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Führungseigenschaften entwickeln


Lektion 20

Führungseigenschaften entwickeln

Diese Lektion soll uns helfen, grundsätzliche Führungseigenschaften zu verstehen.

Einleitung

• Was ist Führung? (Die Fähigkeit, andere anzuleiten.)

Die Kirche braucht gute Führer – Männer und Frauen, die sich um die Mitglieder der Kirche, deren Zahl rasch zunimmt – kümmern können; Männer und Frauen, die die anfallenden Arbeiten erledigen und die Ordnung in der vom Herrn gegründeten Kirche wahren können; Männer und Frauen, die anderen helfen können, die Gebote zu halten, und in der ganzen Welt für die Sache der Wahrheit eintreten.

Wenn ein Führer der Kirche danach trachtet, positiven Einfluss auszuüben, indem er die Grundsätze des Evangeliums befolgt und verkündet, hat er ein Anrecht auf Erkenntnis und Inspiration. Wenn wir von solchen Führern geleitet werden, werden die Familie, das Gemeinwesen und der Staat gestärkt. Als Priestertumsträger sind wir verpflichtet, uns vorzubereiten, dass wir so ein inspirierter Führer sein können, denn die Art und Weise, wie wir andere führen, kann sich auf deren gesamtes Leben auswirken.

Bischof Victor L. Brown hat seine Dankbarkeit für die Führer zum Ausdruck gebracht, die er als junger Mensch hatte. Er sagte:

„Ich kann mich noch deutlich daran erinnern, wie tief es mich bewegt hat, als ich als Diakon in der Gemeinde Cardston 2 im kanadischen Pfahl Alberta das Abendmahl ausgeteilt habe. …

Ich weiß noch, dass ich es als eine Ehre angesehen habe, bei einem so heiligen Dienst mitwirken zu dürfen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie meine Eltern mich gelehrt haben, dass meine Hände und mein Herz rein sein müssten, damit ich würdig sei, bei dieser heiligen Handlung mitzuwirken.

Am meisten habe ich aus dem Beispiel gelernt, das mir mein Vater und meine Mutter gegeben haben. Danach kam das Beispiel des Beraters meines Diakonskollegiums, der auch mein Scoutführer war. [Er] war der Inbegriff dessen, was ein Führer für Jungen sein soll. Jeder Junge, für den er zuständig war, konnte seine große Liebe spüren. Sein Einfluss war nicht nur am Sonntagvormittag oder Dienstagabend zu spüren, sondern während der ganzen Woche. Ich werde meinem Berater für das Diakonskollegium immer dankbar sein für alles, was er mir damals, als zwölfjährigem Diakon, beigebracht hat, was mir von da an bis zum heutigen Tag geholfen hat.“ (Generalkonferenz, April 1972.)

• Welchen Führern war Bischof Brown dankbar? Weshalb waren sie erfolgreich?

• Die Teilnehmer sollen über die folgenden Fragen nachdenken: Was tue ich, um mich auf Führungsaufgaben vorzubereiten? Was für ein Führer bin ich gegenwärtig? Welchen Einfluss übe ich auf andere aus?

Was ist ein Führer?

• Zeigen Sie Bild 20-a, „Wie ein guter Hirte weist ein Führer anderen den Weg und bringt sie dazu, ihm zu folgen“.

Elder Bruce R. McConkie hat gesagt: „Das Haus Israel ist die auserwählte Herde des Herrn, und diejenigen, die dazu bestimmt sind, sich um die Herde zu kümmern, sind die Hirten des Herrn. Somit ist jeder ein Hirte dieser Herde, der ein Amt in der Kirche innehat, wo er für das geistliche oder zeitliche Wohl der Kinder des Herrn verantwortlich ist. Jeder Hirte ist gegenüber dem Herrn für die Sicherheit (Errettung) seiner Schafe verantwortlich. (Ezechiel 34.)“ (Mormon Doctrine, 2. Auflage, 1966, Seite 710.)

Ein wahrer Hirte führt seine Schafe. Er geht vor ihnen her und gibt die Richtung an. Sie kennen seine Stimme und folgen ihm. Er kennt und liebt jedes einzelne. Er achtet darauf, ob Gefahr in Verzug ist, und ist bereit, sein Leben für seine Schafe zu riskieren. (Siehe James E. Talmage, Jesus der Christus, Seite 342.)

