Generalkonferenz
Christus ist auferstanden; Glaube an ihn versetzt Berge
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


Christus ist auferstanden; Glaube an ihn versetzt Berge

Glaube an Jesus Christus ist die größte Macht, die uns in diesem Leben zur Verfügung steht. Jemandem, der glaubt, ist alles möglich.

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin froh, dass ich an diesem Ostersonntag zu Ihnen sprechen darf.1 Das sühnende Opfer und die Auferstehung Jesu Christi haben unser aller Leben nachhaltig geändert. Wir lieben ihn und beten ihn und unseren Vater im Himmel dankbar an.

Während der vergangenen sechs Monate haben wir noch immer mit einer weltweiten Pandemie gerungen. Ich staune über die Widerstandskraft und geistige Kraft, die Sie angesichts Krankheit, Verlust und Isolation an den Tag legen. Ich bete unablässig darum, dass Sie inmitten all dessen spüren, dass der Herr Sie unendlich liebt. Wenn Ihre Prüfungen Sie veranlasst haben, sich als Jünger noch besser zu bewähren, war das vergangene Jahr nicht umsonst.

Heute Vormittag haben wir von Führern der Kirche von jedem bewohnten Kontinent der Erde gehört. Wahrlich, die Segnungen des Evangeliums sind für Menschen aller Hautfarben, Sprachen und Völker bestimmt. Die Kirche Jesu Christi ist eine weltweite Kirche. Jesus Christus führt und leitet uns.

Glücklicherweise konnte auch eine Pandemie den Vormarsch seiner Wahrheit nicht verlangsamen. Das Evangelium Jesu Christi ist genau das, was in dieser verwirrten, zerstrittenen und abgekämpften Welt gebraucht wird.

Jedes Kind Gottes verdient die Gelegenheit, die heilende, erlösende Botschaft Jesu Christi zu hören und anzunehmen. Keine andere Botschaft gibt so sehr den Ausschlag, wie glücklich wir sind – jetzt und für immer.2 Keine andere Botschaft ist mehr von Hoffnung erfüllt. Keine andere Botschaft kann Streit aus unserer Gesellschaft ausmerzen.

Glaube an Jesus Christus ist die Grundlage aller Überzeugung und der Kanal, über den göttliche Macht an uns ergeht. Der Apostel Paulus sagt: „Ohne Glauben … ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer hinzutreten will zu Gott, muss glauben, dass er ist und dass er die, die ihn suchen, belohnen wird.“3

Alles Gute im Leben – jeder erdenkliche Segen von ewiger Tragweite – beginnt mit Glauben. Gott in unserem Leben siegen zu lassen, beginnt mit dem Glauben daran, dass er bereit ist, uns zu leiten. Wahre Umkehr beginnt mit dem Glauben daran, dass Jesus Christus die Macht hat, uns zu läutern, zu heilen und zu stärken.4

Der Prophet Moroni ermahnt uns, die Macht Gottes nicht zu leugnen, „denn er wirkt durch Macht gemäß dem Glauben der Menschenkinder“5. Die Macht Gottes wird in unserem Leben durch unseren Glauben freigesetzt.

Und doch erscheint es uns vielleicht manchmal zu schwierig, Glauben auszuüben. Wir fragen uns vielleicht, ob es uns überhaupt gelingen kann, so viel Glauben aufzubringen, wie nötig ist, damit wir die Segnungen empfangen, die wir so dringend brauchen. Der Herr besänftigt diese Ängste jedoch mit den Worten des Propheten Alma aus dem Buch Mormon.

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Senfkorn

Alma bittet uns schlicht, mit dem Wort einen Versuch zu machen und „zu einem kleinen Teil Glauben [auszuüben], ja, selbst wenn [wir] nicht mehr [tun können], als [den Wunsch haben,] zu glauben“6. Zu einem kleinen Teil Glauben ausüben – das erinnert mich an die Verheißung des Herrn aus der Bibel, dass wir, wenn wir Glauben haben wie ein Senfkorn, „zu diesem Berg sagen [können]: Rück von hier nach dort! und er wird wegrücken. Nichts wird [uns] unmöglich sein.“7

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Vogel inmitten von Senfpflanzen

Der Herr versteht unsere irdische Schwäche. Wir alle straucheln ab und an. Er kennt jedoch auch unser großes Potenzial. Am Anfang ist das Senfkorn noch klein, aber es wächst zu einem Baum heran, der groß genug ist, dass Vögel in seinen Zweigen nisten können. Das Senfkorn symbolisiert einen Glauben, der klein ist, aber wächst.8

Der Herr verlangt von uns keinen vollkommenen Glauben, damit wir auf seine vollkommene Macht zugreifen können. Dennoch bittet er uns, zu glauben.

Meine lieben Brüder und Schwestern, an diesem Ostermorgen rufe ich Sie auf, ab heute Ihren Glauben zu vergrößern. Durch Ihren Glauben wird Jesus Christus Ihre Fähigkeit erhöhen, die Berge in Ihrem Leben zu versetzen,9 auch wenn Ihre ganz eigenen Herausforderungen sich vor Ihnen auftürmen sollten wie der Mount Everest.

Ihre Berge mögen sich als Einsamkeit, Zweifel, Krankheiten oder sonstige persönliche Probleme darstellen. Jeder dieser Berge ist anders, und doch liegt die Antwort auf jede Ihrer Herausforderungen darin, Ihren Glauben zu vergrößern. Das erfordert Arbeit. Wer lernfaul ist oder als Jünger lasch, wird es kaum schaffen, auch nur zu einem kleinen Teil Glauben aufzubringen.

Wenn etwas gut werden soll, kostet es Mühe. Auch wenn man ein wahrer Jünger Jesu Christi werden möchte, ist das nicht anders. Den Glauben an ihn und das Vertrauen in ihn zu vergrößern, erfordert Anstrengung. Ich möchte Ihnen fünf Vorschläge unterbreiten, die dazu beitragen, diesen Glauben und dieses Vertrauen zu entwickeln.

Erstens: Studieren Sie das Evangelium! Lernen Sie eifrig. Vertiefen Sie sich in die heiligen Schriften, damit Sie die Mission und das Wirken Christi besser verstehen. Sie müssen die Lehre von Christus kennen, damit Sie verstehen, welche Macht sie in Ihrem Leben entfalten kann. Verinnerlichen Sie die Wahrheit, dass das Sühnopfer Jesu Christi Sie betrifft. Er hat Ihr Leid, Ihre Fehler, Ihre Schwäche und Ihre Sünden auf sich genommen. Er hat den Ausgleich dafür geleistet und Ihnen die Macht zur Verfügung gestellt, jeden Berg zu versetzen, vor dem Sie jemals stehen werden. Diese Macht erlangen Sie durch Ihren Glauben, Ihr Vertrauen und Ihre Bereitschaft, ihm nachzufolgen.

Ihre Berge zu versetzen, mag ein Wunder erfordern. Lernen Sie mehr über Wunder. Ob sich Wunder einstellen, hängt von Ihrem Glauben an den Herrn ab. Ein zentraler Bestandteil dieses Glaubens ist, seinem Willen und Zeitplan zu vertrauen – darauf, wie und wann er Sie mit der wunderbaren Hilfe segnen wird, die Sie sich wünschen. Allein Ihr Unglaube wird Gott davon abhalten, Sie mit Wundern zu segnen, die die Berge in Ihrem Leben versetzen.10

Je mehr Sie über den Erretter lernen, desto leichter wird es Ihnen fallen, auf seine Barmherzigkeit, seine unendliche Liebe und seine stärkende, heilende und erlösende Macht zu vertrauen. Der Erretter ist einem nie näher, als wenn man voller Glauben vor einem Berg steht oder ihn erklimmt.

Zweitens: Entscheiden Sie sich dafür, an Jesus Christus zu glauben! Falls Sie an Gottvater und seinem geliebten Sohn oder an der Echtheit der Wiederherstellung oder an der Wahrhaftigkeit der göttlichen Berufung von Joseph Smith als Prophet zweifeln, entscheiden Sie sich, zu glauben,11 und bleiben Sie treu. Wenden Sie sich mit Ihren Fragen an den Herrn und nutzen Sie andere verlässliche Quellen. Studieren Sie mit dem Wunsch, zu glauben, statt in der Hoffnung, am Gefüge eines Prophetenlebens einen Makel oder eine Unstimmigkeit in den heiligen Schriften zu finden. Nähren Sie nicht Ihre Zweifel, indem Sie sie wieder und wieder mit anderen Zweiflern durchkauen. Gestatten Sie dem Herrn, Sie auf Ihrer geistigen Entdeckungsreise an die Hand zu nehmen.

