2010–2019
Freude am Verbreiten des Evangeliums
Herbst-Generalkonferenz 2019


Freude am Verbreiten des Evangeliums

Wir haben einen Vater im Himmel, der uns liebt und darauf wartet, dass wir uns ihm zuwenden, damit er uns und unsere Mitmenschen segnen kann

Eines meiner liebsten PV-Lieder beginnt mit diesen Worten:

Ich gehöre zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Ich weiß, wer ich bin,

kenn Gottes Plan.

Ich folge gläubig ihm.

Ja, ich glaube an Jesus Christus.1

Welch einfache und schöne Beschreibung der Wahrheiten, an die wir glauben!

Als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wissen wir, wer wir sind. Wir wissen, dass „Gott … der Vater unseres Geistes“ ist. Wir sind … seine Kinder. Er liebt uns. Bevor wir zur Erde gekommen sind, [haben wir bei ihm im Himmel gelebt].“

Wir kennen Gottes Plan. Wir waren dort bei ihm, als er ihn vorstellte. „Die Absicht Gottes – sein Werk und seine Herrlichkeit – besteht darin, uns in die Lage zu versetzen, dass wir alle Segnungen empfangen, derer auch er sich erfreut. Zu diesem Zweck hat er einen vollkommenen Plan aufgestellt. Bevor wir zur Erde gekommen sind, haben wir diesen Plan … des Glücklichseins, … der Erlösung oder … der Errettung [verstanden und angenommen].

Im Mittelpunkt dieses Planes steht Jesus Christus. Durch sein Sühnopfer hat er die Absicht des Vaters erfüllt. Er macht es möglich, dass jeder Mensch Unsterblichkeit und ewiges Leben erlangen kann. Der Satan (der Teufel) ist der Feind von Gottes Plan“ und war es von Anfang an.

„Die Entscheidungsfreiheit ist eine der größten Gaben, die Gott seinen Kindern gewährt hat. … Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir Jesus Christus nachfolgen oder dem Satan?“2

Das sind einfache Wahrheiten, die wir anderen erklären können.

Ich möchte Ihnen erzählen, wie meine Mutter einmal derart einfache Wahrheiten verbreitet hat, indem sie einfach offen für ein Gespräch war und eine passende Gelegenheit erkannte.

Vor vielen Jahren flog meine Mutter mit meinem Bruder nach Argentinien, um jemanden zu besuchen. Da sie noch nie besonders gern geflogen ist, bat sie einen meiner Söhne um einen Segen des Trostes und des Schutzes. Er fühlte sich gedrängt, seine Großmutter unter anderem mit besonderer Führung und Weisung durch den Heiligen Geist zu segnen, damit sie viele Menschen, die den Wunsch hatten, vom Evangelium zu erfahren, innerlich stärken und berühren könne.

Bild
Familie Pol

Am Flughafen von Salt Lake City trafen meine Mutter und mein Bruder ein siebenjähriges Mädchen, das mit seiner Familie von einem Skiurlaub nach Hause zurückkehrte. Die Eltern sahen, wie lange sich ihre Tochter mit meiner Mutter und meinem Bruder unterhielt, und beschlossen, sich dazuzugesellen. Sie stellten sich als Eduardo und Maria Susana Pol vor. Ihre Tochter hieß Giada. Wie von selbst entstand eine herzliche Verbindung zu dieser netten Familie.

Beide Familien freuten sich sehr, dass sie mit demselben Flugzeug nach Buenos Aires fliegen würden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs fiel meiner Mutter auf, dass die Pols bisher noch nie etwas von der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi gehört hatten.

Denn eine der ersten Fragen Susanas lautete: „Können Sie mir etwas über dieses schöne Museum mit der goldenen Statue obendrauf erzählen?“

Meine Mutter erklärte, das schöne Gebäude sei kein Museum, sondern ein Tempel des Herrn, wo wir Bündnisse mit Gott schließen, damit wir eines Tages zu ihm zurückkehren und bei ihm leben können. Susana gestand meiner Mutter, dass sie vor ihrer Reise nach Salt Lake City um ein geistig stärkendes Erlebnis gebetet hatte.

Während des Fluges gab meine Mutter ihr schlichtes, aber festes Zeugnis für das Evangelium und legte Susana ans Herz, in ihrer Heimatstadt die Missionare ausfindig zu machen. Susana fragte meine Mutter: „Wie kann ich sie denn finden?“

Meine Mutter entgegnete: „Sie können sie gar nicht verfehlen. Es sind entweder zwei junge Männer mit weißem Hemd und Krawatte oder zwei adrett gekleidete junge Frauen, und sie tragen immer ein Namensschild, auf dem auch ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage‘ steht.“

Die Familien tauschten Telefonnummern aus und verabschiedeten sich am Flughafen von Buenos Aires. Susana, die inzwischen eine gute Freundin von mir ist, hat mir oft erzählt, dass sie ganz traurig war, als sie sich am Flughafen von meiner Mutter trennen musste. Sie sagte: „Deine Mutter leuchtete förmlich. Ich kann es nicht erklären, aber sie strahlte etwas aus, was ich weiter um mich haben wollte.“

Kaum war Susana wieder in ihrer Heimatstadt, fuhr sie mit ihrer Tochter Giada zu ihrer eigenen Mutter, die nur ein paar Straßen von ihnen entfernt wohnte, um ihr zu erzählen, was sie erlebt hatten. Auf der Fahrt sah Susana zufällig zwei junge Männer die Straße entlanggehen, die so aussahen, wie meine Mutter es beschrieben hatte. Da hielt sie ihr Auto mitten auf der Straße an, stieg aus und fragte die beiden: „Sind Sie vielleicht von der Kirche Jesu Christi?“

Sie antworteten: „Ja.“

„Missionare?“, fragte sie.