So wie ein wahrer Hirte motiviert ein Führer andere Menschen, ihm zu folgen und ihre eigenen Aufgaben zu erfüllen. Er zeigt den Weg, indem er nach den Grundsätzen lebt, die er verkündet, und indem er die Bedürfnisse der anderen erkennt und darauf eingeht. Ein Führer erkennt und löst Probleme, setzt Ziele und erreicht sie, beurteilt sein eigenes Verhalten und das derer, die ihm folgen, und schlägt Verbesserungen vor und veranlasst sie.

Präsident Harold B. Lee sprach einmal darüber, wie er Präsident der Kirche wurde, und erklärte dabei, was wahre Führungseigenschaften sind: „Mir kam einfach der Gedanke, dass der einzig wahre Bericht, der je über meinen Dienst in meiner neuen Berufung abgefasst werden würde, nur das enthielte, was ich vielleicht im Herzen und Leben derjenigen hinterlassen habe, denen ich gedient und mit denen ich innerhalb und außerhalb der Kirche gearbeitet habe.“ (Generalkonferenz, Oktober 1972.)

Eigenschaften eines guten Führers

In den heiligen Schriften hat der Herr die Eigenschaften offenbart, die einen guten Führer auszeichnen.

• Bitten Sie einen Teilnehmer, Lehre und Bündnisse 121:41–45 vorzulesen. Welche Führungseigenschaften nennt der Herr in dieser Schriftstelle? (Schreiben Sie die Antworten an die Tafel.)

Nach dem, was der Herr in dieser Schriftstelle sagt, soll ein Führer die folgenden Eigenschaften haben:

Überzeugungskraft

Jemanden überzeugen bedeutet, dass man versucht, ihn zu etwas zu bewegen. Es ist das Gegenteil von befehlen oder zwingen. Mit überzeugender Rede half ein Priestertumsführer einem Heimlehrer, seine Aufgabe zu erfüllen. Der Führer traf sich mit dem Heimlehrer und erklärte ihm ganz ruhig, dass fünf Familien von jeder Verbindung mit dem Bischof abgeschnitten seien, wenn der Heimlehrer seinen Auftrag nicht erfüllte. Er sagte dem Bruder, man könne, wenn er diese Arbeit nicht tun wolle, jemand anders dafür einteilen. Der Führer hob jedoch hervor, dass der es gern sähe, dass der Bruder seine Aufgabe erfülle. Der Heimlehrer reagierte positiv auf dieses Gespräch und leistete dann wesentlich bessere Arbeit.

Langmut

Ein guter Führer hält Herausforderungen stand und verlässt sich darauf, dass der Herr ihm Kraft schenkt. Er ist auch geduldig im Umgang mit anderen, vor allem mit seiner eigenen Familie.

Milde

Milde bedeutet, dass man rücksichtsvoll ist und die Gefühle anderer nicht verletzt. Milde bedeutet Liebe.

Sanftmut

Sanftmut bedeutet, dass man belehrbar und geduldig ist. Wer sanftmütig ist, ist bereit, etwas zu lernen und um Gottes Hilfe zu bitten. Der Sanftmütige ist bei anderen beliebt und wird geschätzt.

Ungeheuchelte Liebe

Ungeheuchelte Liebe ist aufrichtige Liebe und wahre Anteilnahme an anderen. Sie äußert sich in Worten und Taten, die zu verstehen geben „Es ist mir wirklich nicht gleichgültig, was in dir vorgeht“, „Ich verstehe dich“ und „Ich möchte dir helfen“.

Wohlwollen

Wohlwollen heißt, dass man anderen aufrichtige Liebe, Fürsorge und Respekt entgegenbringt. Ein wohlwollender Führer lernt die anderen kennen und hat ein Gefühl dafür, was sie brauchen. Er nimmt sich Zeit, dem Einzelnen im persönlichen Gespräch Rat zu erteilen.

Nächstenliebe

Ein guter Führer muss Nächstenliebe, die reine Christusliebe, für alle Menschen haben. Wenn man diese Liebe hat, ist man auch bereit, zum Wohl eines anderen ein Opfer zu bringen.

• Bitten Sie einen Teilnehmer, Moroni 7:44–48 vorzulesen.

