1990–1999
Der Tempel ist Familiensache
April 1995


Der Tempel ist Familiensache

Wir gehen in den Tempel, um Bündnisse zu schließen, aber wir gehen nach Hause, um die geschlossenen Bündnisse zu halten.

Liebe Brüder und Schwestern, es ist mir eine Ehre, mit Ihnen gemeinsam Präsident Hinckley, Präsident Monson, Präsident Faust, Präsident Packer und den Zwölf meine Liebe und Unterstützung auszudrücken. Es macht mich glücklich, sagen zu können: Ich liebe Sie. Ich bin dankbar dafür, daß ich mit Ihnen im Werk des Reiches Gottes eins sein kann. Kürzlich unterhielt ich mich nach einer Pfahlkonferenz mit einer Familie, die Kinder im Teenager-Alter hat. Ich sagte den Kindern: „Ich müßt rechtschaffen leben, damit ihr eines Tages mit euren Eltern zum Tempel gehen könnt.” Die sechzehnjährige Tochter erwiderte: „Wir gehen doch fast jede Woche mit unseren Eltern in den Tempel, um Taufen aus unserer Familienmappe zu vollziehen.” Wie wunderbar ist es doch, wenn eine Familie gemeinsam zum Tempel geht. Als Jesus zwölf Jahre alt war, nahmen ihn seine Eltern mit zum Tempel. Es ist wohl mehr als bloßer Zufall, daß unsere Söhne und Töchter mit uns zum Tempel gehen können, wenn sie zwölf Jahre alt sind. Josef und Maria sagten nicht: „Bischof, bringen Sie doch bitte unseren Sohn zum Tempel.” Sie brachten ihn selbst hin. Wir als Eltern, als Gemeinde und als Pfahl müssen den Jugendlichen helfen, jetzt so zu leben, daß sie für den Tempel würdig sind. Für die jungen Männer und die jungen Damen gilt dasselbe Ziel, nämlich: Seid jetzt tempelwürdig! Wenn der Bischof jedes Jahr die Jugendlichen interviewt, dann ist das auch ein Würdigkeitsinterview. Die Priestertumsführer und die Führung der Jungen Damen haben ein wunderbares Ziel. Sie sollen nämlich den Eltern helfen, daß sie jeden jungen Mann und jede junge Dame dazu anregen, jedes Jahr in den Tempel zu gehen. Es ist ein großer Segen für die Eltern, wenn sie mit ihren Kindern ab zwölf Jahren wenigstens einmal im Jahr im Tempel sind, sofern die Umstände es gestatten. Es gibt etwas, was mehr als alles andere in uns den Wunsch weckt, im Tempel zu sein, nämlich: den Heiligen Geist bei uns zu haben. Zweierlei ist nötig, um den Heiligen Geist zu haben. Erstens: wir müssen seiner würdig sein, und zweitens: wir müssen darum bitten. „Bittet den Vater in meinem Namen, voller Glauben, daß ihr empfangen werdet, dann werdet ihr den Heiligen Geist haben, der alles kundtut, was für die Menschenkinder ratsam ist.” (LuB 18:18.) Wenn wir also im Glauben bitten, dann empfangen wir den Heiligen Geist, und der führt uns in den Tempel. Lassen Sie mich hier ein Wort der Warnung sagen. Wir können nicht unwürdig in ein heiliges Haus gehen, ohne das Gericht Gottes über uns zu bringen. Gott läßt keinen Spott mit sich treiben. Wenn zwei Menschen, die noch nicht völlig von ihren Sünden umgekehrt sind, in den Tempel gehen, um dort zu heiraten, dann bauen sie ihre Ehe auf ein wackliges Fundament. Und das ist, wie ich meine, eine der Hauptgründe für die Scheidung von einigen im Tempel geschlossenen Ehen. Wenn ein Mann in den Tempel geht, der gegen Frau und Kinder oder in geschäftlichen Belangen unehrlich ist, dann bringt er Verdammnis über seine Seele und hat es dringend nötig, umzukehren. Präsident Hunter hat gesagt: „Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen, daß jedes Mitglied der Kirche würdig sein möge, in den Tempel zu gehen.” (Der Stern, Januar 1995, Seite 7.) Wenn unsere jungen Männer und Frauen auf dem Weg zur Mission unwürdig in den Tempel gehen, so ist das ein großer Fehler. Wir müssen sie zuerst auf den Tempel vorbereiten, und dann werden sie für die Mission vorbereitet sein. Präsident Hunter hat gesagt: «Bereiten wir jeden Missionar darauf, vor, würdig zum Tempel zu. gehen und diese Erfahrung zu einem noch größeren Höhepunkt zu machen als die Berufung auf Mission/’ (Der Stern, Januar 1995, Seite 81.) ”’ Die größten Segnungen der Ewigkeit werden uns durch den Tempel zuteil. Gottes größte Gabe, nämlich ewiges Leben, können nur Mann und Frau gemeinsam erlangen. Und jeder würdige Mensch wird eines Tages diese Segnung haben. In, Lehre und Bündnisse’ lesen wir: In der celestialen Herrlichkeit gibt es drei Himmel oder Grade, und um den höchsten zu erlangen, muß man in diese Ordnung des Priestertums [nämlich den neuen und immerwährenden Bund der Ehe] eintreten. Tut jemand das nicht, so kann er ihn nicht erlangen. Er kann in einen anderen eingehen, aber das ist das Ende seines Reiches; er kann keine Vermehrung haben.” (LuB 131:1-4.) Wir sehen also daß Mann und Frau mit der Ehe in eine Ordnung des Priestertums eintreten, die der neue und immerwährende Bund der Ehe genannt wird. Zu diesem Bund gehört die Bereitschaft, Kinder zu haben und sie im Evangelium zu unterweisen. Viele Probleme der heutigen Welt entstehen, weil die Eltern die Pflichten dieses. Bundes nicht akzeptieren. Es widerspricht dem Bund, wenn gesunde Eltern verhindern, daß Kinder geboren werden. Vor 35 Jahren, am Anfang meiner Laufbahn als Mediziner, geschah es nur ganz selten, daß eine verheiratete Frau sich in der Absicht beraten ließ, keine Kinder zu bekommen. Am Ende meiner Laufbahn als Mediziner geschah es nur selten, daß eine verheiratete Frau - abgesehen von einigen treuen Heiligen der Letzten Tage - mehr als ein, zwei Kinder haben wollte, und einige wollten überhaupt keine Kinder. Wir in der Kirche dürfen uns nicht von falschen, weitlichen Lehren einwickeln lassen, durch die wir die heiligen Tempelbündnisse brechen würden. Wir gehen in den Tempel, um Bündnisse zu schließen, aber wir gehen nach Hause, um die geschlossenen Bündnisse zu halten. Zu Hause ist unser Versuchsgelände. Das Zuhause ist der Ort, wo wir lernen, mehr wie Christus zu sein. Das Zuhause ist der Ort, wo wir lernen, unsere Selbstsucht zu überwinden und uns dem Dienst an anderen Menschen zu widmen. Sie halten es hoffentlich nicht für eine Simplifizierung wenn ich sage, daß gerade die_,,Kleinigkeiten” wie Familiengebet und Familienabend so wichtig sind. Kleinigkeiten - wenn der Vater seinen Kindern hilft, das Nachtgebet zu sprechen, und ihnen eine. Gutenachtgeschichte vorliest, statt fernzusehen. Kleinigkeiten - wenn man im Tages plan der Familie Zeit für das Lesen in der heiligen Schrift vorsieht Kleinigkeiten wenn der Ehemann die Größe hat, zu sagen: ”Liebling es tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich will mich bessern.” Oder wenn die Mutter einem Kind sagt: „Tut mir leid, daß ich wütend geworden bin. Entschuldige bitte.” Ja, die alltäglichen und allwöchentlichen Kleinigkeiten, auf sie kommt es wirklich an. Dadurch, daß sie die Tempelbündnisse halten, können alle Kinder Gottes erhöht werden. Ich wiederhole: Wir gehen in den Tempel, um Bündnisse zu schließen, aber wir gehen nach Hause, um diese Bündnisse zu halten. Von Elder Boyd K. Packer wird erzählt: Nachdem er die ganze Welt bereist und viele exotische Orte gesehen hatte, wurde er gefragt, wohin er gehen würde,, wenn er es sich aussuchen könnte._Er_antwortete «Ich würde nach Hause gehen.”_Mir geht es genau so. Wenn man mir diese Frage stellte, würde ich sagen: „Ich. würde nach Hause gehen, mich in einen großen Schaukelstuhl setzen, ein paar kleine Enkelkinder auf den Schoß nehmen und hoffen, daß ein wenig von dem Himmelsstaub, der ihnen noch anhaftet, an mir hängenbleibt.” Ich bin dankbar für das Zuhause, wo man lernen kann, wie man liebt, wie man teilhaben läßt, wie man Christus ähnlicher wird. Ich bin dankbar für den Tempel, denn dort; können wir als Familie für die Ewigkeit gesiegelt werden. Ich bin dankbar für den Tempel, denn dort können wir beten und Gott verehren, und wir können den Segen des Himmels auf unsere Familie herabrufen. Ich bin dankbar für den Tempel, denn dort können wir als Familie hingehen und die ewigen Bande stärken, die uns als ewige Familie zusammenhalten, und dort können wir das große erlösende Werk für unsere Vorfahren tun, die es für sich selbst nicht tun können - so, wie Jesus das für uns tat was wir selbst nicht tun können. Ich bin dankbar, daß Gott in seiner ewigen Weisheit diese Segnungen allen seinen Kindern zugänglich gemacht hat. Einige müssen jedoch bis zum Leben nach dem Tode warten, bis auch sie sich dieser Segnungen erfreuen können. Aber jeder, der würdig lebt, wird jede dieser Segnungen bekommen. Ich bezeuge, daß Jesus gern in den Tempel gegangen ist. Wenn man Christus ähnlicher werden will, dann muß man auch lernen, gern in den Tempel zu gehen. Ich bete darum, daß unsere Familien ewig sein und daß wir ewiges Leben haben werden. Im Namen Jesu Christi. Amen