Eigenständigkeit
Hilfsmittel


Hilfsmittel

Beispiel: Vorstellungsgespräch üben

Verteilen Sie die Rollen und spielen Sie die Szene dann durch. Je nach Größe der Gruppe übernehmen Sie vielleicht mehrere Rollen.

  • Erzähler

  • Moderator

  • David (Interviewer)

  • Jennifer (Bewerberin)

  • Gruppenmitglied 1

  • Gruppenmitglied 2

  • Gruppenmitglied 3

Stellen Sie sich vor, Sie schauen einer Gesprächsgruppe für Eigenständigkeitsförderung zu. Die Gesprächsgruppe wird jetzt gleich die Übung für das Vorstellungsgespräch durchführen.

Moderatorin: Wir wollen jetzt also Vorstellungsgespräche üben. Dafür brauchen wir zwei Freiwillige: einer ist der Interviewer, der andere der Bewerber. Freiwillige vor!

David: Ich spiele in dieser Runde den Interviewer.

Jennifer: Ich bin die Bewerberin. Dann bring ich es gleich hinter mich.

Moderatorin: Genau! Ehe du nach vorne gehst, Jennifer, kannst du uns kurz sagen, an was für einer Beschäftigung du interessiert bist?

Jennifer: Gern. Ich möchte gern bei einer Bank hier im Ort am Schalter arbeiten.

Moderatorin: Vielen Dank. Geht ihr beide jetzt bitte nach vorn, um mit dem Vorstellungsgespräch zu beginnen. David, du hast ein Manuskript mit ein paar Beispielfragen, die du als Interviewer stellen kannst.

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David (Interviewer): Guten Tag, Frau Meyer. Ich freue mich auf unser Gespräch. Bitte, setzen Sie sich doch.

Jennifer (Bewerberin): Vielen Dank.

David (Interviewer): Erzählen Sie mir doch zunächst bitte etwas über sich.

Jennifer (Bewerberin): Sehr gern. Ich habe schon immer gern mit Kunden gearbeitet. Ich habe mehr als sechs Jahre Erfahrung im Kundenservice, drei davon in einem Finanzinstitut. Bei meinen vorherigen Arbeitsstellen war ich schon nach kurzer Zeit als sehr verlässliche und sorgfältige Mitarbeiterin bekannt. Beispielsweise wurde ich bei der ABC-Bank bereits nach einem Monat beauftragt, den täglichen Konten- und Saldenabgleich durchzuführen. Ich habe einen Abschluss in Buchhaltung. Ich bin überzeugt, dass meine Erfahrung und meine Kenntnisse genau Ihren Anforderungen entsprechen.

David (Interviewer): Vielen Dank. Könnten Sie mir bitte von einem Problem erzählen, das Sie gelöst haben?

Jennifer (Bewerberin): Ja. Als ich bei der ABC-Bank am Schalter gearbeitet habe, fehlten an einem Abend mehrere tausend Euro beim Saldenabgleich. Ich rechnete alles zwei Mal durch, um ganz sicher zu sein. Eine so große Abweichung hatten wir bis dahin noch nie gehabt. Ich befragte meine Kollegen an den anderen Schaltern und befolgte unsere Prozesse, um ihre Geschäftsvorgänge zu überprüfen. Ich entdeckte, dass ein Kollege einen Fehler gemacht hatte. Wir arbeiteten zusammen und konnten den Fehler rasch berichtigen. Damit stimmte der Saldo, und außerdem hat der Kollege etwas dazugelernt. Sicher kann ich meine Problemlösungskompetenz auch in Ihrer Bank einsetzen.

David (Interviewer): Vielen Dank. Können Sie mir sagen, weshalb Sie Ihre letzte Stelle aufgegeben haben?

