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Das Reich Gottes aufbauen


Lektion 35

Das Reich Gottes aufbauen

Mit dieser Lektion sollen wir motiviert werden, beim Aufbau des Gottesreiches mitzuwirken.

Einleitung

Elder Gordon B. Hinckley erzählte einmal von einem herausragenden jungen Marineoffizier aus Asien, der zu einer Weiterbildung in die Vereinigten Staaten kam. Während seiner Ausbildung in der US-Marine lernte er Mitglieder der Kirche kennen. Auf seinen Wunsch hin unterwiesen sie ihn im Evangelium. Der Geist berührte sein Herz und er ließ sich taufen.

Elder Hinckley berichtete:

„Er wurde mir kurz vor seiner Rückkehr in seine Heimat vorgestellt. Wir unterhielten uns über dies alles, und dann sagte ich: ‚Ihr Volk ist nicht christlich. Sie kommen aus einem Land, wo es Christen schwer hatten. Was wird geschehen, wenn Sie als Christ nach Hause kommen, noch dazu als mormonischer Christ?‘

Sein Blick verfinsterte sich und er erwiderte: ‚Meine Familie wird enttäuscht sein. Vermutlich verstoßen sie mich und betrachten mich als tot. Was meine Zukunft und meine Karriere betrifft, bleiben mir wahrscheinlich alle Möglichkeiten verschlossen.‘

Ich fragte: ‚Sind Sie denn bereit, für das Evangelium einen so hohen Preis zu bezahlen?‘

Seine dunklen Augen, die von Tränen feucht waren, leuchteten aus seinem hübschen braunen Gesicht, als er antwortete: ‚Es ist doch wahr!‘

Ich schämte mich, die Frage gestellt zu haben, und antwortete: ‚Ja, es ist wahr.‘

Woraufhin er erwiderte: ‚Worauf kommt es denn dann sonst noch an?‘“ (Generalkonferenz, April 1973.)

• Weshalb hat dieser junge Mann seine Familie und seine berufliche Laufbahn für das Reich Gottes aufgegeben? (Weil er wusste, dass das Evangelium mehr wert ist als alles andere.)

Unsere Pflicht, das Reich Gottes aufzubauen

• Zeigen Sie ein Poster mit dem folgenden Zitat oder schreiben Sie es an die Tafel: Das Reich Gottes ist das Einzige, was wirklichen Wert hat. Alles andere lohnt sich nicht zu besitzen, ob hier oder im Jenseits. (Brigham Young, Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, 1954, Seite 444.)

• Was ist das Reich Gottes?

Präsident Joseph F. Smith hat gesagt: „Das Reich Gottes ist die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, über die der Sohn Gottes präsidiert und nicht ein Mensch.“ (Gospel Doctrine, 5. Auflage, 1939, Seite 72.)

Seit das Reich des Herrn auf der Erde wiederhergestellt wurde, hat jedes Mitglied der Kirche die Aufgabe, zu seinem Aufbau beizutragen. Jeder von uns hat die Pflicht, Menschen, die nicht der Kirche angehören, das Evangelium nahe zu bringen und die Mitglieder zu stärken. Unser Werk ist Gottes Werk, nämlich, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:39.) Indem wir beim Aufbau des Gottesreiches mithelfen, bereiten wir nicht nur die Welt auf das Zweite Kommen des Erretters vor, sondern wir helfen auch unseren Brüdern und Schwestern, ewiges Leben zu erlangen. Nichts ist wichtiger als diese Arbeit.

Wenn wir das Reich Gottes errichten, müssen wir bedenken, dass die Familie die Grundeinheit dieses Reiches ist. Der eigentliche Zweck des Gottesreiches ist ja gerade, die Familie im Himmelreich zu erhöhen (siehe 1 Korinther 11:11; LuB 93:40; 131:1–4). Daher müssen wir immer darauf achten, dass wir unsere Familie nicht vernachlässigen, wenn wir unsere Aufgaben in der Kirche erfüllen. Der Herr hat unmissverständlich gesagt: „Ein jeder, der genötigt ist, selbst für seine Familie zu sorgen, soll es tun, und er wird deshalb seiner Krone keineswegs verlustig gehen; und er soll in der Kirche arbeiten.“ (LuB 75:28.)

