Generalkonferenz
Glücklich und für immer
Herbst-Generalkonferenz 2022


Glücklich und für immer

Wahre, anhaltende Freude und die Ewigkeit mit unseren Lieben zu verbringen, das ist der wahre Kern von Gottes Plan des Glücklichseins

Liebe Freunde, liebe Brüder und Schwestern, erinnern Sie sich, dass Sie einmal daran geglaubt haben oder glauben wollten, „fortan glücklich zu leben“?

Dann kommt das Leben dazwischen. Wir werden „erwachsen“. Beziehungen werden kompliziert. Diese Welt ist laut, hektisch, aufdringlich, voller Täuschung und Selbstdarstellung. Doch „tief im Herzensinnern“1 glauben wir, oder wollen wir glauben, dass irgendwo und irgendwie dieses immerwährende Glücklichsein real und möglich ist.

„Glücklich und für immer“, das ist keine Erfindung aus Märchen. Wahre, anhaltende Freude und die Ewigkeit mit unseren Lieben zu verbringen, das ist der wahre Kern von Gottes Plan des Glücklichseins. Durch seinen liebevoll bereiteten Weg kann unsere ewige Reise glücklich sein und für immer andauern.

Es gibt vieles, worüber wir uns freuen und wofür wir dankbar sein können. Aber keiner von uns ist vollkommen, auch keine Familie. Unsere Beziehungen sind geprägt von Liebe, Gemeinschaft und Persönlichkeit, aber oft auch von Spannungen, Verletzungen und manchmal tiefem Schmerz.

„Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“2 „In Christus lebendig“ schließt die Unsterblichkeit ein – sein Geschenk unserer körperlichen Auferstehung. Wenn wir gläubig und gehorsam leben, kann „in Christus lebendig“ auch ein freudevolles, reiches ewiges Leben mit Gott und unseren Lieben bedeuten.

Auf bemerkenswerte Weise bringt uns der Prophet des Herrn unserem Erretter näher, unter anderem dadurch, dass die heiligen Verordnungen und Bündnisse des Tempels an immer mehr Orten in unsere Nähe rücken. Dies ist ein Geschenk und bietet uns eine tiefgreifende Chance, gemeinsam neue geistige Erkenntnis, Liebe, Umkehr und Vergebung zu entdecken, auch mit unseren Familien, in Zeit und Ewigkeit.

Mit Erlaubnis der Beteiligten erzähle ich Ihnen von zwei heiligen, ungewöhnlich direkten geistigen Erlebnissen, wie Jesus Christus Familien vereinte, indem er sogar generationsübergreifende Konflikte heilte.3 Unbegrenzt und ewig,4 stärker „als die Fesseln des Todes“5, kann das Sühnopfer Jesu Christi uns Frieden angesichts unserer Vergangenheit und Hoffnung für unsere Zukunft bringen.

Als meine Bekannte und ihr Mann sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anschlossen, erfuhren sie zu ihrer Freude, dass Familienbeziehungen nicht nur „bis dass der Tod euch scheidet“ bestehen bleiben können. Im Haus des Herrn können Familien für die Ewigkeit vereint (gesiegelt) werden.

Aber meine Bekannte wollte nicht an ihren Vater gesiegelt werden. „Er war meiner Mutter kein guter Ehemann. Auch war er seinen Kindern kein guter Vater“, sagte sie. „Mein Vater wird warten müssen. Ich habe nicht den geringsten Wunsch, für ihn die Tempelarbeit zu verrichten und in Ewigkeit an ihn gesiegelt zu sein.“

Ein Jahr lang fastete und betete sie oft und sprach immer wieder mit dem Herrn über ihren Vater. Schließlich war sie bereit. Die Tempelarbeit für ihren Vater wurde durchgeführt. Später erzählte sie: „Im Schlaf erschien mir mein Vater in einem Traum; er war ganz in Weiß gekleidet. Er hatte sich verändert. Er sagte: ‚Sieh mich an. Ich bin völlig rein. Danke, dass du die Arbeit im Tempel für mich getan hast.‘“ Ihr Vater sagte weiter: „Steh wieder auf und geh zurück in den Tempel; dein Bruder wartet darauf, getauft zu werden.“

Meine Bekannte erklärt: „Meine Vorfahren und alle, die gestorben sind, warten sehnsüchtig darauf, dass die Arbeit für sie getan wird.“

„Für mich“, sagt sie, „ist der Tempel ein Ort der Heilung, des Lernens und der Wertschätzung des Sühnopfers Jesu Christi.“

Das zweite Erlebnis. Ein anderer Bekannter erforschte fleißig seine Familiengeschichte. Er wollte seinen Urgroßvater ausfindig machen.

