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Das Priestertum in Ehren halten


Lektion 3

Das Priestertum in Ehren halten

Diese Lektion soll jedem die heilige Macht des Priestertums verstehen helfen und den Wunsch verstärken, es in Ehren zu halten.

Einleitung

• Singen Sie gemeinsam „Hoch auf des Berges Höhn“ (Gesangbuch, Nr. 4, oder Grundbegriffe des Evangeliums, Seite 296).

„Zwei Missionare, die in Hong Kong arbeiteten, waren bei Bruder und Schwester Wong zum Essen eingeladen. Auf dem Tisch standen verschiedene Schüsseln und Teller aus Blech. Schwester Wong kochte in einer Ecke des Zimmers und lächelte höflich zu den Missionaren hinüber. Kurze Zeit später stellte sie gefüllte Schüsseln und Platten auf den Tisch. Die Missionare waren über die Mahlzeit überrascht. Es standen Schüsseln mit Reis auf dem Tisch, aber auch Platten mit Garnelen und anderen fernöstlichen Delikatessen. Diese arme Flüchtlingsfamilie konnte sich das alles gar nicht leisten. Bruder Wong segnete die Speise und das Mahl begann. Bruder und Schwester Wong hielten sich jedoch zurück und aßen nur ein paar Happen. Gleichzeitig drängten sie die Missionare, sich satt zu essen. Die Missionare spürten, dass es ehrlich gemeint war. Sie merkten zwar, dass sie eine bessere Mahlzeit aßen als die Wongs sich jemals als tägliches Essen leisten konnten – für diese Mahlzeit hatten die Wongs wahrscheinlich ein ganzes Monatsgehalt ausgegeben –, wollten aber die Familie, die offensichtlich ein Opfer brachte, weder beleidigen noch verletzen oder zurückweisen.

Es war schwierig, diese Mahlzeit zu essen – einerseits hatten sie den Wunsch, das offensichtlich von Herzen kommende Geschenk anzunehmen, andererseits war ihnen bewusst, dass dieses Geschenk nur durch Mühsal und Hunger – durch Opfer – möglich war. Bruder und Schwester Wong und ihre Söhne kosteten kaum etwas vom Essen. Doch als die Mahlzeit beendet war, sagten sie, sie seien satt und fragten, ob die Missionare auch satt geworden seien. Als alle aufgestanden waren, damit Schwester Wong den Tisch abräumen konnte, nahm einer der Missionare Bruder Wong bei der Hand und fragte tief bewegt: ‚Warum haben Sie uns eine solche Ehre erwiesen, was Sie so viel gekostet hat?‘ Mit einer Freundlichkeit, die nur daher rühren konnte, dass er selbst seine Heimat verlassen und in einem fremden Land das Evangelium angenommen hatte, antwortete Bruder Wong: ‚Wir haben das für Sie getan, weil Sie das Priestertum tragen, und weil Gott Sie zu uns gesandt hat, uns zu unterweisen.‘“ (Life and Teachings of Jesus, New Testament Volume 1, CES-Leitfaden, 1974, Seite 134.)

• Wie haben Bruder und Schwester Wong denen Ehre erwiesen, die das Priestertum Gottes tragen? Warum ist es wichtig, dass wir das Priestertum ehren, das wir tragen?

Das Priestertum – die größte Macht auf der Erde

Das Priestertum ist die größte Macht auf der Erde. Es ist nicht nur die Macht Gottes, die den Menschen auf der Erde übertragen wurde, um sein Werk zu vollbringen, es ist auch die gleiche Macht, durch die unser Vater im Himmel und Jesus Christus wirken. Der Erretter erschuf mit der Macht des Priestertums die Erde.

• Zeigen Sie Bild 3-a, „Die Erde wurde durch die Macht des Priestertums erschaffen“.

Es ist ein großer Vorzug, dass wir das Priestertum und seine Macht erhalten haben.

• Lassen Sie die Teilnehmer Lehre und Bündnisse 107:1–4 lesen. Wie lautet der offizielle Name des Priestertums? („Das heilige Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes“)

Wir nennen es Melchisedekisches Priestertum, damit wir die Bezeichnung „Sohn Gottes“ nicht zu oft benutzen müssen, doch das Priestertum ist in der Tat das Priestertum des Erretters.

