2014
Die Mitglieder in Italien
Juni 2014


Die Mitglieder in Italien

Sollten Sie einmal nach Italien reisen, könnten Sie an einer Abendmahlsversammlung mit italienischen Mitgliedern teilnehmen. Es gibt dort nämlich etwa hundert Gemeinden und Zweige. In Genua könnten Sie auf dem Weg zur Kirche durch verwinkelte Gassen in der Stadtmitte und über den Piazza De Ferrari spazieren, bis Sie schließlich zu den Versammlungsräumen im ersten Stock eines Bürogebäudes gelangen. In Rom ist es nicht schwer, an einer Versammlung teilzunehmen, da sich in verschiedenen Stadtteilen drei Gemeindehäuser der Kirche befinden. Falls Sie sich in der Nähe von LʼAquila aufhalten, könnten Sie das schöne neue Gemeindehaus in der Via Avezzano besuchen. Das alte Gemeindehaus wurde 2009 bei einem Erdbeben zerstört.

Doch ganz gleich, welche Gemeinde Sie auch besuchen – wenn Sie in der Kapelle Platz nehmen und mit den italienischen Mitgliedern das Anfangslied singen, verspüren Sie deren Glauben. Sie leben in einem von den Traditionen einer anderen Religion durchdrungenen Land, in dem die Mormonen fast gänzlich unbekannt sind. Über die Hälfte der 25.000 Mitglieder in Italien haben sich erst nach 1985 taufen lassen. Das bedeutet, dass Sie in den Versammlungen wahrscheinlich neben einem Mitglied sitzen, das sich zur Kirche bekehrt hat. Wenn Sie danach fragen, wie derjenige zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gefunden hat, hören Sie vielleicht eine Geschichte, die den folgenden ähnelt. Hier berichten drei treue italienische Mitglieder von ihren Erlebnissen und geben Zeugnis.

Paola Fava aus Genua

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Paola Fava

Paola Fava gehört seit zehn Jahren der Kirche an. Sie kommt aus Genua, der schönen Hafenstadt an der Nordwestküste Italiens, die als Geburtsort von Christoph Kolumbus und für die traditionelle italienische Delikatesse Pesto bekannt ist. Paolas Mann starb im Jahr 2009. Sie hat einen kleinen Hund namens Bak, hilft rege in der Kirche mit und erforscht ihre Familiengeschichte. Das ist ihre Bekehrungsgeschichte:

Vor einigen Jahren lernte ich ein Mädchen kennen, das in der Londoner Filiale derselben Firma arbeitete, bei der ich beschäftigt war. Sie leistete hervorragende Arbeit und war ein sehr angenehmer Mensch. Ich wusste nicht, dass sie Mormonin war. Viele Jahre lang hielten wir Briefkontakt. Sie erwähnte oft, dass sie viel in ihrer Kirche zu tun habe, aber ich konnte mir nie vorstellen, was sie damit meinte. Eines Tages schrieb sie mir, dass sie sich für Verstorbene taufen lasse, und das machte mich neugierig.

Nach einigen Jahren besuchte ich sie in England. Während ich dort war, saßen wir eines Tages gemütlich auf dem Rasen und sie fragte mich, ob ich mich ein bisschen mit ihr über Gott unterhalten wolle. „Wie merkwürdig“, dachte ich bei mir, aber ich willigte ein. Sie fragte mich: „Wusstest du, dass ein Junge in Amerika Goldplatten gefunden hat, auf denen von amerikanischen Ureinwohnern berichtet wird, denen Jesus Christus erschienen ist?“ Sie erzählte mir, dieser Junge habe auch den Auftrag erhalten, die ursprüngliche Kirche Jesu Christi wiederherzustellen. Dies habe er trotz vieler Schwierigkeiten auch getan.

