2000–2009
Eine gläubige Frau
Oktober 2002


Eine gläubige Frau

Eine gläubige Frau vertraut Gott. Sie weiß, dass Gott an ihr interessiert ist. Sie weiß, dass er sie kennt. Sie liebt seine Worte und labt sich am lebendigen Wasser.

Ich liebe den Herrn Jesus Christus und seine Kirche, die in unseren Tagen auf der Erde wiederhergestellt worden ist. Mir ist kostbar, was er in seinem heiligen Leben von frühester Kindheit an bis zu seiner Auferstehung als der Sohn Gottes gelehrt hat.

Beim Lesen in der Bibel konnte ich mir vorstellen, wie er heranwuchs und seine Weisheit zunahm und er Gefallen fand bei Gott und den Menschen.1 Ich las und war sozusagen mit dabei, als er Tote erweckte. Er heilte die Kranken, speiste die Fünftausend, brachte Trost und Hoffnung und zeigte, wie auf der Welt, die er erschaffen hatte, Frieden herrschen könne. Er vergab denen, die ihn verspotteten, folterten und kreuzigten – denn sie wussten nicht, was sie taten. Ich sah, wie viel göttliche Liebe und Sorge er auch dann für seine Mutter empfand, als er selbst äußerste Qualen litt. Er besiegte den Tod, damit auch wir das können. Er bereitete uns einen Platz im Himmel beim ewigen Vater. Er lehrte uns den Plan des Glücklichseins, vermittelte uns dessen Perspektive und die Hoffnung, dass wir entsprechend leben können. Sein Leben war das beste Beispiel dafür, was es bedeutet, zu opfern und zu dienen, um den Plan Gottes – seines Vaters – zu erfüllen.

Eine Heilige der Letzten Tage, die dem Beispiel Christi nacheifert, beginnt den Plan des himmlischen Vaters in die Tat umzusetzen. Dadurch kann sie die heutige Welt machtvoll zum Guten beeinflussen und die Herausforderungen des Erdenlebens bewältigen. Ich kenne solche Frauen, sie sind mir stets ein leuchtendes Vorbild. Eine Heilige der Letzten Tage, die Christus nachfolgt, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Christin. Sie ist gläubig, voll Gottvertrauen, zuversichtlich und furchtlos.

Eine gläubige Frau vertraut Gott und begegnet Widrigkeiten mit Hoffnung. Sie weiß, dass Gott an ihr interessiert ist. Sie weiß, dass er sie kennt. Sie liebt seine Worte und labt sich am lebendigen Wasser. Sie ist dankbar für den Propheten, den Gott für diese Letzten Tage gesandt hat, und sie vertraut dessen Rat und befolgt ihn, weil sie weiß, dass sie dadurch Sicherheit und Frieden findet. Sie betet, denn sie sucht nach der gütigen, beständigen Führung und Hilfe des himmlischen Vaters. Beim Beten hört sie auch zu, damit die Kommunikation in beide Richtungen funktioniert. Sie vertraut darauf, dass Gott sie still und leise an der Hand führt und auf ihre Gebete Antwort gibt.2

Eine gläubige Frau ist zuversichtlich, weil sie den Plan des himmlischen Vaters und ihre Aufgabe, nämlich segensreich zu wirken, versteht. Sie ist sich sicher, dass jedes Opfer, das sie bringt, im Hinblick auf die Ewigkeit seinen Wert hat. Sie weiß, was Opfern heißt, weil sie das Leben des Erretters kennt. Sie weiß, dass ihre Opfer vergleichsweise gering sind, aber sie weiß auch, dass der himmlische Vater versteht und schätzt, was sie zur Stärkung ihrer Familie und ihrer Umgebung unternimmt. Ihr Vertrauen wächst, denn sie ist tugendhaft, liebenswürdig und anmutig – und das geht über bloße Schönheit weit hinaus. Ihre Beweggründe sind rein. Sie ist liebevoll, freundlich und gütig. Das Herz ihres Mannes und ihrer Kinder vertraut auf sie.3 Ebenso vertrauen ihr die Kinder, Jugendlichen und Frauen, die zu unterweisen, führen und lieben sie berufen ist – sie fühlen sich wegen ihrer besonderen Ausstrahlung zu ihr hingezogen. Es ist das Abbild Gottes in ihrem Gesichtsausdruck, dasansprechend ist und hervorsticht.4 Sie ist überzeugt, dass sie einen rechtschaffenen Charakter entwickelt und rechtschaffen lebt, sodass sie in die Gegenwart ihres himmlischen Vaters eingeladen werden kann. Dies wird ihr auch gelingen, weil sie weiß, wohin sie gehört, dass er sie kennt und sie für immer und ewig liebt und schätzt.

