2021
Antworten abwarten, ohne zu zweifeln
Januar 2021


Junge Erwachsene

Antworten abwarten, ohne zu zweifeln

Vom HerrnSegnungenzu erlangen,erfordert Ge-duld. Doch wiralle wissen,dass Wartennie Spaßmacht.

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photo of a woman holding her phone

Als ich noch klein war, hasste ich es, warten zu müssen, bis ein neuer Tag anbrach. Etliche Nächte warf ich mich vor Begeisterung und Ungeduld, was der nächste Tag wohl bringen mochte, im Bett hin und her. Ich schlief immer nur kurz ein und erwachte wieder, ging dann zum Fenster und seufzte enttäuscht, wenn es draußen noch dunkel war. Die Zeit, bis der Morgen heraufdämmerte, erschien mir endlos.

Manchmal ging ich mitten in der Nacht zu meinen Eltern hinüber und fragte sie nach der Uhrzeit. Sie versicherten mir dann jedes Mal, der Morgen werde ganz sicher kommen. Danach schlief ich besser.

Dieses Gefühl haben wir manchmal, wenn wir auf verheißene Segnungen warten. Wir sprechen aufrichtige Gebete, vertiefen uns in die heiligen Schriften und empfinden Gottes wohltuenden Zuspruch. Ändern sich unsere Lebensumstände dann aber nicht sofort und lassen Antworten oder Segnungen auf sich warten, fangen wir vielleicht zu zweifeln an, ob die erhoffte Wendung jemals eintritt.

Zweifel, ob sich Antworten einstellen

Die Erfahrung lehrt mich: Zweifel erwachsen oftmals daraus, dass wir auf äußere Umstände fixiert sind, anstatt unsere Aufmerksamkeit auf den Erretter und die Liebe zu richten, die er für uns empfindet.

Unsere Lebensumstände und die Verzweiflung darüber, dass eine Rechnung am Ende vielleicht doch nicht aufgeht, nehmen uns gänzlich gefangen. Dann sind wir blind dafür, dass der Erretter uns liebt und bei jedem Schritt, den wir vorankommen, mit uns ist. Das weiß auch der Satan und sät daher kleine Zweifel. Er will, dass wir in Frage stellen, wie sehr der Erretter uns liebt, welch ewigen Wert wir haben und wie viel wir dem Vater im Himmel bedeuten.

Warten, ohne zu zweifeln

Abwarten gehört zum Leben. Das Warten auf Antworten oder Segnungen vom Herrn oder auf die Erfüllung seiner Verheißungen kann manchmal schier unerträglich sein. Wir können jedoch einiges tun, um nicht dem Zweifel anheimzufallen, während wir auf eine Segnung warten:

Zum Einen können wir uns Zeiten in Erinnerung rufen, als uns tatsächlich Antworten oder Eingebungen zuteilwurden. Denkt daran, wie warm euch ums Herz war und welche Freude euch durchdrang, als eure Gedanken und Gefühle von innerem Frieden erfüllt waren. Diese Empfindungen und Antworten stammten von Gott. Wahrheiten und Verheißungen wie diese ändern sich nicht, nur weil sie bereits der Vergangenheit angehören. Wir können dem Rat eines Apostels folgen: „Bewahren Sie Ihre heiligen Erinnerungen. Glauben Sie an sie. Schreiben Sie sie auf. … Vertrauen Sie darauf, dass sie vom Vater im Himmel und seinem geliebten Sohn stammen. Schöpfen Sie aus ihnen Geduld, was Ihre Zweifel anbelangt, und Verständnis, was Ihre Schwierigkeiten anbelangt.“1 Wenn wir unser Augenmerk auf den Geist und auf das richten, wovon wir wissen, dass es wahr ist, dann stehen unsere Zweifel nicht mehr im Brennpunkt. Dann können wir die nötige Zuversicht erlangen, um voller Hoffnung voranzugehen.

Zum Zweiten müssen wir bedenken: Wer persönliche Offenbarung empfangen will, muss ungeachtet dessen, dass er nicht alles vollkommen weiß, mit gläubigem Auge vorangehen. Früher musste ich immer darauf warten, dass ein neuer Morgen heranbrach. In ähnlicher Weise kann auch uns bewusst werden, dass wir zwar auf die verheißenen Segnungen warten müssen, dass wir uns in der Zwischenzeit jedoch darauf vorbereiten können – dass es kleine Schritte zu tun gibt und wir uns Erkenntnis aneignen können. Auch in der Wartezeit können wir weiterlernen und uns bemühen, uns der Segnungen, die auf uns warten, würdig zu erweisen.

Zu guter Letzt können wir uns den Blickwinkel der Ewigkeit bewahren und bedenken, was Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel so schön ausgedrückt hat: „Manche Segnungen kommen bald, manche spät und manche gar erst im Himmel, aber sie kommen zu einem jeden, der das Evangelium Jesu Christi annimmt.“2 „Gott erwartet, dass Sie genügend Glauben und Entschlusskraft besitzen und ihm genügend vertrauen, um weiterzugehen, weiterzuleben und weiterhin Freude zu haben.“3 Genauso wie jeden Morgen die Sonne aufgeht, werden uns die Segnungen des Herrn immer zuteil. Nehmt nicht den nächsten Tag, sondern die Ewigkeit ins Visier.

Warten kann lehrreich sein

Wenn wir zweifeln, haben wir das Gefühl, uns in einem dunklen Raum zu befinden, wo das Licht des Himmels nicht zu sehen ist. Denken wir dann daran, dass der Erretter uns seine Arme immer entgegenstreckt und sehnsüchtig darauf wartet, dass wir uns ihm zuwenden. Er versichert uns, dass er uns liebt, so wie meine Eltern mich ihrer Liebe versichert haben, als ich befürchtete, der Morgen werde nie heranbrechen.

Auf verheißene Segnungen und Antworten zu warten, ist weniger mühsam, wenn wir den Erretter in den Mittelpunkt rücken. So wird das Warten zu einer wertvollen Zeit des Lernens und der Vorbereitung. Wir können lernen, uns nicht auf unseren eigenen Willen, sondern auf den Willen des Vaters im Himmel zu konzentrieren. Wir können die sichere Gewissheit erlangen, dass er uns liebt und jedes Mal zu uns durchdringt. Diese Gewissheit besiegt jeden Zweifel und jede Finsternis. So wie der nächste Morgen immerdar anbricht, erfüllen sich auch Gottes Verheißungen stets.

Anmerkungen

  1. Neil L. Andersen, „Geistig prägende Erinnerungen“, Liahona, Mai 2020, Seite 21

  2. Jeffrey R. Holland, „Ein Hoherpriester der künftigen Güter“, Liahona, Januar 2000, Seite 45

  3. Jeffrey R. Holland, „Terror, Triumph, and a Wedding Feast“, Ansprache anlässlich einer Andacht an der Brigham-Young-Universität, 12. September 2004, Seite 3, speeches.byu.edu