Das Gesetz der Weihung

Wenn wir im Tempel die Begabung empfangen, legen wir unter anderem das Gelübde ab, nach dem Gesetz der Weihung zu leben. Der Herr nennt dies ein celestiales Gesetz, unter dem wir unsere Zeit, unsere Talente und unseren Besitz für den Aufbau des Gottesreiches zur Verfügung stellen.

• Lesen Sie Lehre und Bündnisse 88:22 und 105:1–5. Weshalb müssen wir das Gesetz der Weihung verstehen und gewillt sein, danach zu leben?

Der Prophet Joseph Smith hat über dieses Gesetz gesagt: „Eine Religion, die nicht fordert, dass man alles opfert, hat niemals die Kraft, den Glauben hervorzubringen, der zum Leben und zur Errettung führt.“ (Lectures on Faith,1985, Seite 69.)

Den Worten des Propheten zufolge müssen wir solchen Glauben hervorbringen, der uns ewiges Leben ermöglicht. Diesen Glauben entwickeln wir, wenn wir das Reich Gottes in unserem Leben an die erste Stelle setzen.

Das Gesetz der Weihung heute leben

Auch wenn das Gesetz der Weihung erfordert, dass wir bereit sind, alles für den Aufbau des Gottesreiches zu geben, „wird von uns nicht immer verlangt, das Gesetz der Weihung in vollem Umfang zu leben“. (Bruce R. McConkie, Generalkonferenz, April 1975.) Dies ist gegenwärtig in der Kirche der Fall.

• Wie können wir zeigen, dass wir bereit sind, das Gesetz der Weihung voll und ganz zu leben, auch wenn es von uns zurzeit nicht verlangt wird? (Schreiben Sie die Antworten an die Tafel. Mögliche Antworten: Von unserer Zeit, unseren Talenten und unserem Besitz geben, um beim Aufbau des Reiches des Herrn zu helfen. Konkrete Antworten können lauten: sich um die eigene Familie kümmern, Bedürftige unterstützen, unseren Nachbarn, Freunden, Verwandten und anderen Menschen von der Kirche erzählen, genealogische Forschung betreiben und Tempelarbeit tun, unsere Berufungen in der Kirche treu erfüllen, einen ehrlichen Zehnten und weitere Spenden zahlen und darum beten zu erfahren, was der Herr von uns erwartet.)

Unsere Zeit, unsere Talente und unseren Besitz weihen

Es ist ein Vorzug, unsere Zeit, unsere Talente und unseren Besitz für den Aufbau des Reiches des Herrn zu weihen. Elder Bruce R. McConkie hat gesagt: „Es ist die Stimme [Christi], die uns auffordert, unsere Zeit, unsere Talente und unseren Besitz zu weihen, um sein Werk voranzubringen. Es ist seine Stimme, die uns zum Dienen und Opfern aufruft. Dies ist sein Werk. Er … führt und leitet die Geschicke seines Reiches.“ (Generalkonferenz, April 1975.)

Zeit

• Wie können wir unsere Zeit einsetzen, um beim Aufbau des Gottesreiches zu helfen?

Jeder von uns hat jeden Tag 24 Stunden zur Verfügung, aber jeder nutzt sie anders. Einige von uns vergeuden ihre Zeit, teilen sie nicht gut genug ein, um all das tun zu können, was sie für ihre Familie, die Kirche, im Beruf und im Gemeinwesen tun wollen. Elder Spencer W. Kimball hat aber gesagt, wenn wir unsere Zeit klug planen und einteilen, haben wir „Zeit für den Dienst in den Kollegien und sonstigen Organisationen der Kirche, Zeit für Missionsarbeit, Zeit für die Arbeit als Kollegiumspräsident, Hilfsorganisationsführer, Bischof, FHV-Leiterin [oder] Lehrkraft.“ (Das Wunder der Vergebung, 1993, Seite 243.)

Talente

• Wie können wir unsere Talente einsetzen, um beim Aufbau des Gottesreiches zu helfen?

