Generalkonferenz
Der ewige Grundsatz Liebe
Herbst-Generalkonferenz 2022


Der ewige Grundsatz Liebe

Unser Vater im Himmel liebt wirklich jedes seiner Kinder. Er ist für jedes einzelne da.

Der ewige Grundsatz Liebe zeigt sich darin, dass man nach den beiden wichtigsten Geboten lebt: Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und ganzem Denken lieben und seinen Nächsten lieben wie sich selbst.1

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Winter hier in Utah: überall Schnee. Da ich aus dem Gebiet der Sonora-Wüste komme, genoss ich ihn zunächst ja noch, aber nach ein paar Tagen wurde mir klar, dass ich früher aufstehen musste, um den Schnee von der Einfahrt zu schaufeln.

Eines Morgens tobte ein Schneesturm. Schwitzend schaufelte ich Schnee, als ich sah, wie mein Nachbar gegenüber seine Garage öffnete. Da er älter als ich ist, dachte ich, wenn ich schnell genug fertig wäre, könne ich ihm ja helfen. Also rief ich ihm zu: „Lieber Bruder, brauchen Sie Hilfe?“

Lächelnd erwiderte er: „Danke, Elder Montoya.“ Dann zog er eine Schneefräse aus seiner Garage, startete den Motor und entfernte innerhalb weniger Minuten den gesamten Schnee vor seinem Haus. Anschließend überquerte er mit seiner Maschine die Straße und fragte mich: „Elder Montoya, brauchen Sie Hilfe?“

Mit einem Lächeln antwortete ich: „Ja, danke.“

Wir sind bereit, einander zu helfen, weil wir einander mit Liebe begegnen. Die Bedürfnisse meines Bruders werden zu meinen Bedürfnissen und meine zu seinen. Ganz gleich, welche Sprache mein Bruder spricht oder aus welchem Land er kommt: Wir begegnen einander mit Liebe, weil wir Brüder sind, Kinder desselben Vaters.

Als das Betreuen bekanntgegeben wurde, sagte Präsident Russell M. Nelson: „[Wir] verfolgen … nun einen neuen, heiligeren Ansatz, sich anderer anzunehmen und für sie zu sorgen.“2 Unter dem Begriff heiliger verstehe ich: persönlicher, tiefer und mehr auf die Weise des Erretters, nämlich „Liebt einander“3 – jeden Einzelnen.

Es reicht nicht aus, nur zu vermeiden, anderen ein Stolperstein zu sein. Es reicht nicht aus, den Bedürftigen an der Straße zwar zu bemerken, aber dann an ihm vorbeizugehen. Nutzen wir doch jede Gelegenheit, unserem Nächsten zu helfen, auch wenn wir ihm vielleicht zum ersten und einzigen Mal in diesem Leben begegnen.

Warum ist die Liebe zu Gott das erste große Gebot?

Ich glaube, das liegt daran, was er für uns bedeutet. Wir sind seine Kinder, er wacht über unser Wohlergehen, wir sind auf ihn angewiesen und seine Liebe schützt uns. Zu seinem Plan gehört die Entscheidungsfreiheit. Daher werden wir auch sicherlich einige Fehler machen.

Er lässt auch zu, dass wir geprüft und versucht werden. Doch ob wir nun einige Fehler machen oder der Versuchung nachgeben – im Plan ist ein Erretter vorgesehen, damit wir erlöst werden und in die Gegenwart Gottes zurückkehren können.

Widrigkeiten können Zweifel an der Erfüllung der Verheißungen auslösen, die uns gemacht worden sind. Bitte vertrauen Sie auf unseren Vater. Er hält sich immer an seine Verheißungen, und wir können lernen, was er uns lehren möchte.

Selbst wenn wir das Rechte tun, können sich unsere Lebensumstände von gut zu schlecht ändern und Glück kann in Trauer umschlagen. Gott erhört unsere Gebete gemäß seiner grenzenlosen Barmherzigkeit und Liebe und zu der von ihm bestimmten Zeit.

  • Der Bach, aus dem Elija Wasser trank, trocknete aus.4

  • Nephis Bogen aus feinem Stahl zerbrach.5

  • Ein Junge wurde diskriminiert und von der Schule verwiesen.

  • Ein langersehntes Kind starb wenige Tage nach der Geburt.

Umstände ändern sich.

Wenn sich die Umstände von gut und positiv zu schlecht und negativ ändern, können wir dennoch glücklich sein, weil Glück nicht von den Umständen abhängt, sondern von unserer Einstellung zu den Umständen. Präsident Nelson hat erklärt: „Die Freude, die wir empfinden, hat wenig mit unseren Lebensumständen und vielmehr damit zu tun, worauf wir im Leben den Blick richten.“6

Wir können uns zurücklehnen und darauf warten, dass sich die Umstände von allein ändern, oder wir können nach neuen Umständen Ausschau halten und sie herbeiführen.

