Generalkonferenz
In Stürmen standhaft
Frühjahrs-Generalkonferenz 2022


In Stürmen standhaft

Wenn die Stürme des Lebens kommen, können Sie standhaft sein, weil Sie auf dem Fels Ihres Glaubens an Jesus Christus stehen

Meine lieben Brüder und Schwestern, welch Segen ist es, dass wir heute von inspirierten Dienern Gottes Rat empfangen und aufmunternde Worte hören durften. Jedem von uns – wo wir auch sind – ist bewusst, dass wir in immer gefahrvolleren Zeiten leben. Ich bete dafür, dass ich Ihnen helfen möge, in den Stürmen, denen wir ausgesetzt sind, standhaft zu bleiben und Frieden im Herzen zu verspüren.1

Zunächst einmal sollten wir uns vor Augen führen, dass jeder von uns ein geliebtes Kind Gottes ist und dass Gott inspirierte Diener hat. Diese Diener Gottes haben die Zeit, in der wir leben, vorhergesehen. Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus: „Das aber sollst du wissen: In den letzten Tagen werden schwere Zeiten anbrechen.“2

Jeder, der Augen hat, die Zeichen der Zeit zu sehen, und Ohren, die Worte der Propheten zu hören, weiß, dass dem so ist. Die größten Gefahren gehen von den Mächten des Bösen aus – und diese werden stärker. Deswegen wird es immer schwieriger und nicht leichter, den Bündnissen treu zu sein, die wir eingehen und halten müssen, um gemäß dem Evangelium Jesu Christi zu leben.

Wer sich Sorgen um sich und seine Lieben macht, darf jedoch hoffen, denn Gott hat uns in den kommenden Stürmen einen sicheren Ort verheißen.

Ich will Ihnen mit Worten ein Bild von diesem Ort malen. Die lebenden Propheten haben ihn immer wieder beschrieben. Beispielsweise steht im Buch Mormon, was ein inspirierter, liebevoller Vater seinen Söhnen dazu riet, wie sie sich wappnen und in den bevorstehenden Stürmen standhaft bleiben können: „Und nun, meine Söhne, denkt daran, denkt daran, dass unser Erlöser – und das ist Christus, der Sohn Gottes – der Fels ist, auf dem ihr eure Grundlage bauen müsst; damit, wenn der Teufel seine mächtigen Winde aussenden wird, ja, seine Blitzstrahlen im Wirbelsturm, ja, wenn all sein Hagel und sein mächtiger Sturm an euch rütteln, dies keine Macht über euch haben wird, euch in den Abgrund des Elends und des endlosen Wehs hinabzuziehen, und zwar wegen des Felsens, auf den ihr gebaut seid, der eine sichere Grundlage ist, und wenn die Menschen [darauf] bauen, können sie nicht fallen.“3

Das Elend und das endlose Weh, von dem er sprach, sind die schrecklichen Auswirkungen von Sünden, von denen wir nicht vollständig umkehren. Die zunehmenden Stürme sind die Versuchungen und die sich häufenden Angriffe des Satans. Heute müssen wir mehr denn je wissen, wie man auf dieser sicheren Grundlage baut. Meiner Meinung nach erklärt das niemand besser als König Benjamin in seiner letzten Rede, die ebenfalls im Buch Mormon steht.

Die prophetischen Worte König Benjamins gelten auch für uns heutzutage. Er kannte aus eigener Erfahrung die Schrecken des Krieges. Er hatte sein Volk in der Schlacht verteidigt und sich dabei auf Gottes Macht verlassen. Er konnte deutlich die furchtbaren Kräfte Luzifers erkennen, mit denen er Gottes Kinder versucht und überwältigen und entmutigen will.