Viele von uns verstehen nicht, welche Macht mit dem Priestertum verbunden ist. Zur Zeit von Henoch gab Gott die Verheißung: „Jeder, der nach dieser Ordnung und Berufung ordiniert wurde, sollte die Macht haben, durch den Glauben Berge einstürzen zu lassen, die Meere zu teilen, Wasser austrocknen zu lassen und sie aus ihrem Lauf zu bringen, den Heeren der Völker Trotz zu bieten, die Erde zu spalten, jede Fessel zu zerreißen, in Gottes Gegenwart zu stehen, um alle Dinge nach seinem Willen zu tun, nach seinem Gebot.“ (Joseph-Smith-Übersetzung, Genesis 14:30,31; siehe auch John Taylor, The Mediation and Atonement, Seite 85.)

Wer das Priestertum trägt, repräsentiert Christus. Daher müssen wir das tun, was er von uns verlangt, wenn wir seine Macht haben wollen. Wir müssen seine Gebote befolgen und, wann immer wir das Priestertum ausüben, versuchen so zu handeln, wie er es von uns erwartet.

Elder H. Burke Peterson hat erklärt: „Es gibt meines Erachtens einen Unterschied zwischen der Priestertumsvollmacht und der Macht des Priestertums. … Alle von uns, die das Priestertum tragen, haben die Vollmacht, im Namen des Herrn zu handeln, doch die Wirksamkeit unserer Vollmacht – oder die Macht, die durch diese Vollmacht ausgeübt wird, wenn Sie so wollen – ist abhängig davon, wie wir unser Leben führen, sie ist abhängig von unserer Rechtschaffenheit.“ (Generalkonferenz, April 1976.)

Wenn wir würdig sind, haben wir die Macht, unsere Familie zu segnen, Offenbarungen für unsere Berufung im Priestertum zu empfangen, Wunder zu bewirken und den Satan zu überwinden. Das Priestertum ist die Macht, durch die heilige Handlungen vollzogen werden, Tempelarbeit verrichtet und das Evangelium gepredigt wird. Wir können keine dieser heiligen Handlungen oder Segnungen ohne die Macht des Priestertums empfangen.

• Bitten Sie einige Brüder, zu berichten, wie sie die Macht des Priestertums in ihrem Leben erlebt haben.

Einmal hat ein Erlebnis einem jungen Missionar geholfen, die Macht des Priestertums zu verstehen.

Dieser Missionar und sein Mitarbeiter gingen in einen der ärmeren Bezirke einer Stadt, um eine Lektion zu geben. Das junge Ehepaar, das die Kirche untersuchte, war sehr arm. Das Wertvollste, was sie hatten, war ihre kleine Tochter, die zu diesem Zeitpunkt sehr krank war. Ihr kleines Gesicht war blau und schwarz gefärbt. Sie schloss immer wieder ihre Augen, als würde sie einschlafen. Die Eltern trauerten und weinten. Ihnen war bewusst, dass ihre kleine Tochter, die ihnen kostbar war, sterben würde. Der Missionar hatte den unmissverständlichen Gedanken: „Setze dein Priestertum ein!“ Also bat er den Vater, seine kleine Tochter auf den Arm zu nehmen. Der Missionar und sein Mitarbeiter legten ihre Hände auf den kleinen Kopf des Babys, übten ihren Glauben aus und gaben ihm einen Segen. Der Geist gab ihnen ein, dass sie das Mädchen segnen sollten, dass es gesund werden und eine wunderbare junge Frau werden würde. Dieser Segen wurde erfüllt. Das Kind wurde wieder gesund.

Der junge Missionar pries den Herrn dafür, dass er ein Diener Gottes sein durfte. Sein Erlebnis war aufregend und doch auch ernüchternd. Er lernte dabei etwas über die große Macht Gottes, die seine Diener durch das Priestertum ausüben können.

• Warum ist unser Glaube wichtig, wenn wir die Macht des Priestertums ausüben?

Das Priestertum in Ehren halten

Präsident Harold B. Lee hat Folgendes berichtet: „Ich kann mich an eine Begebenheit erinnern, die ein Armeeangehöriger einmal erzählt hat. Er wurde in den Offiziersklub eingeladen, wo gerade eine Party im Gange war, bei der auch getrunken wurde und die Männer sich ziemlich zügellos benahmen. Er bemerkte jemanden, der abseits stand und offenbar nicht sehr daran interessiert war, sich den anderen anzuschließen. Also ging er zu diesem Mann, der, wie er selbst, sich nicht an der Party beteiligte und meinte: ‚Sie scheinen diese Art von Party nicht sehr zu mögen.‘ Dieser junge Mann stellte sich aufrecht hin und sagte: ‚Nein, ich nehme nicht an einer derartigen Party teil, ich bin nämlich ein Mitglied des Königshauses von England.‘ Daraufhin sagte unser Offizier, ein Heiliger der Letzten Tage, genauso stolz: ‚Ich auch nicht, denn ich bin ein Mitglied des Königshauses Gottes.‘“ (Ye Are the Light of the World, Seite 22; siehe auch 1 Petrus 2:9.)