Eine gläubige Frau ist furchtlos. Sie fürchtet kein Unheil, denn Gott ist bei ihr.5 In ihrem Leben gibt es keine Täuschung, keine Ungewissheit. Sie lebt diszipliniert, weil sie sich mit den Lehren des vollkommenen Lehrers, nämlich des Herrn, befasst. Sie ist allen, die sie kennen, ein gutes Vorbild. Sie ist gewiss nicht vollkommen, aber nicht weil ihre Grundsätze oder das Vorbild Christi unvollkommen wären, sondern weil sie ein Mensch ist. Sie hält sich von schlechten Einflüssen und von allem Unreinen fern, und wenn sich so etwas in ihren Lebensbereich einschleicht, ist sie wie eine Löwin, die ihre Jungen beschützt. So eine furchtlose und gläubige Frau besitzt den Mut, mit ihren Kindern über Handlungsweisen zu sprechen, die sie zerstören können. Ihre Kinder hören sie nicht nur über ihre Verpflichtung reden, sondern beobachten auch, wie sie Tag für Tag entsprechend lebt – wie sie sich kleidet, was sie liest und anschaut, wie sie ihre Freizeit verbringt, was sie mag und worübersie lacht, wer sich zu ihr hingezogen fühlt und wie sie sich allzeit und in allem verhält. Sie hat eine besondere Art – eine anziehende, erfrischende und positive Art. Unsere kleinen Mädchen und jungen Damen können auf ihr Beispiel vertrauen. Wir beten darum, dass auch sie furchtlos nach dem trachten, was erbaut, glücklich macht und anständig ist, und es fördern, denn sie sind unsere Zukunft.

Dem Himmel sei Dank für solch gläubige Frauen! Ein gläubige Frau liebt den Herrn. Sie möchte, dass er dies an ihrem Lebensstil, an ihren Worten, an dem Dienst, den sie seinen Kindern erweist, und an all ihren Taten erkennt. Sie weiß, dass er sie trotz ihrer Unvollkommenheiten liebt. Sie arbeitet daran, immer besser zu werden. Sie weiß, dass es, wie Präsident Hinckley gesagt hat, genügt, wenn sie ihr Bestes gibt.6

Eine gläubige Frau wird durch glaubenstreue Männer in ihrem Umfeld gesegnet – durch Männer, die das Priestertum Gottes tragen und es in Ehren halten: ihr Vater, ihr Bischof, ihr Mann, ihre Brüder, ihre Söhne. Sie schätzen sie und die Gaben, die sie von Gott mitbekommen hat. Sie verstehen, welch große Mission sie als Frau zu erfüllen hat, und sie ermutigen und unterstützen sie darin. Sie lieben sie und segnen sie. Und sie werden auf ihrem gemeinsamen Lebensweg ihrerseits durch diese gläubige Frau gesegnet. Sie wissen, dass zwei, wie es in der Schriftstelle heißt, „besser [sind] als einer allein. … Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf.“7

Ich möchte meine Dankbarkeit für die gläubigen Frauen und edlen Männer sowie meine geliebte Familie, die mich mein Leben lang aufgebaut und inspiriert haben, zum Ausdruck bringen. Sie waren mir ein besonders großer Segen in meinem Bemühen, dem heiligen Auftrag des Herrn als JD-Präsidentin nachzukommen.

Liebe Brüder und Schwestern, seien Sie versichert, dass ich Sie liebe und dass ich unserem Vater im Himmel und seinem geliebten Sohn, dem Herrn Jesus Christus, sehr dankbar bin. Ich will sie ehren und ihnen stets aus ganzem Herzen dienen. Für diesen Vorzug bin ich dankbar. Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Siehe Lukas 2:52.

  2. Siehe LuB 112:10.

  3. Siehe Sprichwörter 31:11.

  4. Siehe Alma 5:14.

  5. Siehe Psalm 23:4.

  6. Siehe „Die Frauen der Kirche“, Der Stern, Januar 1997, Seite 64ff.

  7. Kohelet 4:9,10.