Er forderte sein Volk und uns auf, auf dem einzigen sicheren Felsen zu bauen, nämlich dem Erretter. Er zeigte auf, dass wir frei zwischen Richtig und Falsch wählen können, jedoch den Folgen unserer Entscheidungen nicht entrinnen können. Er sprach direkt und unumwunden, weil er wusste, welch Leid über diejenigen kommen würde, die seine Warnung nicht hörten oder sie missachteten.

Er beschrieb die Folgen unserer Entscheidungen – der Entscheidung, entweder den Eingebungen des Geistes zu folgen oder den bösen Botschaften des Satans, der uns versuchen und vernichten will:

„Denn siehe, ein Weh ist ausgesprochen über den, dem es gefällt, diesem [bösen] Geist zu gehorchen; denn wenn es jemandem gefällt, ihm zu gehorchen, und er in seinen Sünden verharrt und stirbt, so trinkt ein solcher Verdammnis für seine eigene Seele; denn als seinen Lohn empfängt er eine immerwährende Strafe, weil er das Gesetz Gottes gegen sein eigenes Wissen übertreten hat. …

Darum, wenn so jemand nicht umkehrt und ein Feind Gottes bleibt und als solcher stirbt, erwecken die Forderungen göttlicher Gerechtigkeit in seiner unsterblichen Seele ein lebendiges Bewusstsein seiner eigenen Schuld, und dies lässt ihn vor der Gegenwart des Herrn zurückschrecken und füllt ihm die Brust mit Schuld und Schmerz und Pein, und das ist wie ein unauslöschliches Feuer, dessen Flamme für immer und immer emporsteigt.“

König Benjamin fuhr fort: „O alle ihr alten Menschen und auch ihr jungen Menschen und ihr kleinen Kinder, die ihr meine Worte verstehen könnt, denn ich habe klar zu euch gesprochen, sodass ihr versteht, ich bete, dass ihr zu dem Bewusstsein erwachtet, wie furchtbar die Lage derjenigen ist, die in Übertretung gefallen sind.“4

Bei dieser eindrücklichen Warnung, umzukehren, kommt mir ein Bild in den Sinn: Es wird nämlich gewiss die Zeit kommen, da Sie und ich nach diesem Leben vor dem Erretter stehen werden, und wir wünschen uns doch von ganzem Herzen, dann nicht zurückzuschrecken, sondern zu ihm aufblicken, ihn lächeln sehen und ihn sagen hören zu können: „Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. … Komm [herein].“5

König Benjamin macht deutlich, wie wir die Hoffnung erlangen können, einst diese Worte zu hören, wenn wir nämlich in diesem Leben dahin gelangen, dass unser Wesen durch das Sühnopfer Jesu Christi verwandelt wird. Nur auf diese Weise können wir auf der sicheren Grundlage bauen und inmitten der bevorstehenden Stürme der Versuchungen und Prüfungen standhaft ausharren. König Benjamin beschreibt diese Wesenswandlung mit einer wunderschönen Metapher, die mir immer sehr nahegeht. Sie wird seit tausenden Jahren von Propheten und auch vom Herrn selbst verwendet. Sie lautet: Wir müssen wie ein Kind werden – ein kleines Kind.

Einige werden dies nicht so leicht annehmen können. Die meisten von uns wollen stark sein. Wie ein Kind zu sein, bedeutet für uns vielleicht, schwach zu sein. Die meisten Eltern warten auf den Tag, an dem sich ihre Kinder weniger kindisch verhalten. Aber König Benjamin, der so gut wie jeder andere wusste, was es bedeutet, stark und mutig zu sein, machte deutlich: Wie ein Kind zu sein bedeutet nicht, kindisch zu sein. Es bedeutet, wie der Erretter zu sein, der seinen Vater um die Kraft gebeten hat, dessen Willen zu tun und für die Sünden aller Kinder seines Vaters zu sühnen, und dies dann auch getan hat. Unser Wesen muss sich wandeln, um wie das eines Kindes zu werden; nur so erlangen wir die nötige Kraft, um in schweren Zeiten standhaft auszuharren und Frieden zu verspüren.