Ich war von dem, was sie mir erzählte, tief berührt. Ich hatte das Gefühl, dass das alles stimmte. Und am Abend entdeckte ich ein Buch Mormon auf meinem Nachttisch. Aber ich wollte mich damals nicht mit einer anderen Kirche auseinandersetzen, obwohl ich in geistiger Hinsicht unausgeglichen war.

Eines Tages schrieb sie mir, dass ihr Mann sich der Kirche angeschlossen habe und sie so glücklich seien wie nie zuvor. „Also gut, ich muss diese Kirche kennenlernen“, sagte ich mir. Ich rief beim Missionsbüro an und vereinbarte einen Termin mit den Missionarinnen.

Nachdem ich alle Lektionen durchgenommen hatte, ließ ich mich taufen. Ich vergoss viele Tränen und verspürte eine unermessliche Freude. Und ich habe unzählige Segnungen empfangen. Meine Bekehrung verdanke ich der Geduld und Beharrlichkeit einer guten Freundin. Sie war davon überzeugt, dass ihre Botschaft mir tief ins Herz dringen werde. Mein Leben hat sich sehr verändert. Ich bin endlich glücklich mit meinem Glauben und weiß, wer ich bin, woher ich komme und vor allem wohin ich gelangen möchte.

Valentina Aranda aus Rom

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Valentina Aranda

Valentina Aranda, 33, ist dankbar, dass sie schon immer im selben Viertel von Rom gelebt hat, in einer Stadt, die auf der ganzen Welt wegen ihrer Geschichte und der Kunst geschätzt wird. Ihre Familie kommt aus verschiedenen Regionen Italiens, wodurch ihr Leben durch vielerlei Traditionen bereichert wird. Sie war im Marketing tätig und hatte eine aussichtsreiche Karriere vor sich, die sie jedoch aufgab, um ganz für ihre beiden Töchter da zu sein. Sie erzählt, wie sie sich mit 21 Jahren bekehrte:

Alles fing mit dem Buch Mormon an, das ich im Bücherregal meiner Freundin stehen sah. Das Buch weckte meine Neugier. Ich fühlte mich dazu hingezogen. Eines Tages holte ich es aus dem Regal und fing an, darin zu lesen – aber ich konnte nichts damit anfangen. Das sagte ich der Mutter meiner Freundin, und sie riet mir, ich solle beten, ehe ich darin las.

Am nächsten Abend betete ich und las noch einmal den Anfang des Buches. Diesmal schien es ein ganz anderes Buch zu sein als am Vortag, und ich verspürte etwas, was ich noch nie gespürt hatte. Ich erzählte meiner Freundin davon und kündigte an, ich wolle gern mit ihrer Familie am nächsten Sonntag zur Kirche gehen.

Als ich im Gemeindehaus ankam, fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Es fand eine Fast- und Zeugnisversammlung statt, und ich verspürte den Einfluss des Heiligen Geistes sehr stark. Diesen Sonntag werde ich nie vergessen. Am selben Morgen lernte ich auch die Missionare kennen, die mir schließlich halfen, die Wahrheit kennenzulernen. Sie waren für mich wie zwei Engel, und wir sind auch heute noch miteinander befreundet.

Doch mein Glaube daran, dass Joseph Smith ein Prophet war, war das stärkste und unerschütterlichste Zeugnis, das ich erhielt. Ich wusste sofort, dass er ein Prophet Gottes war und dass ihm eine große Aufgabe anvertraut worden war. Nachdem die Missionare mit mir über die Wiederherstellung der Kirche gesprochen hatten, beschloss ich, mich taufen zu lassen. Fünf Wochen nachdem ich zum ersten Mal zur Kirche gegangen war, stieg ich ins Wasser der Taufe. Es war eine große Freude!

Durch die Kirche wurde mir ein neues Leben geschenkt. Ich bin froh über meine Entscheidung und bereue sie nicht. Ich bin an meinen Mann und meine Töchter gesiegelt. Ich habe neue Freunde, die Wahrheit, die heiligen Schriften, den Tempel und Knie, die sich nun gerne zum Gebet beugen.