Der Herr hat jedem von uns Talente gegeben (siehe LuB 46:11). Brigham Young hat gesagt: „Was ist das Beste, das ihr dem Gottesreich weihen könnt? Die Talente, die Gott euch geschenkt hat. Wie viele? Alle.“ (Discourses of Brigham Young, Seite 445.)

Schwester JoAnn Ottley, die Frau von Jerold D. Ottley, berichtet von einem Erlebnis, das zeigt, wie sie und ihr Mann ihre musikalischen Talente einsetzten, um dem Herrn zu dienen. Ihr ganzes Leben lang hatten sie sich mit diesen Talenten befasst und sie entfaltet und mussten viele Entscheidungen treffen, wie sie einzusetzen seien. Als sie in Europa studierten, erkannten Bruder und Schwester Ottley, dass sie eine ausgesprochen wichtige und schwierige Entscheidung treffen mussten. Sie beide wussten, dass sie, wenn sie in Europa blieben, gute Erfolgschancen haben würden. Doch sie wollten vor allem das tun, was der Herr von ihnen erwartete. Die Ottleys wollten gehorsam sein, aber darüber hinaus hatten sie den innigen Wunsch, der Herr möge sie beim Aufbau seines Reiches hier auf der Erde mithelfen lassen.

Bruder und Schwester Ottley fasteten und beteten oft um Führung durch den Geist, damit sie den Willen des Herrn erkennen konnten. Die Antwort kam in einer Abendmahlsversammlung, als sie ihr Fasten gerade beendeten. Beide hatten vom Geist die gleiche Anweisung erhalten: Ihr Betätigungsfeld lag zu Hause. Die Ottleys sollten in die Vereinigten Staaten zurückkehren.

Es folgten weitere Monate des Studierens, der Vorbereitung, der Prüfung. Dann ermöglichte der Herr es ihnen, nach Salt Lake City zurückzukehren. Schwester Ottley wurde in den Tabernakelchor aufgenommen und Bruder Ottley trat eine Stelle an der University of Utah im Fachbereich Musik an.

Kurz darauf wurde Bruder Ottley von der Ersten Präsidentschaft der Kirche als Dirigent des Tabernakelchors berufen. Der Herr hatte sie wahrhaftig für besondere Aufgaben vorbereitet.

Die Ottleys verstanden, dass unsere Zeit, unsere Talente und unser Besitz nicht uns, sondern dem Herrn gehören. Die größte Freude können wir hier auf der Erde finden, indem wir all dies beim Aufbau des Gottesreiches einsetzen. (Siehe „The Apples in a Seed“, in Turning Points, 1981, Seite 23–29.)

• Welche Einstellung hatten Bruder und Schwester Ottley, die in ihnen den Wunsch erweckte, ihre Talente beim Aufbau des Reiches einzusetzen? (Sie glaubten daran, dass sie ihre Talente vom Herrn bekommen hatten und dass sie ihm gehörten.)

• Bitten Sie die Brüder, einige Talente zu nennen. Schreiben Sie sie an die Tafel. Besprechen Sie, wie jedes dieser Talente zum Aufbau des Gottesreiches beitragen kann. Danach sollen die Brüder einen Augenblick über ihre Talente nachdenken und wie sie sie einsetzen können, um das Werk des Herrn voranzubringen.

Besitz

• Wie können wir unseren Besitz einsetzen, um beim Aufbau des Gottesreiches zu helfen?

Joseph Smith schrieb: „Wenn jemand sein Eigentum … dem Herrn weiht, so ist das nicht mehr und nicht weniger als die Hungrigen zu speisen, die Nackten zu kleiden, die Witwen und Vaterlosen sowie die Kranken und Bedrängten zu besuchen und alles zu tun, was einer tun kann, um ihnen in ihrer Bedrängnis beizustehen: Er und sein Haus dienen dem Herrn.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, 1983, Seite 129.)