Eines frühen Morgens, so erzählte er mir, verspürte er die geistige Gegenwart eines Mannes in seinem Zimmer. Der Mann wollte gefunden und von seiner Familie gekannt werden. Er empfand Reue für einen Fehler, von dem er nun umgekehrt war. Der Mann gab meinem Bekannten zu verstehen, dass mein Bekannter mit dem Mann, den er für seinen Urgroßvater gehalten hatte, nicht blutsverwandt war. „Mit anderen Worten“, sagte mein Bekannter, „ich hatte meinen Urgroßvater entdeckt und erfahren, dass er nicht dieselbe Person war, die laut unseren Stammbüchern unser Urgroßvater hätte sein müssen.“

Nachdem seine Familienverhältnisse geklärt waren, sagte mein Bekannter: „Ich fühle mich frei und habe inneren Frieden. Es bedeutet mir unendlich viel, zu wissen, wer meine Familie ist.“ Mein Bekannter meint: „Ein verbogener Zweig bedeutet nicht, ein Baum sei krank. Unter welchen Umständen wir auf diese Erde gelangen, ist doch weniger wichtig, als wer wir sind, wenn wir sie wieder verlassen.“

Die heiligen Schriften und diese heiligen Erlebnisse der Heilung und des Friedens, bei denen auch Angehörige in der Geisterwelt beteiligt waren, verdeutlichen fünf Punkte der Lehre.

Erstens: Im Mittelpunkt von Gottes Plan der Erlösung und des Glücklichseins steht Jesus Christus, der uns durch sein Sühnopfer verheißt, unseren Geist und Körper wieder zu vereinigen, „um nie mehr getrennt zu werden, damit [wir] eine Fülle der Freude empfangen [können]“6.

Zweitens: Das Sühnopfer, das uns mit Christus vereint, wird wirksam, wenn wir Glauben ausüben und Früchte der Umkehr hervorbringen.7 Wie in der Sterblichkeit, so auch in der Unsterblichkeit. Die Tempelverordnungen an sich ändern uns oder diejenigen in der Geisterwelt nicht. Vielmehr ermöglichen diese göttlichen Verordnungen heiligende Bündnisse mit dem Herrn, die uns mit ihm und miteinander in Einklang bringen können.

Unsere Freude wird vollkommen, wenn wir die Gnade Jesu Christi und seine Vergebung verspüren. Und wenn wir das Wunder seiner Gnade und Vergebung einander anbieten, kann die Barmherzigkeit, die wir empfangen und die wir geben, dafür sorgen, dass aus der Ungerechtigkeit des Lebens Gerechtigkeit wird.8

Drittens: Gott kennt und liebt uns alle auf vollkommene Weise. „Gott lässt seiner nicht spotten“9 noch kann er getäuscht werden. Mit vollkommener Barmherzigkeit und Gerechtigkeit umschließt er die Demütigen und Reumütigen mit seinen schützenden Armen.

In einer Vision im Kirtland-Tempel sah der Prophet Joseph Smith seinen Bruder Alvin im celestialen Reich errettet. Der Prophet Joseph wunderte sich darüber, da Alvin gestorben war, bevor er die errettende heilige Handlung der Taufe empfangen hatte.10 Zu seinem und unserem Trost erklärte der Herr den Grund: Der Herr wird uns „gemäß [unseren] Werken richten, gemäß den Wünschen [unseres] Herzens“11. Unsere Seele gibt Zeugnis für unsere Werke und Wünsche.

Wir sind dankbar zu wissen, dass die Lebenden und „die Toten, die umkehren, … erlöst werden, indem sie die Verordnungen des Hauses Gottes beachten“12 und dank des Sühnopfers Christi. In der Geisterwelt können selbst diejenigen, die Sünden und Übertretungen begangen haben, umkehren.13

Im Gegensatz dazu werden diejenigen, die sich bewusst für Schlechtigkeit entscheiden, die die Umkehr absichtlich hinauszögern oder auf irgendeine Art vorsätzlich oder wissentlich gegen die Gebote verstoßen und eine lockere Umkehr gleich einplanen, von Gott gerichtet werden und „eine klare Erinnerung an all [ihre] Schuld haben“14. Wir können nicht wissentlich am Samstag sündigen und dann erwarten, dass uns automatisch vergeben wird, wenn wir am Sonntag vom Abendmahl nehmen. Den Missionaren oder anderen, die meinen, dem Heiligen Geist zu folgen bedeute, man müsse sich nicht an die Missionsregeln oder die Gebote halten, sei gesagt, dass gerade das Befolgen der Missionsregeln und der Gebote den Heiligen Geist mit sich bringt. Keiner von uns sollte die Umkehr aufschieben. Die Segnungen der Umkehr setzen ein, sobald wir mit der Umkehr beginnen.