  • Elija ging nach Sarepta, wo ihm eine Witwe zu essen und zu trinken gab.7

  • Nephi machte einen Bogen aus Holz und jagte Tiere, die als Nahrung dienten.8

  • Der Junge setzte sich draußen vor das Fenster, hörte von dort zu und machte sich Notizen. Heute ist er Grundschullehrer.

  • Das Ehepaar hat großen Glauben an den Erretter Jesus Christus und Vertrauen in den Erlösungsplan entwickelt. Ihre Liebe zu dem langersehnten Kind, das plötzlich starb, ist größer als ihr Kummer.

Wenn ich die Fragen höre „Himmlischer Vater, bist du wirklich da? Und wenn ich bete, gibst du Antwort, bist mir nah?“9, dann erwidere ich gern: „Er war schon immer für jeden von uns da, er ist es auch jetzt und er wird es immer sein. Ich bin sein Sohn, er ist mein Vater, und ich lerne, ein guter Vater zu sein, wie er es ist.“

Meine Frau und ich bemühen uns stets, für unsere Kinder da zu sein – jederzeit, unter allen Umständen und mit allen Mitteln. Jedes der Kinder ist einzigartig; für Gott sind sie alle von großem Wert, und ungeachtet ihrer Herausforderungen, Sünden und Schwächen liebt Gott sie und wir lieben sie auch.

Als ich als Generalautorität berufen worden war, waren am Tag vor unserer Abreise nach Salt Lake City alle unsere Kinder mit ihren Familien bei uns zuhause zu einem Familienabend versammelt, bei dem wir unsere Liebe und Dankbarkeit zum Ausdruck brachten. Nach der Lektion gab ich jedem meiner Kinder einen Priestertumssegen. Alle waren zu Tränen gerührt. Nachdem ich die Segen gespendet hatte, brachte mein ältester Sohn im Namen aller Kinder seine Dankbarkeit für die große Liebe zum Ausdruck, die wir ihnen von Geburt an geschenkt hatten.

Geben Sie Ihren Kindern Segen, seien sie 5 oder 50 Jahre alt. Seien Sie bei ihnen; seien Sie für sie da. Gott hat es zwar so vorgesehen, dass wir unsere Kinder mit allem Nötigen versorgen, aber wir dürfen nicht vergessen, auch eine schöne Zeit mit ihnen zu verbringen.

Unser Vater im Himmel liebt wirklich jedes seiner Kinder. Er ist für jedes einzelne da. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er macht es. Er und sein Erstgeborener vollbringen in Einigkeit das Werk und die Herrlichkeit des Vaters, nämlich „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“10. Sie haben uns den Heiligen Geist gesandt, der uns führt, uns warnt und, wenn nötig, tröstet.

Der Vater beauftragte seinen geliebten Sohn, diese schöne Erde zu erschaffen. Er unterwies Adam und Eva und gab ihnen die Entscheidungsfreiheit. Er sendet seit Jahrtausenden Boten, damit wir seine Liebe und seine Gebote empfangen können.

Er war im heiligen Hain, wo er die aufrichtige Frage des jungen Josephs beantwortete und ihn beim Namen nannte. Er sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“11

Ich glaube, dass der höchste Beweis der Liebe, die Gott für uns hegt, in Getsemani erbracht wurde, wo der Sohn des lebendigen Gottes betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“12

Ich habe Folgendes festgestellt: Dass ich das Sühnopfer Jesu Christi zumindest zu einem kleinen Teil verstehe, lässt meine Liebe zum Vater und zu seinem Sohn wachsen, verringert meinen Wunsch, zu sündigen und ungehorsam zu sein, und erhöht meine Bereitschaft, besser zu sein und besser zu handeln.

Jesus ging ohne Angst und Zweifel nach Getsemani, denn er vertraute auf seinen Vater und wusste, dass er die Kelter allein treten musste. Er ertrug jeden Schmerz und jede Erniedrigung. Er wurde angeklagt, verurteilt und gekreuzigt. Während Jesus am Kreuz Qualen und Schmerzen litt, richtete er den Blick auf die Bedürfnisse seiner Mutter und seines geliebten Jüngers. Er opferte sein Leben.

Am dritten Tag stand er wieder auf. Das Grab ist leer. Er steht zur Rechten seines Vaters. Sie beide hoffen, dass wir uns dafür entscheiden, unsere Bündnisse zu halten und in ihre Gegenwart zurückzukehren. Dieser zweite Stand ist nicht unser letzter Stand; wir gehören nicht zu diesem irdischen Zuhause, sondern sind vielmehr ewige Wesen, die hier vergängliche Erfahrungen machen.

Jesus ist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Er lebt, und weil er lebt, werden alle Kinder Gottes für immer leben. Dank seines Sühnopfers können wir alle bei ihm und dem Vater leben. Im Namen Jesu Christi. Amen.