Generalkonferenz
Kommt zu Christus, und kommt nicht allein!
Herbst-Generalkonferenz 2021


Kommt zu Christus, und kommt nicht allein!

Die beste Möglichkeit, wie ihr die Welt verbessern könnt, besteht darin, sie auf Christus vorzubereiten, indem ihr alle einladet, ihm nachzufolgen

Vor kurzem erhielt ich einen Brief von einer wissbegierigen Jungen Dame. Sie schrieb: „Ich komme nicht weiter. … Ich bin mir nicht sicher, wer ich wirklich bin, aber ich habe das Gefühl, dass ich zu etwas Großem bestimmt bin.“

Kennt ihr das Gefühl, auf der Suche zu sein? Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob der Vater im Himmel euch kennt und euch braucht? Euch, meinen lieben Jugendlichen, und auch allen anderen bezeuge ich: Die Antwort lautet Ja! Der Herr hat einen Plan für euch. Er hat euch auf diesen Tag vorbereitet, damit ihr genau jetzt voller Kraft und Stärke in seinem mächtigen Werk mitwirken könnt. Wir brauchen euch! Ohne euch kann es einfach nicht so großartig werden!

Unser lieber Prophet, Präsident Russell M. Nelson, hat mich einmal bei einem heiligen Anlass an zwei einfache Wahrheiten erinnert, die die Grundlage für euer großartiges und herrliches Werk bilden.

Ich saß mit meinem Mann auf dem Sofa, als unser Prophet seinen Stuhl zu uns heranzog, sodass sich unsere Knie beinahe berührten, und mich mit seinen durchdringenden blauen Augen anschaute. Ich war nicht sicher, ob mein Herz raste oder komplett aufhörte zu schlagen, als er mich als Präsidentin der Jungen Damen der Kirche berief. Er stellte mir eine Frage, die mir immer noch im Herzen widerhallt: „Bonnie, was ist das Wichtigste, was die [Jugendlichen] wissen müssen?“

Ich dachte kurz nach und antwortete: „Sie müssen wissen, wer sie sind.“

„Genau!“, rief er. „Und sie müssen ihre Bestimmung kennen.“

Unsere göttliche Identität

Ihr seid geschätzte und geliebte Kinder des himmlischen Vaters. Er liebt euch auf so vollkommene Weise, dass er seinen Sohn Jesus Christus sandte, für euch und für mich zu sühnen.1 An der Liebe des Erretters zu uns ändert sich nichts – auch wenn wir Fehler machen! Nichts kann uns von der Liebe Gottes scheiden.2 Wenn ihr an diese Liebe denkt, kann euch das helfen, die Verwirrung in der Welt zurückzudrängen, durch die versucht wird, euer Vertrauen in eure göttliche Identität zu schwächen sowie euch zu verblenden, damit ihr euer Potenzial nicht erkennt.

Bei einer FSY-Tagung lernte ich zwei Junge Damen kennen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Jede der beiden Jungen Damen erwähnte, dass sie ihren Patriarchalischen Segen gelesen hatte, um wiederzuentdecken, wie sehr der Herr sie liebt und welche persönlichen Weisungen er ihr daher gegeben hat. Holt euren Patriarchalischen Segen hervor, blast notfalls den Staub von ihm und befasst euch oft mit ihm. Falls ihr ihn noch nicht habt, sorgt dafür, dass ihr ihn erhaltet – möglichst bald. Schiebt nicht auf, herauszufinden, was der Herr euch schon jetzt darüber sagen möchte, wer ihr seid.

Unsere ewige Bestimmung

Die zweite Wahrheit, die Präsident Nelson an jenem Tag uns gegenüber nannte, ist, dass wir unsere Bestimmung kennen müssen. Das ist unser großer und erhabener Auftrag.

Vor vielen Jahren bestritt mein Sohn Tanner im Alter von etwa fünf Jahren sein erstes Fußballspiel. Er war begeistert!

