Generalkonferenz
Fürchte dich nicht! Glaube nur!
Frühjahrs-Generalkonferenz 2022


Fürchte dich nicht! Glaube nur!

Beginnt eure Suche nach Glück damit, dass ihr die reichen Gaben annehmt, die wir bereits vom Geber aller guten Gaben erhalten haben

Ich wende mich heute an die jungen Menschen in der Kirche, also an alle, die so alt sind wie Präsident Russell M. Nelson oder jünger. Ich verwende selten Bilder, aber ich kann nicht widerstehen, dieses hier zu zeigen.

Bild
Brief von Marin Arnold

Dieser Ausdruck echter Verzweiflung stammt von der achtjährigen Marin Arnold, geschrieben hat sie den Brief als Siebenjährige. Ich werde euch ihr reformiertes Ägyptisch übersetzen:

Liebr Bischof

genaralkonfirens

war Langweilich warum

Müsen wir das

Tun? sag mir warum

mid freundlichen grüsen, Marin

Arnold.1

Liebe Marin, meine Ansprache wird dich zweifellos wieder enttäuschen. Aber wenn du deinem Bischof schreibst, um dich zu beschweren, musst du ihm unbedingt sagen, dass mein Name „Kearon“ ist. „Elder Patrick Kearon.“

Seit fast zwei Jahren wird unser Planet von einer Pandemie biblischen Ausmaßes heimgesucht, und während diese Seuche in der Gesellschaft fast alles zum Stillstand gebracht hat, hat sie der Brutalität, der Gewalt und der grausamen Aggression in der Politik offenbar keinen Einhalt geboten, sei es auf Landes- oder auf internationaler Ebene. Als ob das nicht schon genug wäre, stehen wir immer noch vor langwierigen sozialen und kulturellen Herausforderungen, die von wirtschaftlicher Benachteiligung über Umweltzerstörung bis hin zu ethnischer Ungleichheit und vielem mehr reichen.

Solch steife Winde und dunkle Tage können für die Jugendlichen unter uns entmutigend sein, für diejenigen also, von denen wir uns Optimismus und Begeisterung für die Zukunft erhoffen. Es heißt: „Die Kraft der Jugend ist der gemeinsame Reichtum für die ganze Welt. Die … Jugend … ist das Gesicht unserer … Zukunft.“2 Darüber hinaus sind unsere Kinder die Treuhänder, in deren Hände die Geschicke dieser Kirche gelegt werden.

In der heutigen Zeit ist es verständlich, wenn der Idealismus der jungen Leute ein wenig nachlässt. Dr. Laurie Santos, Professorin an der Universität Yale, hat kürzlich einen Kurs mit dem Titel „Psychologie und das schöne Leben“ angeboten. „Im ersten Jahr, in dem der Kurs belegt werden konnte, schrieb sich fast [ein Viertel aller] Studierenden für diesen Kurs ein.“3 Über 64 Millionen Menschen haben daraufhin ihren Podcast gehört. Ein Journalist, der über dieses Phänomen berichtete, stellte fest, wie schmerzlich es zu beobachten ist, dass so viele intelligente junge Menschen – und Erwachsene – verzweifelt „nach etwas suchen, was sie verloren haben“ oder, schlimmer noch, sich nach etwas sehnen, was sie nie hatten.4

Ich möchte heute unsere Jugendlichen und auch die Eltern und Erwachsenen, die euch beraten, bitten, die Suche nach Glück damit zu beginnen, dass ihr die reichen Gaben annehmt, die wir bereits vom Geber aller guten Gaben erhalten haben.5 Gerade in dem Moment, in dem viele in der Welt tiefgründige Fragen der Seele stellen, sollten wir mit der frohen Botschaft6 des Evangeliums Jesu Christi antworten. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die die Mission und die Botschaft des Erretters der Welt hochhält, bietet den auf ewig bedeutsamsten Weg, in einer so kritischen Zeit sowohl Gutes zu finden als auch Gutes zu tun.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt, dass diese Generation junger Menschen die Fähigkeit besitzt, „mehr Einfluss [zum Guten] auf die Welt zu haben als jede Generation [zuvor]“7. Gerade wir sollten „den Gesang der erlösenden Liebe singen“8, aber das erfordert Disziplin – die Disziplin eines Jüngers –, die uns vor negativen Einstellungen und zerstörerischen Gewohnheiten schützt, die uns beim Versuch, den Gesang der ewigen Errettung zu singen, aus dem Takt bringen.

