Generalkonferenz
Das, was in meiner Seele ist
Herbst-Generalkonferenz 2021


Das, was in meiner Seele ist

Worüber sinnen Sie nach? Was ist Ihnen wirklich wichtig? Worin besteht das, was in Ihrer Seele ist?

Meine Brüder und Schwestern, da ich nun einmal mehr hier im Konferenzzentrum stehe, das uns so sehr ans Herz gewachsen ist, muss ich an die Worte des Apostels Petrus denken: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind.“1

Meine heutige Botschaft beruht auf den Worten des Propheten Nephi, der nach dem Tod seines Vaters Lehi den Bericht seines Volkes führte. Nephi schrieb: „Und auf diese schreibe ich das, was in meiner Seele ist.“2

Ich habe diesen Vers stets übergangen. Irgendwie dachte ich, die Wörtchen das und was seien nicht besonders elegant oder geistig und nicht ausdrucksstark genug, um in Verbindung mit der Seele genannt zu werden. Jedoch kommen Pronomen wie was, das, dies, alles, etwas und so weiter in den heiligen Schriften unzählige Male vor. Im Buch Mose heißt es beispielsweise: „Ich bin der Anfang und das Ende, der allmächtige Gott; durch meinen Einziggezeugten habe ich dies alles erschaffen.“3 Und noch einmal Nephi: „Siehe, meine Seele erfreut sich an dem, was des Herrn ist und mein Herz sinnt ständig über das nach, was ich gesehen und gehört habe.“4

Nephis Worte werfen die Fragen auf: Was ist es, worüber Sie nachsinnen? Was alles ist Ihnen wirklich wichtig? Worin besteht das, was in Ihrer Seele ist?

Das, was in unserer Seele ist, wird oft dann verdeutlicht und vertieft, wenn wir Fragen stellen.

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Elder Rasband bei einem virtuellen Treffen
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Andacht für Jugendliche
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Übertragung für junge Erwachsene

Während der Pandemie bin ich im Rahmen zahlreicher kleiner und großer Andachten mithilfe von Übertragungen und über soziale Medien mit Jugendlichen aus aller Welt zusammengekommen, und wir haben über ihre Fragen gesprochen.

Der 14-jährige Joseph Smith hatte tief in seiner Seele eine Frage, und er trug sie dem Herrn vor. Präsident Russell M. Nelson hat betont: „Wenden Sie sich mit Ihren Fragen an den Herrn und nutzen Sie andere verlässliche Quellen. Studieren Sie mit dem Wunsch, zu glauben, statt in der Hoffnung, am Gefüge eines Prophetenlebens einen Makel oder eine Unstimmigkeit in den heiligen Schriften zu finden. Nähren Sie nicht Ihre Zweifel, indem Sie sie wieder und wieder mit … Zweiflern durchkauen. Gestatten Sie dem Herrn, Sie auf Ihrer geistigen Entdeckungsreise an die Hand zu nehmen.“5

Ich werde von den Jugendlichen oft gefragt, woran ich glaube und warum ich daran glaube.

Ich muss daran denken, wie ich eine Junge Dame virtuell bei ihr zuhause besuchte. Ich fragte sie, ob es das erste Mal sei, dass ein Apostel bei ihr zuhause sei. Rasch lächelte sie und bejahte dies. Sie stellte mir eine gute Frage: „Was ist das Wichtigste, was ich wissen sollte?“

Ich führte das an, was in meiner Seele ist – alles, was mich darauf vorbereitet, Eingebungen zu hören, was meinen Blick über das Weltliche hinaushebt, was meinem Wirken im Evangelium und meinem Leben an sich Sinn verleiht.

Darf ich Sie an einigem von dem teilhaben lassen, was in meiner Seele ist? Alles davon trifft auf jeden zu, der ein wahrer Jünger Jesu Christi sein möchte. Zehn Beispiele wären eine schöne, runde Zahl. Heute nenne ich Ihnen sieben und hoffe dabei, dass Sie Nummer acht, neun und zehn anhand Ihrer eigenen Erfahrungen hinzufügen werden.

Erstens: Lieben Sie Gottvater und Jesus Christus, unseren Erretter.

Jesus erließ das erste große Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken.“6

Als Präsident Nelson berufen wurde, die Kirche des Herrn zu führen, bekundete er seine Hingabe an Gott, unseren ewigen Vater, und an dessen Sohn Jesus Christus mit folgenden Worten: „Ich kenne sie, ich liebe sie, und ich verspreche, ihnen – und Ihnen allen – mit jedem Atemzug, der mir noch bleibt, zu dienen.“7

An erster Stelle steht also, den Vater und den Sohn zu lieben.