Ein Vater erklärte seinen Söhnen, wie man ein guter Führer wird: „Lernt von den Propheten und vom Fürsten des Friedens, wie man führt, und beginnt zunächst bei euch selbst. Steht auf euren eigenen Füßen. Steht aufrecht. Erhebt euer Haupt wie wahre Söhne Gottes, denn das seid ihr. Wandelt unter den Menschen als Männer, die mehr als ihre eigene Macht besitzen, denn ihr tragt das Priestertum. Handelt auf dieser guten Erde, als wärt ihr Partner des Herrn im Bestreben, die Unsterblichkeit und das ewige Leben der Menschen zustande zu bringen – denn ihr seid seine Partner. Wandelt still … aber furchtlos im Glauben. Lasst euch durch keinen schlechten Einfluss vom Weg abbringen. Wandelt als Führer, die in der Regierung Gottes das Priestertum tragen. Seid hilfsbereit und lasst euer Herz von Liebe zu euren Mitmenschen erfüllt sein. Seid unwandelbar in der Rechtschaffenheit.“ (Wendell J. Ashton, Generalkonferenz, April 1971.)

Aufgaben eines Führers

Wenn wir ein guter Führer werden wollen, müssen wir Folgendes tun:

• Schreiben Sie diese Punkte an die Tafel, wenn Sie sie besprechen.

Lernen, was uns obliegt

Der Herr hat uns, die Priestertumsträger, angewiesen zu lernen, was uns obliegt, und diese Obliegenheiten auszuführen (siehe LuB 107:99). Wir können lernen, was uns obliegt, indem wir uns mit den heiligen Schriften sowie mit den Anleitungen, Handbüchern und Leitfäden, die von der Kirche herausgegeben werden, auseinandersetzen. Wir können mit anderen sprechen, die das gleiche Amt innehaben bzw. innehatten. Außerdem müssen wir alle Führerschaftsversammlungen besuchen und persönliche Unterredungen führen. Weiterhin müssen wir um Hilfe beten und manchmal auch dafür fasten, damit wir lernen können, was uns obliegt.

Unsere Aufgaben als Treuhänder erfüllen

Zur Treuhandschaft gehört zweierlei: das Delegieren von Vollmacht und die Rechenschaftspflicht.

Das Delegieren von Vollmacht

Als Führer müssen wir lernen, anderen Vollmacht zu übertragen. Das bedeutet, dass wir jemandem eine Aufgabe innerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs übertragen und ihn dann die Arbeit tun lassen. Präsident Harold B. Lee hat gesagt: „Lassen Sie die Leute alles tun, was in ihrer Macht steht. Halten Sie sich im Hintergrund und zeigen Sie ihnen, wie sie es tun sollen. Ich glaube, dass darin das Geheimnis des Wachstums liegt: Wir übertragen jemandem Verantwortung und zeigen ihm dann, wie man dieser Verantwortung gerecht wird.“ (Zitiert von N. Eldon Tanner, „Leading As the Savior Led“, New Era, Juni 1977, Seite 6.)

Ein Führer hilft denjenigen, für die er zuständig ist, zu erkennen, wie wichtig ihre Berufung ist. Ein Führer soll nicht herumkommandieren, sondern helfen und anleiten; er soll diejenigen, denen er Verantwortung übertragen habt, begeistern und anspornen. (Siehe Matthäus 23:11.)

Die Rechenschaftspflicht

Der Herr hat gesagt: „Denn der Herr verlangt von jedem Treuhänder, dass er Rechenschaft über seine Treuhandschaft ablege, sowohl in der Zeit als auch in der Ewigkeit.“ (LuB 72:3.) Wenn wir jemandem einen Auftrag erteilen, sollen wir die Aufgabe klar umreißen und den Betreffenden danach den Auftrag so ausführen lassen, wie er es für das Beste hält. Wir müssen ihm jedoch einen bestimmten Zeitpunkt nennen, wann er uns über seinen Fortschritt Bericht erstatten soll.

Jeder soll seinem Führer einen solchen Bericht erstatten bzw. Rechenschaft ablegen. In der Kirche geschieht dies häufig bei einer persönlichen Unterredung. Dabei kann der jeweilige Führer Rat erteilen und die geleistete Arbeit bewerten. Dies soll er jedoch stets von einem positiven Standpunkt aus und mit der Bereitschaft zu helfen tun und gegebenenfalls ein Lob aussprechen oder motivieren.

