2000–2009
Das Wunder der Bibel
April 2007


Das Wunder der Bibel

Wir sind wahre und absolut überzeugte Anhänger des Herrn Jesus Christus und seines durch die Bibel offenbarten Wortes.

Meine Brüder und Schwestern, die Bibel ist ein Wunder! Es ist ein Wunder, dass die 4000 Jahre heiliger und weltlicher Geschichte in der Bibel von Propheten, Aposteln und inspirierten Männern der Kirche aufgeschrieben und bewahrt wurden.

Es ist ein Wunder, dass wir die machtvolle Lehre, die Grundsätze, die Poesie und die Geschichten der Bibel haben. Vor allem aber ist es ein Wunder, dass wir einen Bericht über das Leben, das geistliche Wirken und die Worte Jesu haben, der während des finsteren Mittelalters und durch die Konflikte unzähliger Generationen hindurch bewahrt wurde, sodass wir ihn heute haben.

Es ist ein Wunder, dass die Bibel buchstäblich den bekehrenden, heilenden Geist Christi enthält, der das Herz der Menschen seit Jahrhunderten gewandelt hat und sie dazu bewegt, zu beten, den richtigen Weg zu wählen und sich auf die Suche zu begeben, um den Erlöser zu finden.

Die Bibel wird auch treffend als die Heilige Schrift bezeichnet. Sie ist heilig, weil sie Wahrheit lehrt, heilig, weil sie uns mit ihrem Geist wärmt, heilig, weil sie uns lehrt, wie wir Gott erkennen und seinen Umgang mit den Menschen verstehen können, und sie ist heilig, weil sie die ganzen Seiten hindurch vom Herrn Jesus Christus Zeugnis gibt.

Abraham Lincoln sagte über die Bibel: „Dieses großartige Buch … ist das beste Geschenk, das Gott dem Menschen gemacht hat. Alles Gute, was der Heiland der Welt gab, wurde durch dieses Buch übermittelt. Hätten wir es nicht, könnten wir nicht richtig und falsch unterscheiden.“ (Speeches and Writings, 1859–1865, 1989, Seite 628.)

Es ist kein Zufall, dass wir die Bibel heute haben. Rechtschaffenen Menschen wurde vom Geist eingegeben, sowohl das Heilige, was sie sahen, als auch die inspirierten Worte, die sie hörten und sprachen, aufzuschreiben. Andere hingebungsvolle Menschen wurden dazu bewogen, diese Berichte zu schützen und zu bewahren. Männer wie John Wycliffe, der mutige William Tyndale und Johannes Gutenberg wurden dazu bewogen, gegen viel Widerstand die Bibel in eine Sprache zu übersetzen, die man verstehen konnte, und sie als Buch zu veröffentlichen, das die Leute lesen konnten. Ich glaube, dass selbst die Gelehrten von König Jakob bei ihrer Übersetzungsarbeit geistige Eingebungen hatten.

Das finstere Mittelalter war finster, weil das Licht des Evangeliums vor den Menschen verborgen war. Sie hatten keine Apostel oder Propheten, und sie hatten auch keinen Zugang zur Bibel. Die Geistlichen hielten die Heilige Schrift geheim und unzugänglich für die Menschen. Wir schulden den vielen tapferen Märtyrern und Reformatoren wie Martin Luther, Johann Calvin und Johannes Hus viel, die die Freiheit der Gottesverehrung und allgemeinen Zugang zu den heiligen Büchern forderten.

William Tyndale gab sein Leben, weil er so sehr an die Macht der Bibel glaubte. Er sagte: „Es ist dem Wort Gottes zu eigen, dass es augenblicklich anfängt, den, der es liest oder vernünftig dargelegt bekommt, mit jedem Tag besser zu machen, bis er zu einem vollkommenen Menschen geworden ist.“ (S. Michael Wilcox, Fire in the Bones: William Tyndale – Martyr, Father of the English Bible, 2004, Seite XV.)

Ein aufrichtiges, eifriges Studium der Bibel macht uns Stück für Stück besser, und wir dürfen nie die zahllosen Märtyrer vergessen, die um die Macht dieses Buches wussten und ihr Leben gaben, damit wir in den darin enthaltenen Worten den Weg zu ewigem Glücklichsein und zum Frieden des Reiches unseres himmlischen Vaters finden können.

Obwohl die frühen christlichen Reformatoren in vielem übereinstimmten, waren sie sich letztendlich in vielen Punkten der Lehre uneins. Dies führte zur Gründung zahlreicher christlicher Glaubensgemeinschaften. Roger Williams, ein früher Verfechter der Religionsfreiheit, kam zu dem Schluss: „Es gibt auf Erden weder eine rechtmäßig gegründete Kirche noch irgendjemand, der befugt ist, heilige Handlungen der Kirche zu vollziehen. Das kann es auch erst dann wieder geben, wenn das große Oberhaupt der Kirche, auf dessen Kommen ich warte, neue Apostel sendet.“ (Siehe William Cullen Bryant, Hg., Picturesque America, or, the Land We Live In, 2 Bände, 1872–74, 1:502.)