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Jennifer (Bewerberin): Natürlich. Ich habe sehr gern bei der ABC-Bank gearbeitet und habe dort wertvolle Erfahrungen gesammelt. Vor kurzem bin ich hierhergezogen, um meine Ausbildung fortzusetzen. Deshalb musste ich die Stelle aufgeben. Ich habe mich sehr gefreut, als ich Ihr Stellenangebot gefunden habe, weil es mir die Chance gibt, meine Kenntnisse und meine Erfahrung einzusetzen. Ich habe vor, mehrere Jahre hier zu bleiben. Ist Ihre Frage damit beantwortet?

David (Interviewer): Ja. Vielen Dank. Haben Sie Fragen an mich, Frau Meyer?

Jennifer (Bewerberin): Ja. Könnten Sie mir sagen, was ein typischer Arbeitstag bei dieser Stelle umfasst?

David (Interviewer): Natürlich. Den größten Teil Ihrer Zeit arbeiten Sie mit den Kunden. Wir haben viele Kunden, die jeden Tag in die Bank kommen; einige verwenden auch den Autoschalter. Sie werden außerdem Kunden zu verschiedenen Finanzprodukten beraten, wie etwa zu Konten oder Krediten. Sie haben schon vom Konten- und Saldenabgleich gesprochen. Das gehört auch zu den täglichen Aufgaben.

Jennifer (Bewerberin): Vielen Dank. Die Arbeit mit den Kunden hat mir bei meiner letzten Stelle am besten gefallen.

David (Interviewer): Sehr gut. Haben Sie sonst noch Fragen?

Jennifer (Bewerberin): Nein. Ich danke Ihnen für das Gespräch. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

David (Interviewer): Ich danke Ihnen auch. Sie hören von uns. Vielen Dank.

Erzähler: David und Jennifer seufzen erleichtert auf und wenden sich dann lächelnd der Gruppe zu. Die Gruppe klatscht ihnen Beifall.

Jennifer: Also, was sagt ihr? Wie habe ich mich geschlagen?

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Gruppenmitglied 1: Jennifer, ich finde, du hast es insgesamt sehr gut gemacht. Als David dich gebeten hat, etwas über dich zu erzählen, hast du dich mit deiner Selbstpräsentation sehr gut vorgestellt. Sie hat sich auf die Arbeit bezogen, war nicht zu lang und nicht zu kurz, und du hast sogar ein kurzes Beispiel erwähnt, das war sehr glaubwürdig. Gut gemacht!

Jennifer: Ja, stimmt, das hab ich wohl geschafft. Danke. Was noch?

Gruppenmitglied 2: Mir hat gefallen, dass du eine überzeugende Aussage verwendet hast, um Davids Frage nach einem Problem, das du gelöst hast, zu beantworten. Du hast ein Beispiel erzählt, wie du beim Kontenabgleich einen Fehler behoben hast. Allerdings frage ich mich, ob es vielleicht auch Beispiele für schwierigere Probleme gegeben hätte, die du gelöst hast. War das mit dem Fehler beim Kontenabgleich ein übliches Problem?

Jennifer: Da hast du Recht. Es war zwar schon etwas, was sich auf die Arbeitsstelle bezogen hat, aber Abweichungen beim Kontenabgleich kommen doch häufiger vor. Ich werde mir eine überzeugende Aussage überlegen, die mit einem schwierigeren Problem zu tun hat. Diese Frage könnte mir schließlich wieder gestellt werden. Danke für die Anregung! Weiteres Feedback?

Gruppenmitglied 3: Es ist dir gut gelungen, etwas Negatives in etwas Positives umzukehren, als es darum ging, warum du deine letzte Stelle aufgegeben hast. Wahrscheinlich hatte der Arbeitgeber Bedenken, ob du überhaupt lange genug bleiben würdest. Du hast gesagt, dass du planst, mehrere Jahre dort zu sein. Das hat sicher geholfen, die Bedenken zu zerstreuen.

Jennifer: Danke.

David: Mir ist etwas aufgefallen, was du vielleicht noch verbessern könntest.

Jennifer: Sehr gut. Was ist dir aufgefallen?