König Benjamin hat mit bewegenden Worten beschrieben, wie diese Wandlung zustande kommt: „Denn der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes und ist es seit dem Fall Adams gewesen und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt und den natürlichen Menschen ablegt und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger wird und so wird wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voller Liebe und willig, sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen, so wie ein Kind sich seinem Vater fügt.“6

Diese Wandlung tritt bei uns dadurch ein, dass wir Bündnisse mit Gott eingehen und erneuern. Dann wirkt die Macht des Sühnopfers Christi, die eine Umwandlung tief in uns ermöglicht. Wir können sie jedes Mal verspüren, wenn wir vom Abendmahl nehmen, im Tempel eine heilige Handlung für einen verstorbenen Vorfahren durchführen, für den Erretter Zeugnis geben oder als Jünger Christi für einen Bedürftigen sorgen.

Durch diese Erfahrungen werden wir mit der Zeit wie ein Kind, was unsere Fähigkeit, zu lieben und zu gehorchen, anbelangt. Dann stehen wir auf der sicheren Grundlage. Der Glaube an Jesus Christus führt uns dazu, umzukehren und seine Gebote zu halten. Wir sind gehorsam und erlangen die Kraft, Versuchungen zu widerstehen, und wir haben, wie verheißen, den Heiligen Geist bei uns.

Unser Wesen wandelt sich und wir werden wie ein kleines Kind – gehorsam Gott gegenüber und liebevoller. Dank dieser Wandlung sind wir der wunderbaren Gaben würdig, die der Heilige Geist uns schenkt. Durch seine Begleitung nämlich erlangen wir Trost, Führung und Kraft.

Ich habe einiges von dem erkannt, was König Benjamin meinte, als er sagte, dass wir vor Gott wie ein kleines Kind werden können. Ich habe aus vielen Erfahrungen gelernt, dass der Heilige Geist meistens mit einer leisen Stimme spricht, die man am besten hört, wenn man ein sanftmütiges und fügsames Herz wie das eines Kindes hat. Tatsächlich funktioniert es mit dem Beten, wenn wir sagen: „Ich will nur, was du willst. Sag mir einfach, was ich tun soll. Ich werde es tun.“

Wenn die Stürme des Lebens kommen, können Sie standhaft sein, weil Sie auf dem Fels Ihres Glaubens an Jesus Christus stehen. Dieser Glaube wird Sie dazu führen, Tag um Tag umzukehren und beständig Ihre Bündnisse zu halten. Dann werden Sie immer an Jesus denken. Und wenn die Stürme des Hasses und des Bösen toben, werden Sie Halt und Hoffnung verspüren.

Vor allem aber werden Sie die Hand ausstrecken und andere zu sich auf den sicheren Felsen hochziehen. Glaube an Jesus Christus führt stets zu größerer Hoffnung und zu Nächstenliebe, die ja die wahre Christusliebe ist.

Ich gebe feierlich Zeugnis dafür, dass der Herr Jesus Christus Sie aufgefordert hat: „Kommt … zu mir.“7 Er lädt Sie aus Liebe zu Ihnen und zu Ihren Lieben ein, zu ihm zu kommen, damit Sie in diesem Leben Frieden und in der künftigen Welt ewiges Leben erlangen können. Er weiß genau, welche Stürme Ihnen während dieser Prüfungszeit bevorstehen. Diese gehören ja zum Plan des Glücklichseins.

Ich bitte Sie inständig, der Aufforderung des Erretters nachzukommen. Nehmen Sie seine Hilfe wie ein sanftmütiges, liebevolles Kind an. Schließen und halten Sie die Bündnisse, die er in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anbietet. Sie werden Ihnen Kraft verleihen. Der Erretter kennt die Stürme, aber auch die sicheren Orte auf Ihrem Heimweg zu ihm und zu unserem Vater im Himmel. Er kennt den Weg. Er ist der Weg. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.