Obgleich wir alles, was wir besitzen, vom Herrn erhalten haben, fällt es uns oft schwer, unseren Besitz für sein Werk einzusetzen. Aber wenn wir unseren Besitz bereitwillig einsetzen, um das Reich des Herrn aufzubauen, zeigen wir unsere Liebe für unseren Nächsten, den Vater im Himmel und Jesus Christus. Ein Bericht im Neuen Testament veranschaulicht, wie schwierig – aber doch wichtig – es manchmal ist, bereitwillig irdischen Besitz aufzugeben:

Eines Tages lief ein Mann auf Jesus zu und fragte: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“

Jesus antwortete ihm, er müsse die Gebote halten: er dürfe keinen Ehebruch begehen, nicht morden, stehlen, falsch Zeugnis reden oder andere betrügen. Jesus sagte ihm auch, er solle Vater und Mutter ehren.

Der Mann antwortete, dies habe er immer schon getan. Jesus erwiderte: „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“ Als der junge Mann das hörte, ging er betrübt davon, denn er hatte ein großes Vermögen. (Siehe Markus 10:17–22.)

Manchmal sind wir, so wie dieser reiche Mann, nicht bereit, dem Herrn das zu geben, was wir haben, wohingegen andere gern mehr geben würden als sie können. Der Herr versteht unsere Umstände und geht entsprechend mit uns um. Über jene, die nicht das geben können, was sie gern geben würden, sagte König Benjamin:

„Und weiter sage ich den Armen, euch, die ihr nicht habt, aber doch genug, dass ihr von Tag zu Tag am Leben bleibt – ich meine euch alle, die ihr den Bettler abweist, weil ihr nicht habt: Ich möchte, dass ihr im Herzen sprecht: Ich gebe nicht, weil ich nicht habe, aber hätte ich, so würde ich geben.

Und nun, wenn ihr dies im Herzen sagt, so bleibt ihr ohne Schuld.“ (Mosia 4:24,25.)

Wir müssen bereit sein, dem Herrn alles zu geben, was wir haben – Besitz, Zeit und Talente. Wir werden feststellen, dass diese Bereitschaft uns hilft, Glauben an den Herrn und Liebe für unsere Mitmenschen zu entwickeln.

Zum Abschluss

Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage haben wir die Aufgabe, das Gottesreich aufzubauen. Dies können wir tun, indem wir das Gelübde halten, dem Herrn mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft zu dienen. Das bedeutet, dass wir bereit sein müssen, alles an Zeit, Talenten und Besitz zu geben, was von uns für die Verbreitung des Evangeliums gefordert wird. Wenn wir dies tun, entwickeln wir Glauben und Liebe und zeigen dem Herrn, dass wir sein Reich an die erste Stelle setzen. Wir müssen nach diesem Gesetz leben, wenn wir das celestiale Reich ererben wollen.

Aufforderung

Überlegen Sie, ob Sie bereit sind, das zu geben, was der Herr von Ihnen verlangt. Überlegen Sie, wie Sie Ihre Zeit, Ihre Talente und Ihren Besitz für das Werk des Herrn weihen. Nehmen Sie sich dann vor, sich darin zu verbessern.

Zusätzliche Schriftstellen

  • Daniel 2:44 (das Reich Gottes erfüllt die ganze Erde)

  • Lukas 12:16–21 (Gleichnis von der törichten Selbstsicherheit des reichen Mannes)

  • Apostelgeschichte 2:44,45 (die frühen Christen hatten alles gemeinsam)

  • 1 Nephi 13:37 (Segnungen für jene, die dabei helfen, Zion hervorzubringen)

  • Jakob 2:18,19 (erst nach dem Reich Gottes trachten, dann nach Reichtum)

  • 4 Nephi 1:3 (Nephiten und Lamaniten hatten alles gemeinsam, nachdem Christus bei ihnen erschienen war)

  • Lehre und Bündnisse 42:29–36 (eine Möglichkeit, den Armen etwas zu geben, sind Spenden, die dem Bischof übergeben werden)

Vorzubereiten

Tun Sie vor dem Unterricht Folgendes:

  1. Lesen Sie das 34. Kapitel, „Unsere Talente entwickeln“, in Grundbegriffe des Evangeliums.

  2. Lesen Sie in diesem Leitfaden die 19. Lektion: „Unsere Talente entfalten“.

  3. Bereiten Sie das in der Lektion vorgeschlagene Poster vor bzw. schreiben Sie die Punkte an die Tafel.

  4. Bitten Sie einige Brüder, Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.