1990–1999
Die Übersetzung des Buches Mormon - ein Wunder
April 1995


Die Übersetzung des Buches Mormon - ein Wunder

Das Buch Mormon stellt ein Wunder dar, das die Welt begutachten kann. Der vor über hundertfünfundsechzig Jahren vom Himmel gekommene Funke hat eine Flamme entzündet, die sich als das Morgenrot eines neuen Tags erweist.

Präsident Hinckley, Präsident Monson, Präsident Faust, Präsident Packer: [eine Frau, meine Familie und ich selbst anerkennen und unterstützen Sie aus ganzem Herzen. Meine lieben Brüder und Schwestern, ist uns eigentlich klar, was für ein großartiges Wunder die Übersetzung des Buches Mormon ist? Unter „Wunder” versteht man ein „außergewöhnliches, … der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht zugeschriebenes Geschehen.” (Duden, Deutsches Universalwörterbuch, 1989.) Dieser Definition zufolge ist die Übersetzung des Buches Mormon durch Joseph Smith tatsächlich ein Wunder unserer Zeit. Das Buch Mormon wird gegenwärtig in mehr als achtzig Sprachen gedruckt sowie in mehrere weitere übersetzt oder zur Veröffentlichung vorbereitet. Überlegen Sie einmal, was heute geschieht, wenn die Kirche das Buch Mormon aus dem Englischen übersetzen läßt. Zunächst sucht sie fähige, erfahrene Übersetzer aus, die neben ihrer Muttersprache auch Englisch gut beherrschen. Wir verpflichten dazu glaubenstreue, redliche Mitglieder mit hoher sittlicher Einstellung, damit sie bei ihrer Arbeit von Inspiration geleitet werden können. Wie es schon bei Joseph Smith war heilige Schrift übersetzen zu können ist auch heute eine Geistesgabe von Gott. Anders als damals aber machen sich viele heutige Übersetzer für ihren heiligen Auftrag Computer, einheitliche Wortlisten, Lexika und Bibliotheken zunutze. Die Arbeit ist heute ist sehr umfassend, und jeder Schritt wird von Übersetzungsfachleuten der Kirche sorgfältig geprüft. Selbst mit den besten in der Kirche verfügbaren Übersetzern und unserer fortgeschrittenen Technik dauert der gesamte Ablauf bis zur Veröffentlichung etwa vier Jahre. Doch nun wollen wir uns mit der Übersetzung des Buches Mormon durch den jungen Joseph Smith befassen. Joseph war auf einer Farm auf dem Land im Staat New York aufgewachsen und erst vierundzwanzig Jahre alt, als er die Übersetzung dieses heiligen Berichts aus reformiertem Ägyptisch ins Englische beendete. Er besaß nur sehr wenige Mittel zum Lebensunterhalt von Frau und Kindern. Er mußte sich mit Saat und Ernte abgeben, Holz machen, Wasser holen und sich um das Vieh kümmern. Die Möglichkeiten und Umstände, unter denen er arbeitete, waren alles andere als ideal. Sein Leben wurde bedroht, und der Mob versuchte, ihm die Platten wegzunehmen; deshalb mußte er die alten Aufzeichnungen verstecken und seinen Aufenthaltsort mehrmals wechseln (Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:60). Joseph hatte kein Telefon, kein Diktiergerät, keinen Computer, kein Fax und keinen Kopierer, nicht einmal elektrisches Licht. Schulbildung hatte Joseph nur sehr wenig, wohl kaum mehr als drei Jahre. Vor seiner Übersetzung hatte er keine Universität besucht. Ihm wurden keine literarischen oder akademischen Fachzeitschriften ins Haus geliefert. Er besuchte weder Südamerika noch den Nahen Osten, gehörte keiner Berufsorganisation an, hatte keine ausgedehnten Forschungen betrieben, und es gab auch keine gelehrten Kollegen, mit denen er über die Sprache auf den Buch-Mormon-Platten hätte diskutieren können. Er hatte die Grundlagen von Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt und mag auch ein wenig über amerikanische Geschichte gewußt haben. Er las, wie wir wissen, die Bibel auf englisch, aber nach weltlichen Maßstäben war Joseph weder Gelehrter noch Theologe, noch viel weniger ein professioneller Schriftübersetzer. Welche Fähigkeiten besaß er also, die ihm bei der Übersetzung helfen konnten? Oliver Cowdery, der sein Hauptschreiber war, sagte über die Quelle von Josephs Übersetzungskraft: „Der Prophet Joseph Smith … übersetzte mit der Gabe und Macht Gottes mittels des Urim und Tummim” (Deseret News, 13. April 1859). Literarische Arbeiten werden üblicherweise weitgehend revidiert, überarbeitet und kritisch durchgesehen, bevor die endgültige, genau abgestimmte Fassung vorliegt. So hat Abraham Lincoln seine berühmte „Gettysburg-Ansprache” mindestens fünfmal neu geschrieben, jedesmal ein klein wenig anders als zuvor. (World Book Encyclopedia, Band 8, Ausg. 1992, Seite 1761) Beim Vorbereiten dieser Konferenzansprache hatte ich ein Erlebnis, das mich tief berührte: Ich konnte mir einige Seiten von Joseph Smiths Originalmanuskript vom Buch Mormon, das im Archiv der Kirche sicher verwahrt ist, in Ruhe ansehen und war tief beeindruckt davon, wie sauber die Niederschrift ist und daß sie nur einige wenige unbedeutende Korrekturen aufweist, wie etwa bei einem orthographischen Fehler. Josephs Originalmanuskript ist so perfekt, daß es nur eine einzige Quelle geben kann göttliche Inspiration. Auf