2010–2019
Den Namen Jesu Christi ehren
Herbst-Generalkonferenz 2019


Den Namen Jesu Christi ehren

Unserem Bund mit Gott verdanken wir unsere Identität und Zugehörigkeit, und daher werden wir mit dem Namen Jesu Christi gerufen

Wenn Eltern gespannt die Geburt eines Kindes erwarten, haben sie die Aufgabe, einen Namen für ihr Neugeborenes auszusuchen. Vielleicht haben Sie nach Ihrer Geburt einen Namen erhalten, der in Ihrer Familie seit Generationen weitergegeben wird. Oder vielleicht war der Name, den man Ihnen gegeben hat, in Ihrem Geburtsjahr oder in der Gegend, wo Sie geboren wurden, beliebt.

Der Prophet Helaman und seine Frau gaben ihren kleinen Söhnen Nephi und Lehi Namen, die in der Familie häufig vorkamen und bedeutsam waren. Helaman erklärte seinen Söhnen später:

„Ich habe euch die Namen unserer ersten Eltern gegeben[,] damit ihr an sie denkt, wenn ihr an euren Namen denkt; und wenn ihr an sie denkt, damit ihr an ihre Werke denkt[,] wie es gesprochen und auch geschrieben ist, dass sie gut waren.

Darum, meine Söhne, möchte ich, dass ihr das tut, was gut ist.“1

Nephis und Lehis Namen halfen ihnen, an die guten Werke ihrer Vorfahren zu denken, und spornten sie an, ebenfalls Gutes zu tun.

Schwestern, ganz gleich, wo wir leben, welche Sprache wir sprechen oder ob wir acht oder hundertacht Jahre alt sind: Wir alle haben einen besonderen Namen gemeinsam, der genau dasselbe bezweckt.

Denn wir alle, die wir „auf Christus getauft“ sind, haben „Christus (als Gewand) angelegt“, denn wir alle sind „‚einer‘ in Christus Jesus“2.

Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage haben wir durch die Taufe „zum ersten Mal unsere Bereitschaft bekunde[t], den Namen Christi auf uns [zu] nehmen“3. Mit diesem Bund haben wir versprochen, immer an ihn zu denken, seine Gebote zu halten und unserem Nächsten zu dienen. Unsere Bereitschaft, diesen Bund zu halten, wird an jedem Sabbat erneuert, wenn wir vom Abendmahl nehmen und uns erneut darüber freuen, wie gesegnet wir sind, dass wir „in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“4 dürfen.

Der Name, den wir bei unserer Geburt erhielten, spiegelt unsere individuelle Identität wider und schenkt uns Zugehörigkeit innerhalb unserer irdischen Familie. Aber als wir mit der Taufe „von neuem geboren“ wurden, verstanden wir noch besser, wer wir sind. „Wegen des Bundes, den ihr gemacht habt, werdet ihr die Kinder Christi genannt werden[;] denn siehe, … er [hat] euch geistig gezeugt; denn ihr sagt, euer Herz habe sich durch Glauben an seinen Namen gewandelt; darum seid ihr aus ihm geboren.“5

Unserem Bund mit Gott verdanken wir unsere Identität und Zugehörigkeit, und daher werden wir mit dem Namen Jesu Christi gerufen. Und es ist „kein anderer Name noch irgendein anderer Weg oder ein anderes Mittel gegeben[,] wodurch den Menschenkindern Errettung zuteilwerden kann, als nur im und durch den Namen Christi, des Herrn, des Allmächtigen“6.

Der Name Jesu war schon lange vor seiner Geburt bekannt. Ein Engel prophezeite König Benjamin: „Und er wird Jesus Christus heißen, der Sohn Gottes[;] und seine Mutter wird Maria heißen.“7 Sein Werk der erlösenden Liebe8 wurde Gottes Kindern außerdem bekanntgemacht, wann immer das Evangelium auf Erden war – von den Tagen Adams und Evas bis zur heutigen Zeit –, damit sie wissen können, „von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können“9.

Letztes Jahr bat Präsident Russell M. Nelson als Prophet die Schwestern, „die Zukunft mit[zu]gestalten, indem [s]ie mithelfen, das zerstreute Israel zu sammeln“. Er forderte uns auf, das Buch Mormon zu lesen und dabei „jeden Vers zu markieren, in dem es um den Erretter geht“. Er bat darum, dass wir „dann mit [unserer] Familie und mit Freunden ganz bewusst über Christus [sprechen, uns] über Christus [freuen] und … von Christus [predigen]“. Vielleicht können Sie allmählich die Früchte seiner Verheißung erkennen, nämlich: „Sie alle werden dem Erretter dadurch näherkommen. … Es wird sich etwas ändern, und sogar Wunder werden geschehen.“10

Unser Versprechen, immer an den Erretter zu denken, gibt uns Kraft, für Wahrheit und Rechtschaffenheit einzutreten – ob wir uns unter vielen Menschen befinden oder irgendwo ganz allein für uns sind, wo niemand außer Gott weiß, was wir tun. Wenn wir an Christus denken und an seinen Namen, den wir tragen, gibt es keinen Raum für Vergleiche, mit denen wir uns selbst herabsetzen, oder für überhebliches Urteilen. Mit dem Blick auf den Erretter sehen wir uns selbst als das, was wir wirklich sind: ein geliebtes Kind Gottes.

