2006
Ein fester Entschluss
Juni 2006


Von Freund zu Freund

Ein fester Entschluss

„Wählt euch heute, Gott, dem Herrn, zu dienen, der euch gemacht hat.“ (Mose 6:33.)

Nach einem Interview, das Melvin Leavitt von den Zeitschriften der Kirche mit Elder E. Israel Pérez geführt hat, der von 1997 bis 2005 Gebiets-Siebziger war.

Meine Eltern und meine drei älteren Brüder ließen sich in Quetzaltenango in Guatemala taufen, als ich gerade erst sechs Jahre alt war. Ich bin dankbar, dass sie die Weisheit und den Mut hatten, die Wahrheit anzunehmen. Meine Eltern und ganz hervorragende PV-Lehrer brachten mir die ewigen Grundsätze des Evangeliums bei. Ich habe Liebe für den Vater im Himmel und seinen Sohn, Jesus Christus, entwickelt. Außerdem habe ich gelernt, dass der Vater im Himmel uns immer segnet, wenn wir gehorsam sind.

Als ich zum ersten Mal eine kurze Ansprache halten sollte, machte ich mir Sorgen. Ich konnte nämlich den Buchstaben R nicht ganz richtig aussprechen. Ich fragte mich: „Wie soll ich das nur machen?“ Meine Mutter sagte: „Gott wird dich segnen und alles wird gut werden.“ Genau das ist geschehen und ich hatte danach nie wieder Probleme mit diesem Buchstaben.

Mit acht Jahren ließ ich mich taufen und trug dabei geborgte weiße Hosen. Sie waren zu lang, aber meine Mutter krempelte sie unten um und nähte das dann mit ein paar Stichen fest. Das funktionierte gut – bis die Hose nass wurde. Als ich aus dem Wasser kam, konnte das Nähgarn den nun schweren, nassen Stoff nicht mehr halten. Ich stolperte und fiel auf die Knie. Sofort musste ich daran denken, dass das eine gute Erinnerung daran ist, immer niederzuknien und bei allem um die Hilfe des Vaters im Himmel zu beten.

Als ich Diakon wurde, hatte ich das Gefühl, ich solle ein paar wichtige Entscheidungen für mein Leben treffen. Ich nahm mir vor, niemals Alkohol zu trinken, keine einzige Zigarette zu rauchen und immer gehorsam zu sein.

Als ich 16 war, war ich einmal mit ein paar Freunden aus der Kirche in einem Restaurant. Da kam ein Mann herein, der einen von uns kannte. Er sagte: „Ich will euch alle auf ein Glas Wein einladen, hier und jetzt.“

Ich weiß noch, wie ich aufstand und sagte: „Niemand von uns wird Alkohol trinken. Und wenn Sie welchen trinken wollen, tun Sie das bitte woanders.“

Dieser Mann war Anfang 20 und viel größer als ich. Er war sehr stark und er wurde zornig. Er kam mit einem Glas Wein auf mich zu und meinte: „Das werde ich dir jetzt einflößen!“

Ich sagte: „Versuchen Sie es gar nicht erst. Das kann üble Folgen haben.“ Er versuchte, nach mir zu greifen und mir den Wein einzuflößen. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass der Mann auf dem Boden lag. Ich war wirklich nicht stark genug, mich gegen diesen Mann zu verteidigen, aber der Vater im Himmel gab mir das, was mir fehlte.

Viele Jahre später, da war ich schon verheiratet, hatte Kinder und war ein Geschäftsmann, war ich zu einem Essen mit dem Präsidenten der Republik Guatemala eingeladen. In dem Raum waren auch noch viele andere Gäste. Als der Präsident eintrat, schenkten die Kellner uns Champagner ein, damit jeder sein Glas erheben könne. Aber ich hielt meine Hand über das Glas. Der Präsident fragte: „Herr Pérez, wollen Sie das Glas nicht auf mich erheben?“

Ich antwortete: „Präsident, wenn Sie mich darum bitten, wünsche ich Ihnen gern allen Erfolg in der Regierung. Wenn Sie mich aber bitten, Alkohol zu trinken, so muss ich das ablehnen. Ich bin Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Wenn das ein Problem darstellt, kann ich sofort wieder gehen.“

Er sagte: „Nein, nein.“ Sie tranken ihren Champagner und wir setzten uns. Etwas später meinte der Präsident: „Erzählen Sie mir doch etwas über Ihre Kirche!“ Und das tat ich.

Es ist ganz egal, wo wir sind oder mit wem wir zusammen sind – wir können immer zu unseren Grundsätzen stehen. Wenn wir ein für allemal einen festen Entschluss fassen, müssen wir nicht erst überlegen, „Was mache ich denn jetzt?“ oder „Was mache ich nicht?“, wenn so eine Situation eintritt. Die Entscheidung ist ja schon getroffen.

Wir sind niemals allein. Auch wenn der Vater im Himmel so unendlich viel erschaffen hat, weiß er doch, dass du und ich leben. Er kennt unser Herz. Er kennt unsere Gedanken. Er hat uns seinen vollkommenen Plan des Glücklichseins gegeben, weil er uns liebt. Er versucht immer einen Weg zu finden, wie er uns segnen kann.