Josephs Schultern lastete nicht nur die Übersetzung des Buches Mormon, sondern auch die Wiederherstellung und Aufrichtung der Kirche Jesu Christi. Während er noch übersetzte, empfing er viele Offenbarungen sowie Besuche himmlischer Boten, die ihm weitere wichtige Aufträge brachten, wie etwa die Wiederherstellung des Priestertums und die Offenbarung über die Taufe. Durch seine vielen Aufgaben wurde die Übersetzungsarbeit öfters unterbrochen, manchmal sogar monatelang. (Josph Smith - Lebensgeschichte 1:68-75). Sobald er aber seine ganze Bemühung voll auf die Übersetzung richten konnte, ging das Werk rasch voran. Miteinander übersetzten Joseph und Oliver acht bis zehn Seiten pro Tag. Der überwiegende Teil der Buch-Mormon-Übersetzung wurde in nur dreiundsechzig Arbeitstagen fertiggestellt! (John W. Welch und Tim Rathbone, „The Translation of the Book of Mormon: Basic Historical Information”, F. A.R. M.S. Paper, Provo, Utah, 1968, Seite 14.) Oliver schildert dies so: „Das waren unvergeßliche Tage - dazusitzen und einer Stimme lauschen zu dürfen, die unter der Eingebung des Himmels sprach, das erfüllte mein Herz mit tiefster Dankbarkeit! Tag für Tag, ohne Unterbrechung, schrieb ich immerfort nieder, was von seinen Lippen fiel, als er … diese Aufzeichnungen, nämlich das Buch Mormon, übersetzte.” (Messenger & Advocate, Band l, Oktober 1834, Seite 14-16). Aus einer etablierten Sprache mit festem Alphabet zu übersetzen ist an sich schon eine Leistung. Aber Joseph mußte aus einem „reformierten Ägyptisch”, das noch hieratische Form hatte, ins Englische übersetzen (Mormon 9:32). Er war der erste seit vierzehnhundert Jahren, der die Worte des Erretters las, wie sie von Nephi, Alma, Mormon, Moroni und den übrigen Propheten des Buches Mormon niedergeschrieben worden waren. Seine Fähigkeit, das Buch Mormon zu übersetzen, war durchaus „ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder” (2 Nephi 25:17). Josephs ursprüngliche Übersetzung ins Englische ist - abgesehen von ein paar grammatikalischen und unwesentlichen textlichen Verbesserungen - bis heute der Text des Buches Mormon und damit die Grundlage aller Übersetzungen in die anderen Sprachen der Welt (siehe Encyclopedia of Mormonism, Band l, „Book of Mormon Manuscripts”). Wie schon Nephi einst prophezeit hatte, würden „[seine] Worte … bis an die Enden der Erde hin-[flüstern] - ein Banner für [sein] Volk” (2 Nephi 29:2). Könnten wir denn heute so etwas zustande bringen? Wäre ein Gremium von tausend der besten Theologen, Altsprachler oder Altertumsgelehrten imstande, ein ähnliches Buch von so außerordentlichem, überirdischem Wert zu schreiben? Kein anderer Mensch von so geringer Schulbildung und mit so wenig Hilfsmitteln, wie es bei Joseph der Fall war, hat als einzelner und in so kurzer Zeit mehr als fünfhundert Seiten heilige Schrift aus einer alten Sprache übertragen. Diese Übersetzung wurde bis jetzt in mehr als achtzig Sprachen übersetzt, und es wurden davon dreiundsiebzig Millionen Exemplare ausgegeben. Josephs Übersetzung dieses heiligen Berichts aus alter Zeit hat der Überprüfung durch viele Skeptiker standgehalten. Das Buch Mormon stellt ein Wunder dar, das die Welt begutachten kann. Der vor über hundertfünfundsechzig Jahren vom Himmel gekommene Funke hat eine Flamme entzündet, die sich als das Morgenrot eines neuen Tags erweist. Das überrascht nicht, denn „der Geist, der von Gott ist - er lodert wie Feuer!” (Hymns, Nr. 2). Überall auf der Welt suchen die Menschen nach dem Zeugnis von Jesus Christus, wie es im Buch Mormon zu finden ist. Sie kommen aus allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern. Wie es Joseph Smith offenbart worden war: „Die Enden der Erde werden sich nach deinem Namen erkundigen.” (LuB 122:1.) Und warum erkundigen sie sich nach seinem Namen? Weil seine Übersetzung Zeugnis gibt von Jesus Christus. Weil er der Prophet der Wiederherstellung ist. Mit tiefer Dankbarkeit für das Wunder, das sich durch die Übersetzung des Buches Mormon zugetragen hat, singen wir: „Preis sei dem Mann, der mit Jehova verkehrte, der ein Prophet war, von Christus selbst ernannt, der diese letzte Evangeliumszeit führte … bis alle Welt, Bruder Joseph’ wieder kennt.” (Hymns, Nr. 27.) Ich gebe Zeugnis - die Übersetzung des Buches Mormon ist der klare Beweis dafür, daß Joseph ein Prophet Gottes ist, der berufen wurde, „für diese Kirche den Grund zu legen und sie aus der Dunkelheit, aus dem Finstern, hervorzubringen - die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden” (LuB 1:30). Das Buch Mormon ist der Grundpfeiler unserer Religion, und wenn man sich an seine Weisungen hält, wird man dadurch näher zu Gott kommen als durch jedes andere Buch (siehe Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 194.) Mögen wir dieses Wunder dankbar anerkennen und den Wunsch haben, den Erretter durch die Lehren des Buches Mormon erkennen zu lernen. Das erbitte ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen