Generalkonferenz
Das Licht der Wahrheit strömt hervor
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


Das Licht der Wahrheit strömt hervor

Ich bezeuge, dass das Licht der Wahrheit heute überall auf der Erde herrlich hervorströmt

Das wunderbare Lied „Sehet, ihr Völker!“ aus dem Gesangbuch bringt unüberhörbar Begeisterung und Freude darüber zum Ausdruck, dass die Fülle des Evangeliums aller Welt verkündet wird. Dort heißt es:

Sehet, ihr Völker, Licht bricht heran!

O hört, ein Engel bringt euch den Plan!

Hell wie die Sonne leuchtet die Bahn

jedem nun himmelan!1

Louis F. Mönch, ein ausgewanderter deutscher Bekehrter, verfasste den inspirierten, jubilierenden Text für das Lied auf Deutsch, als er in Europa auf Mission war und in der Schweiz lebte.2 Seine Freude darüber, die weltweiten Auswirkungen der Wiederherstellung hautnah miterleben zu können, kommt in der zweiten Strophe des Liedes deutlich zum Ausdruck:

Wieder ertönet von seinem Mund

zu aller Welt die göttliche Kund.

Engel frohlocken, Satan verstummt,

höret den neuen Bund!3

Dank der fortdauernden Wiederherstellung, die vor etwas mehr als 200 Jahren ihren Anfang nahm, „strömt das Licht der Wahrheit nun hervor“4 und erleuchtet die Erde. Der Prophet Joseph erfuhr im Jahr 1820 – und Millionen Menschen haben seitdem die gleiche Erfahrung gemacht –, dass Gott „allen gern [gibt] und … niemandem einen Vorwurf [macht]“5.

Kurz nach der Gründung der Kirche in dieser letzten Evangeliumszeit wandte sich der Herr an Joseph Smith und bekundete mit den folgenden Worten, wie sehr er uns liebt:

„Darum habe ich, der Herr, der das Unheil kennt, das über die Bewohner der Erde kommen soll, meinen Diener Joseph Smith Jr. aufgerufen und aus dem Himmel zu ihm gesprochen und ihm Gebote gegeben, …

damit mein immerwährender Bund aufgerichtet werde;

damit die Fülle meines Evangeliums durch die Schwachen und die Einfachen bis an die Enden der Welt und vor Königen und Herrschern verkündigt werde.“6

Bald nachdem diese Offenbarung empfangen worden war, wurden Missionare berufen und in viele Länder der Welt ausgesandt. Wie vom Propheten Nephi vorausgesehen, nahm die Verkündigung der Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums „unter allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern“7 ihren Anfang.

„Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde 1830 in einem kleinen Blockhaus im US-Bundesstaat New York gegründet.

Es dauerte 117 Jahre – bis 1947 –, ehe die Kirche von den anfänglich sechs Mitgliedern auf eine Million angewachsen war. Missionare waren von Anfang an charakteristisch für die Kirche. Sie zogen aus in die Gebiete der amerikanischen Ureinwohner, nach Kanada und im Jahr 1837 über die Weiten des Ozeans bis nach England. Schon bald darauf waren Missionare auf dem europäischen Festland und sogar in so weit entfernten Ländern wie Indien und den Pazifischen Inseln im Einsatz.

1963, nur 16 Jahre später also, war die Kirche auf zwei Millionen Mitglieder angewachsen, weitere acht Jahre darauf auf drei Millionen.“8

Präsident Russell M. Nelson hob das schnelle Wachstum der Kirche hervor, als er unlängst sagte: „Heute schreitet das Werk des Herrn in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit zunehmendem Tempo voran. Die Kirche hat eine einmalige, unvergleichliche Zukunft.“9

Die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums Jesu Christi, die erneute Aufrichtung der lebendigen Kirche des Herrn auf der Erde und ihr bemerkenswertes Wachstum seither haben dafür gesorgt, dass die Menschen weltweit in den Genuss der Segnungen des Priestertums kommen können. In den heiligen Handlungen und Bündnissen, die uns an Gott binden und uns auf den Weg der Bündnisse geleiten, wird „die Macht des Göttlichen kundgetan“10. Wenn wir an diesen heiligen Handlungen für die Lebenden und die Toten teilnehmen, sammeln wir Israel auf beiden Seiten des Schleiers und bereiten die Erde auf das Zweite Kommen des Erretters vor.

Im April 1973 machten meine Eltern und ich uns aus unserer Heimat Argentinien auf, um uns im Tempel siegeln zu lassen. Damals gab es in ganz Lateinamerika keinen einzigen Tempel. Also flogen wir die rund 10.000 Kilometer zum Salt-Lake-Tempel. Ich war damals erst zwei Jahre alt war und kann mich nicht an alle Details erinnern. Doch drei sehr ausgeprägte Bilder von dieser Reise sind unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt.

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Blick aus dem Flugzeugfenster

Im ersten Bild blicke ich aus dem Flugzeugfenster und sehe auf die weißen Wolken weiter unten.

Mir kamen diese schönen, leuchtend hellen Wolken vor wie gigantische Wattebäusche.

