Generalkonferenz
Gott liebt seine Kinder
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


Gott liebt seine Kinder

Ich möchte drei Punkte ansprechen, wie der Vater im Himmel uns, seinen Kindern, seine Liebe kundtut

Brüder und Schwestern, ich freue mich mit Ihnen am Evangelium Jesu Christi. Ich überbringe herzliche Grüße der standhaften Mitglieder in den Philippinen und sage in ihrem Namen: Mabuhay!

An diesem Ostermorgen gebe ich Zeugnis für den lebendigen Christus: Er ist von den Toten auferstanden, und seine Liebe zu uns und unserem Vater im Himmel ist rein und immerwährend. Heute möchte ich über die Liebe sprechen, die der Vater im Himmel und Jesus Christus für alle Menschen haben und die durch das Sühnopfer Jesu Christi deutlich wird. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.“ (Johannes 3:16.)

Als der Prophet Nephi von einem Engel gefragt wurde, was er über Gott wisse, antwortete Nephi schlicht: „Ich weiß, dass er seine Kinder liebt“ (siehe 1 Nephi 11:16,17).

In einem Vers im Buch Mormon, einem weiteren Zeugen für Jesus Christus, wird die vollkommene Liebe des Erretters eindrucksvoll beschrieben: „Und wegen ihres Übeltuns wird die Welt über ihn urteilen, er sei ein Nichts; darum geißeln sie ihn, … sie schlagen ihn, … sie speien ihn an, und er erduldet es wegen seines liebevollen Wohlwollens und seiner Langmut gegenüber den Menschenkindern.“ (1 Nephi 19:9.) Die allumfassende Liebe des Erretters ist die treibende Kraft hinter all seinem Handeln. Wir wissen, dass dies die gleiche Liebe ist, die der Vater im Himmel für uns empfindet, denn der Erretter erklärte demütig: „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10:30; siehe auch 17:20-23.)

Wie erwidern wir ihre allumfassende Liebe und bringen unsere Dankbarkeit zum Ausdruck? Der Erretter hat diese einfache, alles einschließende Aufforderung ausgesprochen: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15.)

Präsident Dallin H. Oaks hat erklärt: „Gottes allumfassende und vollkommene Liebe [zeigt sich] in allen Segnungen seines Evangeliumsplans …, so auch in der Tatsache, dass seine kostbarsten Segnungen denen vorbehalten sind, die sein Gesetz befolgen.“1

Ich möchte drei Punkte ansprechen, wie der Vater im Himmel uns, seinen Kindern, seine Liebe kundtut.

Erstens: Gottes Liebe zeigt sich in unserer Beziehung zu Gott und zur Familie

Unsere wertvollsten Beziehungen sind die zum Vater und zum Sohn und zu unserer eigenen Familie, weil diese Verbindungen ewig bestehen. Der große Plan des Glücklichseins ist eine wundervolle Kundgebung, dass Gott uns liebt. Den Blick fest auf Gottes Plan gerichtet, entscheiden wir uns bereitwillig dafür, in uns den Boden und die Steine, die egoistische Wünsche fördern, gründlich zu entfernen und stattdessen eine Grundlage zu schaffen, auf der sich ewige Beziehungen entfalten können. In gewissem Sinne könnte man dies als „geistige Ausgrabung“ bezeichnen. Bei unserer geistigen Ausgrabung müssen wir zuerst nach Gott suchen und ihn anrufen (siehe Jeremia 29:12,13).

Wenn wir nach ihm suchen und ihn anrufen, beginnen wir, Raum dafür zu schaffen, ewige Beziehungen aufzubauen und zu stärken. Das erweitert unseren Blick und wir können uns darauf konzentrieren, das zu ändern, was wir beeinflussen können, anstatt uns vor etwas zu fürchten, worauf wir keinen Einfluss haben. Wenn wir uns mit dem Leben und dem Wirken unseres Erretters Jesus Christus befassen, können wir all solche Bedenken aus einem ewigen Blickwinkel betrachten.