Zweitens: „Du sollst deinen Nächsten lieben.“8

Das ist nicht einfach nur ein guter Gedanke; es ist das zweite große Gebot. Zu Ihren Nächsten zählen Ihr Ehepartner und Ihre Familie, die Mitglieder Ihrer Gemeinde, Ihre Arbeitskollegen, Ihre Mitbewohner, Andersgläubige, diejenigen, die Hilfe brauchen, und offen gesagt alle Menschen. Der Kern der Aufforderung „liebe deinen Nächsten“ kommt in dem Kirchenlied „Liebet einander“9 zum Ausdruck.

Präsident Nelson ruft uns in Erinnerung: „Wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, wendet er unser Herz dem Wohlergehen anderer zu.“10

Drittens: Lieben Sie sich selbst.

An dieser Stelle wird es für viele schwierig. Ist es nicht eigenartig, dass es uns offenbar weniger leichtfällt, uns selbst zu lieben, als andere zu lieben? Dennoch hat der Herr gesagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“11 Er schätzt das Göttliche in uns, und das müssen auch wir tun. Wenn wir mit Fehlern, Kummer, Unzulänglichkeitsgefühlen, Enttäuschung, Wut oder Sünde beladen sind, gehört nach dem Willen Gottes die Macht des Sühnopfers des Erretters mit zu dem, was die Seele erhebt.

Viertens: Halten Sie die Gebote.

Der Herr hat es deutlich gesagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“12 Bemühen Sie sich jeden Tag, ein wenig besser zu sein und zu handeln und in Rechtschaffenheit vorwärtszustreben.

Fünftens: Seien Sie immer würdig, in den Tempel zu gehen.

Ich nenne es würdig vor den Herrn treten. Ob nun ein Tempel in Ihrer Nähe ist oder nicht – für einen gültigen Tempelschein würdig zu sein, rückt das fest in den Vordergrund, worauf es ankommt: den Weg der Bündnisse.

Sechstens: Seien Sie fröhlich und glücklich.

„Seid guten Mutes und fürchtet euch nicht“13, sagt der Herr. Warum? Und wie, wenn wir auf Schritt und Tritt mit Herausforderungen konfrontiert sind? Mithilfe der Verheißung, die Jesus Christus ausgesprochen hat: „Ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen.“14

Präsident Nelson beschreibt das wiederhergestellte Evangelium als „eine Botschaft der Freude15. Und er erklärt: „Die Freude, die wir empfinden, hat wenig mit unseren Lebensumständen und vielmehr damit zu tun, worauf wir im Leben den Blick richten.“16

Siebtens: Folgen Sie dem lebendem Propheten Gottes.

Dies mag auf meiner Liste zwar an siebter Stelle stehen, kommt mir aber als Erstes in den Sinn, wenn es um Relevanz für die heutige Zeit geht.

Wir haben heute einen Propheten Gottes auf der Erde! Unterschätzen Sie nie, was das für Sie bedeutet. Denken Sie an die Junge Dame, die ich eingangs erwähnt habe. Sie wollte wissen, worauf es am meisten ankommt. „Folg dem lebenden Propheten“, sagte ich damals, und heute betone ich es erneut.

Wir heben uns als Kirche dadurch ab, dass wir von Propheten, Sehern und Offenbarern geführt werden, die von Gott für diese Zeit berufen wurden. Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie zuhören und ihren Rat befolgen, werden Sie niemals in die Irre geführt werden. Niemals!

Wir leben in einer Zeit, in der wir wie „ein Spiel der Wellen“17 sind und in der Geistigkeit, Anstand, Redlichkeit und Achtung angegriffen werden. Wir müssen Entscheidungen treffen. Die Stimme des Herrn durch seinen Propheten kann unsere Ängste besänftigen und unseren Blick emporheben, denn wenn Präsident Nelson spricht, spricht er für den Herrn.

Wir sind mit Schriftstellen und Lehren gesegnet, die uns in Erinnerung rufen: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.“18

So war es auch mit Naaman. Er war ein großer Heerführer in Syrien, litt jedoch an Aussatz. Ihm wurde gesagt, dass der Prophet Elischa ihn heilen könne. Elischa schickte seinen Boten, um Naaman mitzuteilen, er solle sich siebenmal im Jordan waschen. Dann wäre er rein. Naaman spottete. Gewiss gab es einen gewaltigeren Fluss als den Jordan, und warum wurde ein Diener gesandt, obwohl Naaman doch erwartete, von Elischa, dem Propheten, persönlich geheilt zu werden? Naaman ging weg, wurde schließlich aber von seinen Dienern überzeugt: „Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es tun.“19 Letztendlich tauchte Naaman siebenmal im Jordan unter und wurde geheilt.