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David: Am Ende des Gesprächs, als ich dich fragte, ob du noch Fragen hast. Deine erste Frage war super. Aber mir ist aufgefallen, dass du nicht gefragt hast, wie du Kontakt aufnehmen kannst oder wie oder wann der Arbeitgeber seine Entscheidung treffen wird. Das hatten wir ja besprochen, als es darum ging, das Gespräch gut zu beenden: dass wir versuchen sollen herauszufinden, wie wir nachfragen können. Denn dann können wir selbst aktiv werden und müssen nicht nur auf einen Anruf oder eine Nachricht warten.

Jennifer: Da hast du Recht! Ich hatte mich so gefreut, dass ich überhaupt in der Lage war, eine Frage zu stellen, dass ich das völlig vergessen habe. Da muss ich noch weiter üben. Noch etwas?

Gruppenmitglied 1: Denk daran, David gleich ein Dankschreiben zu senden.

Jennifer: Guter Tipp. Also jetzt bin ich an der Reihe, die Interviewerin zu sein, und wähle jemanden aus. Olivia, willst du die Nächste sein? Ich verspreche auch, nett zu sein!

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Der Bewerber

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Vorstellungsgespräch für das Stellenangebot, das Sie heute mitgebracht haben, oder für eine Stelle, an der Sie interessiert sind.

  • Bevor Sie mit dem Gespräch beginnen, beschreiben Sie der Gruppe kurz die Stelle.

  • Der Interviewer wird Sie dann begrüßen und das Vorstellungsgespräch beginnen.

  • Beantworten Sie die Fragen des Interviewers anhand der Fertigkeiten, die Sie gelernt haben.

  • Wenn die Übung vorbei ist, bitten Sie die Gruppe um Feedback.

  • Nachdem Sie Feedback erhalten haben, übernehmen Sie die Rolle des Interviewers. Wählen Sie aus, wer der nächste Bewerber sein soll.

Anweisungen für die Rolle des Interviewers finden Sie auf Seite 144.

Anweisungen für die Rolle der Gruppenmitglieder, die Feedback geben, finden Sie auf Seite 145.

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Der Interviewer

Nachdem der Bewerber der Gruppe seine gewünschte Arbeitsstelle kurz beschrieben hat, folgen Sie diesem Manuskript:

  • Begrüßen Sie den Bewerber, geben Sie ihm die Hand und bitten Sie ihn, Platz zu nehmen. Setzen Sie sich hin. Danken Sie ihm, dass er zum Vorstellungsgespräch gekommen ist.

  • Stellen Sie Frage 1: „Erzählen Sie mir bitte etwas über sich.“

  • Stellen Sie Frage 2: (Wählen Sie unten aus den „Beispielfragen für ein Vorstellungsgespräch“ eine Frage aus.)

  • Stellen Sie Frage 3: (Wählen Sie unten aus den „Beispielfragen für ein Vorstellungsgespräch“ eine Frage aus.)

  • Stellen Sie Frage 4: „Haben Sie Fragen an mich?“ (Erfinden Sie einfach eine Antwort auf die Fragen des Bewerbers.)

  • Bedanken Sie sich, dass der Bewerber sich Zeit genommen hat. Sagen Sie ihm, dass Sie sich bei ihm melden und ihm Ihre Entscheidung mitteilen werden.

Beispielfragen für ein Vorstellungsgespräch

  • Erzählen Sie mir doch von einer Situation, als Sie anderer Meinung waren als Ihr Vorgesetzter und wie Sie damit umgegangen sind.

  • Erzählen Sie mir doch von einem schwierigen Problem, das Sie gelöst haben.

  • Was sind Ihre Stärken?

  • Was ist Ihre größte berufliche Leistung?

  • Erzählen Sie mir doch von einem Misserfolg bei der Arbeit und was Sie daraus gelernt haben.

  • Mit welcher Art von Vorgesetzten können Sie am besten zusammenarbeiten?

  • Was erwarten Sie von Ihrem Arbeitgeber, damit Sie die Stelle erfolgreich ausfüllen können?