Ablenkungen können uns daran hindern, in unseren familiären Beziehungen und Unternehmungen Gottes Liebe zu erfahren. Eine Mutter, die das Gefühl hatte, all die neuen technischen Erfindungen würden die Beziehungen in der Familie beeinträchtigen, schlug eine Lösung vor. Beim Essen und zu anderen Zeiten, wenn die Familie zusammen ist, sagt sie einfach: „Handys weg, jetzt ist ‚echte FaceTime‘ angesagt!“ Sie sagt, dass diese neue Familienregel ihre Beziehung untereinander stärkt, wenn sie sich auf diese Weise Zeit füreinander nehmen. Alle genießen es jetzt, auf dem Lehrplan „Komm und folge mir nach!“ beruhende tiefergehende Gespräche in der Familie zu führen.

Zweitens: Gottes Liebe zu seinen Kindern zeigt sich darin, dass er Propheten beruft

Heutzutage befinden wir uns inmitten eines gewaltigen „Wortkriegs und Tumults der Meinungen“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:10). „Es gibt wer weiß wie viele Stimmen in der Welt“, schreibt Paulus (siehe King-James-Bibel, 1 Korinther 14:10). Welche dieser vielen Stimmen tut sich klar und deutlich aus dem Stimmengewirr hervor? Es ist die Stimme von Gottes Propheten, Sehern und Offenbarern.

Ich erinnere mich lebhaft an eine Begebenheit, als ich 2018 nach einer Operation wieder zur Arbeit zurückkehrte. Ich war gerade im Parkhaus am Hauptsitz der Kirche, da hörte ich plötzlich, wie Präsident Russell M. Nelson mich rief: „Taniela, Taniela!“ Ich lief auf ihn zu, und er fragte, wie es mir ging.

Ich antwortete: „Es geht mir wieder ganz gut, Präsident Nelson.“

Er gab mir einen guten Rat und eine Umarmung. Ich konnte also selbst erfahren, wie sich der Prophet um den Einzelnen kümmert.

Präsident Nelson ist in viele Länder der Erde gereist. Ich stelle mir immer vor, dass er nicht Tausenden geistlich dient, sondern tausenden Einzelnen. Dabei gibt er die Liebe weiter, die Gott für alle seine Kinder empfindet.

In letzter Zeit waren die Worte von Präsident Nelson für die Menschen in den Philippinen eine Quelle der Kraft und Inspiration. Wie jedes Land der Welt waren auch die Philippinen im Jahr 2020 schwer von der Coronapandemie betroffen, außerdem von einem Vulkanausbruch, Erdbeben, heftigen Taifunen und verheerenden Überschwemmungen.

Doch die Worte des Propheten waren wie eine Säule aus Licht, die durch dunkle Wolken der Angst, Einsamkeit und Verzweiflung scheint. Er rief zu weltweitem Fasten und Beten auf und gab den Rat, trotz der Pandemie weiter voranzugehen. Er bat uns, das Zuhause zu einem privaten Zufluchtsort des Glaubens zu machen. Er rief die Heiligen der Letzten Tage überall dazu auf, alle Kinder Gottes zu achten und Gott in unserem Leben siegen zu lassen.2

Ebenso bewegend waren kürzlich Präsident Nelsons Videobotschaft über die Kraft der Dankbarkeit und sein abschließendes Gebet. Beides fand in den Philippinen großen Anklang.3 In der Provinz Leyte wurde das Video bei einer interreligiösen Veranstaltung abgespielt, und es wurde auch in einer Predigt eines Geistlichen erwähnt. Die Philippinen sind wie der Rest der Welt reich gesegnet, Gottes Liebe durch die Worte seines auserwählten Propheten spüren zu können.

Drittens: Züchtigung kann ein Zeichen dafür sein, dass Gott seine Kinder liebt

Manchmal tut Gott seine Liebe kund, indem er uns züchtigt. Er erinnert uns auf diese Weise daran, dass er uns liebt und dass er weiß, wer wir sind. Sein verheißener Friede steht allen offen, die mutig den Weg der Bündnisse gehen und bereit sind, sich zurechtweisen zu lassen.

