2021
Den Lebensabend genießen
Januar 2021


In Treue altern

Den Lebensabend genießen

Das Alter kann eine schöne Zeit des Fortschritts und des Wachstums sein.

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illustration of hands holding an apple

Bilder von Getty Images

Im „reiferen Alter“ merke ich, dass sich mein Leben verändert. Ich möchte mich zwar immer noch für meine Familie und die Kirche engagieren. Aber ich bin körperlich nicht mehr so fit wie früher. Ohnehin scheint sich alles recht gut zu entwickeln – mit mir, aber auch ohne mich.

Ich lerne jedoch gerade etwas dazu: Der Herbst des Lebens ist ganz und gar nicht schlecht. Gewiss, man hat so manche Wehwehchen und andere Probleme. Aber Altern ist Teil des Lebens, und dieses Kapitel birgt auch neue und lohnende Möglichkeiten. Ich finde es tröstlich, dass meine Familie mich liebt und meine Freunde mich mögen. Ich bin sicher, dass ich in der Kirche immer noch geschätzt werde. Doch am wichtigsten ist: Mehr denn je weiß ich, dass das Evangelium Jesu Christi wahr ist.

Veränderungen akzeptieren

Offensichtlich steht das Leben niemals still. Es ist dynamisch. Vielleicht wollen wir nicht, dass sich unsere Lebensumstände oder Beziehungen ändern, doch sie tun es. Die heiligen Schriften drücken das sehr poetisch aus:

„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:

eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen. …

Das alles hat [Gott] schön gemacht zu seiner Zeit.“ (Kohelet 3:1,2,11.)

Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt, wie es früher war. Die alten Zeiten zu vermissen ist ja kein Fehler. Doch wir können auch darauf vertrauen, dass es noch mehr zu lernen gibt, wenn wir den Weg zum Glück weiter verfolgen. Wie wir uns in späteren Jahren weiterentwickeln, wird maßgeblich davon bestimmt, wie wir uns auf Veränderungen einstellen und mit ihnen umgehen. Wenn wir Veränderungen akzeptieren, statt gegen sie anzukämpfen, werden wir frei, neue Gelegenheiten zu nutzen und Neues zu lernen.

Ich bemühe mich nach wie vor, Jesus Christus nachzufolgen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich ihm auf eine Weise näherkomme, die ich in jüngeren Jahren nicht kannte. Weil er selbst auf Erden wandelte, weiß Christus, wie es ist, wenn sich das Erdenleben dem Ende zuneigt (siehe Matthäus 16:21). Zwar können wir das nicht ganz verstehen, doch er weiß dank seines Sühnopfers genau, was wir konkret empfinden. Wir können ihn um Hilfe bitten, dass wir in der uns verbleibenden Zeit so werden, wie es seinem Willen für uns entspricht (siehe Moroni 7:48).

Weiterhin dienen

Unabhängig vom Alter können wir nach wie vor jeden Tag nach Gelegenheiten zum Dienst am Nächsten Ausschau halten und uns so auf den Dienst im Jenseits vorbereiten. Präsident George Albert Smith (1870–1951) sagte einst, dass „wir nicht hier sind, um unsere Lebenszeit zu vertrödeln, und dann in eine Sphäre des Erhöhtseins eingehen, sondern dass wir uns Tag für Tag vorbereiten müssen, um jenen Platz einnehmen zu können, von dem der Vater möchte, dass wir ihn im Jenseits einnehmen“1.

Diese „Vorbereitungen“ unterscheiden sich von dem, was wir in jüngeren Jahren gemacht haben. Ich erlebe mit, wie Jüngere in ihre Rolle hineinwachsen und Aufgaben übernehmen, die ich früher übernommen hatte. Meine Kinder haben ihren eigenen arbeitsreichen Alltag und ihre Herausforderungen mit den Kindern, und ich werde weniger gefragt. Doch wenn ich meinen Mitmenschen weiterhin auf jede mir mögliche Weise helfe, lerne ich gemäß Gottes Plan weiter dazu und entwickle mich weiter.

Segnungen und Fragen

Welche Segnungen gehen für Sie mit dem Älterwerden einher? Ich habe ein paar Segnungen aufgelistet, die mir aufgefallen sind. Außerdem habe ich ein paar Fragen für uns „Oldies“ aufgelistet, über die wir nachdenken sollten – aber eben nicht nur wir.

Ich gebe mein Zeugnis, dass jeder sich auf das Wichtigste konzentrieren kann, wenn er Jesus Christus auch im goldenen Herbst des Lebens nachfolgt.

Älter zu werden hat mir folgende Segnungen gebracht:

  • ein größeres Bewusstsein für die Vorgänge um mich herum

  • mehr Ruhe und Zeit zum Schriftstudium, zum Nachdenken und zum Beten

  • ein besseres Gespür für die Eingebungen des Geistes

  • gelegentliche Besuche der Kinder, die mir dann besonders viel bedeuten

  • wohlwollendere Gefühle anderen Menschen sowie Tieren gegenüber

  • Interesse an Familienforschung und Tempelarbeit

  • weniger Versuchungen, die Gebote zu missachten

Fragen Sie sich: Wie kann ich:

  • meiner Kirche und meiner Familie auf sinnvolle Weise dienen?

  • dem Vater im Himmel und Jesus Christus näherkommen?

  • positiven Einfluss auf andere ausüben?

  • makellos vor Gott dastehen, wenn ich ihn wiedersehe?

Anmerkung

  1. George Albert Smith, Frühjahrs-Generalkonferenz 1905; siehe auch The Teachings of George Albert Smith, Hg. Robert und Susan McIntosh, 1996, Seite 17