In einem weiteren Bild, das mir im Gedächtnis geblieben ist, spielen ein paar lustig aussehende Figuren in einem Vergnügungspark bei Los Angeles eine Rolle. An diese Figuren muss ich immer wieder denken.

Doch von viel größerer Bedeutung ist dieses strahlend schöne und unvergessliche Bild:

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Siegelungsraum im Salt-Lake-Tempel

Ich erinnere mich deutlich daran, in einem heiligen Raum des Salt-Lake-Tempels gewesen zu sein, wo Siegelungen von Ehepaaren und Familien für Zeit und Ewigkeit vollzogen werden. Ich erinnere mich an den schönen Altar des Tempels und an das helle Sonnenlicht, das durch ein Fenster in den Raum fiel. Damals spürte ich – und so geht es mir auch heute noch – die Wärme, die Sicherheit und den Trost des Lichts der Wahrheit, das mich umflutete.

Ganz ähnliche Gefühle hatte ich 20 Jahre später, als ich den Tempel wiederum zum Zweck der Siegelung betrat. Dieses Mal wurden meine Braut und ich getraut und für Zeit und alle Ewigkeit aneinander gesiegelt. Dafür mussten wir jedoch nicht tausende von Kilometern reisen. Der Buenos-Aires-Tempel in Argentinien war fertiggestellt und geweiht worden, und er befand sich nur eine kurze Autofahrt von unserem Wohnort entfernt.

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Familie Walker

22 Jahre nach unserer Hochzeit und Siegelung durften wir in denselben Tempel zurückkehren, jetzt allerdings mit unserer wundervollen Tochter, und wir wurden als Familie für Zeit und alle Ewigkeit aneinander gesiegelt.

Immer wenn ich über diese überaus heiligen Augenblicke meines Lebens nachdenke, erfüllt mich tiefe, beständige Freude. Jedes Mal spüre ich die Liebe eines einfühlsamen Vaters im Himmel, der unsere individuellen Bedürfnisse und Herzenswünsche kennt.

Als Jehova, der Herr, sich zur Sammlung Israels in den Letzten Tagen äußerte, sagte er: „Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.“11 Ich bin unendlich dankbar dafür, dass mir von klein auf das Gesetz des Herrn durch die heiligen Handlungen in seinem heiligen Haus tief ins Herz geschrieben wurde. Wie ungemein wichtig ist es doch zu wissen, dass er unser Gott ist und wir sein Volk sind; dass wir, wenn wir ungeachtet der Umstände um uns herum treu sind und die Bündnisse befolgen, die wir eingegangen sind, „auf ewig ringsum umschlossen von den Armen seiner Liebe“12 sein können.

Im Verlauf der Schwesternversammlung anlässlich der Herbst-Generalkonferenz 2019 sagte Präsident Nelson: „All unsere Anstrengungen, füreinander da zu sein, das Evangelium zu verkündigen, die Heiligen zu vervollkommnen und die Toten zu erlösen, strömen im heiligen Tempel zusammen.“13

Zudem stellte Präsident Nelson auf derselben Generalkonferenz heraus: „Natürlich ist der heilige Tempel das Kronjuwel der Wiederherstellung. Seine heiligen Handlungen und Bündnisse sind der entscheidende Schlüssel bei der Vorbereitung eines Volkes, das bereit ist, den Erretter bei seinem Zweiten Kommen willkommen zu heißen.“14

Charakteristisch für die fortdauernde Wiederherstellung ist, dass sich der Bau und die Weihung von Tempeln beschleunigen. Wenn wir uns auf beiden Seiten des Schleiers sammeln, wenn wir dienen und Opfer bringen, wenn wir dem Tempel in unserem Leben zentrale Bedeutung beimessen, baut der Herr uns buchstäblich auf – er erschafft sein Bundesvolk.

O wie herrlich von des Himmels Thron

strömt das Licht der Wahrheit nun hervor!

Höret die Stimme, hell wie zuvor,

heute am Weltentor!15

Ich bezeuge, dass das Licht der Wahrheit heute überall auf der Erde herrlich hervorströmt. Das wunderbare, wundersame Werk, das sowohl vom Propheten Jesaja vorhergesagt16 als auch von Nephi vorausgesehen17 wurde, kommt selbst in diesen schwierigen Zeiten beschleunigt voran. Mit prophetischen Worten verkündete Joseph Smith: „Das Banner der Wahrheit ist aufgerichtet, keine unheilige Hand kann den Fortschritt dieses Werks aufhalten[,] bis die Pläne Gottes verwirklicht sind und der erhabene Jehova sagt: Das Werk ist getan.“18

Brüder und Schwestern, lassen Sie uns heute entschlossen und bereit dafür sein, selbst und mit unserer Familie aufmerksam auf die Stimme von des Himmels Thron zu hören, nämlich die Stimme unseres Erretters. Mögen wir Bündnisse mit Gott schließen und an ihnen festhalten. Sie werden uns auf dem Weg zurück in seine Gegenwart sicher führen. Mögen wir uns auch an den Segnungen des hervorströmenden, herrlichen Lichts erfreuen – der Wahrheit seines Evangeliums. Im Namen Jesu Christi. Amen.