Wenn wir Gottes Züchtigung erkennen und bereitwillig annehmen, wird sie zu einer geistigen Operation. Wer mag schon eine Operation? Aber denen, die sie brauchen und die sich ihr bereitwillig unterziehen, kann sie das Leben retten. Der Herr züchtigt diejenigen, die er liebt. Das wissen wir aus den heiligen Schriften (siehe Hebräer 12:5-11; Helaman 12:3; Lehre und Bündnisse 1:27; 95:1). Eine solche Züchtigung oder geistige Operation bewirkt in unserem Leben die notwendige Veränderung. Wir erkennen dann, Brüder und Schwestern, dass unser Gefäß dadurch innen geläutert und gereinigt wird.

Joseph Smith, der Prophet der Wiederherstellung, wurde zurechtgewiesen. Nachdem er die 116 Manuskriptseiten des Buches Mormon verloren hatte, wies der Herr ihn zurecht, zeigte ihm aber zugleich, dass er ihn liebte: „Du hättest die Menschen nicht mehr fürchten sollen als Gott. … Du [hättest] treu sein sollen. … Siehe, du bist Joseph, und du wurdest erwählt … Denke daran, Gott ist barmherzig; darum kehre um.“ (Lehre und Bündnisse 3:7-10.)

2016 war ich in Little Rock in Arkansas auf Mission und bat Bruder Cava, meiner älteren Schwester, die auf einer Insel in Fidschi lebte, ein Paket zu bringen. Seine Antwort kam unerwartet. „Präsident Wakolo“, erwiderte er kummervoll, „Ihre Schwester ist gestorben und vor zehn Tagen beerdigt worden.“ Ich empfand Selbstmitleid und ärgerte mich ein wenig darüber, dass meine Familie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, mir Bescheid zu geben.

Am nächsten Tag, als meine Frau gerade Missionare schulte, drang mir plötzlich dieser Gedanke in die Seele: „Taniela, all diese Erfahrungen werden dir zum Guten und zu deiner Entwicklung dienen. Du hast dein Zeugnis vom Sühnopfer Jesu Christi verkündet und weitergegeben, jetzt lebe auch danach.“ Ich wurde daran erinnert: „Ja, selig der Mensch, den Gott zurechtweist. Die Zucht des Allmächtigen verschmähe nicht!“ (Ijob 5:17.) Es war meine geistige Operation mit einem unmittelbaren Ergebnis.

Ich war noch in Gedanken mit diesem Erlebnis beschäftigt, als ich an der Reihe war, meine abschließenden Gedanken bei der Schulung zu äußern. Unter anderem sprach ich über das, was ich gerade gelernt hatte. Erstens: Ich war gerade vom Heiligen Geist gezüchtigt worden und es war eine schöne Erfahrung, weil ich der Einzige war, der es hörte. Zweitens: Wegen des erlösenden Opfers des Erretters werde ich meine Schwierigkeiten nicht mehr als Prüfungen und Bedrängnisse bezeichnen, sondern als meine Lernerfahrungen. Drittens: Da der Erretter ein vollkommenes Leben ohne Sünde geführt hat, bezeichne ich meine Unzulänglichkeiten und mangelnden Fähigkeiten nicht mehr als Schwächen, sondern als Entwicklungsmöglichkeiten. Diese Erfahrung hat mir verdeutlicht, dass Gott uns züchtigt, weil er uns liebt.

Ich fasse abschließend zusammen: Unser ewiger Vater und sein Sohn Jesus Christus zeigen ihre Liebe dadurch, dass sie es uns ermöglichen, mit ihnen und unseren Angehörigen eine ewige Beziehung zu haben, dass sie neuzeitliche Propheten berufen, die uns unterweisen und uns geistlich dienen, und dass sie uns züchtigen, damit wir dazulernen und Fortschritt machen. „Gott sei gedankt für diese unvergleichliche Gabe, nämlich dafür, dass er uns seinen Sohn geschenkt hat“4, unseren auferstandenen Herrn, ja, den lebendigen Christus. Im Namen Jesu Christi. Amen.