ist „die Auferstehung und das Leben“54. Mein aufrichtiger Wunsch ist, dass Sie Jesus unter seinen vielen Namen kennenlernen und wie er werden, indem Sie seinen göttlichen Eigenschaften in Ihrem Leben nacheifern. Im Namen Jesu Christi. Amen.