An das zu denken, was wir gelobt haben, bringt weltliche Sorgen zum Schweigen, verwandelt Selbstzweifel in Mut und schenkt in Zeiten der Prüfung Hoffnung.

Und wenn wir bei unserem Fortschritt auf dem Weg der Bündnisse stolpern und fallen, brauchen wir nur an den Namen Christi und an seine liebevolle Güte uns gegenüber zu denken. „Denn er hat alle Macht, alle Weisheit und alles Verständnis; er erfasst alles, und er ist ein barmherziges Wesen [gegenüber denen], die umkehren und an seinen Namen glauben.“11 Gewiss klingt für all diejenigen, die mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist danach streben, „besser zu handeln und besser zu sein“12, nichts schöner als der Name Jesu.

Präsident Nelson hat betont: „Die Zeiten, in denen man als Christ beschaulich und gemütlich leben konnte, sind vorbei. Ihre Religion besteht nicht darin, sich am Sonntag in der Kirche blicken zu lassen. Es geht darum, von Montagmorgen bis Sonntagabend … als wahrer Jünger Christi aufzutreten. Es gibt keine Teilzeit-Jünger des Herrn Jesus Christus.“13

Unsere Bereitschaft, den Namen Christi auf uns zu nehmen, ist mehr als eine formelle Übereinkunft. Sie ist weder ein passives Versprechen noch etwas von der Kirche Ersonnenes. Sie ist weder ein Übergangsritus noch ein Namensschild, das wir tragen. Sie ist auch kein Ausspruch, den wir einfach aufs Regal stellen oder an die Wand hängen. Der Name Christi ist etwas, was wir „(als Gewand) an[legen]“14, was uns ins Herz geschrieben und „[unserem] Gesichtsausdruck aufgeprägt ist“15.

Wir sollen an das Sühnopfer des Erretters denken, und zwar immer: durch unsere Gedanken und Taten und unseren Umgang mit anderen Menschen. Der Erretter kennt nicht bloß unseren Namen, sondern er denkt auch immer an uns. Er hat gesagt:

„Kann denn eine Frau ihren Säugling vergessen, dass sie kein Mitleid hätte mit dem Sohn ihres Leibes? Ja, sie mögen vergessen, doch werde ich dich nicht vergessen, o Haus Israel.

Siehe, ich habe dich auf die Flächen meiner Hände gezeichnet.“16

Präsident George Albert Smith hat gesagt: „Ehrt den Namen, den ihr tragt, denn eines Tages werdet ihr den Vorzug und die Pflicht haben[,] eurem Vater im Himmel zu berichten[,] was ihr mit [diesem] Namen getan habt.“17

So wie die Namen von Nephi und Lehi sorgfältig ausgesucht waren – kann man auch über uns sagen und niederschreiben, dass wir wahrhaftig Jünger des Herrn Jesus Christus sind? Ehren wir den Namen Jesu Christi, den wir bereitwillig auf uns genommen haben? Sind wir sowohl „Diener [als auch] Zeug[e]“18 seiner liebevollen Güte und erlösenden Macht?

Vor einiger Zeit hörte ich mir gerade das Buch Mormon an, als ich Nephi im letzten Kapitel von 2 Nephi etwas sagen hörte, was ich so vorher noch nie gelesen hatte. In seinen gesamten Aufzeichnungen spricht Nephi vom „Erlöser“, dem „Heiligen Israels“, dem „Lamm Gottes“ und dem „Messias“ und legt Zeugnis für ihn ab. Aber zum Schluss seines Berichts hörte ich ihn sagen: „Ich frohlocke in Klarheit; ich frohlocke in Wahrheit; ich frohlocke in meinem Jesus, denn er hat meine Seele von der Hölle erlöst.“19 Als ich dies hörte, empfand ich große Freude und musste mir die Stelle immer und immer wieder anhören. Ich erkannte diesen Vers und reagierte darauf – genauso, wie ich meinen eigenen Namen erkenne und darauf reagiere.

Der Herr hat gesagt: „Ja, gesegnet ist dieses Volk, das willens ist, meinen Namen zu tragen; denn mit meinem Namen wird man sie rufen; und sie sind mein.“20

Mögen wir als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage „freudig den Namen Christi auf [uns nehmen]“21, indem wir seinen Namen ehren, mit Liebe, Hingabe und guten Werken. Ich bezeuge, dass Christus „das Lamm Gottes [ist], ja, selbst [der] Sohn des ewigen Vaters“22. Im Namen von dessen heiligem Kind, Jesus Christus. Amen.