Abermillionen Menschen sind zum Glauben an Gott und Jesus Christus gekommen, indem sie in der Bibel nach Wahrheit suchten. Unzählige von ihnen hatten nichts als die Bibel, um ihren Glauben zu nähren und zu lenken.

Aufgrund der Bemühungen der Reformatoren gelangte die Bibel in jeden Haushalt. „Das Wort Gottes wurde am häuslichen Herd der einfachen Leute ebenso wie in den Salons der Wohlhabenden gelesen.“ (John A. Widtsoe, Frühjahrs-Generalkonferenz 1939.)

Millionen Familien sind in dem Bestreben zusammengekommen, die Kirche Jesu Christi durch das Studium der Bibel zu finden. Darunter befand sich Anfang des neunzehnten Jahrhunderts im nördlichen Teil des Staates New York auch die Familie von Joseph Smith Sr. Einer seiner Söhne war Joseph Smith Jr., der in der Bibel forschte, weil er wissen wollte, welche der vielen Glaubensgemeinschaften die gleiche Kirche war, die Jesus Christus gegründet hatte. Er wurde durch die Worte der Bibel dazu angeregt, um mehr geistiges Licht und Erkenntnis von Gott zu beten. Entschlossen, um die in den heiligen Schriften verheißene Weisheit zu bitten, kniete Joseph in den ersten Frühlingstagen des Jahres 1820 in demütigem Gebet nieder. O, welch wunderbares Licht und welch wunderbare Wahrheit wurden an jenem Tag über ihn ausgegossen, als er die herrliche Erscheinung erblickte: Gottvater und der Herr Jesus Christus! Wieder berief Gott einen Propheten, wie er es in den Tagen Noachs, Abrahams und Moses getan hatte.

Wie dankbar sollten wir doch für die Bibel sein. Wir erfahren darin nicht nur vom Leben und den Lehren Christi, wir erfahren auch von seiner Kirche und von seinem Priestertum und von der Organisation, die er einst aufrichtete und die er Kirche Jesu Christi nannte. Wir glauben an diese Kirche, und wir glauben, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die gleiche Kirche ist – auf der Erde wiederhergestellt, vollständig, mit der gleichen Organisation und dem gleichen Priestertum.

Ohne die Bibel hätten wir damals nichts von seiner Kirche gewusst und wir hätten auch jetzt nicht die Fülle seines Evangeliums.

Ich liebe die Bibel, ihre Lehren, ihre Lektionen und ihren Geist. Die fesselnden, tiefgründigen Geschichten des Alten Testaments und seine großen Propheten, die vom Kommen Christi Zeugnis gaben, sind mir sehr wichtig. Ich lese gern von den Reisen und Wundern der Apostel und die Briefe des Paulus im Neuen Testament. Am meisten gefallen mir die Augenzeugenberichte über die Worte, das Beispiel und das Sühnopfer unseres Heilands, Jesus Christus. Die Sichtweise und der Frieden, die wir erlangen, wenn wir die Bibel lesen, bedeuten mir sehr viel.

Brüder und Schwestern, ich bin sicher, viele von Ihnen haben schon einmal die Leute sagen hören: „Mormonen sind keine Christen, weil sie ihre eigene Bibel, das Buch Mormon, haben.“ Jedem, der diese falsche Vorstellung hegt, sagen wir, dass wir an den Herrn Jesus Christus als unseren Erlöser und den Urheber unseres Heils glauben und dass wir an die Bibel glauben, sie in Ehren halten und wertschätzen. Wir haben zusätzliche heilige Schriften, darunter auch das Buch Mormon – es belegt die Bibel, aber es ersetzt oder verdrängt sie niemals.

Jesus sagte: „Erforscht die Schriften, … gerade sie legen Zeugnis über mich ab.“ (Johannes 5:39.) Diese Worte geben all denjenigen Einblick und Inspiration, die aufrichtig danach trachten, die Wahrheit über Jesus Christus zu erfahren und zu verstehen. Die heiligen Schriften sind reich an Geschichte, Lehre, Erzählungen, Predigten und Zeugnissen, in deren Mittelpunkt letztendlich der ewige Christus und seine irdische und geistige Mission für die Kinder des himmlischen Vaters stehen.

Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben, dass jede von Gott eingegebene Schrift nützlich ist (siehe 2 Timotheus 3:16). Die Bibel und die anderen heiligen Schriften liegen uns am Herzen. Das mag einige überraschen, denen vielleicht nicht bewusst ist, dass wir an die Bibel als an das offenbarte Wort Gottes glauben. Sie ist eine der Säulen unseres Glaubens, ein machtvoller Zeuge für den Erretter und für den anhaltenden Einfluss Christi im Leben derjenigen, die ihn verehren und ihm folgen. Je mehr wir die Bibel und ihre Lehren lesen und studieren, desto deutlicher erkennen wir das Fundament der Lehren des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi. Wir neigen dazu, dass uns die heiligen Schriften am Herzen liegen, mit denen wir uns beschäftigen. Vielleicht muss unser Studium ausgewogener werden, damit wir alle heiligen Schriften lieben und verstehen.