Als wir beim Fußballplatz ankamen, sahen wir, dass seine Mannschaft ein normal großes Fußballtor nutzte – kein kleines Pop-up-Tor, sondern eins mit einem sehr großen Netz, das für Fünfjährige viel zu groß erschien.

Als ich sah, dass Tanner im Tor stand, hatte das Spiel plötzlich eine enorme Symbolkraft. Ich war ganz gespannt. Verstand er wirklich, dass es sein Auftrag war, das Tor zu hüten?

Der Anpfiff ertönte, und das Spiel packte uns so sehr, dass wir gar nicht mehr auf Tanner achteten. Auf einmal kam einer der Gegenspieler an den Ball und dribbelte zügig auf ihn zu. Ich blickte zu Tanner, um mich zu vergewissern, dass er darauf gefasst war, sich zu behaupten und das Tor zu verteidigen. Ich sah etwas, was ich nicht erwartet hatte.

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Junge als Torhüter

Irgendwann während des Spiels hatte Tanner sich ablenken lassen und begonnen, seinen linken Arm durch die vielen Löcher im Netz zu fädeln. Dann hatte er das mit seinem rechten Arm gemacht. Als Nächstes mit seinem linken Fuß. Zum Schluss noch mit seinem rechten Fuß. Tanner hatte sich vollständig im Netz verfangen. Er hatte seinen Auftrag vergessen und war dem, womit er betraut worden war, nicht nachgekommen.

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Junge, der sich im Tornetz verfangen hat

Tanners Fußballkarriere war nur von kurzer Dauer, doch die Lektion, die er mir an dem Tag erteilte, wird nicht so schnell verblassen. Wir alle verlieren gelegentlich durch Ablenkung aus den Augen, warum wir hier sind, und richten unsere Energie auf andere Dinge. Eine der wirksamsten Waffen des Satans ist, uns durch gute und bessere Sachen abzulenken, die uns in schwierigen Zeiten verblenden und binden und dadurch vom Besten fernhalten – nämlich von dem Werk, zu dem wir doch auf diese Welt gekommen sind.3

Unsere ewige Bestimmung ist es, zu Christus zu kommen und uns mit ihm aktiv an seinem großen Werk zu beteiligen. Es ist so einfach, wie Präsident Nelson es beschrieben hat: „Jedes Mal, wenn wir irgendetwas tun, was irgendjemandem … hilft, Bündnisse mit Gott zu schließen und zu halten, helfen wir mit, Israel zu sammeln.“4 Und wenn wir zusammen mit Gott sein Werk tun, lernen wir ihn besser kennen und lieben ihn inniger.

Wir bemühen uns unablässig, dem Erretter näherzukommen – durch Glauben, von Dankbarkeit getragene Umkehr und das Halten der Gebote. Wenn wir uns durch Bündnisse und heilige Handlungen an ihn binden, erleben wir fortwährendes Vertrauen,5 Schutz6 und tiefe, anhaltende Freude.7

Wenn wir zu ihm kommen, sehen wir andere mit seinen Augen.8 Kommt zu Christus! Kommt jetzt, aber kommt nicht allein!9

Das Evangelium Jesu Christi ist nicht nur ganz nett, sondern für einen jeden unverzichtbar. „Es [gibt] keinen anderen Weg und kein anderes Mittel …, wodurch [wir] errettet werden [können], als nur in und durch Christus.“10 Wir brauchen Jesus Christus! Die Welt braucht Jesus Christus.11

Denkt daran: Die beste Möglichkeit, wie ihr die Welt verbessern könnt, besteht darin, sie auf Christus vorzubereiten, indem ihr alle einladet, ihm nachzufolgen.

Im Buch Mormon gibt es eine Geschichte, die uns eindrucksvoll zeigt, wie der auferstandene Erretter Zeit mit den Nephiten verbrachte. Könnt ihr euch vorstellen, wie das wäre?