Der Bericht über Naaman ruft uns in Erinnerung, welche Gefahr damit verbunden ist, uns die Teile eines Rats des Propheten herauszupicken und auszusuchen, die unserem Denken, unseren Erwartungen oder den heutigen Normen entsprechen. Unser Prophet weist uns beständig auf unsere eigenen Jordans hin, in denen wir geheilt werden können.

Die wichtigsten Worte, die wir hören, über die wir nachdenken und die wir befolgen können, sind die, die durch unseren lebenden Propheten offenbart werden. Ich gebe Zeugnis dafür, dass ich mit Präsident Nelson in Ratssitzungen saß, in denen für die Kirche und für die Welt wichtige Angelegenheiten besprochen wurden, und miterlebt habe, wie durch ihn Offenbarung zu uns strömte. Er kennt den Herrn, er kennt dessen Wege, und er wünscht sich, dass alle Kinder Gottes ihn, den Herrn Jesus Christus, hören.

Seit vielen Jahren hören wir vom Propheten zweimal im Jahr bei der Generalkonferenz. Doch in Anbetracht der komplexen Probleme unserer Zeit spricht Präsident Nelson viel öfter in Foren,20 sozialen Medien,21 bei Andachten22 und sogar auf Pressekonferenzen23. Ich habe ihn dabei beobachtet, wie er tiefgründige auf Offenbarung beruhende Botschaften vorbereitet und vorgetragen hat, die zu mehr Dankbarkeit angeregt, die Einbeziehung all unserer Brüder und Schwestern auf der Erde gefördert und zu mehr Frieden, Hoffnung, Freude, Gesundheit und Heilung in unserem Leben geführt haben.

Präsident Nelson ist ein begabter Kommunikator, was aber noch wichtiger ist: Er ist ein Prophet Gottes. Das an sich versetzt einen schon in Staunen, entscheidend ist aber, zu erkennen, dass seine klare Führung uns vor der Täuschung, List und Weltlichkeit schützt, die in der heutigen Welt an Boden gewinnen.24

Beim Mantel des Propheten geht es um Offenbarung. Die Proklamation an die Welt „Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi: Zum 200. Jahrestag“, die bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 2020 vorgestellt wurde, verdeutlicht, dass der Herr sein Werk leitet. In dieser Proklamation erklären die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel: „Wir erklären voller Freude, dass die verheißene Wiederherstellung durch fortdauernde Offenbarung voranschreitet. Die Erde wird nie mehr so sein wie zuvor, denn Gott wird ‚in Christus alles … vereinen‘ (Epheser 1:10; Einheitsübersetzung 1980).“25

All das, was in Christus ist,26 und all „das, was in meiner Seele ist“27 – genau das ist es, worum es bei dieser Kirche, diesem Evangelium und diesem Volk geht.

Abschließend möchte ich Sie bitten, meine sieben Beispiele für das, was in meiner Seele ist, zu betrachten: Lieben Sie Gottvater und Jesus Christus, unseren Erretter, lieben Sie Ihren Nächsten, lieben Sie sich selbst, halten Sie die Gebote, seien Sie immer eines Tempelscheins würdig, seien Sie fröhlich und glücklich und folgen Sie dem lebendem Propheten Gottes. Bitte überlegen Sie sich Ihre eigene Nummer acht, neun und zehn. Überlegen Sie, wie Sie anderen von dem, was Ihnen am Herzen liegt, erzählen und sie ermuntern können, zu beten, nachzudenken und sich um Führung vom Herrn zu bemühen.

Das, was in meiner Seele ist, ist mir ebenso kostbar wie Ihnen das, was in Ihrer Seele ist. All dies stärkt unseren Dienst in der Kirche und in allen Lebensbereichen. Es bindet uns an Jesus Christus, ruft uns unsere Bündnisse in Erinnerung und hilft uns, uns in den Armen des Herrn geborgen zu fühlen. Ich bezeuge: Er wünscht sich, dass unsere Seele „nie hungern noch dürsten“28, sondern von seiner Liebe erfüllt sein wird, während wir uns bemühen, seine wahren Jünger zu werden und eins mit ihm zu sein, wie er eins mit dem Vater ist. Im Namen Jesu Christi. Amen.