2014
Nur das Wann ist ungewiss
Juni 2014


Bis aufs Wiedersehen

Nur das Wann ist ungewiss

Die Verfasserin lebt in British Columbia in Kanada.

Wir wussten, dass wir nach der Hand des Herrn Ausschau halten konnten, da es nicht darum ging, ob er eingreifen werde, sondern nur wann.

Mein Mann erkrankte ganz plötzlich. Eines Morgens mähte er den Rasen, und kurz darauf ging es ihm sehr schlecht. Am nächsten Tag wurde er an lebenserhaltende Apparate angeschlossen. Auf dem Weg von der Notaufnahme zum Operationssaal bemerkte einer der Ärzte, es sei unsicher, ob man ihn retten könne.

Da die Krankheit, die er sich zugezogen hatte, sehr selten war, hatte er nur eine geringe Chance zu überleben. Ich konnte es überhaupt nicht fassen, wie drastisch sich plötzlich alles verändert hatte, und war völlig verzweifelt.

Glücklicherweise überstand Pierre die erste Operation und wurde in die Intensivstation verlegt. Vor uns lag ein langer Weg, aber mit jeder Stunde verbesserten sich seine Chancen. Am Morgen nach der ersten Operation sprach die erste von vielen Krankenschwestern mit mir. Sie sprach davon, wann Pierre für den nächsten Schritt der Behandlung bereit sei. Ich sann über die Bedeutung des Wortes „wann“ nach. In dem Wort wann steckte so viel mehr Hoffnung als in dem Wort ob – da klangen Zuversicht und Erwartung heraus. Ich dankte ihr, dass sie das Wort „wann“ verwendet hatte, und sie lächelte verständnisvoll.

Pierre empfing viele Priestertumssegen, die uns Mut machten. Wir wussten, dass wir nach der Hand des Herrn Ausschau halten konnten, da es nicht darum ging, ob er eingreifen werde, sondern nur wann. Jedes Mal, wenn Pierres Zustand sehr bedenklich wurde, rief ich ihm die Segen in Erinnerung und sagte ihm, dass wir auf den Herrn vertrauen mussten. Es war eine heilige Erfahrung, und jeder Tag war ein Geschenk.

Die Hoffnung auf das Wann schenkte uns Zuversicht. Nach 18 Tagen nahm die Sache aber eine schreckliche Wendung. Während der siebten Operation stellten die Ärzte fest, dass sich die Krankheit zu weit ausgebreitet hatte. Mit Tränen in den Augen und sehr bekümmert brachten sie mir bei, dass Pierre die Nacht nicht überleben werde.

Ich durfte an der Seite meines lieben Mannes sein, als er durch den Schleier ging. Ein weiterer Segen war, dass sein einziges lebendes Kind, ein Sohn aus erster Ehe, seinem Vater am Telefon noch sagen konnte, wie sehr er ihn liebte. Pierre verstarb friedlich.

Wochen später, als ich an seinem Grab stand, trösteten mich diese Worte aus Mosia 2:41: „Ihr [solltet] den gesegneten und glücklichen Zustand derjenigen betrachten, die die Gebote Gottes halten. Denn siehe, … wenn sie bis ans Ende getreulich aushalten, werden sie in den Himmel aufgenommen, sodass sie dadurch mit Gott in einem Zustand nie endenden Glücks weilen.“ (Hervorhebung hinzugefügt.)

Pierre und ich hatten uns klar dafür entschieden, dass dieses Wenn für uns keine Frage sein sollte. Wir wussten, dass wir wieder vereint sein werden, wenn wir unsere Bündnisse treu einhalten – und nur das Wann ist ungewiss. Wir vertrauen auf Gottes Plan, auf die ewige Familie und das ewige Leben. In dem Wort wann steckt die Kraft, die uns weiter antreibt.

Er ist auferstanden, Gemälde von Del Parson