Da dies das Priestertum des Erretters ist, müssen wir es so ehren, wie Christus es von uns möchte. Elder James E. Talmage schrieb etwas über seine Ordinierung zum Priestertum und die Gefühle, die er hatte, als er sich bemühte, es in Ehren zu halten:

„Sobald ich ordiniert worden war, hatte ich ein Gefühl, das ich noch nie völlig beschreiben konnte. Es schien mir fast unmöglich, dass ich, ein kleiner Junge, von Gott eine so große Ehre erhielt und im Priestertum berufen wurde. … Ich vergaß, dass ich nur ein elfjähriger Junge war. Der Gedanke, dass ich dem Herrn gehörte und er mir bei allem helfen würde, was von mir verlangt wird, verlieh mir Kraft. …

Meine Ordinierung [zum Diakon] hatte Auswirkungen auf alle Bereiche meines jungen Lebens. Ich fürchte, manchmal vergaß ich, wer ich war, aber ich war immer dankbar, dass ich mich oft daran erinnert habe – und diese Erinnerung hat stets dazu geführt, dass ich ein besserer Mensch wurde. Wenn ich auf dem Schulgelände spielte und vielleicht versucht war, mir auf unfaire Weise einen Vorteil zu verschaffen, fiel es mir mitten in einer Auseinandersetzung mit einem Mitspieler wieder ein, und der Gedanke war genauso wirkungsvoll, als wäre es laut ausgesprochen worden: ‚Ich bin ein Diakon, und es nicht recht, dass ein Diakon sich so verhält.‘ Wenn es bei Prüfungen in der Schule leicht für mich gewesen wäre, bei jemandem abzuschreiben, sagte ich mir: ‚Wenn ich das täte, wäre es noch schlimmer als bei den anderen, denn ich bin ein Diakon.‘

Da ich mir der großen Ehre meiner Ordinierung bewusst war, war mir jede Möglichkeit zum Dienen willkommen. …

Die Einstellung, die ich als Diakon hatte, hat sich nie verändert. Das Gefühl, dass ich als Priestertumsträger vom Herrn zu einem besonderen Dienst berufen wurde, ist mir in all den Jahren eine Kraftquelle gewesen. Als ich später zu höheren Ämtern in der Kirche ordiniert wurde, erhielt ich jedes Mal die gleiche Zusicherung: dass ich wahrhaftig mit himmlischer Macht ausgestattet bin und dass der Herr von mir verlangt, dass ich seine Vollmacht in Ehren halte. Inzwischen wurde ich als Lehrer, Ältester, Hoher Priester und zuletzt als Apostel des Herrn Jesus Christus ordiniert, und bei jeder Ordinierung verspürte ich erneut das Gefühl, das meine Seele aufrüttelt, welches ich hatte, als ich als Diakon im Dienst des Herrn berufen wurde.“ (Incidents from the Lives of Our Church Leaders [Leitfaden für die Unterweisung der Diakone], 1914, Seite 135f.)

• Wie hat Elder Talmage sein Priestertum in Ehren gehalten?

Präsident Harold B. Lee hat uns geraten: „Wir müssen sagen: ‚Weil ich das Priestertum des lebendigen Gottes trage, vertrete ich unseren Vater im Himmel und trage das Priestertum, mit dem er durch mich wirken kann. Weil ich das Priestertum Gottes trage, kann ich mich nicht dazu hinreißen lassen, etwas zu tun, was ich sonst vielleicht getan hätte …‘

Und dies müssen sich die Priestertumsträger sagen: ‚Wir können nicht Priestertumsträger sein und gleichzeitig wie die anderen sein. Wir müssen anders sein.‘“ (Generalkonferenz, Oktober 1973.)

Die Führer der Kirche haben viele Hinweise gegeben, wie die Mitglieder das Priestertum ehren können. Präsident Brigham Young hat gesagt: „Ein Mann, der das heilige Priestertum [trägt] und somit beauftragt ist, der Welt die Worte des ewigen Lebens zu bringen, muss in Wort und Tat ständig danach trachten … der großen Würde seiner Berufung und seinem Amt als Diener und Vertreter des Allerhöchsten Ehre zu erweisen.“ (Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, 1941, Seite 130.)