Ich möchte vor allem euch junge Leute bitten, die Bibel nicht abzutun oder abzuwerten. Sie ist ein heiliger Bericht über das Leben des Herrn. Die Bibel enthält einige hundert Seiten mehr als alle unsere anderen Schriften zusammen. Sie ist der Fels, auf dem das ganze Christentum ruht. Wir kritisieren oder belächeln nicht die Glaubensansichten von jemand anders. Unsere große Pflicht als Christen besteht darin, alle Söhne und Töchter Gottes an allem teilhaben zu lassen, was er offenbart hat.

Diejenigen, die sich dieser Kirche anschließen, geben ihren Glauben an die Bibel nicht auf – sie stärken ihn. Das Buch Mormon schwächt oder vermindert die Bibel nicht oder macht sie weniger bedeutsam. Im Gegenteil, es vergrößert, erweitert und verherrlicht sie. Das Buch Mormon gibt Zeugnis von der Bibel, und beide geben Zeugnis von Christus.

Das erste Zeugnis für Christus ist das Alte Testament in der Bibel, in dem das Kommen des Erretters, sein großartiges Leben und sein befreiendes Sühnopfer vorhergesagt und prophezeit wird.

Das zweite biblische Zeugnis für Christus ist das Neue Testament, das von seiner Geburt, seinem Leben, seinem geistlichen Wirken, seinem Evangelium, seiner Kirche, seinem Sühnopfer und seiner Auferstehung und auch über das Zeugnis seiner Apostel berichtet.

Das dritte Zeugnis für Christus ist das Buch Mormon, das ebenfalls das Kommen Christi vorhersagt, den biblischen Bericht über sein errettendes Sühnopfer bestätigt und dann den Besuch des auferstandenen Erlösers auf der anderen Erdhälfte schildert. Der Untertitel des Buches Mormon, die Aussage, die zur Klarstellung auf die Titelseite eines jeden Exemplars gedruckt ist, lautet: „Ein weiterer Zeuge für Jesus Christus.“

Jedes dieser drei Zeugnisse ist Teil des großen, unteilbaren ganzen offenbarten Wortes Gottes an seine Kinder. Sie enthalten die Worte Christi, an denen wir uns, wie wir ermahnt wurden, weiden sollen, um würdig für das ewige Leben zu werden (siehe 2 Nephi 31:20). Denjenigen, die glauben, dass ein Teil wichtiger oder wahrer ist als die anderen Teile, entgeht etwas von der Schönheit und Vollständigkeit des Kanons alter heiliger Schrift.

Und diejenigen, die glauben, dass die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht an Jesus Christus oder die Bibel glauben, sollten sich die Zeit nehmen, die Kirche, die Bedeutung ihres Namens und die Macht ihrer Botschaft zu verstehen.

Ich staune über jeden, der den Glauben dieser Kirche an die Bibel und unsere Stellung als Christen in Frage stellt. Der Name der Kirche lautet Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Bei unserer letzten Generalkonferenz hier in diesem Gebäude haben unsere Führer der Kirche an die 200 Mal aus der Bibel zitiert. Diese Kirche ist so organisiert und funktioniert so wie die Kirche, die Christus und seine Apostel zur Zeit des Neuen Testaments aufgerichtet hatten. Heute sitzen der Prophet und die Apostel des Herrn Jesus Christus hier auf dem Podium.

Ich gebe feierlich Zeugnis, dass wir wahre und absolut überzeugte Anhänger des Herrn Jesus Christus und seines durch die Bibel offenbarten Wortes sind. Wir glauben nicht nur an die Bibel, wir bemühen uns, die darin enthaltenen Grundsätze zu befolgen und ihre Botschaft zu lehren. Die Botschaft unserer Missionare ist Christus, sein Evangelium und sein Sühnopfer, und die heiligen Schriften sind die Grundlage dieser Botschaft. Wir sagen allen Menschen: „Wir kommen in aller Liebe auf Sie zu und laden Sie ein, zu uns zu kommen; lassen Sie uns über alles sprechen, was Gott offenbart hat.“

Meine Brüder und Schwestern, wir müssen allen Menschen – auch den Mitgliedern unserer Kirche – klarmachen, welche Macht und Bedeutung die Bibel hat. Die Bibel ist eine heilige Schrift, die uns und die ganze Menschheit dazu bringt, Jesus Christus als unseren Heiland anzunehmen. Möge Gott uns den Wunsch und die Fähigkeit schenken, seine Lehren anzunehmen und danach zu leben, ist mein demütiges Gebet im Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.