Drittens: Handeln Sie voll Glauben! Was würden Sie tun, wenn Sie mehr Glauben hätten? Denken Sie darüber nach. Schreiben Sie Ihre Gedanken auf. Erlangen Sie dann mehr Glauben, indem Sie etwas tun, was mehr Glauben erfordert.

Viertens: Empfangen Sie würdig heilige Handlungen! Heilige Handlungen lassen die Macht Gottes in Ihr Leben ein.12

Und fünftens: Bitten Sie den Vater im Himmel im Namen Jesu Christi um Hilfe!

Glaube kostet Arbeit. Offenbarung zu empfangen, kostet Arbeit. Aber „wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet“13. Gott weiß, was Ihren Glauben wachsen lassen wird. Bitten Sie, und bitten Sie danach erneut.

Ein Ungläubiger sagt vielleicht, dass Glaube etwas für die Schwachen sei. Bei dieser Behauptung wird jedoch die Macht des Glaubens übersehen. Hätten die Apostel des Erretters ihr Leben dafür aufs Spiel gesetzt, auch nach seinem Tod noch seine Lehre zu verkünden, wenn sie an ihm gezweifelt hätten?14 Hätten Joseph und Hyrum Smith den Märtyrertod erlitten, um die Wiederherstellung der Kirche des Herrn zu verteidigen, ohne ein sicheres Zeugnis zu haben, dass sie wahr ist? Hätten fast 2000 Heilige als Pioniere entlang des Weges ihr Leben gelassen,15 ohne den Glauben zu haben, dass das Evangelium Jesu Christi wiederhergestellt worden ist? Glaube ist fürwahr die Macht, die diejenigen, denen man es nicht zutraut, befähigt, das Unmögliche zu vollbringen.

Machen Sie den Glauben, den Sie bereits haben, nicht kleiner, als er ist. Es kostet Glauben, der Kirche beizutreten und treu zu bleiben. Es kostet Glauben, Propheten zu folgen statt irgendwelchen Koryphäen und der öffentlichen Meinung. Es kostet Glauben, während einer Pandemie eine Mission zu erfüllen. Es kostet Glauben, ein keusches Leben zu führen, während die Welt kreischt, dass Gottes Gesetz der Keuschheit nicht mehr zeitgemäß sei. Es kostet Glauben, Kinder in einer säkularen Welt das Evangelium zu lehren. Es kostet Glauben, um das Leben eines geliebten Menschen zu flehen, und sogar noch mehr Glauben, eine enttäuschende Antwort zu akzeptieren.

Vor zwei Jahren haben meine Frau und ich Samoa, Tonga, Fidschi und Tahiti besucht. Jeder dieser Inselstaaten war tagelang starken Regenfällen ausgesetzt gewesen. Die Mitglieder hatten dafür gefastet und gebetet, dass ihre Versammlungen im Freien vom Regen verschont bleiben mögen.

In Samoa, Fidschi und Tahiti hörte der Regen genau zu Beginn der Versammlungen auf. In Tonga jedoch hörte der Regen nicht auf. Und dennoch kamen 13.000 treue Heilige Stunden im Voraus, um einen Platz zu ergattern, ließen geduldig den unablässigen Wolkenbruch über sich ergehen und saßen dann äußerst feuchte zwei Stunden in der Versammlung.

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Mitglieder in Tonga im Regen

Unter all diesen Inselbewohnern sahen wir lebendigen Glauben am Werk – Glauben, groß genug, den Regen aufzuhalten, und Glauben, auszuharren, wenn der Regen nicht aufhörte.

Die Berge in unserem Leben rücken nicht immer so oder zu der Zeit weg, wie wir es uns wünschen. Aber unser Glaube wird uns immer vorantreiben. Glaube verbreitert immer unseren Zugang zu göttlicher Macht.