Präsident David O. McKay hat gesagt: „Möge Gott Sie, die Männer des Priestertums, segnen. Mögen Sie es in Würde und Rechtschaffenheit tragen, die von innen kommen, nicht von außen. Das Priestertum Gottes durch göttliche Vollmacht zu tragen ist eine der größten Gaben, die ein Mann erhalten kann. Derjenige, der die Verantwortung, die Gottheit zu vertreten, spürt, ist sehr gesegnet. Er sollte es in einem solchen Ausmaß spüren, dass er sich unter allen Umständen seiner Taten und Worte bewusst ist.“ (Generalkonferenz, Oktober 1967.)

• Wie sollen laut Präsident Young und Präsident McKay Priestertumsträger das Priestertum in Ehren halten?

Elder Robert L. Simpson hat erklärt:

„Das Priestertum Gottes mit Würde tragen bedeutet …, dass wir uns ruhig und würdevoll benehmen, nicht nur am Abendmahlstisch, sondern auch in der Arbeit, in der Schule und sogar, wenn der Vater auf dem Weg zur Arbeit die Straße entlanggeht. Wir sind Priestertumsträger, wir sind anders, nicht unbedingt besser als sonst jemand, aber wir sind anders. Ein Vertreter Gottes kleidet sich anständig, er ist immer bescheiden. … Und natürlich müssen unser Körper und auch unsere Kleidung sehr, sehr sauber sein. …

Manchmal ist es nötig, dass ein Priestertumsträger seinen Sprachgebrauch verbessert. Es ist nicht würdevoll, eine grobe Umgangssprache zu gebrauchen. Wer flucht, beleidigt Gott. …

Wir berauben Gott, wenn wir das Gesetz des Zehnten nicht befolgen. (Siehe Maleachi 3:8.) Kein Priestertumsträger steht würdevoller da als der, dessen Bankkonto beim Herrn auf dem Laufenden und vollständig ist.

Kein Priestertumsträger steht würdeloser da als der, der seinen Körper verwahrlosen lässt und ihn nicht als Tempel Gottes betrachtet. … Brüder, wir haben in der Tat keine Würde, wenn wir das Gesundheitsgesetz des himmlischen Vaters übertreten[, indem wir Alkohol, Drogen oder Tabak zu uns nehmen]“ (in Konferenzbericht, Gebietskonferenz in Melbourne, 1976, Seite 38).

• Was hat Elder Simpson vorgeschlagen, was uns dabei helfen kann, das Priestertum mit Würde zu tragen? (Schreiben Sie die Antworten an die Tafel. Mögliche Antworten: demütig sein, sich anständig kleiden, bescheiden sein, rein sein, eine reine Sprache verwenden, Zehnten zahlen und das Wort der Weisheit befolgen.) Was können wir sonst noch tun, um das Priestertum in Ehren zu halten?

• Die Teilnehmer sollen überlegen, was sie tun können, um das Priestertum, das sie jetzt tragen bzw. eines Tages tragen werden, in Ehren zu halten.

Zum Abschluss

Das Priestertum ist die Macht Gottes. Deshalb ist es die größte Macht auf der Erde. Wir können das Priestertum in Ehren halten, indem wir daran denken, dass wir die Vollmacht Gottes tragen und dass der Herr verlangt, dass wir diese Vollmacht in Ehren halten. Wir tragen das Priestertum mit Würde, wenn wir die Gebote befolgen und alles in unserer Macht Stehende tun, um rechtschaffen zu sein.

Aufforderung

Denken Sie über diese Fragen nach: Tue ich etwas, was ein Priestertumsträger nicht tun darf? Nehme ich mein Priestertum ernst genug, dass dadurch all meine Taten beeinflusst werden? Beten Sie inständig darum, das Gefühl zu entwickeln, das Elder Talmage beschrieben hat. Bemühen Sie sich noch mehr, das Priestertum mit Würde zu tragen, indem Sie Ihre Lebensweise verbessern.

Zusätzliche Schriftstellen

  • 1 Petrus 2:9 (ein auserwähltes Geschlecht)

  • Lehre und Bündnisse 121:39–43 (Richtlinien für Priestertumsträger)

Vorzubereiten

Tun Sie vor dem Unterricht Folgendes:

  1. Lesen Sie die Lektion 2, „Das Priestertum von Adam bis zur Wiederherstellung“, in Pflichten und Segnungen des Priestertums, Teil A.

  2. Bereiten Sie sich darauf vor, zum Anfang mit der Klasse „Hoch auf des Berges Höhn“ zu singen (Gesangbuch, Nr. 4, oder Grundbegriffe des Evangeliums, Seite 296).

  3. Bitten Sie einige Brüder, Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.