  • Warum möchten Sie die Stelle?

  • Warum sollten wir Sie einstellen?

  • Was qualifiziert Sie für diese Stelle?

  • Was ist Ihre größte Schwäche?

  • Warum haben Sie Ihre letzte Anstellung aufgegeben? Oder: Warum wollen Sie Ihre jetzige Anstellung aufgeben?

Anweisungen für die Rolle des Bewerbers finden Sie auf Seite 143.

Anweisungen für die Rolle der Gruppenmitglieder, die Feedback geben, finden Sie im nächsten Abschnitt.

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Die Gruppe, die Feedback gibt

Ihre Aufgabe ist es, Feedback zu geben.

  • Beobachten Sie, wie sich der Bewerber verhält. Achten Sie darauf, was er gut macht und was er noch verbessern kann. Die „Anregungen für das Feedback“ unten zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollen.

  • Am Ende des Vorstellungsgespräch wird der Bewerber Sie um Feedback bitten. Teilen Sie Ihre Beobachtungen mit.

Anregungen für das Feedback

  • Hat der Bewerber einen guten ersten Eindruck gemacht, indem er dem Interviewer die Hand gegeben und ihn begrüßt hat?

  • Was hat die Körpersprache des Bewerbers im Verlauf des Vorstellungsgesprächs gezeigt?

  • Hat der Bewerber seine Selbstpräsentation eingesetzt? Hatte Sie einen klaren Bezug zu der Arbeitsstelle? War sie zu lang oder zu kurz?

  • Hat der Bewerber auf die Fragen mit überzeugenden Aussagen geantwortet?

  • Hatte er Gelegenheit, etwas Negatives in etwas Positives umzukehren? Wie hat er das gemacht?

  • Hat der Bewerber am Ende Fragen gestellt?

  • Hat der Bewerber herausgefunden, wie es weitergeht und wie er nachfragen kann?

Anweisungen für die Rolle des Bewerbers finden Sie auf Seite 143.

Anweisungen für die Rolle des Interviewers finden Sie auf Seite 144.

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Übung macht den Meister

Henry erzählt, wie ihm das Üben geholfen hat, sich im Vorstellungsgespräch gut zu präsentieren:

„Ich musste insgesamt fünf Gespräche absolvieren, ehe ich die Stelle bekam. Die Gespräche waren alles andere als leicht, aber ich war vorbereitet. Es wäre leicht gewesen, das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren oder wichtige Angaben über mich auszulassen, aber ich hab ja gesagt, ich habe mich vorbereitet. Vielleicht sogar zu viel! Einige Gespräche fanden per Telefon statt, andere per Video, und das letzte war ein persönliches Gespräch. Um mich vorzubereiten, habe ich jeweils mit anderen geübt. Ich habe ihnen ein paar Fragen aufgeschrieben, die ich bei dem Vorstellungsgespräch erwartete, und sie haben mich in die Mangel genommen und geschaut, wie ich reagiere. Als die Gespräche dann tatsächlich stattfanden, hatte ich praktisch für jede Frage geübt. Das verschaffte mir enorm viel Selbstvertrauen. Ich setzte meine Selbstpräsentation, überzeugende Aussagen und andere Fertigkeiten ein, und ich bin überzeugt, dass ich dadurch hervorstach. Die Firma wusste, dass ich meine Arbeit gut machen würde, weil ich meine bisherigen Erfolge klar darlegen konnte und auch unter Druck gut reagierte.

Mit der wichtigste Teil meiner Vorbereitung war das Gebet. Ich bat den Vater im Himmel, mir zu helfen, bereit und ruhig zu sein. Ich hatte meinen Teil getan und geübt, und der Vater im Himmel hat mir geholfen, weil ich meinen Glauben gezeigt habe. Ich bin überzeugt, dass ich deshalb erfolgreich war, weil ich mir die Mühe gemacht habe, zu üben und mich auf die Vorstellungsgespräche vorzubereiten.“

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