Viertens: Der Herr bietet uns heilige Gelegenheiten, mehr wie er zu werden, indem wir denen, die sie nicht selbst empfangen können, die notwendigen errettenden Tempelverordnungen durch stellvertretende Arbeit anbieten. Wir werden vollständiger und werden vervollkommnet,15 indem wir „Befreier auf [dem] Berg Zion“16 werden. Wenn wir anderen auf diese Weise dienen, kann der Heilige Geist der Verheißung die heiligen Handlungen bestätigen und den Geber wie auch den Empfänger heiligen. Beide, Geber und Empfänger, können lebensverändernde Bündnisse eingehen und vertiefen und erhalten schließlich die Segnungen, die Abraham, Isaak und Jakob verheißen wurden.

Fünftens und letztens: Wie es die Goldene Regel17 lehrt, legt uns dieses heiligende Ebenmaß von Umkehr und Vergebung nahe, anderen das anzubieten, was wir selbst noch brauchen und ersehnen.

Manchmal ermöglicht unsere Bereitschaft, jemandem zu vergeben, ihm und uns, daran zu glauben, dass wir umkehren können und uns vergeben werden kann. Mitunter kommen die Bereitschaft, umzukehren, und die Fähigkeit, zu vergeben, zu unterschiedlichen Zeiten. Unser Erretter ist der Mittler zwischen uns und Gott, aber er hilft uns auch, zu uns selbst und zueinander zu finden, wenn wir zu ihm kommen. Insbesondere wenn Verletzungen und Schmerz tief sitzen, ist es schwierig, Beziehungen wieder in Ordnung zu bringen und Herzen zu heilen – auf uns allein gestellt vielleicht sogar unmöglich. Aber mit Kraft und Weisheit aus dem Himmel, die unsere eigene übertrifft, können wir wissen, wann wir an etwas festhalten sollen und wie wir etwas loslassen können.

Wir sind weniger allein, wenn wir erkennen, dass wir nicht alleine sind. Unser Erretter versteht uns immer.18 Mit seiner Hilfe können wir unseren Stolz, unsere Verletzungen und unsere Sünden Gott überlassen. Wie auch immer wir uns zu Beginn fühlen mögen, wir erfahren Heilung, wenn wir darauf vertrauen, dass der Erretter unsere Beziehungen heilt.

Der Herr, der alles sieht und vollkommen versteht, vergibt, wem er vergeben will, aber von uns (die wir unvollkommen sind) wird verlangt, dass wir allen vergeben. Wenn wir zum Erretter kommen, konzentrieren wir uns weniger auf uns selbst. Wir verurteilen weniger und vergeben mehr. Das Vertrauen auf seine Verdienste, Barmherzigkeit und Gnade19 kann uns von Streit, Wut, Misshandlung, Vernachlässigung, Ungerechtigkeit sowie den körperlichen und seelischen Herausforderungen befreien, die mit einem physischen Körper in dieser irdischen Welt manchmal einhergehen. „Glücklich und für immer“ bedeutet nicht, dass jede Beziehung glücklich sein und für immer andauern wird. Aber wenn der Satan tausend Jahre im Millennium gebunden sein wird,20 gibt uns das möglicherweise die nötige Zeit und überraschende Chancen, liebevoll und verständnisvoll zu sein und Probleme zu lösen, während wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten.

Wir finden den geselligen Umgang, wie er im Himmel vorhanden sein wird, untereinander.21 Zu Gottes Werk und Herrlichkeit gehört auch, immerwährendes Glücklichsein zustande zu bringen.22 Ewiges Leben und Erhöhung bestehen darin, Gott und Jesus Christus zu erkennen, damit wir, durch göttliche Macht, dort sein werden, wo sie sind.23

Liebe Brüder und Schwestern, Gott, unser himmlischer Vater, und sein geliebter Sohn leben. Sie bieten allen Stämmen und Sprachen – jedem von uns – Frieden, Freude und Heilung an. Der Prophet des Herrn weist uns den Weg. Es gibt weiterhin neuzeitliche Offenbarung. Mögen wir unserem Erretter im heiligen Haus des Herrn näherkommen, und möge er uns Gott und einander näher bringen, wenn wir unsere Herzen mit Mitgefühl, Wahrheit und Barmherzigkeit, wie Christus sie gibt, in allen Generationen miteinander verbinden – in Zeit und Ewigkeit, glücklich und für immer. Durch Jesus Christus ist es möglich; durch Jesus Christus wird es wahr. Das bezeuge ich in seinem heiligen Namen, Jesus Christus. Amen.