Ich möchte Ihnen versichern: Wenn auch alles sonst und jeder andere in dieser Welt, dem Sie vertrauen, scheitern sollten – Jesus Christus und seine Kirche werden Sie nie im Stich lassen. Der Herr schlummert nie, und er schläft nicht.16 Er ist derselbe „gestern, heute und [morgen]“17. Er wird sich nicht von seinen Bündnissen,18 seinen Verheißungen oder seiner Liebe zu seinem Volk abwenden. Er wirkt heute Wunder und wird es auch morgen tun.19

Glaube an Jesus Christus ist die größte Macht, die uns in diesem Leben zur Verfügung steht. Jemandem, der glaubt, ist alles möglich.20

Ihr wachsender Glaube an den Herrn wird Berge versetzen – nicht die Berge aus Fels, die die Erde verschönern, sondern die Berge aus Leid in Ihrem Leben. Ihr aufblühender Glaube wird Ihnen helfen, Herausforderungen in unvergleichliches Wachstum und noch nie da gewesene Chancen zu verwandeln.

An diesem Ostersonntag, erfüllt von tiefer Liebe und Dankbarkeit, bezeuge ich, dass Jesus Christus wahrhaftig auferstanden ist. Er ist auferstanden und führt seine Kirche. Er ist auferstanden und ist ein Segen im Leben aller Kinder Gottes, wo sie auch leben. Mit Glauben an ihn können wir die Berge in unserem Leben versetzen. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. In manchen Teilen der Welt tauschen die Menschen am Ostermorgen auf eine ganz besondere Weise Grüße aus. Der Grüßende sagt in der jeweiligen Landessprache: „Christus ist auferstanden!“ Der Gegrüßte erwidert darauf: „Wahrlich! Er ist auferstanden!“ Beispielsweise beginnt der Austausch von Ostergrüßen bei russischsprachigen Menschen mit den Worten: „Христос воскрес“ (Christus ist auferstanden)! Darauf wird entgegnet: „Воистину! воскрес!“ (Wahrlich! Er ist auferstanden!)

  2. Siehe Mosia 2:41

  3. Hebräer 11:6. In den Vorlesungen über den Glauben heißt es, dass Glaube „der erste und wichtigste Leitsatz ist, und er hat Macht, Herrschaft und Vollmacht über alles“ (Lectures on Faith, 1985, Seite 5).

  4. Siehe Matthäus 11:28-30; Alma 7:12,13; Ether 12:27

  5. Moroni 10:7; Hervorhebung hinzugefügt

  6. Alma 32:27; Hervorhebung hinzugefügt

  7. Matthäus 17:20; Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch Helaman 12:9,13

  8. Siehe Lehre und Bündnisse 78:17,18. Der Lohn dafür, dass man den natürlichen Menschen ablegt, besteht darin, dass man „durch das Sühnopfer Christi, des Herrn“, ein Heiliger wird (Mosia 3:19).

  9. Siehe 1 Nephi 7:12

  10. Siehe Mormon 9:19-21; Ether 12:30

  11. Siehe 2 Nephi 33:10,11

  12. Siehe Lehre und Bündnisse 84:20

  13. Matthäus 7:8

  14. Hätte Abinadi ohne die Macht des Glaubens den Feuertod erlitten für seine Weigerung, das zu verleugnen, was er als wahr erkannt hatte? (Siehe Mosia 17:7-20.) Hätte Ether sich ohne diese Macht in einer Felsenhöhle verborgen (siehe Ether 13:13,14) und hätte Moroni ohne sie Jahre der Einsamkeit ertragen (siehe Moroni 1:1-3), wenn doch ihr Leben weitaus angenehmer hätte sein können, hätten sie nur widerrufen, was sie glaubten?

  15. Siehe Melvin L. Bashore, H. Dennis Tolley und das BYU-Team für die Untersuchung der Sterblichkeit unter den Pionieren, „Mortality on the Mormon Trail“, 1847–1868, BYU Studies, 53. Jahrgang, Nr. 4, 2014, Seite 115

  16. Siehe Psalm 121:4

  17. Mormon 9:9

  18. Siehe Jesaja 54:10; 3 Nephi 22:10

  19. Siehe Mormon 9:10,11,15

  20. Siehe Markus 9:23