Dies ist also der Weg, wie wir als Führer in der Kirche einer Treuhandschaft gerecht werden:

  1. Wir erteilen einen Auftrag.

  2. Wir lassen den Betreffenden den Auftrag ausführen.

  3. Wir bieten Hilfe an.

  4. Wir lassen uns einen Bericht geben und

  5. Wir bewerten den geleisteten Dienst und loben den Betreffenden dafür.

Ein guter Vater sein

Unsere wichtigste Führungsaufgabe ist es, Vater zu sein. Präsident Joseph Fielding Smith hat den Vätern erklärt, wie sie ihre Familie gut führen können: „Väter, wenn Sie wollen, dass Ihre Kinder … die Wahrheit lieben und verstehen, wenn Sie wollen, dass sie Ihnen gehorchen und mit Ihnen eins sind, dann lieben Sie sie! Beweisen Sie ihnen mit jedem Wort und jeder Tat, dass Sie sie lieben. … Sprechen Sie nicht zornig oder grob mit ihnen und verurteilen Sie sie nicht. Reden Sie freundlich mit ihnen. … Erweichen Sie ihr Herz. Bringen Sie sie dahin, dass Sie Ihnen Zuneigung entgegenbringen. Schlagen Sie sie nicht und gebrauchen Sie keine Gewalt, sondern … gehen Sie mit Vernunft, überzeugender Rede und ungeheuchelter Liebe auf sie ein.“ (Liahona: The Elders’ Journal, 17. Oktober 1911, 1:260f.)

Unsere Autoritäten unterstützen

Ein guter Führer folgt auch denen, die über ihn gesetzt sind. Wer gut folgen kann, gewinnt das Vertrauen seiner Führer und das Vertrauen derer, die er selbst führt. Wir alle müssen unsere Führer unterstützen, indem wir die Aufträge, die sie uns erteilen, annehmen und ausführen.

• Wer sind unsere Führer? (Eltern, Lehrer, Gruppen- bzw. Kollegiumsführer, der Bischof bzw. der Zweigpräsident, der Pfahl- bzw. der Missionspräsident sowie die Generalautoritäten der Kirche.)

• Geben Sie Ihr Zeugnis und sprechen Sie über jemanden, den Sie als einen guten Führer in der Kirche ansehen.

Zum Abschluss

Wenn wir unsere Berufungen in der Kirche groß machen wollen, müssen wir Führungseigenschaften entwickeln. Wenn wir den Geboten Gottes gehorchen, auf den Rat unserer Führer hören und unsere Berufung treu erfüllen, hilft uns dies, diese Eigenschaften zu entwickeln und das Reich Gottes zu errichten (siehe LuB 64:29–34).

Als Priestertumsträger sind wir ständig Führer. Dies gilt besonders für jeden Vater, der das Priestertum trägt, denn er hat als Patriarch seiner Familie stets eine Führungsposition in der Kirche. Wenn ein Vater im Tempel an seine Familie gesiegelt worden ist, behält er diese Position ewig, sofern er seine Bündnisse hält.

Aufforderung

Denken Sie eingehend über die in dieser Lektion behandelten Führungseigenschaften nach. Arbeiten Sie daran, diese an sich selbst zu entwickeln, indem Sie den Geboten gehorchen, dem Rat Ihrer Führer folgen und jede Berufung und jeden Auftrag treu erfüllen.

Zusätzliche Schriftstellen

  • 2 Timotheus 1:7 (Gott hat uns den Geist der Liebe gegeben)

  • 1 Nephi 3:7 (Gott wird uns helfen, unsere Aufgaben zu erfüllen)

  • Mosia 18:8–11 (die Glaubenstreuen sollen anderen helfen)

  • Alma 38:11,12 (wie man führen und dienen kann)

Vorzubereiten

Tun Sie vor dem Unterricht Folgendes:

  1. Bereiten Sie sich darauf vor, Zeugnis zu geben und über jemanden zu sprechen, den Sie als einen guten Führer in der Kirche ansehen.

  2. Bitten Sie einige Brüder, Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.