Selbst wenn wir „auf der Sonnenseite der Straße“9 bleiben, treffen wir unweigerlich von Zeit zu Zeit auf jemanden, der entschlossen ist, an allem etwas Trübes und Trostloses zu finden. Frei nach dem Motto: „Am dunkelsten ist es immer, kurz bevor es stockdunkel wird.“ Was für ein unheilvoller Ausblick und was für ein elendes Leben! Ja, manchmal möchten wir vielleicht von dort weglaufen, wo wir gerade sind, aber wir sollten ganz sicher niemals vor dem weglaufen, wer wir sind – Kinder des lebendigen Gottes, der uns liebt, der immer bereit ist, uns zu vergeben, und der uns nie und nimmer verlassen wird. Ihr seid sein kostbarster Besitz. Ihr seid sein Kind, dem er Propheten und Verheißungen, geistige Gaben und Offenbarungen, Wunder und Botschaften und Engel auf beiden Seiten des Schleiers gegeben hat.10

Er hat euch auch eine Kirche gegeben, die Familien für die Zeit des Erdenlebens stärkt und Familienangehörige für die Ewigkeit aneinander bindet. Es gibt mehr als 31.000 Gemeinden und Zweige, in denen Menschen zusammenkommen und singen und fasten und füreinander beten und von ihren Mitteln den Armen geben. Hier kennt man jeden namentlich, gibt auf ihn acht und betreut ihn, und Freunde und Nachbarn stellen sich als Laien freiwillig in den Dienst des anderen und erfüllen Berufungen, die von der Büroarbeit bis hin zum Hausmeisterdienst reichen. Junge Erwachsene – wie auch ältere Ehepaare – erfüllen zu Tausenden auf eigene Kosten einen Missionsdienst, ohne dass sie mitbestimmen könnten, wo sie eingesetzt werden, und junge wie alte Mitglieder strömen zu den Tempeln, um die heiligen Handlungen zu vollziehen, die notwendig sind, um die Menschheitsfamilie zu vereinen – eine kühne Arbeit in einer so gespaltenen Welt, die jedoch verdeutlicht, dass diese Spaltung nur vorübergehend ist. Dies sind einige der Gründe, die wir für „die Hoffnung, die [uns] erfüllt“11 anführen.

Natürlich steht jeder Jünger Jesu Christi in der heutigen Zeit vor ungeheuer schwierigen Fragen. Die Führer dieser Kirche setzen ihr Leben dafür ein, sich bei der Bewältigung dieser Herausforderungen um die Führung des Herrn zu bemühen. Wenn einige Fragen nicht zur Zufriedenheit aller gelöst werden können, sind sie vielleicht Teil des Kreuzes, von dem Jesus sagte, dass wir es auf uns nehmen müssen, um ihm nachzufolgen.12 Gerade weil es dunkle Tage und schwierige Fragen gibt, hat Gott verheißen, die Propheten aus einer Wolkensäule bei Tag und einer Feuersäule bei Nacht zu führen, eine eiserne Stange anzubieten, ein schmales Tor zu öffnen, das zu einem engen Pfad führt, und uns vor allem die Kraft zu gewähren, den Lauf zu vollenden.13

Bleibt also bitte für das ganze Festmahl, auch wenn euch der Brokkoli nicht schmeckt. Wärmt euch im Licht Gottes und stellt eure Kerze in den Dienst der Sache.14 Die PV-Kinder haben absolut Recht: Jesus will wirklich, dass wir „als Sonnenstrahl leuchten“15.