Ich freue mich schon sehr auf den Tempel hier in Rom. Ich weiß, dass er mir und vielen Brüdern und Schwestern, die darauf warten, großen Segen bringen wird.

Angelo Melone aus L’Aquila

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Angelo Melone

Angelo Melone lebt mit seiner Familie in LʼAquila, einer im Mittelalter gegründeten Kleinstadt mitten in Italien. Er leitet den Bereich Betrugsbekämpfung beim Zollamt in LʼAquila und hat viel Freude an seiner Arbeit. Am allerwichtigsten ist ihm jedoch seine Familie. Seine Frau Elizabete stammt aus Brasilien. Sie haben zwei Töchter: Naomi, 11, und Michela Alessandra, 19. Er ließ sich mit 18 Jahren taufen.

Jedes Mal, wenn ich an meine Bekehrung denke, danke ich dem Herrn, dass er mich zu den Missionaren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage geführt hat.

Ich bin in Ortona dei Marsi geboren und aufgewachsen, einem kleinen Dorf in der Nähe des Nationalparks Abruzzen in der Provinz LʼAquila. Als ich 18 war, lernte meine Schwester die Missionare kennen. Sie studierte damals Medizin an der Universität von Chieti und wohnte in Pescara, wo es einen Zweig der Kirche gibt. Nachdem sie die Missionarslektionen durchgenommen hatte, beschloss sie, sich taufen zu lassen.

Da ich meine Schwester gelegentlich besuchte, lernte ich ebenfalls die Missionare kennen. Ich war jedoch eigensinnig und versuchte, anhand der Bibel zu beweisen, dass die Lehre der Kirche falsch sei. Ich las fast alle Veröffentlichungen der Kirche, schaffte es aber nicht, Widersprüche darin zu entdecken. Stattdessen erfuhr ich alles über die Wiederherstellung und die wunderbare erste Vision. Ich erfuhr auch, was ein Zeugnis ist, und hatte den Wunsch, selbst eines zu empfangen.

An einem Sonntag erklärte ich dem Zweigpräsidenten in Pescara, dass ich mich nie werde taufen lassen. Doch tief in mir wusste ich, dass sich etwas veränderte. In dieser Woche schlug ich das Buch Mormon auf und mein Blick fiel auf eine Liste mit Fragen, die auf der Umschlaginnenseite aufgeklebt war. Ich hielt inne bei der Frage: „Wie kann ich Glauben entwickeln?“ Auf der Liste war angegeben, man könne die Antwort darauf in Alma 32 finden, wo das Wort Gottes mit einem Samenkorn verglichen wird.

Als ich das Kapitel las, wurde mir klar, dass ich meine Einstellung ändern musste, wenn ich ein Zeugnis erhalten wollte. Mein Herz war wie ein Stück Boden, auf dem das Unkraut gejätet werden musste. Ich musste all meine Vorbehalte und falschen Vorstellungen der Kirche gegenüber ablegen. Dann konnte ich den Versuch machen. Ich wollte das Samenkorn in mein Herz pflanzen. Ich kniete nieder und betete, um herauszufinden, ob die Kirche wiederhergestellt worden sei und ob das Buch Mormon wirklich aus der Wiederherstellung hervorgegangen sei. Der Geist, den ich verspürte, ließ mich wissen, dass die Kirche Jesu Christi wieder auf Erden war. Ich ließ mich am 10. August 1978 taufen.

Die darauf folgenden Jahre waren abenteuerlich. Ich musste zehn Kilometer zu Fuß zurücklegen und etwa drei Stunden mit dem Zug fahren, um zur Kirche zu gehen. Aber es war jede Mühe wert! Dieses kleine Opfer brachte mir große Freude und viele Segnungen: 1990 heiratete ich Elizabete im São-Paulo-Tempel und später kamen unsere beiden wundervollen Töchter zur Welt, Michela und Naomi.