Beide erwiderten: „Ja, das sind wir!“

Daraufhin meinte sie: „Bitte steigen Sie ein, ich nehme Sie mit nach Hause. Sie müssen mir einiges erklären.“

Bild
Familie Pol

Zwei Monate später ließ Maria Susana sich taufen. Ihre Tochter Giada ließ sich ebenfalls taufen, als sie neun wurde. Wir arbeiten noch an Eduardo. Aber wir haben ihn lieb, ganz gleich, was kommt.

Seit damals ist aus Susana eine der besten Missionarinnen geworden, die ich je getroffen habe. Sie ist wie die Söhne Mosias und bringt viele Seelen zu Christus.

In einem unserer Gespräche fragte ich sie: „Was ist dein Geheimnis? Wie erzählst du anderen vom Evangelium?“

Sie erklärte mir: „Es ist ganz einfach. Jeden Tag, bevor ich das Haus verlasse, bete ich und bitte den Vater im Himmel, mich zu jemandem zu führen, der das Evangelium in seinem Leben braucht. Manchmal nehme ich ein Buch Mormon oder Infokärtchen von den Missionaren mit, und wenn ich mit jemandem ins Gespräch komme, frage ich ihn einfach, ob er schon mal etwas von der Kirche gehört hat.“

Susana erklärte auch: „Manchmal lächle ich einfach nur, während ich auf den Zug warte. Eines Tages sah mich ein Mann an und fragte: ‚Weshalb lächeln Sie?‘ Auf diese Frage war ich gar nicht vorbereitet.

Ich entgegnete: ‚Ich lächle, weil ich glücklich bin!‘

Er fragte weiter: ‚Und worüber sind Sie so glücklich?‘

Ich antwortete: ‚Ich bin Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, und das macht mich glücklich. Haben Sie schon von dieser Kirche gehört?‘“

Als er verneinte, gab sie ihm ein Infokärtchen und lud ihn für den folgenden Sonntag zum Gottesdienst in die Kirche ein. An diesem Sonntag begrüßte sie ihn dann an der Tür.

Präsident Dallin H. Oaks hat erklärt:

„Es gibt dreierlei, was jedes Mitglied tun kann, um bei der Verbreitung des Evangeliums mitzuhelfen. …

Erstens: Wir alle können um den Wunsch beten, bei diesem unerlässlichen Teil des Erlösungswerks mitzuhelfen. …

Zweitens: Wir können … die Gebote halten. … Treue Mitglieder [haben] stets den Geist des Herrn bei sich. … Dieser führt sie, wenn sie in diesem großen Werk mitwirken und das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi verbreiten wollen.

Drittens: Wir können um Inspiration beten, was wir … tun können, um anderen das Evangelium zu bringen[, und uns] beim Beten innerlich [verpflichten], der Inspiration, die [wir] bekommen, zu folgen.“3

Brüder, Schwestern, Kinder und Jugendliche, können wir wie meine Freundin Susana sein und anderen vom Evangelium erzählen? Können wir einen Freund einladen, der nicht unserem Glauben angehört, mit uns am Sonntag in die Kirche zu kommen? Oder können wir vielleicht einem Verwandten oder Freund ein Buch Mormon geben? Können wir anderen helfen, ihre Vorfahren auf FamilySearch zu finden, oder anderen erzählen, was wir unter der Woche gelernt haben, als wir uns mit dem Leitfaden Komm und folge mir nach! befasst haben? Können wir mehr wie unser Erretter Jesus Christus sein und mit anderen über das sprechen, was Freude in unser Leben bringt? Die Antwort auf all diese Fragen lautet natürlich Ja! Wir können das schaffen!

In den heiligen Schriften lesen wir, dass die Mitglieder der Kirche Jesu Christi ausgesandt sind, „in seinem Weingarten für die Errettung der Menschenseelen zu arbeiten“ (Lehre und Bündnisse 138:56). „Zu diesem Erlösungswerk gehören die Missionsarbeit der Mitglieder, die Aktiverhaltung der Bekehrten, die Aktivierung der weniger aktiven Mitglieder, Tempelarbeit und Familienforschung sowie das Lehren des Evangeliums.“4

Meine lieben Freunde, der Herr braucht uns bei der Sammlung Israels. Im Buch Lehre und Bündnisse hat er gesagt: „Sorgt euch auch nicht im Voraus, was ihr sagen sollt; sondern häuft in eurem Sinn beständig die Worte des Lebens auf wie einen Schatz, dann wird euch zur selben Stunde das Maß eingegeben werden, das einem jeden zugemessen werden soll.“5

Zudem hat der Herr uns verheißen:

„Und wenn es so ist, dass ihr alle eure Tage arbeitet, um dieses Volk zur Umkehr zu rufen, und auch nur eine einzige Seele zu mir führt, wie groß wird eure Freude mit ihr im Reich meines Vaters sein!

Und nun, wenn eure Freude schon groß sein wird mit einer Seele, die ihr zu mir ins Reich meines Vaters geführt habt, wie groß wird eure Freude sein, wenn ihr viele Seelen zu mir führt!“6

Das PV-Lied, das ich eingangs erwähnte, endet mit dieser tiefgründigen Aussage:

Ja, ich glaube an Jesus Christus,

gebe ihm alle Ehr.

Ich tu, was ist recht.

Ich folg seinem Licht,

verkünde seine Lehr.7

Ich bezeuge, dass diese Worte wahr sind und dass wir einen Vater im Himmel haben, der uns liebt und darauf wartet, dass wir uns ihm zuwenden, damit er uns und unsere Mitmenschen segnen kann. Mögen wir den Wunsch haben, unsere Brüder und Schwestern zu Christus zu bringen. Darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.