Als der jüdische Führer Jaïrus Jesus bat, seine zwölfjährige Tochter zu heilen, die zuhause im Sterben lag, hielt die umstehende Menge den Heiland so lange auf, dass bald darauf ein Diener kam und dem besorgten Vater mitteilte: „Deine Tochter ist gestorben. Bemüh den Meister nicht länger!

Jesus hörte es und sagte darauf zu ihm: Fürchte dich nicht! Glaube nur, dann wird sie gerettet werden!“16

Das wurde sie. Und das werdet auch ihr. „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“

Weil jeder Einzelne von euch für Gott und für diese Kirche kostbar ist, schließe ich mit dieser besonderen apostolischen Erklärung. Bevor ihr überhaupt die Gabe des Heiligen Geistes empfangen habt, war das Licht Christi in eurer Seele verankert,17 jenes „Licht, das in allem ist, das allem Leben gibt“18, der gute Einfluss im Herzen aller Menschen, die jemals gelebt haben und jemals leben werden. Dieses Licht wurde euch gegeben, um euch zu schützen und zu unterweisen. Eine seiner zentralen Botschaften besteht darin, dass das Leben die kostbarste aller Gaben ist, eine Gabe, die nur durch das Sühnopfer des Herrn Jesus Christus für alle Ewigkeit erlangt werden kann. Als „das Licht und das Leben der Welt“19 ist der einziggezeugte Sohn Gottes gekommen, um uns das Leben zu schenken, indem er den Tod besiegte.

Wir müssen uns voll und ganz diesem Geschenk des Lebens verschreiben und Menschen zu Hilfe eilen, die Gefahr laufen, dieses heilige Geschenk aufzugeben. Ich wende mich an die Führungsverantwortlichen, Berater, Freunde und Angehörigen: Achten Sie auf Anzeichen von Depression, Verzweiflung oder Hinweise auf Selbstverletzung. Bieten Sie Ihre Hilfe an. Hören Sie zu. Schreiten Sie gegebenenfalls in irgendeiner Form ein.

Allen Jugendlichen da draußen, die mit Problemen zu kämpfen haben, sage ich: Was auch immer eure Sorgen oder Schwierigkeiten sein mögen, der Tod durch Suizid ist eindeutig nicht die Lösung. Es wird den Schmerz, den ihr im Moment spürt oder eurer Meinung nach verursacht, nicht lindern. In einer Welt, die so verzweifelt alles Licht braucht, das sie bekommen kann, solltet ihr das ewige Licht, das Gott in eure Seele gepflanzt hat, noch ehe die Welt war, nicht kleiner machen, als es ist. Sprecht mit jemandem. Bittet um Hilfe. Zerstört nicht ein Leben, für das Christus sein Leben gegeben hat, um es zu bewahren. Ihr könnt die Strapazen dieses irdischen Lebens ertragen, weil wir euch dabei helfen werden. Ihr seid stärker, als euch bewusst ist. Es gibt Hilfe, von anderen und vor allem von Gott. Ihr werdet geliebt und geschätzt und gebraucht! Wir brauchen euch! „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“

Jemand, der sich einer viel aussichtsloseren Situation gegenübersah, als ihr und ich es je tun werden, hat einst ausgerufen: „Geht vorwärts [meine geliebten jungen Freunde]! Mut … und auf, auf zum Sieg! Lasst euer Herz sich freuen und überaus froh sein.“20 Wir haben so vieles, worüber wir froh sein können. Wir haben einander und wir haben den Erlöser. Nehmt uns nicht die Chance, euch bei uns zu haben. Darum bitte ich im hochheiligen Namen des Herrn Jesus Christus, unseres Meisters. Amen.