Christus verkündete, dass er zum Vater zurückkehren musste, und „ließ … seine Augen abermals ringsum über die Menge schweifen“12. Als er sah, dass die Menschen Tränen in den Augen hatten, wusste er, dass sich ihr Herz danach sehnte, er möge noch bei ihnen bleiben.

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Der Erretter bittet die Nephiten zu sich, damit sie geheilt werden können

Er fragte: „Habt ihr welche unter euch, die krank sind? Bringt sie her. Habt ihr welche, die lahm sind oder blind … oder die taub sind oder die in irgendeiner Weise bedrängt sind? Bringt sie her, und ich werde sie heilen.“13

Da er großes Mitleid hatte, setzte er keine Grenzen und ließ alle kommen, „die in irgendeiner Weise bedrängt“ waren. Es gefällt mir, dass für Jesus Christus nichts zu groß oder zu klein ist, um es zu heilen.

Er kennt auch unser Leid und ruft uns auf: Bringt diejenigen zu mir, die ängstlich oder niedergeschlagen sind, die erschöpft, stolz, missverstanden oder einsam sind, und alle, die „in irgendeiner Weise bedrängt sind“.

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Der Erretter heilt Menschen

Und alle gingen hin „und er heilte sie, jeden Einzelnen …

Sowohl diejenigen, die geheilt worden waren, als auch diejenigen, die heil waren, beugten sich nieder, ihm zu Füßen, und beteten ihn an.“14

Jedes Mal, wenn ich das lese, frage ich mich: Wen bringe ich zu Christus? Wen bringt ihr zu ihm?

Können wir wie Jesus den Blick abermals ringsum über die Menge schweifen lassen, um sicherzustellen, dass niemand vergessen wurde und jeder eingeladen wurde, ihn kennenzulernen?

Lasst mich ein Beispiel anführen, das zeigt, wie einfach das sein kann. Meine 15-jährige Freundin Peyton hatte das Ziel, jeden Tag beim Frühstück fünf Verse in den heiligen Schriften zu lesen, aber sie machte es nicht allein. Sie sah sich noch einmal um und lud auch ihre Eltern und Geschwister, sogar ihren fünfjährigen Bruder ein, mitzumachen. Diese scheinbar kleine Tat verdeutlicht, was Christus lehrte, als er sagte: „Bringt sie her.“

Diese Einladung des Herrn gilt auch heute noch. Junge Damen und Junge Männer, fangt jetzt an – in eurem eigenen Zuhause. Werdet ihr beten und den Vater im Himmel fragen, wie ihr eure Eltern in ihrem Bestreben unterstützen könnt, weiterhin zu Christus zu kommen? Sie brauchen euch genau so sehr, wie ihr sie braucht.

Und dann seht euch noch einmal um, seht eure Geschwister, eure Freunde und Nachbarn. Wen bringt ihr zu Christus?

Unser Erretter hat verkündet: „Siehe, ich bin das Licht; ich habe euch ein Beispiel gesetzt.“15 Wir spüren die Liebe und den Frieden des Erretters, wenn wir uns ihm darin anschließen, Gottes Familie zu erretten. Er hat ja verheißen: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“16

Was für eine wunderbare Zeit, sich für die Sache Christi einzusetzen!

Ja, ihr seid zu etwas Großem bestimmt. Ich schließe mich Präsident Nelsons Worten an: „Der Herr braucht euch, um die Welt zu verändern. Wenn ihr seinen Willen annehmt und ihm folgt, werdet ihr das Unmögliche vollbringen!“17

Ich bezeuge feierlich, dass der Herr weiß, wer ihr seid, und dass er euch liebt. Gemeinsam werden wir seine Absicht vorantreiben bis zu jenem großen Tag, da Christus selbst auf diese Erde zurückkehrt und jeden von uns einlädt, zu ihm zu kommen. Wir werden voller Freude zusammenkommen, denn wir sind diejenigen, die zu Christus kommen, und wir kommen nicht allein. Im Namen Jesu Christi. Amen.